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Frankfurter Goethe-Haus und Deutsches Romantik-Museum

Wer in Frankfurt ist und Germanistik studiert hat, muss doch ins Goethe-Haus – sagt mein Mann.

Wer in Frankfurt ist und im Job ein Museum für einen Komponisten konzipiert, muss in jedes Haus über nicht-bildende Künstler, die es gibt, um rauszufinden, wie man Musik und Literatur am besten in einer Ausstellung vermittelt – sage ich.

Das Frankfurter Goethe-Haus macht es sich einfach. Vermittelt wird nicht viel, man schlendert durch die beeindruckenden vier Stockwerke des großen Bürgerhauses, in dem Johann Wolfgang Goethe geboren und aufgewachsen ist. Ich musste mich die ganze Zeit fragen, ob wohl die Möbel Originale sind (und wenn nicht, wo sie wohl herkommen) und ob von den Goethes niemand jemals geschlafen hat – Betten finden sich jedenfalls in keinem der vielen Zimmer.

Mehr zu sehen gibt es schon im neueröffneten Deutschen Romantik-Museum. An Geld scheint es den Ausstellungsmacher*innen jedenfalls nicht gefehlt zu haben. Schon das Treppenhaus ist beeindruckend.

Treppenhaus des Deutschen Romantik-Museums: Von unten sieht man über drei Stockwerke SEHR viele Stufen, die mit braun-grauen Steinen gefließt sind. Von den Seiten fällt immer wieder Licht durch Durchgänge ins Treppenhaus. Ganz oben wird es besonders hell – wie durch eine Aura.

Im ersten Stock ist die Gemäldesammlung (oder zumindest ein Teil davon) des Freien Deutschen Hochstifts ausgestellt. Der Fokus liegt auf Kunst, die Goethe in seiner Kindheit und Jugend gekannt hat. Ich war nicht zum Vergnügen da und hatte nicht mehr viel Zeit bis Schließung – also bin ich eher durchgeeilt als mich genauer damit zu befassen.

Im zweiten und dritten Stock dann: Romantik.

[Wenn ich Zeit und Lust hätte, würde ich JETZT herausfinden, wie ich im neuen WordPress die Schriftart verändern kann, hier müsste ja wohl mal was verschnörkeltes stehen. Und wenn ich weiter Zeit und Lust hätte, würde ich rausfinden, wie das Fußnoten-Plugin funktioniert bzw. warum nicht. Aber meine Leser*innen haben ja bestimmt Phantasie.]

Eine der typischen Stationen im Deuschen Romantik-Museum: Ein nachgebautes Stehpult unter dessen Klappe ein Original lichtgeschützt liegt, links ein Schreibtisch-Element mit Schubladen, rechts ein Schreibtisch-Element mit Ausstellungstexten.

Die Ausstellung hangelt sich hauptsächlich entlang der wichtigen Vertreter*innen (ja, Sophie Mereau, Karoline von Günderrode und Bettina von Arnim bekommen Stationen, nein ich werde keinen der Männer namentlich erwähnen. Aber hier habe ich schon mal mehr zu Frauen der Klassik und Romantik geschrieben: Schreiben, um zu leben, Leben und schreiben, Leben, um zu schreiben). Ein weiteres Gliederungselement sind Themen der Romantik (Waldeinsamkeit voll blauer Blumen oder so). Das zentrale Vermittlungselement jeder Station ist ein dreiteiliges Schreibpult, das als lichtreduzierte Vitrine für die Originale dient. Immer wieder gibt es QR-Codes und Hinweise für den Audioguide – beides wegen Zeitmangel nicht ausprobiert. Ich habe nicht gezählt, aber mir waren es definitiv zu viele Stationen, zu viel Text und zu viel Geräuschkulisse. Immer wieder gibt es Soundinstallationen, die eines der Themen verdeutlichen – nicht alle davon werden über Bewegungsmelder ausgelöst.

Warum kommt die spannendste Station eigentlich zu Letzt?

Platten mit Notenskizzen und Bildern für eine Medienstation.
Medienstation zur Komposition eines romantischen Schumann-Liedes.

Die für mich spannendste Station kam ganz oben, ganz hinten im dritten Stock, als ich noch 20 Minuten Zeit hatte – gebraucht hätte ich vermutlich 60. Eine Medienstation vermittelt, wie Schumann ein romantisches Gedicht vertont. Es können 6 oder 7 Platten mit unterschiedlichen Motiven ausgewählt und auf das Pult gelegt werden – dann starte automatisch die Medienstation mit Beamer und Text über die Kopfhörer. Ich habe eine Notenskizze gewählt, aber es gab auch Illustrationen, einen Partiturauszug oder Gedichtbeispiele. (Ich vermute und hoffe, dass man so den Entstehungsprozess von der Gedichtauswahl bis zum fertig gedruckten Notenexemplar nachvollziehen kann.) Die Erzähler*in erklären, was zu sehen ist, bringen Anekdoten, schlüsseln auf wie das Stück entsteht. Es werden Hörbeispiele eingespielt, die die sichtbaren Noten auch hörbar machen und per Lichtpunkten werden die Erläuterungen nachvollziehbar gemacht. Man kann Pausieren, vor- und zurückspringen, zwischendrin sogar ein Erklärmenü öffnen – nur den Lautstärkeregler habe ich nicht gefunden.

Es ist eine der beeindruckendsten Stationen zur Entstehung von Musik, die ich bisher gesehen habe und ich hoffe sehr, dass die Konzeptionist*innen und Gestalter*innen demnächst in Musikermuseen arbeiten.

Öffnungszeiten und Einritt; ich war dank Mitgliedschaft im Museumsbund umsonst in der Ausstellung.

Im Museum der Brotkultur Ulm

Wir bereiten bei uns im Museum gerade die neue Sonderausstellung zum Thema “Brot. Nahrung mit Kultur” vor. Da liegt es relativ nahe nicht nur die Publikationen des Museums der Brotkultur in Ulm zu Rate zu ziehen, sondern auch mal einen Ausflug dorthin zu machen. (Das Europäische Brotmuseum in Ebergötzen hat ja leider über die Wintermonate geschlossen.)

Das Museum befindet sich im ehemaligen Salzstadel, in dem früher Getreide und zeitweise eben auch Salz gelagert wurde. Das Gebäude ist entsprechend imposant und hat großzügige Ausstellungsräume. In der Eingangshalle wurden die beiden Kollegen und ich von der Kassenkraft freundlich begrüßt. Leider darf man nur für private Zwecke und schon gar nicht für die Veröffentlichung in sozialen Medien fotografieren – was wir auch gleich unterschreiben mussten.

Das Museum basiert auf der Sammlung der Unternehmer Willy und Hermann Eiselen, die eine bunte Mischung aus Kunstwerken und Alltagsgegenständen zum Thema Brot sammelten. Entsprechend ist auch die Dauerausstellung aufgebaut. Kunstwerke dienen zur Erklärung von Geschichte oder stehen völlig für sich und wechseln sich auf jeden Fall bunt mit historischen Objekten ab. Die Ausstellung startet mit den Anfängen des Brotes im alten Ägypten – und der Ausstellungsband, den man für 4,50 EUR auch online bestellen kann, verrät eigentlich alles, was die Ausstellung zeigt. Das ist leider ein bisschen traurig, immerhin hatten wir uns ein bisschen weiteren Input erhofft. So haben wir uns immerhin über einige gelungene Inszenierungen besonders zum Brotbacken und drei schöne Medienstationen mit Filmen zu Verarbeitungstechniken von Teig gefreut.

An vielen Stellen ist die Dauerausstellung leider auch in ihrer Wegführung nicht immer ganz offensichtlich: So fanden wir uns mehrfach vor Detailtexten ohne die Einführungstexte wahrgenommen zu haben und besonders an der Stelle mit den Miniaturen, die das Brotbacken zu verschiedenen Epochen zeigen, ist es doch verwirrend, wenn man plötzlich mittendrin anfängt und dann rückwärts geht. Dafür hat das Brotmuseum allerdings auch eine Menge schöner Ausstellungsstücke: Besonders die Modelle von unterschiedlichen historischen Backstuben und Zunftgegenstände sind sehr beeindruckend.

Der Weg durch die Dauerausstellung endet recht seltsam, in dem die Objekte immer mehr in den Bereich Kunst und die Themen zu Politik der Ernährung rutschen – das führt dazu, dass zunehmend nur noch Bilder an der Wand hängen und die Texte immer länger werden. Mir als Kulturwissenschaftlerin machen solche Ausstellungen dann immer weniger Spaß.

Dafür konnten wir im Anschluss an unseren Rundgang noch mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter des Museums sprechen. Der zeigte uns ein paar der Objekte, die wir gerne ausleihen wollten. Und der Blick ins Depot eines Museums ist natürlich ohnehin immer spannend.

Insgesamt kann man bei einem Ulm-Besuch ruhig mal ins Museum der Brotkultur gehen. Vor allem, wenn man gerne (Brot) isst und sich generell für Essen und Lebensmittel interessiert. Der Eintritt kostet für Erwachsene momentan 4 Euro und ist damit auch für einen kurzen Besuch erschwinglich.

 

Schweizer Entdeckungen IV – der Symbolist Ferdinand Hodler

Wenn ich von Ferdinand Hodler bestimmt auch vor meiner Reise in die Schweiz schon vereinzelt Bilder gesehen habe, so hat mir doch die breitere Sammlung des Kunsthaus Zürich einen umfassenderen Blick auf sein Werk ermöglicht.

Ferdinand Hodler (1853-1918) ist ein Schweizer Künstler, dessen Stil vor allem dem Symbolismus bzw. dem Jugendstil zugeordnet wird. Von früher Kindheit an ist die Malerei für Hodler bereits ein Brotberuf, wobei er sich zunächst vor allem an den Alten Meistern orientiert. Erst ab den 1880ern löst er sich von seinen Vorbildern und beginnt mehr in seinem eigenen Stil zu malen.

Er malt unter anderem Ansichten der Bergmassive vom Genfer See aus oder stark symbolisch konstruierte Bilder, wie zum Beispiel „Der Tag“, bei dem fünf nackte Frauen vom Aufwachen bis zum Schlafen gehen die unterschiedlichen Tageszeiten symbolisieren. Ein weiteres Beispiel hierfür ist das Gemälde „Die Wahrheit“, in dessen Mitte sich eine nackte, blasse, magere Frau mit erhobenen Händen und stechendem Blick befindet. Zur Rechten und Linken wenden sich mehrere Figuren ab von ihr, mit schwarzer fetzenartiger Kleidung bedeckt. Als Betrachter wird man vor allem von dem stechenden Blick der Frauenfigur in der Mitte gebannt.

Was mich persönlich an seinen Werken fasziniert, ist der Einsatz von Farbe in seinen Landschaften und die Motivwahl. Denn seine lichten Farben, die er bei seinen Landschaften nutzt, vermitteln eine Art beruhigenden Seelenlandschaftseindruck, wenngleich sie auch reale Orte darstellen. Er arbeitet häufig mit gelb-blau-lila Kontrasten, um Lichtstimmungen darzustellen. Über Symbolismus kann man sich zwar streiten und manch einem mag die Darstellung von Themen wie „Der Tag“ zu plakativ sein. Dennoch ist bewundernswert, wie es Hodler schafft in seinem Werk dies klar umzusetzen und den Betrachter in seinen Bann zu ziehen.

Mehr von Ferdinand Hodler kann man im Kunsthaus Zürich und im Kunstmuseum Bern sehen.

Schweizer Entdeckungen III – Giacometti Werkschau

Ähnlich wie mit August Strindbergs malerischen Werk ging es mir mit Schweizer Alberto Giacometti (1901-1966). Aus früheren Ausstellungsbesuchen verband ich mit Alberto Giacometti vor allem lange, drahtig gebaute Skulpturen mit sehr unregelmäßiger Oberfläche. Die Werkschau „Giacometti – Material und Vision“ im Kunsthaus Zürich ließ mich jedoch auch hier ein wesentlich differenzierteres Werk kennenlernen.

Die Grundlage für die Ausstellung bildeten mehrjährige Forschungsarbeiten am Kunsthaus Zürich an 75 Originalgipsen Giacomettis. Die Ausstellung war chronologisch gestaltet, wenn auch die Art der Aufstellung der Werke viele Doppelwege beinhaltete, um dem chronologischen Aufbau zu folgen. Einstieg in die Ausstellung bildete sein Frühwerk als Jugendlicher, in den Kontext gesetzt zu Werken von seinem Vater. Zudem hätte man eine Dokumentation zum Forschungsprozess am Kunsthaus Zürich ansehen können. Leider gab es nur 4 Sitzplätze, um die ca. einstündige Dokumentation zu sehen, was eindeutig zu wenig war im Verhältnis zum Besucherinteresse.

In seinem Frühwerk übt er vor allem Köpfe zu formen und möglichst naturgetreue Porträts. Erst nachdem er in Paris mit kubistischen Plastiken in Kontakt kommt, sowie mit dem Surrealismus, ändern sich seine eigenen Werke. Er experimentiert mit sehr auf klare Formen reduzierten Figuren bzw. Skulpturen, wie man an der „Löffelfrau“ oder diesem Kopf sehen kann.

Während des Zweiten Weltkriegs wohnte er hauptsächlich in der Schweiz. Zu Beginn des Krieges begann er Miniaturskulpturen zu formen, die kaum größer als Streichholzschachteln waren, sodass er sie leicht verstecken konnte. Als er nach dem Krieg nach Paris zurückkehrt, entwickelt er erst jene ikonografischen langgestreckten Skulpturen. Dabei werden die Glieder immer langgestreckter, der ganze Korpus schmaler und die Oberfläche der Skulpturen bleibt rau und rissig. Bekannte Werke, die auch mein Bild von Giacometti geprägt haben, sind „Les Femmes de Venise“ (die Frauen von Venedig) et „L’homme qui marche“ (der Schreitende).

Für mich persönlich war vor allem seine surrealistische Phase eine Entdeckung. Mehr von Giacomettis Werk gibt es  in der Fondation Giacometti in Paris, im Kunsthaus Zürich, sowie in der Fondation Beyeler in Riehen/Basel zu sehen.

Zitate aus der Wissenschaft 4

Anfang eines Vortrags zur Tagung des deutschen Museumsbundes, der im Rittersaal des Parktheaters Iserlohn gehalten wurde:

Ein Rittersaal, belehrt uns das Deutsche Wörterbuch der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm kurz und bündig, “ist ein Saal, in dem sich Ritter und Adel bei festlichen Gele-genheiten versammeln”. Wenn ich meinen Blick hier durch diesen “Rittersaal” schweifen lasse, vermag ich die Anwesenden bei aller Wertschätzung nur sehr mühsam als des Königs Arthurs Tafelrunde zu identifizieren. Vor allem die Herren verstoßen grob gegen die heiligen Gesetze ihres Standes, sind sie doch offensichtlich völlig unbewaffnet zum Gelage erschienen – oder sollte der eine oder andere heimlich den Dolch im Gewande führen?

Im gleichen Text erfährt man übrigens auch völlig neues über die Arbeitsverhältnisse in Schmiedewerkstätten:

Wer kennt sie nicht, die Sagen und Märchen, die dem Schmied über-natürliche Kräfte bescheinigen, sein geheimnisvolles Tun bei finsterer Nacht zu Schreckensgeschichten verdichten und dazu beitrugen, diesen Beruf, der von Schwarzelfen und Zwergen ausgeübt wurde, mit abergläubischer Scheu zu beargwöhnen.

Zitate aus der Wissenschaft 3

Ein Aufsatz über Mythen in technischen Museen. Zuletzt wurde der “Otto-Hahn-Tisch” beschrieben, der für die Präsentation der Entdeckung der Kernenergie die verschiedenen Instrumente und Apparaturen zusammenstellt, die für die Entdeckung der Urankernspaltung nötig waren.

Mit solch primitiver Technik und deshalb wahrscheinlich phantastischer geistiger Leistung wurde das 20. Jahrhundert erschüttert. Man könnte fragen, warum dieses Objekt nicht – der Historie gemäß – aufgelöst und kommentiert wird. Vielleicht sollte man das tun. Doch ist es von Fritz Straßmann und Otto Hahn selbst nach dem Krieg aus den Resten zusammengestellt worden, die die totale Zerbombung in Berlin übriggelassen hatten. Die Wissenschaftler selbst haben ihren Mythos komprimiert.

Es gab zum 50jährigen Jubiläum der Urankernspaltung 1988 eine Ausstellung in Berlin, die – auch im Deutschen Museum übernommen – die Geschichte wesentlich sorgfältiger aufrollte. Sie kostete einiges Geld und viel mehr Platz, und sie verhinderte (wahrscheinlich) die mythische Wirkung nicht: In Berlin wurde sie von Chaoten teilweise zerstört, die sie als Symbol der verhaßten Kerntechnik verstanden – in München stand sie unter ständigem Polizeischutz und war unerwartet stark frequentiert. (Jürgen Teichmann: Wissenschaftlich-technische Museen)

Außerdem mal wieder Foucault. Diesmal ein wundervoller Satz in der Version, die ich lese, wenn ich versuche zu verstehen, was der gute Herr mir sagen möchte:

1. Wir haben es gesehen, und es ist wahrscheinlich nicht nötig, darauf zurückzukommen: wenn man von einem Formationssystem spricht, denkt man nur an das Nebeneinanderstellen, die Koexistenz oder die Interaktion von heterogenen Elementen (Institutionen, Techniken, gesellschaftlichen Gruppen, perzeptiven Organisationen, Beziehungen zwischen verschiedenen Diskursen), sondern an die Herstellung einer Beziehung zwischen ihnen – und zwar in einer sehr bestimmten Form – durch die diskursive Praxis. (Foucault. Archäologie des Wissens)

Rezensiert: Walküre in Detmold

Die Walküre in Detmold von Ralph Bollmann steht schon seit zwei Jahren auf meinem Amazon-Wunschzettel. Genauer gesagt steht das Buch dort, seit Anke Gröner es in ihrem Blog gleich zwei mal zitierte. Jetzt bekam ich es glücklicherweise auf Reisen zwischen die Finger. Und auch wenn ich das Buch leider nicht zu ende lesen konnte, muss ich ganz dringend darüber schreiben. Es gibt nämlich eine ganz großartige Lektüre für zwischendurch, bei der man auch einfach mal quer lesen kann.

Obwohl ich ja durchaus sehr an der so genannten Hochkultur interessiert bin, halte ich das Buch, das eine Art Opernführer ist, nicht nur für Operngänger sehr lesenswert. Ralph Bollmann schreibt nämlich uneingebildet, aber klug und pointiert über seine Reisen kreuz und quer durch Deutschland. Walküre in Detmold entstand aus der Beobachtung, dass es in Deutschland mehr Opernhäuser gibt, als im gesamten Rest der Welt zusammen und aus dem Plan alle diese Opernhäuser auch zu besuchen. Ralph Bollmann reiste also mehrere Jahre durch Deutschland und besuchte Opernaufführungen. Dabei herausgekommen ist ein Reisebericht, der gespickt mit historischem und kunsthistorischem Wissen ist. Die ununterbrochen eingewobenen Anekdoten machen besonders Lust, in den Zug zu steigen und ebenfalls quer durch Deutschland zu reisen. Man könnte dann ebenfalls bedeutende Bauwerke besichtigen Museen, Theater- und Opernaufführungen besuchen und am Ende ein bisschen gebildeter sein. Das jedoch ohne zwanghaft lernen zu müssen, sondern durch Erfahrung und Anschauung, die auch noch Spass macht.

Ich werde also gleich mal eine Spardose mit der Aufschrift “Kulturreisen” anlegen. Denn egal wie günstig laut Bollmanns Beschreibungen die einzelnen Opern auch sein können: Mein schmaler Studentengeldbeutel gibt so viel Kulturkonsum dann doch nicht her.

Unter 10 – wertvolles en miniature

Für die Uni beschäftige ich mich gerade mit Modellbahnen (wer irgendwo Züge sieht, darf an mich denken) und Miniaturen von Eisenbahnen. Da konnte ich eine Ausstellungen, die das Wort “Miniaturen” im Titel führt, natürlich nicht an mir vorbei gehen lassen. Und so kam ich ins Wien Museum und habe Unter 10 – wertvolles en miniature gesehen.

Christbaumschmuck in Form einer Litfaßsäule, um 1910 Grafikdesign: Büronardin 7 x 3,4 cm © Wien Museum

Es war großartig! Ich liebe ja Museen, mit kreativen und innovativen Ausstellungsideen. Und ausschließlich Objekte zu zeigen, die nicht größer als 10x10x10 cm groß sind, das ist großartig! Und was für tolle Gegenstände da auftauchten: Ballgeschenke an die Damen von den Technikerbällen, die wirklich filigrane technische Modelle darstellten. Und dann trotz aller Feinheit immer noch eine Tanzkarte und einen Stift enthielten.

Reisenecessaire, 8-teilig, 1865 Höhe 7 cm © Wien Museum

Alltägliches wie ein Reiseneccessaire und Besonderes wie diese wunderschönen, funktionierenden! Uhren.

Zappler (Miniatur-Standuhr), um 1830 Herstellung: Johann Rettich, Wien Höhe 2,9 cm (ohne Sockel) © Wien Museum

Zum Glück läuft die Ausstellung noch bis zum 26. Mai – es lohnt sich also auf jeden Fall sie anzusehen, wenn man in Wien ist. Der einzige Makel ist, dass viel zu wenige Objekte ausgestellt werden. Ich hätte noch bedeutend länger hübsche Dinge in klein angesehen. Und auch von den auf maximal neun Zeilen begrenzten Texten hätte ich noch mehr lesen können. Das ist natürlich ein toller Gag und eigentlich für eine Ausstellung genau lang genug. Gerade bereue ich sehr, den süßen Ausstellungsführer (nicht größer als 10 x 10 cm) nicht doch gekauft zu haben und so spät im Wien Museum gewesen zu sein, dass ich es nicht geschafft habe noch eine andere Ausstellung zu besuchen.

Dresden – Erich Kästner Museum

Wunderschönes Herbstwetter und ein letztes Wochenende vorlesungsfreie Zeit, irgendwas Besonderes muss man da doch machen?! Und zum großen Glück gibt es Verwandtschaft, die in schönen Städten wohnt und die man besuchen kann. Dresden it is.

Außer einem Stadtspaziergang, bei dem man all die tollen nicht ganz so historischen, aber umso bekannteren Sehenswürdigkeiten Dresdens besichtigt, lädt die Stadt vor allem dazu ein Museen zu besichtigen. Denn in Dresden gibt es unglaublich viele spannende Museen aller Art.

Doch eines stand von vornherein fest: Das Erich Kästner Museum ist ein Muss für mich. Immerhin konnte ich die schwarz-weiß Verfilmung von Das doppelte Lottchen mal mitsprechen und habe beinahe alle Bücher von Kästner gelesen.

Das Besondere am Erich Kästner Museum ist das Museumskonzept: Es ist ein Micromuseum. Das bedeutet, dass sich die gesamte Ausstellung in einem einzigen Raum befindet. Auf sehr geringer Fläche, können so sehr viele Informationen untergebracht werden. In einer Reihe von Stelen befinden sich viele Schubladen und Fächer, in denen Dokumente zu Kästner entdeckt werden können.

Sortiert sind diese quer durch alle Stelen nach vier Farbkonzepten:

  • grün: Kästner in Sachsen
  • rot: Kästner als “Außenseiter”
  • gelb: Kästner und Kinder
  • blau: Kästner und Medien

Hinzu kommen zwei “Kästen”, die je eine Sonderausstellung zu einem anderen Thema darstellen.

Als Besucher kann man so eine große Sammlung von Zitaten von und über Kästner, Berichten, Büchern und anderen Dokumenten entdecken. In einer Multimedia-Station können darüber hinaus auch noch Verfilmungen, Hörspiele und anderes Audiomaterial gehört und gesehen werden. Leider wird das Entdecken jedoch schnell anstrengend. Zum einen gibt es im Museum eigentlich keine Möglichkeit sich hinzusetzen und in aller Ruhe zu lesen und zu schmökern. Zum anderen sind lesen und schmökern eigentlich das einzige, was man im Museum tun kann. Es gibt nur wenig zu er-fassen und darüber hinaus muss man sich das Museum noch nicht einmal erlaufen. Und gerade wenn mehrere Besuchergruppen da sind, bekommt die Museumserfahrung etwas Statisches, obwohl das Konzept des Museums dies eigentlich verhindern sollte. Denn schon mit nur zehn Besuchern, sind alle Stelen belegt, muss man Rücksicht nehmen und kann nicht mehr frei den bunten Fäden des Museums folgen. Möchte man nämlich nicht völlig zusammenhangloses Wissen über Kästner erfahren, ist es sinnvoll sich die Dokumente nach einem der vorgegebenen Themen zu erlesen. Innerhalb der Säulen selbst gibt es nämlich keinerlei thematische Ordnung. Hinzu kommt, dass man zum Lesen die gesamte Zeit über Stehen muss. Eine Haltung, die die wenigsten Menschen zum Lesen einnehmen und die deshalb so ungewohnt ist, dass sie völlig von der Vertiefung ins Material abhält.

Begeistert hat mich aber der Museumsshop: Beinahe jedes Buch Kästners und beinahe jede Aufnahme oder Verfilmung seines Werkes, die im Museum selbst zu finden ist, kann dort auch gekauft werden. Beeindruckend!

Trotz meiner Kritik möchte ich aber eigentlich sagen: Der Besuch im Museum lohnt sich. Denn selbst wenn man sich schon intensiv mit Kästner beschäftigt hat: Hier findet man auf jeden Fall weiteres Wissen über ihn.

Preise, Öffnungszeiten und mehr Infos zum Museumskonzept finden sich auf der Homepage des Museums. Dort kann man auch Bilder vom Museum sehen, denn leider ist dort nicht erlaubt zu photographieren.

Museum: Austellungseröffnung Kuh-Milch-Geschichten

Letzen Sonntag hatten wir große Ausstellungseröffnung.  In Zusammenarbeit mit dem Museumsdorf Hösseringen haben wir Studierende (Kulturanthropologie; Uni Göttingen) eine Ausstellung zum Thema Milch erarbeitet.

Projektgruppe der Ausstellung Kuh-Milch-Geschichten aus der Lüneburger Heide

Milch als nicht lange haltbares Lebensmittel ist nun auf den ersten Blick vielleicht nicht das am nächsten liegende Thema für eine Ausstellung. Durch Interviews und Gespräche mit Milchbauern und Molkereiarbeitern,Teilnehmende Beobachtung und der historischen Beschäftigung mit dem Thema Milch, sind wir dem Thema aber letztendlich doch nahegekommen.

In verschiedenen “Inseln” und dem Begleitband zur Ausstellung können nun unsere Ergebnisse angesehen werden. Für die Ausstellung haben wir uns alle Mühe gegeben mutimedial zu sein. Es gibt nicht nur sehr viele Ausstellungsobjekte, sondern auch Hörstationen, mit Ausschnitten aus Interviews, die wir geführt haben und Videoinstallationen.

Betritt man die Ausstellungshalle steht man zunächst vor einem großen Milchtetrapak, in dem neben der Erklärung, warum wir uns überhaupt mit Milch beschäftigt haben, auch ein wunderbarer Milchhimmel zu finden ist.

Milchhimmel

Die leere Milchflasche

Die leere Milchflasche - Symbol für die Nichtausstellbarkeit von Milch

Anschließend geht es um das Tier “Kuh” und die Berufe Landwirt und Melker, bevor die Entwicklungen in der Milchproduktion und Milchverarbeitung gezeigt werden. Eine Insel beschäftigt sich mit der Kontrolle der Milch.

Milchlabor

Durch aufwändige chemische Analysen wird deren Qualität sichergestellt und die Milch so zu einem der am stärksten kontrollierten Lebensmittel. Eine wichtige Rolle spielt dabei die “Milch der Wahrheit”. Diese ist ein chemisch hergestelltes Vergleichsprodukt, an dem alle echte Milch gemessen wird.

Milch der Wahrheit

Außerdem beschäftigt sich die Ausstellung mit der Milchwirtschaft im Nationalsozialismus: Milchgesetzte und Butterreinheitsgebote spielen in dieser Station eine wichtige Rolle. Ebenso spielt der Wandel im Transport der Milch eine Rolle. Es wird die Entwicklung von der Milchauslieferung per Rad und Hundekarre bis zur Langstreckenlieferung von Milch heute gezeigt.

Fahrradkurier für Milch

Milchtransport mit Hundekarre

Zuletzt werden in der Ausstellung einige kritische Positionen zur Milch angerissen: Sowohl die immer weiter verbreitete Laktoseintoleranz als auch der freiwillige Verzicht auf Milch spielen hier eine Rolle. Für die Darstellung von Veganismus durften wir verschiedene Blogartikel verwenden, die in einer Medienstation gezeigt werden.

vegane Blogs

Mein herzlicher Dank für die Erlaubnis der Verwendung geht noch mal an unsere zitierten Blogeinträge:

Den krönenden Abschluss der Ausstellung bildet ein Milchladen, der dem Museum nach der Auflösung als kompletter Bestand überlassen wurde.

Milchladen

 

Die Ausstellung läuft noch bis Oktober 2013.

  • Öffnungszeiten des Museums:

15. März bis 31. Oktober
Dienstag bis Sonntag von 10.30 – 17.30 Uhr
montags an Feiertagen von 10.30 – 17.30 Uhr

  • Eintrittspreise:
Erwachsene 4,50 Euro
in Gruppen ab 10 Personen 4,00 Euro
Gruppenführung 30,00 Euro je Stunde + Eintritt
Familienkarte (2 Erwachsene mit Kindern bis 16 Jahre)  9,00 Euro
Familien-Jahreskarte (2 Erwachsene mit Kinder bis 16 Jahre) 25,00 Euro
Kinder (6-16 Jahre) 1,00 Euro
Betreute Schulklassen (pro Person und Stunde) 2,00 Euro