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JULIA CLAIBORNE JOHNSON: Willkommen in der unglaublichen Welt von Frank Banning

Buchcover des Romans “Willkommen in der unglaublichen Welt von Frank Banning”

Alice ist die persönliche Assistentin eines New Yorker Lektors, der sie als Kindermädchen nach Los Angeles schickt. Dort soll sie die die Bestsellerautorin Mimi Banning unterstützen, damit diese nach Jahrzehnten endlich ihren nächsten Roman fertig schreiben kann. Doch Bannings Sohn Frank stellt sich als Herausforderung für Alice heraus. Er ist hochbegabt und stellt viele Regeln für den Umgang mit ihm auf. So darf Alice ihn oder seine Sachen nur anfassen, nachdem sie ausdrücklich um Erlaubnis gebeten hat – außer sie wäscht seine schmutzige  Wäsche, dann ist eine Erlaubnis scheinbar nicht nötig.

Der Roman ist durchgehend aus Alices Sicht geschrieben und durch ihre Augen lernen wir Frank langsam immer besser kennen. Mimi Banning dagegen bleibt überwiegend unsichtbar, denn sie hat sich in ihrem Büro verschanzt, das sie nur selten verlässt. Alice stellt immer mehr fest, dass es Frank an stabilen Bezugspersonen neben seiner Mutter fehlt. Sein Vater taucht niemals auf und ein Freund der Familie kommt und geht, wie es ihm am Liebsten ist. Auch in der Schule hat Frank immer wieder Probleme, weil er sich langweilt und nur schlecht mit den anderen Kindern zurecht kommt. Denn nicht nur mit seinem auf dreiteiligen Anzügen basierenden Kleidungsstil ist der Junge erwachsener als Gleichaltrige.

Indem Frank durch Alices Blick beschrieben wird, schafft der Roman es geschickt, keine Diagnose zu stellen und auf jegliche Einordnung von Franks Verhalten zu verzichten. So entsteht das liebevolle und vielschichtige Bild eines Jungen, der trotz allem in vielem eben noch ein Kind ist. So oft er seine Impulse nicht unter Kontrolle hat, so oft gleicht er dies durch besonders aufmerksame Gesten gegenüber anderen aus. Frank ist gleichzeitig unheimlich kalt und direkt und doch zugewandt und liebevoll. Alice selbst ist im ganzen Buch immer deutlich zurückgenommen und steht nie wirklich im Zentrum der Geschichte, obwohl der ganze Roman von ihr als Ich-Erzählerin geschildert wird. Sie kommt und geht als kurzes Zwischenspiel in das Leben der Bannings. Der Roman lässt sich mit der Charakterisierung seiner Figuren Zeit, denn Alice braucht etwas, um die Menschen um sich herum besser kennenzulernen und einzuschätzen. Als es dann endlich zum immer wieder angedeuteten Eklat kommt, nimmt die Handlung dann fast zu schnell an Fahrt auf. Womit möglicherweise reales Leben sogar sehr treffend geschildert wäre. So erfahren wir zwar einiges von der Vorgeschichte aller Figuren, aber das Ende ist abrupt und vieles wird nicht aufgelöst.

So schön das Buch ansonsten auch ist und so begeistert ich es gelesen habe: Dieser Schluss erschien beinahe, als hätte der Autorin eine überzeugende Idee dafür gefehlt. Möglicherweise liegt das aber auch daran, dass ich genau diese Art Ende einer Erzählung in Romanen so wenig mag wie bei Serien, die plötzlich abgesetzt werden. Denn es bleibt ein fahles Gefühl der Leere, das höchst unbefriedigend ist.

Willkommen in der unglaublichen Welt von Frank Banning von JULIA CLAIBORNE JOHNSON erschien 2016 bei atb. Übersetzt von Teja Schwaner und Iris Hansen. Das Taschenbuch kostet 12,99 €.

Erwerb: Aus der Bibliothek geliehen.

Sterne: ****

Hashtag: #WirLesenFrauen mehr Infos zur Lesechallange finden sich im Link.


Wieder mehr bloggen?

Seit Wochen Monaten will ich wieder versuchen regelmäßiger zu bloggen. Mit dem neuen Job kommt mehr Freizeit einher, weil alles besser organisiert ist und ich nicht mehr für andere mitarbeiten muss. Ich lebe plötzlich im Großraum München mit einem riesigen kulturellen Angebot. Es wäre also genug zu berichten.

Aber dann war da die DSGVO und die Unlust irgendwas dazu zu machen … Aber jetzt hab ich Urlaub und endlich mal Zeit mich um Technisches zu kümmern. Dieses Blog gibt es in Zukunft also auch mit Datenschutzerklärung und aktualisiertem Impressum.

Rückblick KW 15 und KW 16

Die Nachwirkungen der Ausstellungseröffnung halten immer noch an. Meine Energie kehrt nur langsam zurück. Am liebsten würde ich an manchen Tagen immer noch ausschließlich essen und schlafen. Gerade versuche ich langsam einen neuen Rhythmus für mich zu finden. Nachdem ich nicht mehr morgens um 9 irgendwo anwesend sein muss, fällt es etwas schwer mich wieder selbst dazu zu motivieren, morgens um 9 irgendwo zu sein – oder wenigstens am Schreibtisch zu sitzen. Und falls ich es doch schaffe aufzustehen, bin ich zwei Stunden später schon wieder so schrecklich müde. In Kombination mit dem plötzlichen Wetterumschwung ist das sehr anstrengend.

Einerseits fühlt sich die Arbeitslosigkeit gerade noch sehr wie Urlaub an. Andererseits habe ich echt eine Menge, was ich tun muss und soll: Ein Aufsatz ist zu schreiben, ein Vortrag vorzubereiten. Und dann meine Schnapsidee mit der Selbständigkeit: Das Amt verlangt Businessplan, Beratungen, Finanzpläne und was weiß ich noch alles – dabei möchte ich doch nur für ein oder eineinhalb Jahre bei zwei Museen freiberuflich Objekte inventarisieren und dann bitte wieder eine feste Stelle haben. Am liebsten natürlich ohne irgendwelchen Verwaltungsaufwand. Prinzipiell ist das nichts für längerfristig, glaube ich. Gerade gibt es eben so eine Welle, wo viele Museen sich um ihre Sammlungen kümmern, aber ob das anhält? Andererseits hab ich mich bei den zwei Museumsbesuchen, die ich in diesem Zusammenhang gemacht habe, wohl nicht ganz doof angestellt. Jetzt hab ich nämlich eine befristete Stelle angeboten bekommen. Demnächst bin ich dann also im Allgäu.

Am meisten freue ich mich ja schon aufs Kisten packen – zum Glück habe ich allerdings noch etwas Zeit dazu und kann das nutzen endlich mal eine ganze Menge Kram auszumisten. Da stehen zum Beispiel 8 Ordner mit Aufsätzen, die ich in den letzten 5 Jahren überwiegend nicht mehr gebraucht habe… Zeit die durchzusehen und die zu behaltenden endlich mal mit meinem Literaturverwaltungsprogramm zu erfassen. Dann sind sie hinterher vielleicht sogar zu finden und ich kann sie vielleicht doch noch mal benutzen.

Besonders schön war: bei wundervollem Sommerwetter mit lieben Menschen zu grillen und zusammen zu sitzen.

Wochenrückblick KW 13 und KW 14

Die vorletzte Woche begann leider wenig erfreulich mit einer der Beerdigung. Depression your a bitch!

Ansonsten: sehr viel rumgelegen, gelesen, ferngesehen. Eine Freundin getroffen, um der gemeinsamen Seriensucht zu frönen. Nur knapp drei Monate später sind wir endlich auf dem aktuellen Stand von “Doctor Who”.

Über Ostern wie immer zu den Eltern gefahren. Diesmal war alles sehr ruhig. Zum einen fehlten die Brüder, die das Haus mit voll machen, zum anderen haben wir einfach auch beschlossen nichts besonderes zu machen. Mehr Zeit für Erholung.

Letzte Woche dann für einen Termin bei der Agentur für Arbeit zur Beratung für die Existenzgründung dann wieder ins Ries gefahren. Am nächsten Tag gleich den ersten Akquisetermin gehabt.  Fünf Stunden eine Museumssammlung angesehen und versucht etwas Struktur zu finden, wie man diese sinnvoll so bearbeiten kann, dass es irgendwann ein verlässliches Inventar dafür gibt. Das ist ein großes Projekt, das aber schnell Erfolge zeigen wird. Und wenn es klappt gibt es hinterher eine wunderbar aufgeräumte Sammlung.

Am Freitag in einer abenteuerlichen Bahnfahrt doch irgendwie nach Göttingen gekommen. Es ist nicht gerade entspannend, wenn die Bahnapp von 20 Minuten Verspätung auf “Zug fällt aus” springt. Dafür war das sonnige Wochenende umso ruhiger. Mehr Zeit für Schlaf ist definitiv immer gut!

Wochenrückblick KW 12

RICHTIG hart gearbeitet. Aber wir haben eine Ausstellung eröffnet. Besonders faszinierend finde ich ja an der Arbeit im Museum immer, dass Dinge zu besonderen Objekten werden, indem man sie auf eine Konsole stellt. Ein Schild mit einer Beschreibung daneben hängt. Eine Glasscheibe davor packt. Das Licht richtig einstellt. Jan Assmann und seine “Aura des Objekts” können mir doch gestohlen bleiben: Aura wird erzeugt. Durch (Vor-)Wissen und durch Inszenierung.

Besondere Herausforderung der letzten Woche: Donnerstag Mittag erfahren, dass ich Donnerstag Abend einen Vortrag halten darf, weil der Kollege, dessen Job das eigentlich gewesen wäre, wegen Erkältung ausfiel. Natürlich auch das noch hinbekommen.

Freitag und Samstag dann für die notwendigen Nachbesserungen genutzt. Auch wenn alle Vitrinen zu waren und überall ein Objektschild daneben hing: Einige Lücken waren doch geblieben und mancher Text bedurfte nochmaliger Überarbeitung. Aber spätestens nach Ostern ist die Ausstellung “Brot. Nahrung mit Kultur” im Museum KulturLand Ries, in Maihingen komplett fertig und vollständig – und, auch wenn ich wirklich keine objektive Meinung dazu anbieten kann, unbedingt sehenswert.

Am Samstag nach Hause gefahren. Nach 20 Minuten auf der Autobahn war dann erst mal ein Stop zum Schlafen notwendig. Schlafen hat dann auch den heutigen Tag bestimmt. So ein hart erarbeitetes Defizit will ja auch wieder abgebaut werden. Abends sehr lecker äthiopisch Essen gewesen. NOM

Wochenrückblick KW 11

Gerade habe ich überschlagen, dass ich diese Woche etwa 78 Stunden gearbeitet habe. Da sind die Pausenzeiten auch schon abgezogen. Entsprechend gibt es diese Woche auch einfach nichts zu berichten. Immerhin sind zumindest die Ausstellungstexte bis auf Kleinigkeiten fertig. Und als ich vorhin noch mal auf die vielseitige To Do-Liste geguckt habe, dachte ich das erste Mal, dass es doch vielleicht möglich ist, bis Donnerstag die Ausstellung fertig zu bekommen.

Immerhin ist es trotz allem Stress jedes Mal wieder wunderbar, wie aus einem echt komplizierten und langweiligen Raum eine Ausstellung wird. Erst werden ein paar Wände aufgestellt, die bekommen die Ausstellungsfarbe und langsam, langsam füllen sich die Podeste und Regale. Und jedes Mal wieder ist es erstaunlich, wie unterschiedlich ein Gegenstand wirkt, einfach nur, weil er auf einem kleinen Sockel steht. Wenn dann noch die Verglasung davor kommt und das Licht richtig eingestellt ist – das sind dann die Momente für die sich die Nachtschichten trotz allem gelohnt haben. Ich habe definitiv in den letzten zwei Jahren das gefunden, was ich machen möchte. Ich kann mir keinen spannenderen (Objektrecherchen! Gespräche mit Leuten, die ihre Sachen ans Museum geben!), vielfältigeren (Wissenschaft! Texten! Gestalten! Vermitteln! Leute! Aktionen!) und schöneren Beruf vorstellen.

Eine Nachricht bekommen, die mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat. So von der Art: Wenn es ein Witz wäre, hätte die Person, die sie schrieb, echt kranken Humor, aber es wäre dennoch so viel besser. So bleibt nur über hunderte von Kilometern zu versuchen da zu sein, wenn es nötig ist, Ruhe zu lassen wo man stört und zu versuchen nicht zu aufdringlich, neugierig, voyeuristisch zu sein. Große Hilflosigkeit. Wie soll man Fassungslosigkeit, Traurigkeit, Mitgefühl und Beileid denn auch angemessen in Worte fassen?

Wochenrückblick KW 10

Montag bin ich wieder zur Arbeit gegangen auch wenn ein weiterer Ruhetag vielleicht doch noch etwas besser gewesen wäre. Aber die Ausstellung wird sich leider nicht von alleine erledigen. In einer unserer Aktivstationen gibt es die Geschichte der Heinzelmännchen zu Köln zu lesen – zumindest den Auszug zum Bäcker. Und ich habe mir selten so sehr gewünscht, dass die olle Schneidersfrau nicht so neugierig gewesen wäre! Dann könnte sich meine Arbeit doch auch etwas schneller und einfacher erledigen.

So hätten die Heinzelmännchen doch wenigstens unser Begleitprogramm fertig machen und layouten können! So haben wir zwei Tage eben doch noch mal damit verbracht – aber wenigstens sind die Einladungen zur Ausstellungseröffnung jetzt verschickt. Immerhin konnten in dieser Woche jede Menge Dinge geklärt werden und zwei Wochen vor der Ausstellungseröffnung steht auch schon die Ausstellungsarchitektur! Der Museologe hat die meisten Leihgaben abgeholt und unser fest angestellter Wissenschaftler hat einen Entwurf seiner Ausstellungstexte fertig. Ich konnte neben unzähligen Besprechungen einige der Aktivstationen grafisch gestalten. Nur für meine Texte blieb mal wieder keine Zeit.

Dafür aber habe ich sehr lange mit einer Fachkollegin telefoniert, die (hoffentlich) Geld dafür genehmigt bekommt, dass sie ihre Sammlung fertig inventarisiert. Dazu braucht sie dann Hilfe und so wie es aussieht, könnte ich gerade die richtige dafür sein. Einen Termin zum persönlichen Treffen im April ausgemacht. Und mit etwas Glück ergibt sich dann vielleicht noch ein zweites Inventarisierungsprojekt, so dass ich dieses Jahr noch einige spannende Dinge arbeiten werde.

Am Samstag habe ich mir vormittags die Zeit genommen gemütlich ins nächste Städtchen zu fahren, am Wochenmarkt köstliches Brot und duftende Orangen zu kaufen. Ein Abstecher in der Töpferwerkstatt führt dazu, dass ich demnächst schöne Zuckerdosen haben werde. Und nachmittags habe ich mich dann doch ins Büro gesetzt, um zu schreiben. Und da die unbezahlten Überstunden wenigstens Spaß machen sollten, konnte ich mit Tee und Kuchen versorgt in den Arbeitsmodus verfallen, der sich schon im Studium beim Schreiben von Hausarbeiten bewährt hat: 10 Minuten Schreiben, schön abwechselnd mit 10 Minuten fernsehen. Dank Streamingdiensten kann man ja unendlich viele intellektuell wenig herausfordernde Serien sehen und diese jederzeit unterbrechen.

Nach wie vor weiß ich ja nicht, warum ausgerechnet dieses Konzept für mich beim Verfassen von Erstentwürfen so gut funktioniert. So fühlt sich das Denken jedenfalls nicht so sehr wie Arbeit an, ich fühle mich deutlich später ausgelaugt und die leeren Seiten sind nicht so bedrohlich. Manche Ideen für die ich anders sehr lange grübeln müsste, kommen so gefühlt ganz von allein. Das spannende daran ist ja, dass ich, wenn ich sonst konzentriert arbeiten möchte, alle Störgeräusche ganz fürchterlich finde. Ich möchte weder Musik noch Nachrichten hören und halte Stille für großartig. Spätestens beim Korrekturlesen und Weiterarbeiten muss es dann auch wieder leise sein.

Gruselig ist allerdings, wenn man am Wochenende noch alleine im Büro sitzt, draußen ist es dunkel und plötzlich klopft es ans Fenster. Solches Herzrasen hatte ich schon lange nicht mehr! Dabei stand nur die Kollegin mit den Töchtern vor dem Haus, die so nett waren, mir ein Stück Torte vorbei zu bringen, weil sie Licht gesehen hatten.

Wenigstens am Sonntag war dann Zeit auszuschlafen. Da ich momentan aber ganz von allein recht früh aufwache, war trotzdem noch genug Zeit in der Küche zu stehen. Da habe ich dann die wunderbaren Orangen zu Marmelade verarbeitet – die Geschichte von Paddington Bear hat Spuren hinterlassen. Und da Kuchen zu backen für mich die beste aller Möglichkeiten ist, so richtig abzuschalten und zu entspannen, habe ich mich ans Werk gemacht und eine Schokoladentorte fabriziert. Da kam auch gleich das erste halbe Glas Orangenmarmelade zum Einsatz. So konnte ich zum nachmittäglichen Besuch einer Freundin zum gemeinsamen musizieren gleich noch etwas mitbringen. Wir haben dann diverse neue Stücke ausprobiert und richtig lange Geige gespielt – das war ein wunderbar entspannender Wochenabschluss.

Wochenrückblick KW 8 und 9

Na, das klappt ja super, mit dem regelmäßigen Bloggen. Gerade mal 7 Wochen habe ich durchgehalten. Das vorletzte Wochenende war ich dann auch Sonntag Abend noch zuhause bei meinem Freund und schon schaffe ich es nicht mehr mich hinzusetzten und zu schreiben.

Aber eigentlich gehören beide Wochen eh zusammen, ich hatte nämlich von Mittwoch bis Dienstag sozusagen forschungsfrei und durfte in der Bibliothek der Heimatuni statt im Büro arbeiten. Leider war der Zeitpunkt nicht ganz ideal: von Mitte der Woche bis Mitte der Woche und das mit einer langen Autobahnfahrt verbunden. Da ich Dienstag kam ich wegen unendlicher noch zu besprechender Dinge erst sehr spät los und also noch viel später an. Immerhin konnte ich auf der Autofahrt endlich “Qualityland” von Mark-Uwe Kling zu Ende hören. Bei dieser Dystopie muss man zwar die ganze Zeit schallend lachen, aber eigentlich möchte man doch nur weinen. Kling extrapoliert ja im Prinzip nur sämtliche (technische) Zustände, wie sie heute sind – ich glaube nicht, dass das der tatsächlichen gesellschaftlichen Entwicklung entspricht. Denn denn für mein Gefühl vernachlässigt er die zu befürchtenden gesellschaftlichen Entwicklungen immer weiter nach rechts, die den Überwachungsstaat dann doch noch mal anders aussehen lassen. Aber vielleicht irren wir, die wir solches befürchten auch, und tatsächlich werden einfach nur die Konzerne unser Leben bestimmen und Politik wird weiter zur reinen Show ohne echten Einfluss verkommen.

Jedenfalls – zurück zum Wochenbericht – durfte ich einige Tage in der Bibliothek verbringen, was wunderschön war. Leider fehlt im Büro ja momentan die Zeit und die Ruhe, mal konzentriert am Stück zu lesen, zu denken, zu schreiben. Als ich nach 4 Tagen endlich wieder in einem Rhythmus war – ach wie schön war das und wie sehr vermisse ich dieses selbstbestimmte Arbeiten!

Am Wochenende Besuch bei den Schwiegereltern – leider ist das immer etwas kompliziert. Dafür gibt es in Braunschweig aber auch einen Englischen Laden und kurz vor knapp haben wir es am Samstag doch noch dort rein geschafft: CLOTTED CREAM, Orangenmarmelade – kleiner Kaufrausch. Und immer wenn ich Marmalade sage, schreibe oder denke das Paddington-Zitat im Kopf: “A marmalade sandwich holds all the vitamins and nutritiens a young bear needs.”

Die KW 9 war dann vor allem davon geprägt, dass ich ab Mittwoch Mittag mit Fieber schlafend im Bett lag – wozu auch immer ich Dienstag Abend noch 5 Stunden auf der A7 rumgegondelt bin. Immerhin bekam sie trotzdem einen guten Abschluss: englischer Cream tea inklusive Scones, frisch gekaufter Clotted Cream und Gurkensandwiches bei der besten kleinen Schwester, mit den Eltern und meiner wunderbaren Oma.

Wochenrückblick KW 7

Die Woche bestand überwiegend aus Arbeit. Am Faschingsdienstag wurden im Bezirk Mittags die Stempeluhren abgestellt – dass die ganzen Kollegen da auch heim gingen, führte zu sehr ruhigem und entspanntem Arbeiten. Ein bisschen fies ist allerdings, dass man Minusstunden auf dem Arbeitskonto bekommt, wenn man nicht die Hälfte seiner Arbeitszeit vormittags erbringt, weil man eben immer so spät wie möglich anfängt und dafür Abends lange bleibt. Wenn man dann auch noch TROTZDEM den ganzen Tag da war … na gut, lassen wir das. Ich habe ohnehin niemals mehr die Möglichkeit, meine Mehrarbeitsstunden irgendwie auszugleichen, so wie mein Vertrag aktuell gestrickt ist.

Sehr viel Zeit mit dem Flyer für die Brot-Ausstellung verbracht. Der Grafiker brachte leider das Kunststück fertig, dass der Entwurf mit jedem Korrekturlauf etwas unmotivierter, liebloser und hingeworfener aussah. Jetzt hoffen, dass die Version, die er hoffentlich Montag schickt, verwendbar ist. Dass wir ohnehin super knapp dran sind, ist dabei auch nicht grad hilfreich.

Am Wochenende zuhause. Nicht alleine schlafen RULEZ!

Zum Frühstücken am Samstag mit einer Freundin getroffen – ihre Eltern waren mal wieder da und wir wollten die Gelegenheit nutzen, um wenigsten zu versuchen, einen Termin für ein Familientreffen mit ihrer und meiner Familie zu vereinbaren. Pfingsten sollte hoffentlich klappen! Abends dann Nervenzusammenbruch wegen krasser Anforderungen für spannende Stellenausschreibungen bekommen – und mangelnder sonstiger Stellenangebote. Aber immerhin gab es SEHR leckeres Essen. Zusammen mit umarmt einschlafen hat das meine Stimmung dann wieder gerettet.

Im Museum der Brotkultur Ulm

Wir bereiten bei uns im Museum gerade die neue Sonderausstellung zum Thema “Brot. Nahrung mit Kultur” vor. Da liegt es relativ nahe nicht nur die Publikationen des Museums der Brotkultur in Ulm zu Rate zu ziehen, sondern auch mal einen Ausflug dorthin zu machen. (Das Europäische Brotmuseum in Ebergötzen hat ja leider über die Wintermonate geschlossen.)

Das Museum befindet sich im ehemaligen Salzstadel, in dem früher Getreide und zeitweise eben auch Salz gelagert wurde. Das Gebäude ist entsprechend imposant und hat großzügige Ausstellungsräume. In der Eingangshalle wurden die beiden Kollegen und ich von der Kassenkraft freundlich begrüßt. Leider darf man nur für private Zwecke und schon gar nicht für die Veröffentlichung in sozialen Medien fotografieren – was wir auch gleich unterschreiben mussten.

Das Museum basiert auf der Sammlung der Unternehmer Willy und Hermann Eiselen, die eine bunte Mischung aus Kunstwerken und Alltagsgegenständen zum Thema Brot sammelten. Entsprechend ist auch die Dauerausstellung aufgebaut. Kunstwerke dienen zur Erklärung von Geschichte oder stehen völlig für sich und wechseln sich auf jeden Fall bunt mit historischen Objekten ab. Die Ausstellung startet mit den Anfängen des Brotes im alten Ägypten – und der Ausstellungsband, den man für 4,50 EUR auch online bestellen kann, verrät eigentlich alles, was die Ausstellung zeigt. Das ist leider ein bisschen traurig, immerhin hatten wir uns ein bisschen weiteren Input erhofft. So haben wir uns immerhin über einige gelungene Inszenierungen besonders zum Brotbacken und drei schöne Medienstationen mit Filmen zu Verarbeitungstechniken von Teig gefreut.

An vielen Stellen ist die Dauerausstellung leider auch in ihrer Wegführung nicht immer ganz offensichtlich: So fanden wir uns mehrfach vor Detailtexten ohne die Einführungstexte wahrgenommen zu haben und besonders an der Stelle mit den Miniaturen, die das Brotbacken zu verschiedenen Epochen zeigen, ist es doch verwirrend, wenn man plötzlich mittendrin anfängt und dann rückwärts geht. Dafür hat das Brotmuseum allerdings auch eine Menge schöner Ausstellungsstücke: Besonders die Modelle von unterschiedlichen historischen Backstuben und Zunftgegenstände sind sehr beeindruckend.

Der Weg durch die Dauerausstellung endet recht seltsam, in dem die Objekte immer mehr in den Bereich Kunst und die Themen zu Politik der Ernährung rutschen – das führt dazu, dass zunehmend nur noch Bilder an der Wand hängen und die Texte immer länger werden. Mir als Kulturwissenschaftlerin machen solche Ausstellungen dann immer weniger Spaß.

Dafür konnten wir im Anschluss an unseren Rundgang noch mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter des Museums sprechen. Der zeigte uns ein paar der Objekte, die wir gerne ausleihen wollten. Und der Blick ins Depot eines Museums ist natürlich ohnehin immer spannend.

Insgesamt kann man bei einem Ulm-Besuch ruhig mal ins Museum der Brotkultur gehen. Vor allem, wenn man gerne (Brot) isst und sich generell für Essen und Lebensmittel interessiert. Der Eintritt kostet für Erwachsene momentan 4 Euro und ist damit auch für einen kurzen Besuch erschwinglich.