Tag Archives: Sexismus

Gelesen: #aufschrei

Angefangen hat alles mit dem Bericht über Rainer Brüderles sexistisches Verhalten. Dann begannen @vonhorst und @marthadear auf Twitter unter dem Hashtag #aufschrei über Erlebnisse mit sexueller Gewalt und Sexismus zu twittern. Damit lösten sie auf Twitter eine Welle aus, die den gesamten Freitag über quasi alle anderen Themen aus meiner Timeline verdrängte. Denn es zeigte sich sehr schnell: Eigentlich jede* konnte in irgendeiner Form zumindest von sexistischen Erlebnissen aus ihrem Alltag berichten. Es gab keine Verhaltensweise, die nicht in irgendeinem Fall doch Sexismus hervorgerufen hätte.

Meine Linksammlung zeigt nur die Reaktionen in meinem Teil des Internets. Dort aber, gibt es ein großes Bedürfnis nach einer Debatte über Sexismus, die hoffentlich gesellschaftliche Veränderungen nach sich zieht. Denn während uns Frauen immer wieder klar gemacht wird, dass wir eigentlich alles erreichen können, wenn wir nur wollen. Bekommen wir gleichzeitig immer wieder diese andere Botschaft: Wenn ihr euch nicht selbst in Gefahr bringen wollt, dann müsst ihr euch so und so verhalten. Damit wird völlig verdrängt, dass an sexistischem Verhalten nur diejenigen etwas ändern können, die sich sexistisch verhalten – und dass es kein richtiges Verhalten gibt, um sexueller Gewalt zu entgehen. Ich denke, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem zu mehr Gleichberechtigung nicht mehr fehlt, dass wir Mädchen* und Frauen* mehr Freiheit versprechen. Wir müssen Jungen* und Männern* klar machen, dass sie sich nicht sexistisch verhalten sollen und dass sie diejenigen sind, die andere Jungen* und Männer* davon abhalten müssen, sich sexistisch zu verhalten. Wir sollten Männern* klar machen, dass Frauen* keine Objekte sind. Und uns als Frauen* immer wieder vor Augen halten, dass die große Mehrheit der Männer* ganz normal und anständig ist und nicht Feinde sondern im Idealfall Verbündete darstellen. Denn die meisten Menschen in unserer Gesellschaft möchten eigentlich eine gerechtere und gleichberechtigtere Welt für alle.

Ganz viele weitere Texte zum Thema:

Aufschreien gegen Sexismus ist eine Seite, die Erlebnisse von Sexismus oder sexueller Gewalt sammelt.

#aufschrei Tumblr mit den Tweets zum Hashtag #aufschrei.

Danke #aufschrei (Journelle) Gute Zusammenfassung dessen, was auf Twitter passiert ist.

NICHT WISSEN, WAS MAN SCHREIBEN SOLL (Anne Schüssler)

Aufschreien gelt

ICH HAB KEINE WORTE MEHR, DIE MEINEN FRUST, MEINE ABSCHEU UND MEINE VERZWEIFLUNG AKKURAT WIEDER GEBEN KÖNNTEN. (Mina)

Wir brauchen eine Debatte über Sexismus. Wir müssen das Tabu endlich loswerden.

Normal ist das nicht! (Kleiner 3)

Wir haben uns so an sexuelle Übergriffe jeglicher Art im Alltag gewöhnt, dass wir manchmal vergessen, uns dagegen zu wehren.

Ohne Worte. Ein #aufschrei (Little Jamie)

Allgemeine Reflektionen:

#Aufschrei – Es geht nicht um mich (Kaltmamsell)

Ich selbst habe diese Formen der Frauenfeindlichkeit so gut wie nie erlebt. Mich lässt man auf der Straße in Ruhe, im Beruf traf ich bislang auf noch nichts Schlimmeres als gedankenlose Verwunderung, dass ich ranghöher als eine Sekretärin bin.

Doch, und das ist essenziell: Dass bedeutet weder, dass es diese Frauenfeindlichkeit gar nicht gibt, noch dass die Frauen, die damit Probleme haben, selbst daran schuld sind. Es geht nicht um mich.

 

#aufschrei (dieliebenessy)

Was am erstaunlichsten an dieser ganzen Sache ist, ist, dass offensichtlich jede Frau mindestens fünf Begebenheiten erzählen kann.

MEIN SPÄTER AUFSCHREI (Dr. Mutti)

Ich bin nicht die einzige, die seit gestern morgen ganz unvorbereitet in den Twitter-Aufschrei und damit in einen Nachdenkensprozess geraten ist. Freitag morgen lese ich die ersten 140-Zeichen-Texte mit persönlichen Erfahrungen von Frauen mit sexueller Gewalt in mehr oder minder drastischer Form. Die Masse ist verstörend. Meine erste Reaktion darauf ist irgendwo zwischen verhalten, irritiert und ein bisschen ablehnend.

#Aufgewacht (Johannes Mirus)

Ich möchte an die­ser Stelle die Sicht eines hete­ro­se­xu­el­len Man­nes dar­stel­len, der die #Auf­schreiDis­kus­sion von Anfang an mit­ver­folgt, aber die Trag­weite kom­plett unter­schätzt hat.

Der Pro­zess, den ich gerade durch­laufe, lässt sich ein wenig an die Trau­er­pha­sen nach Verena Kast anleh­nen, wobei auch das nur ein wei­te­rer hilf­lo­ser Ver­such von mir ist, das Unmög­li­che in eine Struk­tur zu pres­sen, mit der ich arbei­ten kann.

Von Lämmern und Löwinnen (serotonic)

Seitdem ich Frau bin, hadere ich mit dem Feminismus. Denn der Feminismus, der sagte mir, dass ich unterdrückt werde, dass ich ein Leben in vorauseilender Unterordnung führe, und dass ich gefälligst aufbegehren müsse gegen den bösen Mann – während ich frei, ungebeugten Rückens und erhobenen Hauptes durchs Leben schritt. Kurz: Obwohl ich mich als Frau nie benachteiligt gefühlt habe, drängte mich der Feminismus mit seinen verkopften Extrempositionen in eine Opferrolle, die ich nicht mit meinem Selbstbild vereinbaren konnte. Daher freue ich mich sehr über die aktuelle Sexismusdebatte, die nicht auf Prinzipien reitet, sondern den Alltag vieler einzelner Frauen ungefiltert greifbar macht.

Macht es! (Nathalies Regungen)

Eine halbe Nacht und einen halben Tag war ich fassungslos, ärgerlich, traurig, schockiert, überrascht, dann langsam irritiert, skeptisch bzgl. meiner Timeline, bzgl. des Hashtags #aufschrei.

Gedanken zum Umgang mit Sexismus und sexueller Gewalt:

#Aufschrei: Wogegen ich mich wehre? „Wehrt Euch“ (hanhaiwen)

Lasst es einfach, Opfern von Übergriffen noch zu sagen, sie hätten etwas falsch gemacht.

Sagt ihnen nicht, dass sie sich hätten wehren sollen (Anatol Stefanowitsch)

Keine Lösungen, aber viele Fragen (DasNuf)

Reaktionen der Medien:

Aufschrei und Scham (FAZ) Bericht über die #aufschei-Aktion auf Twitter

Sexismus-Talk bei Jauch: Die Untoten der Geschlechterdebatte (spon)

#Dirndl bei #Jauch (FAZ)

Gelesen und für gut befunden: 27.11.2012

Arbeitgeber wollen Elternzeit kräftig kürzen (Spon) Dieses hin und her mit der Elternzeit ist doch lächerlich. Wenn alle etwas weniger dogmatisch diskutieren könnten, würden wir vielleicht feststellen, dass Pluralität der Lösungen eine gute Idee ist.

Im Kontrast dazu steht diese österreichische Initiative: Papa-Monat: Erst einen Finger (DieStandard.at)

Text für meine demente Großmutter (textkrieg). Ziemlich berührend.

40 KILO FREMDSCHÄMEN (ein Fremdwörterbuch). Wunderbare Geschichte darüber, wie peinlich es für die Jugendliche ist, wenn ihre türkische Großfamilie mit massenhaft Übergepäck an Lebensmitteln nach Deutschland fliegt. Und mit großartiger Pointe.

Du bist ja ein ganz kleines Mädchen (faz) In der genannten “Pickup”Szene, setzen Männer gezielte emotionale Manipulation ein, ausschließlich um Frauen ins Bett zu kriegen. Lieber kein Kommentar dazu.

Geschlechtergipfel der Grünen. Irgendwann fällt der nur halb ironische Satz: “Heiraten ist für Frauen tendenziell gefährlich”.

Das Nuf beschreibt noch so einen Fall, in dem weniger Dogmatismus die bessere Lösung wäre: Homöopathie, der Teufel – Schulmedizin, der Teufel.

KITAPLATZBETRUG? DR. MUTTI LOGGT SICH EIN Dr. Mutti kommentiert die ZDF “log in”-Sendung zur Kita-Betreuung.

Die Antwort Jarzombeks auf die Frage, wie er denn gerne seine eigenen Kinder betreuen lassen würde: “Das würde die Mutter entscheiden.” Aha, mit solchem Kinderkram gibt man sich also in der eigenen Familie gar nicht ab! Das darf die Frau entscheiden! Nur in der Bundespolitik mag Herr Jarzombek mit darüber bestimmen, wie, wo und wieviele Kinder betreut werden. Mein Vorschlag an dieser Stelle: Bitte überlassen Sie das doch auch gleich Ihrer Frau.

Rebecca Watson ist Skeptikerin und Feministin. Und muss leider feststellen, dass die männlich dominierte Szene der Skeptiker viel sexistischer ist, als es eigentlich zu einer Szene passt, die sich für rational und kritisch hält. It Stands to Reason, Skeptics Can Be Sexist Too.

Wie man einen Baum pflanzt – Journalismus und Wahrheit (Sascha Rheker)

Der Tag, an dem Deutschland den Euro verlässt (zeitonline): Ein Gedankenspiel darüber, was passiert, wenn Deutschland den Euro verließe. Alle ähnlichen Artikel, die ich dazu bisher gelesen habe, kommen übrigens zum gleichen Schluss: Für Deutschland wäre es wirtschaftlich die dümmste Idee überhaupt, aus der Eurozone auszutreten.

 

ICH WILL DOCH NUR LESEN! Anne Schüssler ist es egal auf welchem Medium sie liest. Hauptsache sie kommt schnell und günstig an möglichst viel Lesestoff – und muss sich nicht ständig fragen, was sie mit den ganzen Büchern machen soll.

Piraten: w/m (strohlehm):

Die Grenzen der Verständigung zwischen Männern und Frauen liegen beim Mann. Kaum etwas läßt sich in dieser Gesellschaft ohne Frauen entwickeln & das was ohne sie entwickelt werden kann, ist meistens unwichtig. Oder anders herum: Das was Männer ohne Frauen zuwege bringen, lässt sich weltweit als kleine, mittlere & große Katastrophen beobachten.

Und zum Abschluss mal wieder Herr Buddenbohm, der Superlative in Rezensionen für übertrieben hält und für ein ehrliches “gut” plädiert: RUNTER VOM WEIHRAUCHTRIP.

 

Gelesen und für gut befunden: 19.09.2012

Hausarbeiten bis spät in die Nacht zu schreiben, ist vielleicht nicht die beste Idee, wenn man in den nächsten Tagen zu irgendwas kommen möchte. Da ich das allerdings regelmäßig vergesse, hier die gesammelten Links seit 15.09.:

Was es heißt, ein Mann zu sein (FAZ)

Christian Wulff erlebt gerade, wovor wir alle uns fürchten; dass auf einmal all die Sicherheiten wegbrechen, auf denen unser Leben ruht. Womöglich zeigt ausgerechnet er uns nun, wie wir so etwas überstehen.

Christian Wulff schreibt Buch über harte Zeit nach Bettina Wulffs Buchveröffentlichung (der Postillion)

Sex und behinderte Körper – ein existentielles Limit (F.A.Z. Blog)

Auch behinderte Menschen finden sexuelle Erfüllung, doch so manches Mal zahlen sie einen hohen Preis dafür – und finden kurzes, momenthaftes Glück in bezahlten Armen, Augenblicke sexueller Präsenz, körperlichen Seins ‘trotz’ körperlicher Behinderung.

Frauenberger: EU soll sexismusfreie Zone werden (dieStandard.at)

In einem ersten Resümee der Wiener Watchgroup zeigt sich, dass seither mehr als zehn Beschwerden pro Monat (insgesamt waren es 75) eingereicht wurden.

Gibt es so etwas für Deutschland eigentlich auch?

http://fuckyeahstephenfry.tumblr.com/post/31610824066

YEAH! QI läuft wieder. Und es geht auch gleich darum, warum Dr. Watson doppelt so häufig “ejaculates” wie Sherlock Holmes.

Die kohleske Kanzlerin (spon)

Dabei ist die Wahrheit eine andere: Jenseits der Euro-Krise hat die Merkel-Regierung die Arbeit weitestgehend eingestellt. Etliche ihrer Minister beschränken ihre Amtstätigkeit weitestgehend auf das Verlesen von Grußworten. Die Energiewende wird viel zu langsam in Angriff genommen, Wirtschaftsministerium und Umweltministerium leisten sich haarsträubende Kompetenzgerangel. Es gibt keinerlei Idee, was zu tun ist, wenn auch hierzulande die Wirtschaft in den Sog der Euro-Krise gerät.

 

LOST MEMORIES (French, English Subtitles) from Francois Ferracci on Vimeo.

Obama’s Way (Vanity Fair)

To understand how air-force navigator Tyler Stark ended up in a thornbush in the Libyan desert in March 2011, one must understand what it’s like to be president of the United States—and this president in particular. Hanging around Barack Obama for six months, in the White House, aboard Air Force One, and on the basketball court, Michael Lewis learns the reality of the Nobel Peace Prize winner who sent Stark into combat.

Sehr langer, aber auch ziemlich spannender Artikel über Barack Obama.

NEIN

Und immer noch die Frage, warum überall ein Nein Bedeutung hab, aber in Vergewaltigungsprozessen plötzlich nicht mehr.

Sprachbrocken 37/2012

Nichts gegen die Paläoanthropologie, aber es sei mir verziehen, wenn ich manchmal den Eindruck bekomme, sie sei nur erfunden worden, damit die Literaturwissenschaft keine methodologischen Minderwertigkeitskomplexe entwickelt.

Bösartiges Kichern meinerseits über diesen Satz.

Pornography is entertainment. Pornography is a business. Pornography is not a substitute for sexual education.

Leider ist der Gedanke, dass wir doch schließlich alle Erwachsene sind und Realität und Fiktion unterscheiden können, falsch.

Judith Butler hat den Adorno-Preis bekommen, aber richtig zuzuhören hat dennoch keiner nötig.

Ich mein ja nur

Auf besonderen Wunsch einer einzelnen Dame hier der erste Ratschlag von Anke Gröner:

Du musst nicht auf diese blöden Unipartys gehen. Oder auf die blöden Arbeitspartys. Oder überhaupt auf blöde Partys. Es ist völlig in Ordnung, zuhause auf dem Sofa zu sitzen und ein Buch zu lesen. Und du musst dich auch nicht dafür rechtfertigen, nicht auf Partys gehen zu wollen. Dir entgehen allerdings eventuell ein paar One-Night-Stands.

Wobei ich allerdings nicht so genau weiß, weshalb sie den noch mal extra braucht. Ich möchte ihr (und mir selbst) ja eher diesen empfehlen:

WIRF DEINE UNI-UNTERLAGEN NICHT WEG!

 Und hinzufügen: sondern leg dir ein anständiges und übersichtliches Ablagesystem zu. Auch am Computer!

An American in Paris

Gerade haben eine Freundin und ich An American in Paris angesehen. Nach etwa 10 Minuten waren wir sehr, sehr froh nicht in den 50er Jahren, sondern nach 68er Revolution und Frauenbewegung der 70er zu leben. Das einzig Erträgliche am Film ist der Gershwin-Soundtrack. Ansonsten ist der Film voller Frauen, die schrecklichen Klischees entsprechen und Männern, die nicht mir ihrem Gehirn denken. Dass der Film nur ein Produkt seiner Zeit ist, macht das Ganze dabei nur unwesentlich besser. Schließlich gibt es auch andere Filme aus den 50ern, die zumindest ansatzweise emanzipierte Frauen zeigen.

Bachdeltest?! Haha.
Dafür ein großes Dankeschön an alle Feministinnen, die uns ermöglicht haben in einer Welt zu leben, in der wir selbstständig denken, handeln können und ein Sprachrecht haben.