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делать покупки: Einkaufen in Russland

Wer als Durchschnittsdeutscher ans Einkaufen in  Russland denkt, wird vermutlich zunächst einmal an sowjetzeitenähnliche trist graue Supermärkte denken. Doch 25 Jahre Marktwirtschaft zeigen Wirkung, wenn auch das Produktangebot durch die aktuellen Sanktionen durch die EU wieder eingeschränkt wird.

Zunächst einmal ist es erstaunlich wie viele Supermärkte bzw. kleine Lebensmittelläden es in einer Großstadt wie St. Petersburg gibt. Vornehmlich im Zentrum gibt es kleine Lebensmittelläden, die meist ein begrenztes Sortiment an alltäglichen Lebensmitteln wie Wurst, Käse und Konserven haben, aber vor allem eine größere Auswahl an Getränken alkoholischer wie nicht-alkoholischer Natur bereithalten. Als Ladenschild dient meist nur eine kleine Leuchtreklame mit der Aufschrift “продукты” [produkty]. Die Preise liegen meist über dem Durchschnitt der größeren russischen Supermarktketten. Daneben gibt es Supermärkte wie “Перекрёсток” [Perekrjostok] oder “Дикси” [Diksi], die sich wohl am ehesten preislich und vom Sortimentsangebot mit den deutschen Edeka oder Rewe vergleichen lassen. Konzeptuell ähnlich zu Aldi scheint mir persönlich “Копейка” [Kopejka].
Daneben gibt es  Hypermärkten, die sich alle außerhalb des Zentrums befinden und nicht selten neben einem großen Einkaufszentrum liegen bzw. darin integriert sind. Beispielsweise “Лента” [Lenta], “О’кей” [Okey] oder auch “Ашан” [Auchan]. Um die Kunden dorthin zu bringen, gibt es teilweise kostenlose Shuttlebusse von den naheliegenden Metrostationen aus.
Die großen Unterschiede zwischen deutschen und russischen Supermärkten liegen zum einem bei den Öffnungszeiten, dem Sortiment und den Verpackungsgrößen.
Während man in Deutschland als Berufstätiger froh sein darf über die Öffnungszeiten bis 20 Uhr der meisten größeren Supermärkte unter der Woche, gibt es hier in St. Petersburg viele Supermärkte, die bis 22 oder 23 Uhr geöffnet haben. Das gilt nicht nur für Werktage, sondern auch am Wochenende. Einige größere Supermärkte sind sogar 24 Stunden, 7 Tage die Woche geöffnet. Dafür öffnen manche erst ab 9 Uhr morgens.
Das Sortiment unterscheidet sich selbstverständlich durch die anderen Essgewohnheiten. Zwar sind russische Supermärkte ähnlich den deutschen aufgebaut, dass heißt das man zunächst einmal die Obst- und Gemüseabteilung kurz nach dem Eingang hat und erst dann wahlweise zu den Frühstücksartikeln und Milchprodukten kommt und erst ganz zuletzt Hygieneartikel und Getränke vorfindet.
Dennoch gibt es große Unterschiede hinsichtlich der Preise und der angebotenen Qualität. In Deutschland ist es in Supermärkten Standard, dass das Gemüse bereits gewaschen angeboten wird. Hier gibt es häufig Gemüse auch ungewaschen angeboten, zum Beispiel Karotten, Rote Bete oder Kartoffeln. Die ungewaschenen Feldfrüchte sind natürlich günstiger als die Gewaschenen. Zudem gibt es einen größeren Umfang an angebotener Qualität. In den Auslagen liegen zum Teil angestoßene Früchte, Obst und Gemüse verschiedenster Größen oder sehr reife Früchte, wie braune Bananen oder sehr kleine Auberginen. Preislich sind vor allem relativ regional vorhandene Gemüse – und Obstsorten günstig, wie z.B. Weißkohl, Kartoffeln, Karotten, Rote Bete oder Äpfel. Paprika, Tomaten oder Gurken hingegen sind im Vergleich dazu jedoch teuer. Zum Beispiel, kann man 1 Kilo Kartoffeln für 15 Rubel bekommen, während Paprika 114 Rubel kosten. Selbstverständlich spiegelt der Preis auch saisonale Verfügbarkeit von Gemüse – und Obstsorten wider.
Insgesamt scheinen mir die Preise jedoch im Vergleich mit Deutschland im Schnitt höher. Sobald man mehr als die Standardprodukte (wie z.B. Eier, Milch, Mehl…) kauft, wird die Rechnung deutlich höher. Vor allem wenn man sich Preise für Fleisch, Wurst und Käse anschaut. Dies hängt einerseits sicherlich mit den Sanktionen der EU gegenüber Russland zusammen. Andererseits sprechen folgende Zahlen aber auch für sich: während in Deutschland Haushalte im Schnitt rund 13 % für Lebensmittel ausgeben, gehen in Russland rund 28% vom Budget für Lebensmittel weg. Das würde auch mein Gefühl erklären, ständig sehr viel für Lebensmittel auszugeben.
Ein weiterer Stolperstein für einen Deutschen ist das aufgedruckte Datum. Während in Deutschland meist nur das Mindesthaltbarkeitsdatum abgedruckt ist, findet man in Russland häufig auch (nur) das Produktions – bzw. Abfüllungsdatum abgedruckt. So muss man tatsächlich immer prüfen, welches Datum nun gemeint ist.
Außerdem haben Verbraucherverbände hinsichtlich der Preistransparenz in Deutschland schon ganze Arbeit geleistet. Oft stehe ich vor dem Preisschild und suche zunächst nach einer Angabe, ob der Preis z.B. bei Obst je 100g oder pro Stück ist. Während in Deutschland anschließend noch der Kilopreis angegeben ist des Produkts, fällt das in Russland komplett weg. Daher muss man manchmal ganz genau hinschauen, ob das Produkt denn nun günstig ist oder im Rahmen liegt. Denn die angebotenen Verpackungsgrößen sind häufig ungerade Größen, z.B. statt 1 kg nur 900g Zucker, statt 200g löslicher Kaffee nur 180g. So fällt der Preisvergleich im Geschäft sehr schwierig aus und findet bei Zeitnot meist gar nicht statt.
“3 zum Preis von 2” – Aktionen sind beliebt, genauso bei Diksi beispielsweise ausgewählte Aktionsartikel noch einmal extra an der Kasse jedem Kunden angeboten werden.
Wer eine größere Gemüse – und Obstauswahl möchte, kann auch noch auf einen der Märkten gehen. Allerdings muss man hier zumindest Grundkenntnisse in Russisch haben, um entsprechend bestellen und reagieren zu können.

 

Mein selbstgenähtes Kleid

Jetzt mit Update:

Mein Kleid ist fertig!

Trotz Frust mit dem Reißverschluss und großem Gejammer hab ich es geschafft mein Kleid viel schneller fertig zu nähen, als ich gedacht hätte. Dank Spezial-Reißverschlussfuß ging es am Ende dann doch ganz einfach und schnell.

 

Mein erstes selbstgenähtes Kleid

Mein erstes selbstgenähtes Kleid

Die Schnitte für die nächsten Projekte sind schon besorgt. Damit ich konstant überfordert bleibe, wage ich mich gleich mal historische Schnittmuster. Immerhin träume ich schon ewig von dem perfekten Empirekleid.

 

Update: Jetzt auch mit Foto. Eigentlich hatte ich ja auf etwas Sonne und ein echtes Sommerfoto gehofft. Eigentlich wollte dachte ich aber auch, dass ich nicht zu doof wäre den Blogeintrag im Voraus zu schreiben, automatisch zu veröffentlichen und das Foto zu vergessen.

Nähkurs

Ein Schnittmuster finden

Ich finde den aktuellen Handarbeits- und diy-Trend ja großartig. Dinge selbst zu machen, ist für mich viel befriedigender als sie einfach nur zu kaufen. Außerdem habe ich unruhige Hände, die eigentlich immer Beschäftigung brauchen, damit ich mich konzentrieren kann. Ob das jetzt sinnloses Gekritzel in Seminaren ist oder ein ein Nadelspiel beim Fernsehen: Sind meine Hände leer werde ich zappelig. Und auch wenn Nähen dann doch noch mal eine andere Liga ist, zumindest ein paar Grundkenntnisse wollte ich haben. Gerade auch, weil ich Selbernähen für eine gute Alternative zum Kauf unter dubiosen Bedingungen hergestellter Kleidung halte. (Wer zum Thema etisch korrektere Kleidung und allgemein verantwortungsbewussterem Leben weiter lesen möchte, sei hier auf Isabel Bogdans Überlegungen verwiesen) Natürlich ist auch hier die Lage nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick scheint, schließlich werden auch Stoffe irgendwo unter Bedingungen hergestellt, die alles andere als optimal sind.

Zuschneiden

Nach lagem hin und her (und jeder Menge selbst erzeugten
Chaos) habe ich es in diesem Semester dann geschafft, mich für einen
Nähkurs anzumelden. Zum Glück beherrsche ich, dank nähfertiger Mutter, einige Grundkenntnisse: einen Schnitt lesen, das Schnittmuster auf den Stoff stecken, zuschneiden – das alles hatte ich immerhin schon in Ansätzen gemacht.

Nähen

Aber nähen? Der letzte Versuch scheiterte an meiner Unfähigkeit mit einer Nähmaschine auch nur eine gerade (oder zumindest auf die richtige Weise gebogene) Naht zu nähen und wurde frustriert abgebrochen. Doch für diesen Versuch hatte ich mir nicht mehr oder weniger egale Dekogegenstände, sondern einen tollen Kleiderschnitt und sehr hübschen Stoff besorgt. Mein Ehrgeiz war also mehrfach angestachelt. Und tatsächlich! Nachdem ich meinen Schnitt aus- und den Stoff zugeschnitten hatte, machte es diesmal richtig Spass mit dem Nähen zu beginnen. Mit etwas Konzentration und großer Bereitschaft jede falsche Naht aufzutrennen, habe ich an zwei Tagen ein halbfertiges Kleid genäht. Das dafür vermutlich zwei Mal;)

Kleid fertigstellen

Jetzt fehlen an meinem Kleid allerdings noch der Reißverschluß und der Saum – und mir die eigene Nähmaschine. Das halbfertige Kleid im Schrank hängennzu haben ist leider etwas demotivierend. Vor allem, weil ich genau weiß, dass je länger das Kleid dort hängt, desto größer die Wahrscheinlichkeit wird, dass ich es nie selbst beenden werde.

Ostern – ein Vergleich

In Deutschland gehört Ostern wie Weihnachten zu einem der Highlights für die Süßigkeitenindustrie. Wochen vorher gibt es Schokoladenosterhasen, Fondanteier und weiter Süßigkeiten für Ostern in den Geschäften.

Nicht so in Frankreich. Die Supermärkte sind fast die einzige Zone, in der ich merke, dass Ostern vor der Tür steht, denn es gibt Lindthasen und Lindtglocken und dazu noch ein großes Osterei von Kinderschokolade. Die ganze Auswahl an Schokoladeneiern, die es in Deutschland mit Eierlikör, Nougat, Milchcremeschokolade oder Nusskrokantfüllung gibt, Fondanteier, Knusperblätter, Schoko-Osterhasen in verschiedenen Schokoladenarten – weit gefehlt.

Ein Grund dafür könnte sein, das Ostern anscheinend keinen so hohen Stellenwert einnimmt in Frankreich, wie ich das bisher aus Deutschland kannte. Traditionen wie Eierfärben oder Osterbrot sind hierzulande gänzlich unbekannt. Dementsprechend häufig wurde ich schon missverstanden, wenn ich davon erzählt habe, Eier für Ostern färben zu wollen. Interessanterweise ist auch Karfreitag kein Feiertag, mit Ausnahmen in drei Departements im Elsass, wohingegen der Ostermontag frei ist. Auch die Speiseweihe in den katholischen Kirchen scheint es nicht zu geben. Zumindest konnte ich in den Pfarrbriefen bisher keinen Hinweis darauf finden.

Wie ich allerdings in Erfahrung bringen konnte, kaufen die Franzosen die Schokolade für Ostern beim Chocolatier ihres Vertrauens – was natürlich die Margen für Lindt & Co. erheblich verringert.

Ballerinas

(Achtung: subjektive Wahrnehmung, keineswegs statistisch verifizierbar)

Schaue ich mich auf der Straße um, fällt eines auf: Frauen in Frankreich tragen Ballerinas. Nicht nur Frauen, auch Mädchen. Immer und überall. Solange es über 0° Grad hat, spricht nichts gegen Ballerinas. Es gibt sie für Mädchen, die 8 Jahre alt sie in wunderbaren bunten Knallfarben, für Geschäftsfrauen in allen Qualitäten und kleinen Verzierungen, die sie ein bisschen mehr chic machen. Man kann sogar Schmuck für Ballerinas kaufen – man nehme unverzierte Durchschnittsballerinas und stecke vorne beispielsweise eine Blume oder ein Glitzersteinmotiv auf, das als Ballerinaschmuck deklariert ist.

Es scheint das die Form des Halbschuhs, über dem Fußrist geschlossen, stabile Sohle, wahlweise mit Schnürsenkeln oder mit Klettverschluss nur für Männer existiert oder als Sportschuh. Aber wer braucht das schon als Frau: man hat ja die Auswahl zwischen x-verschiedenen Modellen an Ballerinas falls an eine Alternative zu Schuhen mit Absatz sucht.

Haare wie Schleier

In Frankreich sind ca. 3-4 % der Franzosen muslimischen Glaubens. Das äußert sich dann auch im Straßenbild vor allem in urbanen Gegenden, weil man relativ häufig verschleierte Frauen sehen kann. Wo eine Nachfrage ist, gibt es auch das dementsprechende Angebot: auf dem Wochenmarkt kann man problemlos verschiedene Schals und Kleidung kaufen, die in Muster und Farben aus dem Orient zu kommen scheinen.

Begibt man sich auf die Suche, wie man es hinbekommt, dass der Schleier so perfekt sitzt und Hals und Haupthaar bedeckt, stößt man im Internet auf etliche Tutorials für den Hijab, das den Schleier unter anderem beschreibt. Es gibt in etwas so viele Varianten Hijabs zu legen und festzustecken mit Sicherheitsnadeln und speziellen Hijab-Nadeln, wie man Frisuren auf Frauenköpfen kreieren kann. Neben der Legetechnik der Tücher, sind hierbei vor allem Farbkombinationen, Muster und Details wie ein Spitzenzwischenschleier Elemente um verschiedene Hijabs zu kreieren. Daneben gibt es noch volumengebende Element wie „Hijabflowers“ oder wie eine Art Haarteil, um dem Hijab vor allem hinten zu verlängern. So erklärt sich auch die längliche Kopfform, die man manchmal sieht. Alles nur eine Frage der richtigen Materialien.

Interessant dabei ist, dass die meisten Frauen, die zeigen, wie man einen Hijab macht, meist bereits einen Unterschleier tragen und auch der Hals bedeckt ist, sodass man weder Haar noch Hals sehen kann. Man sieht sie auch nie von hinten, es sei denn der Schleier ist bereits fertiggestellt, oder die zusätzlichen Accessoires bedecken ausreichend die Haare. Hier ein Beispiel, wie man trotzdem zeigen kann, wie man die Frisur unter dem Schleier macht:

Ausnahme sind vor allem eher professionelle Videos, so wie dieses in dem man sowohl eine „Hijabflower“ sieht, als auch eine Technik, den Hijab zu legen.

Der Aufbau eines Hijabs besteht meist aus einem Unterschleier und einem Oberschleier. Der Unterschleier ist dazu gedacht den Haaransatz zu bedecken und dient häufig auch noch dazu die Haare zu fixieren. So gibt es beispielsweise eine Art Jersey-Schlauchkopftuch, dass weich auf dem Kopf aufliegt und gleichzeitig die Haare bedeckt und zurückhält. Daneben findet man noch „Bonnet“ die meist bereits zwei Zipfel zum Festbinden am Hinterkopf besitzen und somit nur den Oberkopf bedecken. Auf solch einer Basis lassen sich dann die verschiedensten Schals anbringen, immer mit dem Ziel den ganzen Hals und alle Haare zu bedecken.

Hier ein paar Varianten: mit Ninja-Unterschleier

eine der einfacheren Varianten:

Mit vielen Falten:

Les soldes

„Tu as déjà fait des soldes?“ Eine der häufigsten Fragen, die ich in letzter Zeit gestellt bekommen habe. Denn auch in Frankreich ist jetzt Schlussverkauf und deswegen geht man besser nicht samstags in die Stadt zum Einkaufen. Vor den Umkleidekabinen sind lange Schlangen. Die maximal erlaubte Anzahl an Kleidungsstücken, die man zum Probieren mit in die Umkleidekabinen mitnehmen kann, wird streng kontrolliert, um halbwegs Gerechtigkeit zu schaffen. In Läden mit kleineren Verkaufsflächen ist kaum ein Durchkommen und der Versuch in Ruhe die heruntergesetzten Pullover und Westen zu durchstöbern scheitert kläglich. Auch die Geschäfte mit teureren Marken sind gut besucht – schließlich gibt es ja bis zu 70% Rabatt. Es ist eine Art „Endzeitstimmung“ in der Luft – jetzt oder nie kann man das große Schnäppchen machen.

Tatsächlich gilt in Frankreich ein einschränkendes Gesetz für den Schlussverkauf. Der Winterschlussverkauf beginnt beispielsweise am zweiten Mittwoch im Januar und der Sommerschlussverkauf am dritten Mittwoch im Juni. Schlussverkäufe dürfen maximal 5 Wochen dauern; zudem dürfen die Händler während des Schlussverkaufs ihr Lager nicht auffüllen, um neue Ware reduziert zu verkaufen. Zusätzlich stehen den Händlern noch zwei weiter Wochen im Jahr zur Verfügung, in der sie Vergünstigungen anbieten dürfen und deren Zeitpunkt sie selber festlegen können. Diese müssen jedoch mindestens einen Monat vor Beginn der offiziellen Schlussverkaufszeiten zu Ende sein.

Vermutlich führt genau diese Reglementierung dazu, dass man während des Schlussverkaufs in vielen Geschäften zum Kauf des Schnäppchens gleich eine Karte für weitere Rabatte bekommt, meist für eine Periode im Februar auf die neue Kollektion. Entweder wird ein fixer Abzugsbetrag ab einem bestimmten Einkaufswert angeboten oder Prozente. Zudem wird auch in den Schaufenstern mit „deuxième démarque“ geworben, das heißt, dass die reduzierten Teile noch einmal heruntergesetzt wurden.

Vermutlich gab es einmal ähnliches in Deutschland, bevor die Gesetzgebung zur Rabattgebung gelockert wurde. Allerdings empfand ich den Schlussverkauf, so wie er jetzt in Deutschland ist, viel entspannter.

Auf einem französischen Wochenmarkt

In einer größeren französischen Stadt auf den Wochenmarkt zu gehen regt unweigerlich sämtliche Kochfantasien an. Denn in Gegensatz zu Deutschland gibt es viele Gemüsesorten und Produkte, die hierzulande als Delikatessen gelten, bei Saison vergleichsweise günstig zu kaufen.

Dabei denke ich beispielsweise an Esskastanien, Artischocken oder verschiedene Muschelarten. Es gibt seit November auf meinem Wochenmarkt Stände, die nur Meeresfrüchte und Fisch verkaufen: Jakobsmuscheln, Meeresschnecken, Garnelen, kleine Krabben, Austern verschiedener Regionen und Fisch in allen Variationen. Ebenfalls nur im Herbst präsent: Stände, die nur Pilze verkaufen, von denen ich bisher noch gar nicht wusste, dass sie existieren. Natürlich gibt es Steinpilze, Pfifferlinge und Maronenröhrlinge, aber auch violettfarbene Pilze, die ich bisher noch nie auf einem Markt gesehen habe.

Man kann auch frische Petersilie kaufen und nicht zu vergessen: frische Minze, für den Tee und manche orientalischen Gerichte unabdingbar. Streift der Blick über das Gemüse, so fallen einem einige Gemüsesorten auf, die man bisher so noch nicht gesehen hat. Was ich beispielsweise zunächst für Schwarzwurzel gehalten habe, war in Wahrheit schwarzer Rettich. Ebenso ungewöhnlich erscheinen die weißen Rüben, die eine apfelgroße runde Form mit violettem Ansatz haben. Im Sommer gibt es häufig auch kugelrunde Zucchini im Gegensatz zum länglichen Pendant.

Lässt man die Obst- und Gemüsestände hinter sich, kommt man zu den Metzgerständen. Und auch hier spielen regionale Unterschiede eine Rolle: Es gibt viel Rind, Hase und Hühnerfleisch, aber wenig Schweinefleisch im Angebot. Das findet man wiederum verarbeitet in guten luftgetrockneten salami-artigen Würsten. Für ein schnelles Mittagessen kann man auch Brathähnchen kaufen, mit viel Knoblauch und Liebe gemacht.

Für einen guten Abschluss einer Mahlzeit fehlt jetzt noch der Käse, den es selbstverständlich auch in allen Varianten zu kaufen gibt. Erstaunlich für mich ist, dass es viel mehr Ziegenkäse gibt, der traditionellerweise schon so verschimmelt aussieht, dass man meint, man könne ihn nicht mehr essen – dabei ist er genau so erst richtig gut.

Der französische Müllbeutel

Man geht meist von der Hypothese aus, je näher ein Land einem anderen ist, desto ähnlicher sind Lebensgewohnheiten und Produkte. Aber auch wenn Frankreich unser Nachbarland ist, entdecke ich immer wieder Neues, das ich so bisher noch nicht kannte. (Das muss nicht zwingend heißen, dass es etwas in Deutschland nicht gibt, aber ich habe es noch nicht kennengelernt.).

Müllbeutel braucht man immer – nur habe ich mich gleich beim ersten Abreißen des neuen Müllbeutels gefragt, warum unten ein weißer Plastikfaden weghing und oben nicht die üblichen Henkel waren.

Das Rätsel war bald mit Hilfe eines Freundes gelöst: Man reißt den Plastikfaden ab, wenn der Müllbeutel voll ist und schnürt ihn damit zu. Darauf bin ich zunächst nicht gekommen und habe natürlich nur halbwegs erfolgreich versucht zwei Enden am oberen Rand zu formen, mit denen ich den Müllsack zuknoten könnte.

Mittlerweile habe ich auch Müllbeutel mit integrierter Schnur zum Zuziehen gefunden, den durchschnittsdeutschen Henkel- Müllbeutel aber noch nicht.

Rezensiert: Über die Moden

Eine der frühesten Auseinandersetzungen mit der Frage, was eigentlich Mode ist, wurde von Christian Garve 1792 verfasst. In seiner Analsye geht es dabei jedoch nicht um Kostümgeschichte: Er zeichnet keinen Verlauf unterschiedlicher Mode- und Kleidungsstile nach. Viel mehr beschäftigt Garve die Frage nach der sozialen Bedeutung von Mode. Er zeigt den Zusammenhang von Kleidung und sozialen Hierarchien auf und wie durch Mode der soziale Status einer Person widergespiegelt wird. Außerdem analysiert er Mode eben nicht nur in Bezug auf Kleidung und andere Gegenstände sondern auch in Bezug auf Verhaltensweisen. Dabei macht er deutlich, dass Kleidung besonders schnell über verschiedene Schichten hinweg verbreitet wird, während die Schichten sich durch Verhaltensweisen deutlich von einander abgrenzen können.

Dazu analysiert er besonders die Mode seiner Zeit und beschreibt deswegen, wie Mode in Monarchien funktioniert. Denn, so Garve, es braucht ein gesellschaftliches Zentrum (wie zum Beispiel einen Königshof), von dem aus Mode sich verbreiten kann. Dennoch enthält sein Essay einige Beobachtungen, die auch in der modernen Soziologie noch relevant sind. So beschreibt er – ohne natürlich die modernen wissenschaftlichen Begriffe zu verwenden – verschiedene Mechanismen im sozialen und kulturellen System.
Sein Aufsatz beginnt so zum Beispiel mit der Feststellung, dass Menschen, die engen sozialen Umgang miteinander pflegen, sich einander ganz unwillkürlich in Aussehen und Verhalten anpassen. Diese Beobachtung findet sich ganz ähnlich im Habituskonzept von Bourdieu wieder.

Darüber hinaus findet sich bei ihm auch die Idee des Gesunkenen Kulturgutes, wie sie von Naumann formuliert wird: Garve beschreibt sehr ausführlich, wie sich eine Mode in Kleidung oder Verhalten von einer Schicht auf die nächste überträgt. Moden entstehen ihm zufolge dort, wo Geld, Zeit und modisches Wissen vorhanden sind: also besonders im Adel. Sie werden dann zunächst vom reichen, dann vom weniger reichen Bürgertum kopiert, bis sie schließlich auch in den unteren Schichten ankommen. Währenddessen haben sich im Adel natürlich längst neue Moden herausgebildet.

Wie modern Garves Analyse ist, zeigt sich jedoch nicht nur, wenn er die Verbreitungsmechanismen von Mode beschreibt. Beim Lesen des Essays ist mir schnell aufgefallen, dass Garve in seiner Analyse nicht in Geschlechterstereotype verfällt. Bis auf die letzten zwanzig Seiten spielt Geschlecht im Essay überhaupt keine Rolle. Beim Lesen wusste ich zunächst gar nicht, ob ich darüber erfreut, erstaunt oder verwirrt sein sollte. Diese Ausgeglichenheit in der Analyse liegt meiner Meinung genau daran, dass Garve Mode nicht ausschließlich als Kleidermode begreift. Indem er auch die veränderlichen Verhaltensweisen von Menschen darunter fasst, wird Mode zum definitiv allgemein menschlichen Phänomen. Erst ganz zum Schluss geht er dann dann doch noch auf die Zusammenhänge von Mode und Geschlecht ein. Er bezieht sich dabei jedoch auf Männer und Frauen. Es geht ihm aber auch dann nicht darum bestimmte stereotype Geschlechterrollen zu reproduzieren – ein für seine Zeit erstaunliches Vorgehen. Stattdessen geht es ihm um die Beschreibung, wie Männer und Frauen mit Mode umgehen und welchen Beschränkungen sie dabei unterliegen.

Christian Garve: Über die Moden. Insel 1972. Leider vergriffen, aber als PDF verfügbar.