Auf dem Weihnachtsmarkt

Weihnachten rückt näher, die Zeit Geschenke zu finden wird knapper – was kann man dagegen tun in Südfrankreich? Ganz einfach: Auf den Weihnachtsmarkt gehen. Das ist zumindest laut einem französischen Bekannten dessen Zweck – auf dem Weihnachtsmarkt kauft man Geschenke. Während bei mir der deutsche Weihnachtsmarkt eher für Glühwein, Lebkuchen und Weihnachtsschmuck steht, ist in meiner französischen Stadt das Sortiment doch leicht anders und man könnte tatsächlich ein Weihnachtsgeschenk finden.

Auch hierzulande gibt es Glühwein, jedoch in Plastikbechern. Selbstverständlich werden regionale kulinarische Spezialitäten verkauft wie getrocknete Salamivarianten, verschiedenste Käsesorten, regionale Spezialitäten in Konserven und natürlich darunter auch die berühmte „Foie gras“. Statt

Bratwürste gibt es „Aligot“ oder „Tartiflette“. Aligot ist eine Art Käse-Kartoffelmasse mit Knoblauch, die sich beim essen durch den Käsegehalt schön mit der Gabel ziehen lässt. Tartiflette besteht aus Kartoffelscheiben, mit Speck und Käse dazu. Beides sind sehr deftige Gerichte, die aber bestens zu kälteren Temperaturen passen. Den süßen Ausgleich gibt es mit französischen Lebkuchen, der jedoch geschmacklich und von der Zusammensetzung nicht so viel mit den klassischen Nürnberger Lebkuchen zu tun hat. Es fehlen vor allem der große Nuss – und Zitronatanteil. Daneben gibt es noch Nougat und Crêpes zu kaufen.

Nur ein einziger Stand verkauft Krippenfiguren und von sonstigen Weihnachtsschmuck fehlt auch jede Spur. Das ist aber ganz normal, wenn man bedenkt, dass es den Weihnachtsmarkt hier erst seit 13 Jahren gibt. Dafür kann man hier schöne Lederwaren, Dekoartikel aus Glas oder Holz, originelle Schreibgeräte, Taschen aus Indien, Kirschkernkissen, Spielzeug aus Holz oder auch Schmuck kaufen.

Auch der in Deutschland obligatorische Weihnachtsbaum fehlt, von einer Krippe ganz abgesehen – stattdessen ist in der Mitte des Platzes ein überdimensionaler „Pere – Noel“ aus LED-Lichtern platziert, vor dem dann tatsächlich auch ab und an Chöre Weihnachtslieder singen.

Ganz anders sieht es in Nordfrankreich aus, vor allem im Elsass, da hier die Weihnachtstraditionen auch mitbegründet wurden – sei es, dass der erste Christbaum in Selestat stand oder ein Straßburger Glasbläser in Ermangelung von Äpfeln die ersten Glaskugeln für den Weihnachtsbaum geschaffen hat. Auch der Adventskranz ist hier in Südfrankreich unbekannt, sowie die Tradition des Adventskalenders. Zwar kann man für Kinder auch hier Adventskalender kaufen, aber es scheint mir weniger üblich zu sein als in Deutschland.

 

Gelesen und für gut befunden: 30.11.2012

Weil ich gerade nur zwischen drin meinen Feedreader leerlese hier eine größtenteils unkommentierte Linkliste der besten Blogeinträge, die ich in den letzten paar Tagen gelesen habe. Alles wundervolle Geschichten und interessante Gedanken, versprochen.

Anke Gröner bloggt über ihr Studenten-Dasein: November-Journal, 22. November 2012 und Hans Memlings Devotions- und Ehepaardiptychen. Das tut sie mit so viel Begeisterung, dass man sofort in München Kunstgeschichte und Musikwissenschaften studieren möchte. Oder einfach nur so begeisterungsfähig zu sein wünscht.

Nebenher arbeitet sie auch noch: Audi-Fahrhilfen: Maria Kühn, Gerd Schönfelder, Vico Merklein

Antje Schrupp setzt sich mit der Frage auseinander, ob und in welcher Form es historische Frauenforschung braucht oder ob die Suche nach “großen Frauen” feministischen Ansätzen entgegen steht. Brauchen wir “große” Frauen?

Außerdem legt sie recht deutlich dar, warum man nicht einfach so bei Facebook aussteigen sollte und warum Facebook von so vielen Menschen benutzt wird: Euer Facebook gejammere nervt!

Herr Buddenbohm schreibt über:

63 Stück pro Person – oder wie viele manti braucht es um glücklich zu werden? Katharina Seiser tut das was sie am Besten kann: Voll Begeisterung über Essen zu schreiben.

Novemberregen über die Frage, wer den bitte in einer modernen Familie der Haushaltsvorstand sein soll.

Isabel Bogdan bewundert Menschen, die begeisterungsfähig sind: yeah, yeah, yeah!

Gelesen und für gut befunden: 27.11.2012

Arbeitgeber wollen Elternzeit kräftig kürzen (Spon) Dieses hin und her mit der Elternzeit ist doch lächerlich. Wenn alle etwas weniger dogmatisch diskutieren könnten, würden wir vielleicht feststellen, dass Pluralität der Lösungen eine gute Idee ist.

Im Kontrast dazu steht diese österreichische Initiative: Papa-Monat: Erst einen Finger (DieStandard.at)

Text für meine demente Großmutter (textkrieg). Ziemlich berührend.

40 KILO FREMDSCHÄMEN (ein Fremdwörterbuch). Wunderbare Geschichte darüber, wie peinlich es für die Jugendliche ist, wenn ihre türkische Großfamilie mit massenhaft Übergepäck an Lebensmitteln nach Deutschland fliegt. Und mit großartiger Pointe.

Du bist ja ein ganz kleines Mädchen (faz) In der genannten “Pickup”Szene, setzen Männer gezielte emotionale Manipulation ein, ausschließlich um Frauen ins Bett zu kriegen. Lieber kein Kommentar dazu.

Geschlechtergipfel der Grünen. Irgendwann fällt der nur halb ironische Satz: “Heiraten ist für Frauen tendenziell gefährlich”.

Das Nuf beschreibt noch so einen Fall, in dem weniger Dogmatismus die bessere Lösung wäre: Homöopathie, der Teufel – Schulmedizin, der Teufel.

KITAPLATZBETRUG? DR. MUTTI LOGGT SICH EIN Dr. Mutti kommentiert die ZDF “log in”-Sendung zur Kita-Betreuung.

Die Antwort Jarzombeks auf die Frage, wie er denn gerne seine eigenen Kinder betreuen lassen würde: “Das würde die Mutter entscheiden.” Aha, mit solchem Kinderkram gibt man sich also in der eigenen Familie gar nicht ab! Das darf die Frau entscheiden! Nur in der Bundespolitik mag Herr Jarzombek mit darüber bestimmen, wie, wo und wieviele Kinder betreut werden. Mein Vorschlag an dieser Stelle: Bitte überlassen Sie das doch auch gleich Ihrer Frau.

Rebecca Watson ist Skeptikerin und Feministin. Und muss leider feststellen, dass die männlich dominierte Szene der Skeptiker viel sexistischer ist, als es eigentlich zu einer Szene passt, die sich für rational und kritisch hält. It Stands to Reason, Skeptics Can Be Sexist Too.

Wie man einen Baum pflanzt – Journalismus und Wahrheit (Sascha Rheker)

Der Tag, an dem Deutschland den Euro verlässt (zeitonline): Ein Gedankenspiel darüber, was passiert, wenn Deutschland den Euro verließe. Alle ähnlichen Artikel, die ich dazu bisher gelesen habe, kommen übrigens zum gleichen Schluss: Für Deutschland wäre es wirtschaftlich die dümmste Idee überhaupt, aus der Eurozone auszutreten.

 

ICH WILL DOCH NUR LESEN! Anne Schüssler ist es egal auf welchem Medium sie liest. Hauptsache sie kommt schnell und günstig an möglichst viel Lesestoff – und muss sich nicht ständig fragen, was sie mit den ganzen Büchern machen soll.

Piraten: w/m (strohlehm):

Die Grenzen der Verständigung zwischen Männern und Frauen liegen beim Mann. Kaum etwas läßt sich in dieser Gesellschaft ohne Frauen entwickeln & das was ohne sie entwickelt werden kann, ist meistens unwichtig. Oder anders herum: Das was Männer ohne Frauen zuwege bringen, lässt sich weltweit als kleine, mittlere & große Katastrophen beobachten.

Und zum Abschluss mal wieder Herr Buddenbohm, der Superlative in Rezensionen für übertrieben hält und für ein ehrliches “gut” plädiert: RUNTER VOM WEIHRAUCHTRIP.

 

Dresden – Stadtspaziergang

Dresden – Bahnhof Neustadt

Angekommen bin ich in Dresden zunächst am Bahnhof in der Neustadt. Und selten habe ich eine dermaßen schöne, gut restaurierte Bahnhofshalle gesehen! Dass der Bahnhof gerade zum Irrgartenlauf zwingt, weil er komplett renoviert wird, kann man darüber zum Glück etwas vergessen.

Mein Ausblick bereits aus dem Zug sah so aus:

Dresden – Panorama

Bei solchem Wetter und so einem Panorama muss man die Stadt einfach schön finden!

Die erste “Sehenswürdigkeit” die mir auffiel war die ehemalige Zigarettenfabrik Yenidze. Deren Aussehen hat mich zunächst schwer verwirrt: Als sich das Rätsel dann aufklärte war ich dann allerdings fast enttäuscht über soviel Profanität.

Dresden – Zigarettenfabrik Yenidze

Diese ziemlich coole Installation erinnert an die große Flut. Nicht nur in Dresden.

Dresden – Elbe

Von der Augustusbrücke aus läuft man zunächst zwangsweise aufs imposante Schloss zu.

Dresden – Schloss

Dresden – Fürstenzug

Es folgt die Frauenkirche, an der meiner Meinung nach, das authentischste die davor stehende Lutherstatue ist. Aber ich hege auch eine ausgesprochene Abneigung gegen die Dresdner Frauenkirche: Weit bekannt war sie das einzige, was ich bei einem einstündigen Dresdenaufenthalt von der Stadt angesehen habe – leider habe ich mich selten in einem Gebäude so unwohl gefühlt. Überlaufen, zu laut und völlig ohne die beruhigende Aura einer Kirche.

Dresden – Luther

Wenig echt sind allerdings auch die Neubauten um die Frauenkirche herum: Im zweiten Weltkrieg völlig zerstört wurden sie so geschickt neu wieder aufgebaut, dass unbedarfte Augen sie für historisch halten können.

Dresden – Stadtkulisse 1

Dresden – Stadtkulisse 2

Nach einer Runde über die Brühlschen Terrassen kommt man schließlich an der Semperoper vorbei zum Zwinger.

Dresden – Semperoper

Dieser ist bei dem sonnigen Wetter voller Menschen und wirklich, wirklich schön.

Dresden – Zwinger 1

Dresden – Zwinger 2

Dresden – Zwinger 3

Ich bedanke mich noch einmal für die nette Begleitung!

 

Dresden – Im Netzwerk der Moderne

In der Dresdner Kunsthalle im Lipiusbau gibt es noch bis zum 6. Januar 2013 eine sehr sehenswerte Ausstellung zu einem Kind der Stadt: Will Grohmann war Dresdner und Kunstkritiker. Die Liste der Künstler, mit denen er bekannt und befreundet war ist lang und illuster.

Geschickt nutzt die Ausstellung dies zu ihren Gunsten. Klee, Kandinsky, Kesting und viele andere Künstler des 20. Jahrhunderts bilden ganz buchstäblich den Rahmen der Ausstellung. In der großen, indirekt beleuchteten, grau gestrichenen Halle sind ihre Werke das erste, was der Besucher sieht. Grohmann selbst verschwindet so scheinbar.

Denn zuerst gibt es für den Besucher die Ausgestellten Werke zu entdecken. Dank des deutschen Urheberrechts fehlen hier im Blog jedoch  all die schönen Bilder, die ich mir gerne nicht nur mit Titel sondern auch in Farbe gemerkt hätte:

  • Feiningers “Allee” und “Sieg der Sloop ‘Maria'”
  • Bill: “Halbe Kugel um zwei Achsen” und “Unbegrenzt und begrenzt”
  • Kandinsky: “Einige Kreise” und “Fröhlicher Aufstieg”
  • Geiger: “wjasma”
  • May: “Das Freiburger Bild”
  • Moholy-Nagy: “Komposition”
  • Klee: “Sonnenuntergang”
  • Brech: “Nr V cis-moll” (Videoinstallation)

Einen kleinen Eindruck der Ausstellung kann man auf der Homepage der Staatlichen Kunstsammlung Dresden bekommen. Dort gibt es nicht nur eine Seite zur Ausstellung, sondern auch eine sehr interessante Seite auf der alle Objekte der Staatlichen Kunstsammlungen photographiert und katalogisiert sind. Im Video zur Ausstellung wird auch sichtbar, wie gut der Grauton der Wände die Bilder zum leuchten bringt.

Der Kunstkritiker Will Grohmann bleibt wie gesagt uf den ersten Blick zunächst unsichtbar. Tatsächlich befindet er sich aber ganz wörtlich im Zentrum der Ausstellung. Dort gibt es eine große Multimedia-Insel, auf der Fotos, Videos, Tonauszüge von und über Will Grohmann ebenso zu finden sind, wie Bücher und der Ausstellungskatalog. Allerdings: Die meisten Besucher interessieren sich tatsächlich viel mehr für die ausgestellten Kunstwerke und weniger für die Dokumente zu Will Grohmann. Dies mag unter anderem auch daran liegen, dass die genutzte Software es nicht ermöglicht, in den Ton- und Videodateien zu spulen und weniger intuitiv ist, als wünschenswert wäre.

 

Gelesen und für gut befunden: 21.11.2012

Heute mal wieder Links, lange genug ist es ja auch schon wieder her.

Tiger, Kater und ein Leopard (faz): Ein Bericht über Irland, der irgendwie Lust macht mal nach Irland zu fahren.

Herr Buddenbohm hat eine Welle der Stadtbeschreibungen ausgelöst. Dabei wolle er doch nur den Rest von Hamburg kennenlernen. Die beiden folgenden Artikel haben es aus mir nicht bewussten, vermutlich völlig willkürlichen Gründen jetzt ins Blog geschafft. Bei Herrn Buddenbohm und Frau Bogdan kann man aber noch jede Menge weiterer lohnenswerter Artikel finden.

Stephen Fry über klassische Musik

Novemberregen schildert die (für Aussenstehende) amüsante Auseinandersetzung im Callcentermarathon. Außerdem lustig: Wie man auch Schiffeversenken spielen kann.

Antje Schrupp über Definitionsmacht

Das interessante Wort ist natürlich das „Dummerweise“, denn es macht sehr schön die „Positionierung“ des Autors dieses Artikels deutlich: Er identifiziert sich in der ganzen Geschichte mit dem fotografierenden Voyeur, und nicht etwa mit dem Mädchen oder dessen Eltern und Freundinnen.

Diese selbstverständliche Einnahme der Perspektive eines erwachsenen, weißen, gesunden Mannes beim Erzählen gesellschaftlicher Geschichten ist ein Überbleibsel unserer patriarchalen Kultur, die diese Sorte Mensch zur Norm erklärt hat, an der alle anderen gemessen werden müssen. Normalerweise ist diese Positionierung unsichtbar, denn heutzutage – wo das Patriarchat zu Ende ist – wird diese Norm des „alten weißen Mannes“ nicht mehr offensiv vertreten.

Sie haben die Schulden – wir den Profit (zeit): Sind Schulden nötig für das Wirtschaftssystem oder nicht? Dieser Artikel sagt ja. Mir fehlte aber die ganze Zeit irgendwie wenigstens der Versuch eine andere Perspektive einzunehmen. Andererseits bin ich natürlich aus guten Gründen keine Ökonomin.

Did climate change cause Hurricane Sandy? The answer depends on why you’re asking (boingboing.net)

Nachträge zum Refugee Camp:

400.000 Senioren können Altenheim nicht mehr zahlen (spon)

 

Auf einem französischen Wochenmarkt

In einer größeren französischen Stadt auf den Wochenmarkt zu gehen regt unweigerlich sämtliche Kochfantasien an. Denn in Gegensatz zu Deutschland gibt es viele Gemüsesorten und Produkte, die hierzulande als Delikatessen gelten, bei Saison vergleichsweise günstig zu kaufen.

Dabei denke ich beispielsweise an Esskastanien, Artischocken oder verschiedene Muschelarten. Es gibt seit November auf meinem Wochenmarkt Stände, die nur Meeresfrüchte und Fisch verkaufen: Jakobsmuscheln, Meeresschnecken, Garnelen, kleine Krabben, Austern verschiedener Regionen und Fisch in allen Variationen. Ebenfalls nur im Herbst präsent: Stände, die nur Pilze verkaufen, von denen ich bisher noch gar nicht wusste, dass sie existieren. Natürlich gibt es Steinpilze, Pfifferlinge und Maronenröhrlinge, aber auch violettfarbene Pilze, die ich bisher noch nie auf einem Markt gesehen habe.

Man kann auch frische Petersilie kaufen und nicht zu vergessen: frische Minze, für den Tee und manche orientalischen Gerichte unabdingbar. Streift der Blick über das Gemüse, so fallen einem einige Gemüsesorten auf, die man bisher so noch nicht gesehen hat. Was ich beispielsweise zunächst für Schwarzwurzel gehalten habe, war in Wahrheit schwarzer Rettich. Ebenso ungewöhnlich erscheinen die weißen Rüben, die eine apfelgroße runde Form mit violettem Ansatz haben. Im Sommer gibt es häufig auch kugelrunde Zucchini im Gegensatz zum länglichen Pendant.

Lässt man die Obst- und Gemüsestände hinter sich, kommt man zu den Metzgerständen. Und auch hier spielen regionale Unterschiede eine Rolle: Es gibt viel Rind, Hase und Hühnerfleisch, aber wenig Schweinefleisch im Angebot. Das findet man wiederum verarbeitet in guten luftgetrockneten salami-artigen Würsten. Für ein schnelles Mittagessen kann man auch Brathähnchen kaufen, mit viel Knoblauch und Liebe gemacht.

Für einen guten Abschluss einer Mahlzeit fehlt jetzt noch der Käse, den es selbstverständlich auch in allen Varianten zu kaufen gibt. Erstaunlich für mich ist, dass es viel mehr Ziegenkäse gibt, der traditionellerweise schon so verschimmelt aussieht, dass man meint, man könne ihn nicht mehr essen – dabei ist er genau so erst richtig gut.

Dresden – Erich Kästner Museum

Wunderschönes Herbstwetter und ein letztes Wochenende vorlesungsfreie Zeit, irgendwas Besonderes muss man da doch machen?! Und zum großen Glück gibt es Verwandtschaft, die in schönen Städten wohnt und die man besuchen kann. Dresden it is.

Außer einem Stadtspaziergang, bei dem man all die tollen nicht ganz so historischen, aber umso bekannteren Sehenswürdigkeiten Dresdens besichtigt, lädt die Stadt vor allem dazu ein Museen zu besichtigen. Denn in Dresden gibt es unglaublich viele spannende Museen aller Art.

Doch eines stand von vornherein fest: Das Erich Kästner Museum ist ein Muss für mich. Immerhin konnte ich die schwarz-weiß Verfilmung von Das doppelte Lottchen mal mitsprechen und habe beinahe alle Bücher von Kästner gelesen.

Das Besondere am Erich Kästner Museum ist das Museumskonzept: Es ist ein Micromuseum. Das bedeutet, dass sich die gesamte Ausstellung in einem einzigen Raum befindet. Auf sehr geringer Fläche, können so sehr viele Informationen untergebracht werden. In einer Reihe von Stelen befinden sich viele Schubladen und Fächer, in denen Dokumente zu Kästner entdeckt werden können.

Sortiert sind diese quer durch alle Stelen nach vier Farbkonzepten:

  • grün: Kästner in Sachsen
  • rot: Kästner als “Außenseiter”
  • gelb: Kästner und Kinder
  • blau: Kästner und Medien

Hinzu kommen zwei “Kästen”, die je eine Sonderausstellung zu einem anderen Thema darstellen.

Als Besucher kann man so eine große Sammlung von Zitaten von und über Kästner, Berichten, Büchern und anderen Dokumenten entdecken. In einer Multimedia-Station können darüber hinaus auch noch Verfilmungen, Hörspiele und anderes Audiomaterial gehört und gesehen werden. Leider wird das Entdecken jedoch schnell anstrengend. Zum einen gibt es im Museum eigentlich keine Möglichkeit sich hinzusetzen und in aller Ruhe zu lesen und zu schmökern. Zum anderen sind lesen und schmökern eigentlich das einzige, was man im Museum tun kann. Es gibt nur wenig zu er-fassen und darüber hinaus muss man sich das Museum noch nicht einmal erlaufen. Und gerade wenn mehrere Besuchergruppen da sind, bekommt die Museumserfahrung etwas Statisches, obwohl das Konzept des Museums dies eigentlich verhindern sollte. Denn schon mit nur zehn Besuchern, sind alle Stelen belegt, muss man Rücksicht nehmen und kann nicht mehr frei den bunten Fäden des Museums folgen. Möchte man nämlich nicht völlig zusammenhangloses Wissen über Kästner erfahren, ist es sinnvoll sich die Dokumente nach einem der vorgegebenen Themen zu erlesen. Innerhalb der Säulen selbst gibt es nämlich keinerlei thematische Ordnung. Hinzu kommt, dass man zum Lesen die gesamte Zeit über Stehen muss. Eine Haltung, die die wenigsten Menschen zum Lesen einnehmen und die deshalb so ungewohnt ist, dass sie völlig von der Vertiefung ins Material abhält.

Begeistert hat mich aber der Museumsshop: Beinahe jedes Buch Kästners und beinahe jede Aufnahme oder Verfilmung seines Werkes, die im Museum selbst zu finden ist, kann dort auch gekauft werden. Beeindruckend!

Trotz meiner Kritik möchte ich aber eigentlich sagen: Der Besuch im Museum lohnt sich. Denn selbst wenn man sich schon intensiv mit Kästner beschäftigt hat: Hier findet man auf jeden Fall weiteres Wissen über ihn.

Preise, Öffnungszeiten und mehr Infos zum Museumskonzept finden sich auf der Homepage des Museums. Dort kann man auch Bilder vom Museum sehen, denn leider ist dort nicht erlaubt zu photographieren.

Gelesen und für gut befunden: 12.11.2012

Wir beide stimmen und Woher hätte ich wissen sollen ergeben zwei Seiten einer wunderschön geschriebenen Liebesgeschichte von kreuzundquerbeet.

Die Suche nach dem perfekten BH bestimmt scheinbar einen großen Teil meines Internetgeleses. Ein Artikel, woran Frau erkennt, dass sie den richtigen BH an hat: The Bra Matrix. Einer der sich damit beschäftigt, warum Pushups der größte Mist für das Bindegewebe der Brust sind: Evil Pushups and Good Pushups. Und einer, der zeigt, wie der richtige BH die eigene Figur stützt: Get rid of armpit rolls in 5 seconds a day. (Alle Artikel von Venusian Glow)

Herr Rau beschäftigt sich damit, wie Schule Schüler/innen dazu bringt, ellenlange Schachtelsätze zu schreiben. Und stellt sich dann die Frage, wie das wieder rückgängig gemacht werden kann: Lange Sätze in der Schule, und Satzzeichen zweiter Klasse.

Über die Grammatik in der amerikanischen Gebärdensprache: Why Do Sign Language Interpreters Look So Animated? (mentalfloss).

Kati Kürsch stellt die Frage, ob nicht mal wer was ändern kann an unserem System, das nur noch auf Leistungsdruck aufgebaut ist: Gejammer auf hohem Niveau. Und Herr jawl antwortet, dass er sich diese Frage auch irgendwie stellt: Irgendein Gejammer auf irgendeinem Niveau.

Carolin Emcke schreibt in der Zeit einen Artikel über die Frage, warum Homosexuelle eigentlich alles dürfen in unserer Gesellschaft, aber bloß auf keinen Fall heiraten: Ich bin es leid.

Frau Herzbruch schildert ihre Perspektive einer Vorlesung. Und das ist die der Dozentin. Sehr spannend für Studentinnen, wie mich, die immer gerne wüssten was im Kopf der Dozentin grade vorgeht: Wenn ich nicht Mutti bin.

Wie ein Besuch in National Trust Museen in Großbritannien auch aussehen kann: Wimpole Hall and the buggy disinfection unit.

Mehr Infos zu Flüchtlingen im Allgemeinen und dem Refugeecamp im besonderen:

Kscheib ist gerade in China und bloggt darüber. Spannend.

Auftakt zur Katastrophe. Die NZZ analysiert die Balkankriege als Zündschnur zum Pulverfass Europa.

Von wegen zu dick! (der Freitag): Dicksein alleine macht noch lange nicht krank und ungesund. (Wie man auch weiß, wenn man Anke Gröners Nudeldicke Deern gelesen hat.)

Die sprachlose Partei (Sprengsatz) Mal wieder was über die Piraten.

“Sie nehmen doch nicht jeden” (Tagesspiegel): Peer Steinbrück kann ja immer noch im Textilgewerbe anfangen, wenn das mit der Kanzlerkandidatur nicht klappt.