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Ausstellung “100 Ideen von Glück”

Wenn @bookstardust auf Mastodon von der Ausstellung “100 Ideen von Glück” erzählt, für die das koreanische Nationalmuseum im Austausch für Leihgaben der Sächsischen Kunstsammlungen Ausstellungsstücke nach Dresden gegeben haben, dann springt da wohl schon mal ein sehr spontaner Kurzurlaub raus.

Screenshot eines Mastodonposts von @bookstardust, der Auf die Ausstellung "100 Ideen von Glück hinweist" und zwei Bidler aus der Ausstellung zeigt.

Wir sind also nach Dresden gefahren um die Ausstellung zu sehen. tl;dr: Es werden einige wirklich schöne Objekte gezeigt, aber Präsentation und Marketing lassen zu wünschen übrig. Am Ende stand ich mit mehr Fragen da als vorher.

Es fängt damit an, dass die Ausstellung unfassbar schlecht beworben ist – selbst in Dresden hängen quasi kaum Plakate dafür – UND in der Residenz noch schlechter ausgeschildert wird – es ist nicht deutlich in welchen Räumen die Objekte zu sehen sind und dass es in mehreren Etagen Ausstellungsräume gibt, habe ich auch erst spät verstanden. Am Ende habe ich mich gefragt, wie genau die Kooperation der Museen wohl ausgesehen hat. Wer hat die Texte geschrieben? Wer die Gestaltung gemacht? Wer war für die Beleuchtung zuständig? Warum wird die Ausstellung so stiefmütterlich behandelt? Gab es kein Budget?

Der größere Teil der Ausstellung befindet sich in den Paraderäumen der Residenz. In jedem Raum gibt es ein loses Überthema, allerdings wiederholen sich Aspekte. Die Ausstellung startet mit Hanboks, traditionellen koreanischen Kleidern. Das erste Objekt, mit dem Besuchende in der Ausstellung begrüßt werden, ist ein Zeremoniengewand der Königin. Der Ausstellungstext zu Füßen der Besuchenden verrät, wenn man sich die Mühe macht sich vor dem Kleidungsstück zu verneigen, um den Text zu lesen, dass es sich um ein Replikat handelt. Natürlich sind Textilien immer schwierige Objekte, die ganz besondere Anforderungen an Lagerung, Präsentation, Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit stellen, aber ich war ein bisschen war ich enttäuscht.

Auch die weiteren ausgestellten Kleider sind wirklich schön und ich habe viel Zeit im Ausstellungsraum verbracht – aber es sind alles moderne Stücke einer Designerin, die sich von historischen Modellen inspirieren ließ. Was völlig fehlt sind Informationen zur Bedeutung von Kleidung in der koreanischen Kultur. Warum eröffnet die Ausstellung ausgerechnet mit dieser Objektgruppe? Weil sie ein wichtiges Statussymbol waren? Wer trug und trägt solche Kleidung? Welche Bedeutung hat Kleidung in Korea heute (über den Trachteneffekt hinaus)? Selbst zur Geschichte des Hanboks erfährt man hier nur wenig, denn die historischen Kleidungsstücke fehlen. Ich verstehe, dass Textilien schwierige Leihgaben sind (siehe oben), aber ich hätte mir doch ein oder zwei historische Stücke gewünscht. Ebenfalls gewünscht hätte ich mir eine Hands-On Station, an der verschiedene verwendete Textilien angefasst werden dürfen – come on! ihr könnt mir nicht lauter Textilien mit spannender Struktur vor die Nase knallen und dann meinen haptischen Sinn nicht befriedigen!

Lasst mich kurz zu einem kuratorischen Thema abschweifen und uns über Ausstellungstexte reden: Deutlich zu viele Texte wurden auf Fußhöhe oder über Kopfhöhe präsentiert. (Für eine besucher*innenfreundliche Ausstelle wäre die Zahl der zu hohen oder zu tiefen Texte bei 0.) Die Kontraste waren teilweise nicht ausreichend, weiße Schrift auf mittelrotem Grund lässt grüßen. Für ähnliche Objekte wurde an mindestens einer Stelle die selbe Texttafel einfach zwei Mal in die unterschiedlichen Vitrinen gelegt. Und überhaupt sind die Ausstellungstexte – in der gesamten Ausstellung – sehr kurz, beziehen sich zumeist auf die Materialität oder benennen abgebildete Motive. Hintergründe zur Geschichte, zur Verwendung oder Entstehung der Objekte erfährt man dagegen nur sehr selten. Quasi an jeder Stelle hatte ich nach dem Lesen des Objekttextes mehr Fragen als vorher. Um bei der Kleidung (und speziell einem Hanbok von dem ich kein Bild gemacht habe) zu bleiben: Wie, wann und warum entstanden zum Beispiel die überlangen Überziehärmel, die zu manchen Hanboks gehörten? Wer trug sie? Warum greift man sie für ein modernes Kleidungsstück auf?

Es folgen Räume mit sehr alter Keramik, Bronze-Arbeiten und Porzellan. An irgendeiner Stelle behauptete ein Ausstellungstext, dass die koreanischen Objekte mit den Dresdner Ausstellungsräumen korrespondieren würden – aber spätestens im Thronsaal der Residenz war ich sehr enttäuscht, dass dem prunkvollen sächsischen Thron kein koreanisches Gegenstück gegenübergestellt wurde.

Blick zwischen Vitrinen auf den Thron in der Dresdner Residenz

Besonders gefallen hat mir, dass die Herstellung von mehrfarbigem Porzellan durch Einritzen von Mustern, bedecken mit andersfarbigem Ton und Abkratzen der überflüssigen Schichten, erklärt wurde. Produktionsschritte von Gegenständen finde ich immer spannend. Allerdings war die zweite Hands-On-Station zum Prozess dann doch eher verwirrend, denn die gezeigten Reliefs stellten etwas völlig anderes dar, als auf der vorherigen Tafel mit Text und Bild beschrieben wurde. Eine Filmstation zum Thema Porzellanherstellung war so beliebig und schlecht geschnitten, dass ich es nicht ausgehalten habe länger davor zu stehen. Auch sonst fehlte mir hier wirklich Liebe zum Detail in der Präsentation. Wozu tolle Vasen so beleuchten, dass man sie auch sehen kann?

Apropos lieblose Ausstellungsgestaltung: irgendwie hätte ich mir 3D-Fotos statt der bloßen hochauflösenden Fotos auf den Medienstationen gewünscht, um die drei dimensionalen Objekte dann halt doch so richtig von allen Seiten sehen zu können.

Bevor wir zur meinem Lieblings-Hass-Moment in der misserfolgreichen Gestaltung eines Ausstellungsrundgangs kommen, möchte ich euch noch eine Objektgruppe zeigen, zu der ich mir erstens einen Gruppentext und zweitens ca. drei mal so viele Informationen gewünscht hätte.

Im vorletzten (sagte ich vorletzten?) Ausstellungsraum wurden unter anderem drei Uniformen präsentiert, die auf den ersten Blick fast identisch waren. Mit genauerem Hinsehen wurde dann deutlich, dass es viele kleine Unterschiede gibt. Wer Texte auf Fußhöhe lesen wollte, konnte erfahren, dass in zwei der Uniformen Metallplatten verbaut wurden, die andere also eine reine Uniform für den Hof war. Aber auch hier: So viele offene Fragen: Warum? Was ist mit den ganzen anderen unterschiedlichen Details? Wer? In welchem Kontext? Gibt es Geschichte(n) die hier erzählt werden könnten?

Den Abschluss des Rundgangs bildete ein Raum, in dem ein Objekt aus der völkerkundlichen Sammlung in Dresden. Der mehrteilige Raumschirm wurde in Kooperation mit koreanischen Restauratori*innen mühevoll restauriert. Und gibt der Ausstellung auch den Titel. (Hätte man mit dem Titel VIEL MEHR machen können? Zum Beispiel auch bei anderen Objekten erklären, was sie mit Ideen von Glück zu tun haben? 100 Objekte auswählen statt 180 – oder halt 100 Objekt-Cluster? Das Thema Glück thematisieren, das in Asien ja vielleicht eine ganz andere Bedeutung hat als in Europa? Ich schweife ab)

Ein korenischer bemalter Wandschirm aus mehreren Teilen.

Mit diesem Objekt war für uns die Ausstellung zu Ende. Wir hatten Hunger und sind koreanisch Essen gegangen. Gab es ein Hinweis-Schild, dass die Ausstellung an anderer Stelle im Museum einen zweiten Teil hat? Nein. Hat das Museumspersonal mit dem wir an diversen Punkten über die Ausstellung gesprochen haben, darauf hingewiesen, dass es mehrere Ausstellungsteile gibt? Auch nein. Musste ich also nach dem Mittagessen zufällig heraufinden, dass im Neuen Grünen Gewölbe der Goldschmuck aus den Königsgräbern ausgestellt wurde? Ja. Bin ich immer noch ein bisschen pissig? Auch ja.

Eintritt: regulär 16€, mit Mitgliedsausweis des Deutschen Museumsbunds kostenlos

Öffnungszeiten: täglich 10—17 Uhr, Dienstag geschlossen, Freitag 10—19 Uhr

Laufzeit: 15.03.2025—10.08.2025

Museumsseite: https://gruenes-gewoelbe.skd.museum/ausstellungen/100-ideen-von-glueck-kunstschaetze-aus-korea/

Buddenbrook-Haus Lübeck

Das Museum ist so enttäuschend, dass ich kein einziges Foto gemacht habe. Das fängt damit an, dass das Haus leider schon von außen viel kleiner ist, als ich es mir vorgestellt habe. Im Eingang steht dann eine lebensgroße Figur von Thomas Mann, die ausgerechnet knallpink ist. Ich meine KNALL PINK. Thomas Mann. Man kommt dann zur Kasse, die gleichzeitig der Museumsshop ist. Dort habe ich sehr vermisst, dass die große kommentierte Frankfurter Ausgabe der Werke von Thomas Mann nicht wenigstens in einem Exemplar vorhanden war. Natürlich ist die super teuer und kaum einer wird sie kaufen, aber warum sollte man irgendwas von Thomas Mann ohne Kommentar lesen wollen? Bildungsauftrag!

Im Erdgeschoss ist ein riesiger Raum, in dem die Familiengeschichte der Manns erzählt wird. Dazu gibt es vor allem Texte. Ein paar Fotos, Briefe, Bücher. In der Mitte eine Hörstation und an einer Stelle ein Film. Ansonsten aber Flachware. Der Raum ist nur interessant, wenn man sich noch NIE mit den Manns beschäftigt hat. Aber eine Mann-Biographie von Inge und Walter Jens ist informativer und spannender. Die beiden können nämlich gut schreiben.

Im ersten Stock ist ein Raum für die Sonderausstellung. Dort ist kein Licht angemacht, alle Installationen der Ausstellung haben nicht funktioniert, als wir da waren. Es sah aus, als könne man zwei Filme ansehen. Und ansonsten gibt es die Möglichkeit sich ein eigenes “Buch” mit Meertexten zu basteln, indem man einen Schnellhefter nimmt und sich einzelne Blätter mit Texten von der Wand nimmt. LANGWEILIG. Und ich lese eigentlich wirklich gerne. Aber soo langweilig.

Im zweiten Stock schließlich die Buddenbrook-Ausstellung. Dort sind das “Landschaftszimmer” und der Speisesaal nachgebaut. Aber auch hier: Thomas Manns Beschreibungen und die Nachgestaltung – was für ein trauriger Unterschied. Alles wirkt plötzlich viel kleiner und weniger reich als im Roman. Außerdem wirken die Räume irgendwie seltsam unbelebt und tot. Vermutlich vor allem deshalb, weil alle Möbel abgedeckt sind, als wären die Buddenbrooks gerade auf einer längeren Reise. Am spannendsten sind noch Zettelchen in den Räumen, die auf verschiedene Stellen des Romans verweisen. Ansonsten wird das Stockwerk vor allem von einer riesigen Bibliothek eingenommen, die man als normaler Besucher aber noch nicht mal betreten darf. Es gibt eine coole Station an der man verschiedene Film-Versionen des Romans vergleichen kann, die eingesetzte Technik ist allerdings leider ziemlich veraltet und nicht gerade selbsterklärend. An mehreren Steelen gibt es außerdem Hintergrundinformationen zu den Buddenbrooks. Aber wieder wird hauptsächlich Text gezeigt und ausgestellt.

Insgesamt hatte ich bei meinem Besuch den starken Eindruck, dass das Museum viele Chancen nicht nutzt. Meins Wissens ist das Buddenbrookhaus, das einzige Literaturmuseum in Deutschland, das einen Roman zum Gegenstand hat und nicht einen Autor. Leider kommt das nicht so sehr zur Geltung, wie es sollte. Zudem handelt es sich bei den Buddenbrooks auch noch um einen Roman, der mit äußerstem Detail die verschiedenen Räume, Orte und Personen beschreibt. Mit etwas Kreativität sollten doch passende Möbel, Kleidungsstücke, Dekoration, Geschirr, Bücher… zu beschaffen sein, die zeigen, wie die Buddenbrooks so leben. Mir steht die Familie viel zu wenig im Mittelpunkt. Die einzelnen Figuren werden nicht erklärt. Man könnte doch so einfach so tun, als wären die Buddenbrooks eine “reale” Familie. Und hätte viel weniger Probleme damit, dass die Museen immer nur eine Geschichte erzählen können, auch über reale Menschen. Denn man könnte einfach eine Geschichte nacherzählen. So viele typische Legitimationsprobleme für ein Museum wären nicht gegeben, wenn man einfach ein echtes Literaturmuseum machen würde und den Roman ausstellte!

Da das Museum bis 2018 renoviert werden soll, hoffe ich sehr, dass dann der Schwerpunkt stärker auf die Familie Buddenbrook gesetzt wird.

Lübeck

Am zweiten Tag meines Lübeck-Besuchs waren wir dann tatsächlich auch in Lübeck. Da meine Freundin dort her kommt, konnte sie mir unglaublich viel erzählen. Leider habe ich mir nicht mal ein Viertel aller Informationen merken können, aber ich mag es wirklich, wenn mir jemand die ganze Zeit etwas zu den Dingen erzählt, die ich gerade sehe.

Da sie etwas außerhalb der Stadt wohnt, sind wir erst 30 Minuten mit dem Rad in die Stadt gefahren. Bei wunderschönem Sommerwetter macht es richtig Spaß durch Wiesen und Felder zu fahren und sich am schönen Farbenspiel zu freuen, Kühe zu bestaunen und ein bisschen “Natur” zu sehen. In Lübeck waren wir zuerst am Dom, der einen Eingang hat, der “Paradies” heißt, weil die beiden Straßen die dorthin führen “Fegefeuer” und “Hölle” heißen. Der Dom hat ein wunderschönes modernes Fenster und einen tollen geschnitzen Altarraum. Ansonsten ist mir auch hier wieder aufgefallen, wie leer die gotischen Kirchenräume wirken.

Der Lübecker Dom vom Ententeich gesehen

Moderne Kirchenfester im Lübecker Dom

Das schöne an Lübeck ist ja, dass es überall Wasser gibt. Die eigentliche Altstadt ist sogar eine Insel, die zwischen Trave, Kanal und Wakenitz liegt. In der Folge gibt es überall wunderschöne Blicke über Wasser auf die Stadt. Am beliebtesten ist wohl der Malerwinkel:

Lübecker Malerwinkel an der Trave

Hübsch da. Die Wege sind alle neu angelegt und der Grünstreifen am Wasser ist ein wunderschöner Ort für kleine Pausen zwischendurch. Baden kann man besser im Krähenteich Ententeich (Update: ich wurde darauf hingewiesen, dass der Teich Ententeich heißt), wo es auch ein Schwimmbad gibt. Vom Malerwinkel ist es nur noch ein kleiner Sprung zum bekanntesten Lübecker Wahrzeichen, dem Holstentor. Irgendeine Informationstafel sagt, dass es an die Stadt Rom erinnern soll. Aber außer den Buchstaben S.P.Q.L (Senat Populusque Lübeck) haben wir keine Parallelen gefunden. Auch Wikipedia hat dabei nicht weiter geholfen. Ich hatte ja gehofft, dass irgendwie die sieben Hügel Roms architektonisch umgesetzt wurden oder bekannte römische Bauwerke zitiert werden. Das heute noch stehende Holstentor ist übrigens nur noch der Rest einer Wallanlage, die aus drei Toren bestand. Freundlicherweise hat die Stadt Lübeck Modelle für das äußere und das innere Holstentor aufgestellt, so dass man sehen kann, wie diese aussahen.

Blick auf das Holstentor

Wenn man von außerhalb auf das Tor zugeht, sieht man rechts und links zwei liegende Löwen, auf denen man hervorragend herumklettern und Quatsch machen kann. Ob die auch an Heinrich den Löwen erinnern sollen (so wie eine Löwenstatue im Dom) oder nur ganz allgemein für Macht stehen sollen ist nicht ganz klar. Heinrich der Löwe hat die Stadt Lübeck, wie so viele andere gegründet.1 Wenn man vom Holstentor zur Petrikirche geht, um dort auf den Kirchturm zu steigen, kann man sehr gut am Puppenmuseum des Lübecker Figurentheaters vorbei gehen und sich über den schönen Drachen am Eingang freuen.

Drache am Puppenmuseum

Die Petrikriche ist eine der vielen Norddeutschen Kirchen, die als Galerie oder sonstiger Raum genutzt wird. Entsprechend ist sie einfach nur weiß ausgemalt und innen relativ langweilig. Aber man soll ja auch die ausgestellte moderne Kunst ansehen. Vom Kirchturm aus hat man einen wundervollen Blick über die Stadt. Allerdings sollte man nicht ohne Teleobjektiv versuchen das Rathaus zu fotografieren. Irgendwie verdirbt das neue Gebäude von Peek&Cloppenburg das Bild.

Aussicht über Lübeck vom Turm der Petrikriche

Anschließend waren wir im Rathskeller Mittagessen. Dort gibt es lauter kleine Séparées, die bekannten Lübecker Persönlichkeiten gewidmet waren. Leider waren Thomas und Heinrich Mann schon besetzt, aber Erich Mühsam war noch frei.

Séparée im Rathskeller Lübeck

An der Wand hängen Bilder, sein Abschlusszeugnis, ein Lebenslauf und während der Wartezeit kann man Spass daran haben, das in Sütterlin ausgefüllte Zeugnis zu entziffern. Dass Essen im Rathskeller ist übrigens sehr gutbürgerlich, vielleicht hätte ich doch einfach Fisch essen sollen, anstatt Nudeln mit Pilz-Sahnesoße.

Danach waren wir in der Marienkirche, die wohl am besten erhalten ist. Um die Marienkirche ranken sich verschiedene Legenden. So erzählte mir meine Freundin beispielsweise, dass beim Bau der Kirche der Teufel vorbei kam und wissen wollte, was da gebaut würde. Die Bauherren antworteten, es sei ein Wirtshaus. Da das dem Teufel gefiel (Trunkenheit, Saus und Braus, Schlägereien, Wollust, Verderben!) half er beim Bau. Als das Gebäude aber immer größer wurde, merkte der Teufel, dass er hereingelegt worden war. Also nahm er einen großen Stein und versuchte ihn auf den Kirchenbau zu werfen, um ihn so zu zerstören. Zum Glück war der Stein aber zu schwer und fiel herunter, bevor er die Kirche treffen konnte. Heute erinnert eine kleine Bronze an diese Legende.

Teufel vor der Marienkirche Lübeck

Im Innenraum gibt es eine wunderschöne Decke. Ich liebe Kirchendecken. Ich gucke immer zu allererst nach oben. Und dann sehe ich nach der Orgel.

Decke der Marienkirche Lübeck

Außerdem gibt es in der Marienkirche eine astronomische Uhr, die wunderschön blau ist. Ich hätte sehr lange davor stehen bleiben und sie ansehen können. Sie zeigt die Uhrzeit, hat einen Kalender von 1911-2080, bildet die Mondphasen und die Tierkreise ab.

astronomische Uhr in der Marienkirche Lübeck

Anschließend waren wir ihm Buddenbrook-Haus, dazu gibt es morgen einen Extra-Beitrag.

Gegen die Enttäuschung nach dem Museumsbesuch gingen wir zu Niederegger. Die haben wundervolle Marzipanskulpturen in sämtlichen Schaufenstern. Außerdem haben sie auch ein eigenes Museum im 2. Stock, wo sie etwas über die Geschichte des Marzipans erzählen und einen Film zeigen, wie bei Niederegger Marzipan hergestellt wird. Es ist ein Firmenmuseum und entsprechend teuer ausgestattet und unkritisch, aber immerhin liebevoll gemacht. Besonders toll sind die lebensgroßen Marzipanfiguren.

Marzipanmodell der sieben Türme von Lübeck im Niedereggerschaufenster

 

Wir haben unsere Stadtführung mit einem Spaziergang durch die Straßen Lübecks und die “Gänge” beendet. Das abendliche Sommerlicht war perfekt für viele wunderschöne Fotos und ließen die Straßen ganz besonders idyllisch wirken. Die Gänge sind vollgebaute Hinterhöfe, in denen lauter kleine Häuschen stehen, die abgeschieden liegen, begrünt sind und doch den Vorteil haben mitten in der Stadt zu liegen.

Lübecker Backsteinhaus.

Straßenbild in Lübeck

Besonders faszinierend finde ich ja auch, dass norddeutsche Straßen immer irgendwie wirken, als könnte gleich im Hinterhof das Meer beginnen.

Lübeck ist jedenfalls eine wunderschöne Stadt, viel größer als ich gedacht hätte und an einem Tag kann man noch nicht mal 1/4 all der spannenden Sachen richtig ansehen. Es gäbe noch so viele Museen, Theater, Ausstellungen, die wir alle nicht angucken konnten!

  1. Da brauchen die Braunschweiger gar nicht so stolz auf “Unser Haanrich” zu sein. Der war außerdem immer noch Herzog von Sachsen und Bayern. Hmmm, was die Braunschweiger wohl sagen würden, wenn man ihnen erzählt, dass sie eigentlich Bayern oder gar Sachsen sind 🙂

Wismar

Meine Masterarbeit ist seit zwei Wochen endlich fertig und abgegeben. Die letzten paar Wochen zuvor war ich ja bereits nur noch damit beschäftigt den Text zu korrigieren. Tempus, Kommata, Unverständlichkeiten. Den “fertigen” Text habe ich noch etwa 5 Mal überarbeitet. Aber jetzt ist das Ding gebunden und bei den Prüferinnen.

Gebundene Masterarbeit

In der freien Zeit seitdem habe ich endlich mal wieder ein paar Entspannungs-Sachen gemacht. Zwischendrin hatte ich manchmal das Gefühl, dass ich gar nicht mehr weiß, wie Nichtstun geht. Gerade in der ersten Woche nach der Abgabe hatte ich permanent das Gefühl, dass ich noch irgendwas korrigieren, nachlesen, umstrukturieren und verbessern müsste.

Aber dann habe ich eine liebe Freundin in Lübeck besucht und hatte ein wundervolles Wochenende! Zuerst waren wir in Wismar. Da war gerade Schwedenfest und die Stadt sehr voll. Allerdings waren die Menschen nur direkt am Hafen, wo der Jahrmarkt war, und um den Marktplatz herum, wo die Stände fürs Schwedenfest aufgebaut war. Die übrigen Straßen waren ungewohnt leer, wenn man aus einer belebten Universitätsstadt wie Göttingen kommt. Zunächst haben wir die St. Nikolai-Kirche besichtigt. Die gotischen Backsteinkirchen im Norden bestechen ja alle durch ihre schönen hohen Säulen und das viele Licht, das in den Kirchenraum fällt. Leider sind sie alle nur ziemlich schlecht erhalten und werden teilweise gar nicht mehr als Kirchen genutzt. Die St. Georgenkirche wird beispielsweise nur noch als Mehrzweckgebäude für kulturelle Ereignisse genutzt. Für mich war das ziemlich ungewohnt. Sowohl in Bayern als auch in Göttingen gibt es jede Menge Kirchen, die alle noch zum Gottesdienst genutzt werden.

Der Kirchturm der Marienkirche

Die größte Attraktion Wismars ist wohl die Marienkirche. Diese wurde im 2. Weltkrieg zerbomt. In der DDR wurde das Kirchenschiff nicht wieder aufgebaut, sondern stattdessen ein Exerzierplatz an dieser Stelle errichtet. Der Kirchturm steht allerdings noch und kann heute noch besichtigt werden. Im Eingang und den beiden Seitenschiffen gibt es eine Ausstellung zur Geschichte des Turms und der Bauweise von gotischen Backsteinkirchen. Dabei wird auch mit der Illusion gespielt, dass das Kirchenschiff noch steht, indem an der Wand ein Druck des Kirchenschiffes inklusive Lichteinfall hängt. Mir gefällt sehr, dass diese Illusion auf dem Foto noch überzeugender wirkt als in echt.

Installation Marienkirche

Installation Marienkirche – an der Wand hängt ein Druck mit der “Aussicht ins Kirchenschiff”

Außerdem kann man einen lustigen 3D-Film zum Bau der Kirche ansehen und auf den Kirchturm steigen. Wir hatten wunderbares Wetter und eine tolle Sicht:

Aussicht von der Marienkirche auf den Marktplatz

Aussicht von der Marienkirche aufs Meer und den Rummel

Weil wir genau während des Umzugs zum Schwedenfest auf den Kirchturm gestiegen sind, haben wir außer zwei Stücken sehr leckeren Käsekuchens leider gar nicht so viel vom Fest mitbekommen. – Da ich allerdings Umzüge eh nicht so interessant finde, war das nicht so schlimm. Nur ein paar Leute in schwedischen Trachten konnten wir noch beobachten. Die sind schön farbenfroh und relativ schlicht. Ach ja, und die Drehorgel-Gruppe durften wir etwas hören. Erst beim zweiten Vorbeigehen ist mir übrigens auf, dass die Drehorgeln alle in Göttingen gebaut wurden. (OMG, die gibt es immer noch! Wie cool ist das denn!!)

Am Nachmittag sind wir auf die Insel Poel gefahren, haben uns dort an den Strand gesetzt und die Sonne, das Meer und den Wind genossen. Ein bisschen Stephen Fry lesen und Proviant naschen. Perfekter Nachmittag.

Meerblick auf der Insel Poel

Ich weiß auch nicht warum – schließlich komme ich aus einer Mittelgebirgsgegend ohne nennenswertes Wasser – aber am Strand am Meer sitzen hat einen ungemein beruhigenden und entspannenden Effekt auf mich. Da muss auch gar nichts weiter passieren, ich könnte da stunden- und tagelang einfach nur sitzen, den Wellen zuhören und nichts tun. Zwischendrin würde ich vielleicht mal meine Beine ins Wasser halten oder gar ein paar Züge schwimmen.

Bamberg

Da besucht man eine Freundin eigentlich nur auf Durchreise, bringt kaum ein paar Stunden Zeit mit und hat dennoch jede Menge Spass. Besagte Freundin ist nämlich im Nebenjob Stadtführerin in Bamberg und nach einem gemütlichen Kaffeetrinken, ging es zwei Stunden über Stock und Stein, Treppchen und Sträßchen quer durch Bamberg. So interessant wurde ich noch nie durch irgendeine Stadt begleitet!

Da waren “Klein-Venedig” mit alten Fischerhäusern und das Problem der “Barockisierung” Bambergs. Denn der Fürstbischof Hochtrabend der Ehrgeizige (leider bin ich nicht so gut darin mir Namen, Zahlen und Daten zu merken) zwang ganz Bamberg in einem Unsre-Stadt-Soll-Schöner-Werden-Projekt dazu, die alten Fachwerkhäuser zu verputzen und mit barocken Fassaden zu versehen. Die Fischer jedoch renovierten nur die Vorderseiten der Häuser, nicht aber die dem Fluss zu gewandten und ständig sichtbaren.

Natürlich waren wir am und im Dom. Am Grab von Heinrich und Kunigunde kamen wir auf die sehr emanzipierte Herrscherin zu sprechen. Dieser war Bamberg als Hochzeitsgabe geschenkt worden und sie war tatsächlich an den Regierungsgeschäften interessiert: 1/3 der Urkunden sind von ihr unterzeichnet! (Dass sie und Heinrich eine “keusche” Ehe führten und deshalb gleich ganz besonders heilig waren, lag allerdings wohl vor allem an Heinrichs Unfruchtbarkeit)

Nettes Detail am Dom – und leider nur von der Rückseite zu sehen: Der Turm mit Ochs und Esel, der in französischer Tradition auf den Einsatz von Tieren beim Dombau hinweist.

Schon auf dem Rückweg zum Bahnhof kamen wir dann auch noch am seit langen geplanten, aber immer noch nicht umgesetzten Denkmal für Hexenverbrennung vorbei – oder anders gesagt: An dessen potenziellen Standort. In Bamberg ging die Inquisition nämlich besonders scharf gegen angebliche Hexen und Hexer vor. Besonders weil das Erbe einer verurteilten Hexe behalten werden durfte. Dies führte dazu, dass beinahe die gesamte reiche Oberschicht in Bamberg auf dem Scheiterhaufen endete.

Meine Stadtführung war also mindestens so lehrreich wie ein Bummel mit dem Kunst- und Kulturführer, dabei aber vermutlich zehn mal so unterhaltsam. Vermutlich habe ich bestimmt die Hälfte aller Fakten auch schon wieder vergessen. Das liegt aber nicht an meiner Begleitung, sondern ausschließlich an meinem schlechten Gedächtnis.

Unter 10 – wertvolles en miniature

Für die Uni beschäftige ich mich gerade mit Modellbahnen (wer irgendwo Züge sieht, darf an mich denken) und Miniaturen von Eisenbahnen. Da konnte ich eine Ausstellungen, die das Wort “Miniaturen” im Titel führt, natürlich nicht an mir vorbei gehen lassen. Und so kam ich ins Wien Museum und habe Unter 10 – wertvolles en miniature gesehen.

Christbaumschmuck in Form einer Litfaßsäule, um 1910 Grafikdesign: Büronardin 7 x 3,4 cm © Wien Museum

Es war großartig! Ich liebe ja Museen, mit kreativen und innovativen Ausstellungsideen. Und ausschließlich Objekte zu zeigen, die nicht größer als 10x10x10 cm groß sind, das ist großartig! Und was für tolle Gegenstände da auftauchten: Ballgeschenke an die Damen von den Technikerbällen, die wirklich filigrane technische Modelle darstellten. Und dann trotz aller Feinheit immer noch eine Tanzkarte und einen Stift enthielten.

Reisenecessaire, 8-teilig, 1865 Höhe 7 cm © Wien Museum

Alltägliches wie ein Reiseneccessaire und Besonderes wie diese wunderschönen, funktionierenden! Uhren.

Zappler (Miniatur-Standuhr), um 1830 Herstellung: Johann Rettich, Wien Höhe 2,9 cm (ohne Sockel) © Wien Museum

Zum Glück läuft die Ausstellung noch bis zum 26. Mai – es lohnt sich also auf jeden Fall sie anzusehen, wenn man in Wien ist. Der einzige Makel ist, dass viel zu wenige Objekte ausgestellt werden. Ich hätte noch bedeutend länger hübsche Dinge in klein angesehen. Und auch von den auf maximal neun Zeilen begrenzten Texten hätte ich noch mehr lesen können. Das ist natürlich ein toller Gag und eigentlich für eine Ausstellung genau lang genug. Gerade bereue ich sehr, den süßen Ausstellungsführer (nicht größer als 10 x 10 cm) nicht doch gekauft zu haben und so spät im Wien Museum gewesen zu sein, dass ich es nicht geschafft habe noch eine andere Ausstellung zu besuchen.

Im Kaffeehaus

Wenn ich als Touristin unterwegs bin, besuche ich in Städten üblicherweise vor allem Sehenswürdigkeiten und Museen. Wie gut, dass ich diesmal vor allem zum Arbeiten in Wien war! Denn nach fünf Stunden Lesen in der Bibliothek hatte ich keine Lust mehr auf Museum und durch die Stadt laufen. Schon gar nicht allein und ohne Unterhaltung.

Cafe Ritter

Cafe Ritter

Das mag jetzt viel schlimmer klingen als es eigentlich war. Denn statt meines üblichen Tourismusprogramms habe ich etwas ganz anderes Wunderbares gemacht, das so wohl nur in Wien möglich ist: Ich saß stundenlang bei einer Kleinigkeit zu essen und einer (!) Tasse Kaffe im Kaffeehaus. Ich befand mich in der Öffentlichkeit, wurde dort in Ruhe gelassen und konnte tun und lassen, was ich wollte. Statt der ausgelegten internationalen Presse habe ich lieber das freie W-Lan genutzt und mein Internet gelesen. Oder einfach nur aus dem Fenster geguckt und von und zur U-Bahn eilende Menschen beobachtet. Oder meinen Blick durchs Kaffeehaus schweifen lassen und gezählt wie viele Menschen schon länger dasaßen als ich – und wie viele diese tolle Gelegenheit Wiener Flair zu erleben nicht nutzten, sondern gleich nachdem sie ihre Bestellung konsumiert hatten wieder auf die kalte Straße zurück gingen.

Für einen Wienbesuch empfiehlt es sich also ganz eindeutig ein dickes Buch (oder ein Smart-Gerät) einzustecken, sich den halben Tag frei zu nehmen und einfach nur dazusitzen.

Dresden – Stadtspaziergang

Dresden – Bahnhof Neustadt

Angekommen bin ich in Dresden zunächst am Bahnhof in der Neustadt. Und selten habe ich eine dermaßen schöne, gut restaurierte Bahnhofshalle gesehen! Dass der Bahnhof gerade zum Irrgartenlauf zwingt, weil er komplett renoviert wird, kann man darüber zum Glück etwas vergessen.

Mein Ausblick bereits aus dem Zug sah so aus:

Dresden – Panorama

Bei solchem Wetter und so einem Panorama muss man die Stadt einfach schön finden!

Die erste “Sehenswürdigkeit” die mir auffiel war die ehemalige Zigarettenfabrik Yenidze. Deren Aussehen hat mich zunächst schwer verwirrt: Als sich das Rätsel dann aufklärte war ich dann allerdings fast enttäuscht über soviel Profanität.

Dresden – Zigarettenfabrik Yenidze

Diese ziemlich coole Installation erinnert an die große Flut. Nicht nur in Dresden.

Dresden – Elbe

Von der Augustusbrücke aus läuft man zunächst zwangsweise aufs imposante Schloss zu.

Dresden – Schloss

Dresden – Fürstenzug

Es folgt die Frauenkirche, an der meiner Meinung nach, das authentischste die davor stehende Lutherstatue ist. Aber ich hege auch eine ausgesprochene Abneigung gegen die Dresdner Frauenkirche: Weit bekannt war sie das einzige, was ich bei einem einstündigen Dresdenaufenthalt von der Stadt angesehen habe – leider habe ich mich selten in einem Gebäude so unwohl gefühlt. Überlaufen, zu laut und völlig ohne die beruhigende Aura einer Kirche.

Dresden – Luther

Wenig echt sind allerdings auch die Neubauten um die Frauenkirche herum: Im zweiten Weltkrieg völlig zerstört wurden sie so geschickt neu wieder aufgebaut, dass unbedarfte Augen sie für historisch halten können.

Dresden – Stadtkulisse 1

Dresden – Stadtkulisse 2

Nach einer Runde über die Brühlschen Terrassen kommt man schließlich an der Semperoper vorbei zum Zwinger.

Dresden – Semperoper

Dieser ist bei dem sonnigen Wetter voller Menschen und wirklich, wirklich schön.

Dresden – Zwinger 1

Dresden – Zwinger 2

Dresden – Zwinger 3

Ich bedanke mich noch einmal für die nette Begleitung!

 

Dresden – Im Netzwerk der Moderne

In der Dresdner Kunsthalle im Lipiusbau gibt es noch bis zum 6. Januar 2013 eine sehr sehenswerte Ausstellung zu einem Kind der Stadt: Will Grohmann war Dresdner und Kunstkritiker. Die Liste der Künstler, mit denen er bekannt und befreundet war ist lang und illuster.

Geschickt nutzt die Ausstellung dies zu ihren Gunsten. Klee, Kandinsky, Kesting und viele andere Künstler des 20. Jahrhunderts bilden ganz buchstäblich den Rahmen der Ausstellung. In der großen, indirekt beleuchteten, grau gestrichenen Halle sind ihre Werke das erste, was der Besucher sieht. Grohmann selbst verschwindet so scheinbar.

Denn zuerst gibt es für den Besucher die Ausgestellten Werke zu entdecken. Dank des deutschen Urheberrechts fehlen hier im Blog jedoch  all die schönen Bilder, die ich mir gerne nicht nur mit Titel sondern auch in Farbe gemerkt hätte:

  • Feiningers “Allee” und “Sieg der Sloop ‘Maria'”
  • Bill: “Halbe Kugel um zwei Achsen” und “Unbegrenzt und begrenzt”
  • Kandinsky: “Einige Kreise” und “Fröhlicher Aufstieg”
  • Geiger: “wjasma”
  • May: “Das Freiburger Bild”
  • Moholy-Nagy: “Komposition”
  • Klee: “Sonnenuntergang”
  • Brech: “Nr V cis-moll” (Videoinstallation)

Einen kleinen Eindruck der Ausstellung kann man auf der Homepage der Staatlichen Kunstsammlung Dresden bekommen. Dort gibt es nicht nur eine Seite zur Ausstellung, sondern auch eine sehr interessante Seite auf der alle Objekte der Staatlichen Kunstsammlungen photographiert und katalogisiert sind. Im Video zur Ausstellung wird auch sichtbar, wie gut der Grauton der Wände die Bilder zum leuchten bringt.

Der Kunstkritiker Will Grohmann bleibt wie gesagt uf den ersten Blick zunächst unsichtbar. Tatsächlich befindet er sich aber ganz wörtlich im Zentrum der Ausstellung. Dort gibt es eine große Multimedia-Insel, auf der Fotos, Videos, Tonauszüge von und über Will Grohmann ebenso zu finden sind, wie Bücher und der Ausstellungskatalog. Allerdings: Die meisten Besucher interessieren sich tatsächlich viel mehr für die ausgestellten Kunstwerke und weniger für die Dokumente zu Will Grohmann. Dies mag unter anderem auch daran liegen, dass die genutzte Software es nicht ermöglicht, in den Ton- und Videodateien zu spulen und weniger intuitiv ist, als wünschenswert wäre.

 

Geschwisterurlaub in Wien – Tag 3

Während unsere Gelassenheit am zweiten Tag unseres Wienbesuches noch kein Problem war, hatte sie in Schönbrunn dann doch Folgen. Denn: wenn man schon nicht früh aufstehen möchte, sollten internet-affine Menschen zumindest auf die Idee kommen Online-Tickes zu buchen. Damit lassen sich Wartezeiten nämlich ganz einfach vermeiden.

So aber kamen wir zwar in Schönbrunn an, mussten an der Kasse aber sehr schnell feststellen, dass wir eine zweistündige Wartezeit dann doch lieber mit anderem Programm überbrücken sollten.

Schönbrunn – Haupteingang 1

Also drehten wir um, und machten uns auf den wirklich kurzen Weg ins Technische Museum. Eine Kombination von Tagesprogramm, die ich nur empfehlen kann. Der Fußweg vom Technischen Museum nach Schönbrunn ist wirklich vernachlässigbar. Wenn man jedoch mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, scheinen beide an völlig unterschiedlichen Enden der Stadt zu liegen.

Technisches Museum - Eingangshalle

Technisches Museum – Tickets

Das Technische Museum zeichnet sich vor allem durch die Sammlung von Eisenbahnen und anderen Dampfmaschinen aus. Ansonsten ist das Museum vor allem voller Dinge. Für vieles fehlt dabei der rote Faden und Erklärungen, die den Zusammenhang zwischen den verschiedenen Ausstellungsstücken erklären. Seit ich mich an der Uni ein bisschen mit Ausstellungen und Ausstellungskonzeption beschäftigt habe, stört mich so etwas immer mehr. Besonders schlimm war dann allerdings, dass die außen plakatierte Ausstellung Massenware Luxusgut bereits abgelaufen war.

 

Schönbrunn – Haupteingang 2

Für 16:00 hatten wir dann doch noch Karten für die Führung durch Schönbrunn ergattert. Auch hier hatten wir nicht das größte Glück mit dem Fremdenführer – bestimmt a Trick der Wiener Tourismusbranche. Hinzu kommt natürlich, dass an einem Feiertag in den Sommerferien das Schloss völlig überlaufen ist. Die Räume sind gestopft voll, es ist keine Zeit, um einen Augenblick zu verweilen, und sehen kann man so auch nicht so besonders viel. Für Schönbrunn gilt gewissermaßen das Selbe, wie fürs Belvedere: Bloß nicht im Sommer besuchen, da viel zu voll!

Loben muss man das Museum jedoch für die kostenlos auf der Homepage zum Runterladen zur Verfügung gestellten Audioguides.

 Gut besuchen kann man im Sommer jedoch den wundervollen, weitläufigen Park. Dieser dient auch ganz offensichtlich den Wienern als Naherholungsgebiet.

Am Neptunbrunnen – ohne Neptun

Besonders gut sitzen kann man dabei auf der Wiese vor der Gloriette, die nicht nur eine schöne Aussicht aufs Schloss, sondern auf die ganze Stadt bietet.

Schönbrunn, von der Gloriette gesehen

Schönwettervergnügen vor der Gloriette

 

Den anstrengenden Tag mit zu wenig zu essen, lässt man dann am besten mit Heurigem, deftigem Essen und einer spaßigen Runde abgewandelten Tabus ausklingen. Immerhin kann man so auch noch die letzen Lücken von Zeit mit schönen Erinnerungen an drei viel zu schnell vergangene Tage füllen.