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Ostern – ein Vergleich

In Deutschland gehört Ostern wie Weihnachten zu einem der Highlights für die Süßigkeitenindustrie. Wochen vorher gibt es Schokoladenosterhasen, Fondanteier und weiter Süßigkeiten für Ostern in den Geschäften.

Nicht so in Frankreich. Die Supermärkte sind fast die einzige Zone, in der ich merke, dass Ostern vor der Tür steht, denn es gibt Lindthasen und Lindtglocken und dazu noch ein großes Osterei von Kinderschokolade. Die ganze Auswahl an Schokoladeneiern, die es in Deutschland mit Eierlikör, Nougat, Milchcremeschokolade oder Nusskrokantfüllung gibt, Fondanteier, Knusperblätter, Schoko-Osterhasen in verschiedenen Schokoladenarten – weit gefehlt.

Ein Grund dafür könnte sein, das Ostern anscheinend keinen so hohen Stellenwert einnimmt in Frankreich, wie ich das bisher aus Deutschland kannte. Traditionen wie Eierfärben oder Osterbrot sind hierzulande gänzlich unbekannt. Dementsprechend häufig wurde ich schon missverstanden, wenn ich davon erzählt habe, Eier für Ostern färben zu wollen. Interessanterweise ist auch Karfreitag kein Feiertag, mit Ausnahmen in drei Departements im Elsass, wohingegen der Ostermontag frei ist. Auch die Speiseweihe in den katholischen Kirchen scheint es nicht zu geben. Zumindest konnte ich in den Pfarrbriefen bisher keinen Hinweis darauf finden.

Wie ich allerdings in Erfahrung bringen konnte, kaufen die Franzosen die Schokolade für Ostern beim Chocolatier ihres Vertrauens – was natürlich die Margen für Lindt & Co. erheblich verringert.

Kaffee und Kuchen

Die Institution „Kaffee und Kuchen“ ist in Deutschland weit verbreitet, findet aber kein Equivalent in Frankreich. Zwar gibt es für Kinder das „goûter“, das aber eher an die „English tea“ – Tradition erinnert. Das heißt, dass es nicht nur etwas Süßes gibt, sondern auch Schnitten, also eher etwas Herzhaftes.

Das heißt jedoch nicht, dass es in Frankreich keine Kuchen und keine Cafés gibt. In meiner Stadt sind „Salon de thé“ sehr beliebt, meist stilvoll eingerichtet Cafés, mit einer größeren Teeauswahl, manchmal selbstgerösteten Kaffee und einer großen Kuchen- , Tartes- und Tortenauswahl. Sehr beliebt ist hier die Kombination von Pistazien und Himbeeren in Form einer Tarte, Zitronentarten mit Baiserhaube und Schokoladenkuchen in verschiedenen Varianten.

Möchte man aber selbst Kuchen backen, wird es schon schwieriger. Aus Deutschland kenne ich selbst aus kleineren Supermärkten ein Backwarenregal, das unter anderem Sahnesteif, Gelatine, Schokoraspeln, Mandeln, geriebenen Haselnüssen, Kokosflocken und Rosinen enthält. Meist gibt es neben den Markenprodukten auch noch eine billige Discountvariante, d.h. einen Kuchen zu backen kostet kein Vermögen.

In den Supermärkten in denen ich in Frankreich bisher war, ist das Regal nur halb so groß wie in Deutschland. Es gibt quasi nur Markenprodukte oder die Discountprodukte sind in anderen Abteilungen „versteckt“. Beispielsweise werden da 125 g gehobelte Mandeln für 2, 57 Euro angeboten, die Discountvariante findet sich bei „Nüssen und trockene Früchte“, die sich natürlich nicht direkt daneben befindet. Natürlich kontrastieren sich hier französische Verkaufsstrategie mit meiner kulturell geformten Vorstellung eines Backwarenregals. Ein großer Teil ist Fertigbackmischungen gewidmet. Selbst bei der Auswahl von Mehlen und Zucker gibt es Unterschiede: Bisher habe ich noch keine Mehle mit unterschiedlichen Ausmahlungsgrad gefunden. Es gibt Mischungen um Brot zu backen, darunter auch Vollkornmehl. Beim Zucker gibt es wie in Deutschland Streuzucker, Würfelzucker und Puderzucker. Hagelzucker beispielsweise habe ich ebenfalls noch nicht gefunden. In Deutschland fast „alltägliche“ Backzutaten wie Bittermandelöl, gemahlene Haselnüsse oder Kokosflocken sind im Allgemeinen hier etwas teurer. Häufiger als in Deutschland findet man „Fleur d´oranger“ – Aroma oder Karamellaroma. Kuvertüre für den Kuchen – Fehlanzeige.

Vermutlich ist diese geringer Auswahl auch mit der Kuchentradition in Frankreich verbunden: Es gibt viel häufiger Tartes, die in verschiedenen Weisen gefüllt sind und vor allem wird auch viel häufiger Blätterteig für Kuchen oder süße Teilchen benutzt. Mehrschichtige Torten mit Buttercreme oder Sahnefüllung konnte ich bisher weder in Bäckereien finden, noch in den Teesalons. Sie scheinen eher aus einer deutsch-österreichischen Tradition zu kommen. Wie bereits erwähnt, zeigt allein die Tatsache, dass die Möglichkeit zu „Kaffee und Kuchen“ einzuladen, nicht bekannt ist, die unterschiedliche Wertigkeit. Vermutlich muss man auch hier noch mal innerhalb in Frankreich Abstufungen machen, schließlich ist das Elsaß auch von deutschen Koch- und Backtraditionen beeinflusst, wie die Spezialität „Kuglhupf“ annehmen lässt.

Ballerinas

(Achtung: subjektive Wahrnehmung, keineswegs statistisch verifizierbar)

Schaue ich mich auf der Straße um, fällt eines auf: Frauen in Frankreich tragen Ballerinas. Nicht nur Frauen, auch Mädchen. Immer und überall. Solange es über 0° Grad hat, spricht nichts gegen Ballerinas. Es gibt sie für Mädchen, die 8 Jahre alt sie in wunderbaren bunten Knallfarben, für Geschäftsfrauen in allen Qualitäten und kleinen Verzierungen, die sie ein bisschen mehr chic machen. Man kann sogar Schmuck für Ballerinas kaufen – man nehme unverzierte Durchschnittsballerinas und stecke vorne beispielsweise eine Blume oder ein Glitzersteinmotiv auf, das als Ballerinaschmuck deklariert ist.

Es scheint das die Form des Halbschuhs, über dem Fußrist geschlossen, stabile Sohle, wahlweise mit Schnürsenkeln oder mit Klettverschluss nur für Männer existiert oder als Sportschuh. Aber wer braucht das schon als Frau: man hat ja die Auswahl zwischen x-verschiedenen Modellen an Ballerinas falls an eine Alternative zu Schuhen mit Absatz sucht.

Vielleicht sollte man doch die Studiengebühren behalten…

Für Hausarbeiten braucht man auch heutzutage noch zum Großteil Bücher, d.h. am besten eine gut ausgestattet Universitätsbibliothek. Da ich auch in Frankreich bereits ein paar Hausarbeiten schreiben musste, wollte ich wie gewohnt die notwendigen Bücher, so weit möglich, ausleihen.
Das wunderbare in meiner Stadt ist jedoch, dass je nach Studienniveau unterschieden wird, wie viele Bücher man ausleihen kann. Ein Bachelorstudent hat je nach Universitätsbibliothek das Recht zwei (!) bis acht Bücher auszuleihen. Im Master sind es dann schon sagenhafte drei und als Doktorand ganze fünf Bücher. An besagter Bibliothek kann man sich aber das Recht auf mehr Bücher erkaufen, für 20 Euro im Jahr kann man als Bachelorstudent dann schon 8 Bücher ausleihen.
Neben der Abstufung der Anzahl der Bücher ist auch die Ausleihzeit gestaffelt: Bachelorstudenten haben zwei Wochen Zeit, Masterstudenten drei Wochen, Doktoranden vier Wochen.
Für mich persönlich sind sowohl die kurzen Ausleihfristen als auch die Ausleihmenge sehr beschränkend. Bisher kannte ich als Minimalausleihzeit vier Wochen. Mit diesem französischen System kann man annehmen, dass mehr Studenten schneller an das gleiche Buch kommen und da schließlich Platz und vermutlich auch Geld beschränkt sind, wird Doppeltanschaffung und Neuausgaben vermieden. Gleichzeitig steigt die Motivation wirklich in den zwei Wochen das Buch zumindest in den wichtigen Teilen zu lesen – jeder der aber aus verschiedenen Quellen nur einige wichtige Erkenntnisse herausfiltern muss wird wahnsinnig oder muss sich in der Bibliothek einnisten, deren Öffnungszeiten jedoch auch beschränkend sind. An meiner Heimatuniversität habe ich den unglaublichen Luxus in der Zentralbibliothek von 8 bis 24 Uhr von Montag bis Donnerstag arbeiten zu können, freitags bis 22 Uhr und selbst Sonntag ist tagsüber geöffnet.
Hier ist während dem Semester nur von 9 bis 22 Uhr geöffnet und samstags tagsüber, doch im laizistischen Frankreich wird die Sonntagsruhe eingehalten. Natürlich sind das immer noch sehr großzügige Öffnungszeiten, aber es überrascht schon, dass in einer Großstadt die Bibliotheken kürzer geöffnet sind als in einer mittleren Stadt mit Universität.
Einen Beitrag zu den Luxusöffnungszeiten meiner Heimatunibibliothek haben sicher die Studiengebühren geleistet, die es ermöglich haben Hiwis einzustellen und den Bestand, vor allem auch an häufig benutzen Lehrbüchern auszubauen. Zwar zahlt man auch hier in Frankreich “Einschreibegebühren” von ca. 1000 Euro (was je nach Universität variiert), jedoch scheint sich das nicht auf die Bibliothek in dem Maße auszuwirken, wie das die Studiengebühren in Deutschland zum Großteil gemacht haben.

Haare wie Schleier

In Frankreich sind ca. 3-4 % der Franzosen muslimischen Glaubens. Das äußert sich dann auch im Straßenbild vor allem in urbanen Gegenden, weil man relativ häufig verschleierte Frauen sehen kann. Wo eine Nachfrage ist, gibt es auch das dementsprechende Angebot: auf dem Wochenmarkt kann man problemlos verschiedene Schals und Kleidung kaufen, die in Muster und Farben aus dem Orient zu kommen scheinen.

Begibt man sich auf die Suche, wie man es hinbekommt, dass der Schleier so perfekt sitzt und Hals und Haupthaar bedeckt, stößt man im Internet auf etliche Tutorials für den Hijab, das den Schleier unter anderem beschreibt. Es gibt in etwas so viele Varianten Hijabs zu legen und festzustecken mit Sicherheitsnadeln und speziellen Hijab-Nadeln, wie man Frisuren auf Frauenköpfen kreieren kann. Neben der Legetechnik der Tücher, sind hierbei vor allem Farbkombinationen, Muster und Details wie ein Spitzenzwischenschleier Elemente um verschiedene Hijabs zu kreieren. Daneben gibt es noch volumengebende Element wie „Hijabflowers“ oder wie eine Art Haarteil, um dem Hijab vor allem hinten zu verlängern. So erklärt sich auch die längliche Kopfform, die man manchmal sieht. Alles nur eine Frage der richtigen Materialien.

Interessant dabei ist, dass die meisten Frauen, die zeigen, wie man einen Hijab macht, meist bereits einen Unterschleier tragen und auch der Hals bedeckt ist, sodass man weder Haar noch Hals sehen kann. Man sieht sie auch nie von hinten, es sei denn der Schleier ist bereits fertiggestellt, oder die zusätzlichen Accessoires bedecken ausreichend die Haare. Hier ein Beispiel, wie man trotzdem zeigen kann, wie man die Frisur unter dem Schleier macht:

Ausnahme sind vor allem eher professionelle Videos, so wie dieses in dem man sowohl eine „Hijabflower“ sieht, als auch eine Technik, den Hijab zu legen.

Der Aufbau eines Hijabs besteht meist aus einem Unterschleier und einem Oberschleier. Der Unterschleier ist dazu gedacht den Haaransatz zu bedecken und dient häufig auch noch dazu die Haare zu fixieren. So gibt es beispielsweise eine Art Jersey-Schlauchkopftuch, dass weich auf dem Kopf aufliegt und gleichzeitig die Haare bedeckt und zurückhält. Daneben findet man noch „Bonnet“ die meist bereits zwei Zipfel zum Festbinden am Hinterkopf besitzen und somit nur den Oberkopf bedecken. Auf solch einer Basis lassen sich dann die verschiedensten Schals anbringen, immer mit dem Ziel den ganzen Hals und alle Haare zu bedecken.

Hier ein paar Varianten: mit Ninja-Unterschleier

eine der einfacheren Varianten:

Mit vielen Falten:

Französische Kulinarika

Derzeit entdeckt Sarah Wiener die französische Küche auf Arte. Das Konzept der 30 – minütigen Sendung ist einfach: Sarah Wiener erfährt erst kurz vorher wohin es geht und welche regionale Spezialität sie zubereiten muss. Die Zutaten erntet sie oft selbst oder stellt sie selber her, z.B. Käse. Das Essen, welches sie zubereitet, wird anschließend von einer Jury bewertet. Je nach Region sind es beispielsweise Mitglieder einer Wein-Confrérie oder die Produzenten der verwendeten Produkte. Neben dem Entdecken mancher Herstellungsmethoden, lernt man auch einige Zutaten wie bestimmte Käse oder Gemüsesorten kennen. Mehr hier.

Les soldes

„Tu as déjà fait des soldes?“ Eine der häufigsten Fragen, die ich in letzter Zeit gestellt bekommen habe. Denn auch in Frankreich ist jetzt Schlussverkauf und deswegen geht man besser nicht samstags in die Stadt zum Einkaufen. Vor den Umkleidekabinen sind lange Schlangen. Die maximal erlaubte Anzahl an Kleidungsstücken, die man zum Probieren mit in die Umkleidekabinen mitnehmen kann, wird streng kontrolliert, um halbwegs Gerechtigkeit zu schaffen. In Läden mit kleineren Verkaufsflächen ist kaum ein Durchkommen und der Versuch in Ruhe die heruntergesetzten Pullover und Westen zu durchstöbern scheitert kläglich. Auch die Geschäfte mit teureren Marken sind gut besucht – schließlich gibt es ja bis zu 70% Rabatt. Es ist eine Art „Endzeitstimmung“ in der Luft – jetzt oder nie kann man das große Schnäppchen machen.

Tatsächlich gilt in Frankreich ein einschränkendes Gesetz für den Schlussverkauf. Der Winterschlussverkauf beginnt beispielsweise am zweiten Mittwoch im Januar und der Sommerschlussverkauf am dritten Mittwoch im Juni. Schlussverkäufe dürfen maximal 5 Wochen dauern; zudem dürfen die Händler während des Schlussverkaufs ihr Lager nicht auffüllen, um neue Ware reduziert zu verkaufen. Zusätzlich stehen den Händlern noch zwei weiter Wochen im Jahr zur Verfügung, in der sie Vergünstigungen anbieten dürfen und deren Zeitpunkt sie selber festlegen können. Diese müssen jedoch mindestens einen Monat vor Beginn der offiziellen Schlussverkaufszeiten zu Ende sein.

Vermutlich führt genau diese Reglementierung dazu, dass man während des Schlussverkaufs in vielen Geschäften zum Kauf des Schnäppchens gleich eine Karte für weitere Rabatte bekommt, meist für eine Periode im Februar auf die neue Kollektion. Entweder wird ein fixer Abzugsbetrag ab einem bestimmten Einkaufswert angeboten oder Prozente. Zudem wird auch in den Schaufenstern mit „deuxième démarque“ geworben, das heißt, dass die reduzierten Teile noch einmal heruntergesetzt wurden.

Vermutlich gab es einmal ähnliches in Deutschland, bevor die Gesetzgebung zur Rabattgebung gelockert wurde. Allerdings empfand ich den Schlussverkauf, so wie er jetzt in Deutschland ist, viel entspannter.

Verwechslungen

Er ist Franzose, sie Deutsche.

Sie: „Zum Geburtstag wünsche ich mir eine Tasche von Picard.“

Er: „Picard? Eine Tasche zum Einkaufen?“

Sie: „Für den Alltag eben. Vor allem sind sie so schön zeitlos und elegant.“

Er: „Ich wusste nicht, dass Picard auch Taschen produziert. Ich kenne nur die Tiefkühlkost von Picard.“

Sie: „Wie? Tiefkühlkost von Picard?“

Er: „In Frankreich ist Picard ein Produzent von Tiefkühlkost, bei dem man Tiefgefrorenes bestellen kann oder im Geschäft kaufen kann.

Sie: „ Aah, so ähnlich wie Bofrost in Deutschland. In Deutschland ist Picard eine Handtaschenmarke, die hochwertige Handtaschen herstellt.“

Er: „Ach so.“

Auf dem Weihnachtsmarkt

Weihnachten rückt näher, die Zeit Geschenke zu finden wird knapper – was kann man dagegen tun in Südfrankreich? Ganz einfach: Auf den Weihnachtsmarkt gehen. Das ist zumindest laut einem französischen Bekannten dessen Zweck – auf dem Weihnachtsmarkt kauft man Geschenke. Während bei mir der deutsche Weihnachtsmarkt eher für Glühwein, Lebkuchen und Weihnachtsschmuck steht, ist in meiner französischen Stadt das Sortiment doch leicht anders und man könnte tatsächlich ein Weihnachtsgeschenk finden.

Auch hierzulande gibt es Glühwein, jedoch in Plastikbechern. Selbstverständlich werden regionale kulinarische Spezialitäten verkauft wie getrocknete Salamivarianten, verschiedenste Käsesorten, regionale Spezialitäten in Konserven und natürlich darunter auch die berühmte „Foie gras“. Statt

Bratwürste gibt es „Aligot“ oder „Tartiflette“. Aligot ist eine Art Käse-Kartoffelmasse mit Knoblauch, die sich beim essen durch den Käsegehalt schön mit der Gabel ziehen lässt. Tartiflette besteht aus Kartoffelscheiben, mit Speck und Käse dazu. Beides sind sehr deftige Gerichte, die aber bestens zu kälteren Temperaturen passen. Den süßen Ausgleich gibt es mit französischen Lebkuchen, der jedoch geschmacklich und von der Zusammensetzung nicht so viel mit den klassischen Nürnberger Lebkuchen zu tun hat. Es fehlen vor allem der große Nuss – und Zitronatanteil. Daneben gibt es noch Nougat und Crêpes zu kaufen.

Nur ein einziger Stand verkauft Krippenfiguren und von sonstigen Weihnachtsschmuck fehlt auch jede Spur. Das ist aber ganz normal, wenn man bedenkt, dass es den Weihnachtsmarkt hier erst seit 13 Jahren gibt. Dafür kann man hier schöne Lederwaren, Dekoartikel aus Glas oder Holz, originelle Schreibgeräte, Taschen aus Indien, Kirschkernkissen, Spielzeug aus Holz oder auch Schmuck kaufen.

Auch der in Deutschland obligatorische Weihnachtsbaum fehlt, von einer Krippe ganz abgesehen – stattdessen ist in der Mitte des Platzes ein überdimensionaler „Pere – Noel“ aus LED-Lichtern platziert, vor dem dann tatsächlich auch ab und an Chöre Weihnachtslieder singen.

Ganz anders sieht es in Nordfrankreich aus, vor allem im Elsass, da hier die Weihnachtstraditionen auch mitbegründet wurden – sei es, dass der erste Christbaum in Selestat stand oder ein Straßburger Glasbläser in Ermangelung von Äpfeln die ersten Glaskugeln für den Weihnachtsbaum geschaffen hat. Auch der Adventskranz ist hier in Südfrankreich unbekannt, sowie die Tradition des Adventskalenders. Zwar kann man für Kinder auch hier Adventskalender kaufen, aber es scheint mir weniger üblich zu sein als in Deutschland.

 

Auf einem französischen Wochenmarkt

In einer größeren französischen Stadt auf den Wochenmarkt zu gehen regt unweigerlich sämtliche Kochfantasien an. Denn in Gegensatz zu Deutschland gibt es viele Gemüsesorten und Produkte, die hierzulande als Delikatessen gelten, bei Saison vergleichsweise günstig zu kaufen.

Dabei denke ich beispielsweise an Esskastanien, Artischocken oder verschiedene Muschelarten. Es gibt seit November auf meinem Wochenmarkt Stände, die nur Meeresfrüchte und Fisch verkaufen: Jakobsmuscheln, Meeresschnecken, Garnelen, kleine Krabben, Austern verschiedener Regionen und Fisch in allen Variationen. Ebenfalls nur im Herbst präsent: Stände, die nur Pilze verkaufen, von denen ich bisher noch gar nicht wusste, dass sie existieren. Natürlich gibt es Steinpilze, Pfifferlinge und Maronenröhrlinge, aber auch violettfarbene Pilze, die ich bisher noch nie auf einem Markt gesehen habe.

Man kann auch frische Petersilie kaufen und nicht zu vergessen: frische Minze, für den Tee und manche orientalischen Gerichte unabdingbar. Streift der Blick über das Gemüse, so fallen einem einige Gemüsesorten auf, die man bisher so noch nicht gesehen hat. Was ich beispielsweise zunächst für Schwarzwurzel gehalten habe, war in Wahrheit schwarzer Rettich. Ebenso ungewöhnlich erscheinen die weißen Rüben, die eine apfelgroße runde Form mit violettem Ansatz haben. Im Sommer gibt es häufig auch kugelrunde Zucchini im Gegensatz zum länglichen Pendant.

Lässt man die Obst- und Gemüsestände hinter sich, kommt man zu den Metzgerständen. Und auch hier spielen regionale Unterschiede eine Rolle: Es gibt viel Rind, Hase und Hühnerfleisch, aber wenig Schweinefleisch im Angebot. Das findet man wiederum verarbeitet in guten luftgetrockneten salami-artigen Würsten. Für ein schnelles Mittagessen kann man auch Brathähnchen kaufen, mit viel Knoblauch und Liebe gemacht.

Für einen guten Abschluss einer Mahlzeit fehlt jetzt noch der Käse, den es selbstverständlich auch in allen Varianten zu kaufen gibt. Erstaunlich für mich ist, dass es viel mehr Ziegenkäse gibt, der traditionellerweise schon so verschimmelt aussieht, dass man meint, man könne ihn nicht mehr essen – dabei ist er genau so erst richtig gut.