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делать покупки: Einkaufen in Russland

Wer als Durchschnittsdeutscher ans Einkaufen in  Russland denkt, wird vermutlich zunächst einmal an sowjetzeitenähnliche trist graue Supermärkte denken. Doch 25 Jahre Marktwirtschaft zeigen Wirkung, wenn auch das Produktangebot durch die aktuellen Sanktionen durch die EU wieder eingeschränkt wird.

Zunächst einmal ist es erstaunlich wie viele Supermärkte bzw. kleine Lebensmittelläden es in einer Großstadt wie St. Petersburg gibt. Vornehmlich im Zentrum gibt es kleine Lebensmittelläden, die meist ein begrenztes Sortiment an alltäglichen Lebensmitteln wie Wurst, Käse und Konserven haben, aber vor allem eine größere Auswahl an Getränken alkoholischer wie nicht-alkoholischer Natur bereithalten. Als Ladenschild dient meist nur eine kleine Leuchtreklame mit der Aufschrift “продукты” [produkty]. Die Preise liegen meist über dem Durchschnitt der größeren russischen Supermarktketten. Daneben gibt es Supermärkte wie “Перекрёсток” [Perekrjostok] oder “Дикси” [Diksi], die sich wohl am ehesten preislich und vom Sortimentsangebot mit den deutschen Edeka oder Rewe vergleichen lassen. Konzeptuell ähnlich zu Aldi scheint mir persönlich “Копейка” [Kopejka].
Daneben gibt es  Hypermärkten, die sich alle außerhalb des Zentrums befinden und nicht selten neben einem großen Einkaufszentrum liegen bzw. darin integriert sind. Beispielsweise “Лента” [Lenta], “О’кей” [Okey] oder auch “Ашан” [Auchan]. Um die Kunden dorthin zu bringen, gibt es teilweise kostenlose Shuttlebusse von den naheliegenden Metrostationen aus.
Die großen Unterschiede zwischen deutschen und russischen Supermärkten liegen zum einem bei den Öffnungszeiten, dem Sortiment und den Verpackungsgrößen.
Während man in Deutschland als Berufstätiger froh sein darf über die Öffnungszeiten bis 20 Uhr der meisten größeren Supermärkte unter der Woche, gibt es hier in St. Petersburg viele Supermärkte, die bis 22 oder 23 Uhr geöffnet haben. Das gilt nicht nur für Werktage, sondern auch am Wochenende. Einige größere Supermärkte sind sogar 24 Stunden, 7 Tage die Woche geöffnet. Dafür öffnen manche erst ab 9 Uhr morgens.
Das Sortiment unterscheidet sich selbstverständlich durch die anderen Essgewohnheiten. Zwar sind russische Supermärkte ähnlich den deutschen aufgebaut, dass heißt das man zunächst einmal die Obst- und Gemüseabteilung kurz nach dem Eingang hat und erst dann wahlweise zu den Frühstücksartikeln und Milchprodukten kommt und erst ganz zuletzt Hygieneartikel und Getränke vorfindet.
Dennoch gibt es große Unterschiede hinsichtlich der Preise und der angebotenen Qualität. In Deutschland ist es in Supermärkten Standard, dass das Gemüse bereits gewaschen angeboten wird. Hier gibt es häufig Gemüse auch ungewaschen angeboten, zum Beispiel Karotten, Rote Bete oder Kartoffeln. Die ungewaschenen Feldfrüchte sind natürlich günstiger als die Gewaschenen. Zudem gibt es einen größeren Umfang an angebotener Qualität. In den Auslagen liegen zum Teil angestoßene Früchte, Obst und Gemüse verschiedenster Größen oder sehr reife Früchte, wie braune Bananen oder sehr kleine Auberginen. Preislich sind vor allem relativ regional vorhandene Gemüse – und Obstsorten günstig, wie z.B. Weißkohl, Kartoffeln, Karotten, Rote Bete oder Äpfel. Paprika, Tomaten oder Gurken hingegen sind im Vergleich dazu jedoch teuer. Zum Beispiel, kann man 1 Kilo Kartoffeln für 15 Rubel bekommen, während Paprika 114 Rubel kosten. Selbstverständlich spiegelt der Preis auch saisonale Verfügbarkeit von Gemüse – und Obstsorten wider.
Insgesamt scheinen mir die Preise jedoch im Vergleich mit Deutschland im Schnitt höher. Sobald man mehr als die Standardprodukte (wie z.B. Eier, Milch, Mehl…) kauft, wird die Rechnung deutlich höher. Vor allem wenn man sich Preise für Fleisch, Wurst und Käse anschaut. Dies hängt einerseits sicherlich mit den Sanktionen der EU gegenüber Russland zusammen. Andererseits sprechen folgende Zahlen aber auch für sich: während in Deutschland Haushalte im Schnitt rund 13 % für Lebensmittel ausgeben, gehen in Russland rund 28% vom Budget für Lebensmittel weg. Das würde auch mein Gefühl erklären, ständig sehr viel für Lebensmittel auszugeben.
Ein weiterer Stolperstein für einen Deutschen ist das aufgedruckte Datum. Während in Deutschland meist nur das Mindesthaltbarkeitsdatum abgedruckt ist, findet man in Russland häufig auch (nur) das Produktions – bzw. Abfüllungsdatum abgedruckt. So muss man tatsächlich immer prüfen, welches Datum nun gemeint ist.
Außerdem haben Verbraucherverbände hinsichtlich der Preistransparenz in Deutschland schon ganze Arbeit geleistet. Oft stehe ich vor dem Preisschild und suche zunächst nach einer Angabe, ob der Preis z.B. bei Obst je 100g oder pro Stück ist. Während in Deutschland anschließend noch der Kilopreis angegeben ist des Produkts, fällt das in Russland komplett weg. Daher muss man manchmal ganz genau hinschauen, ob das Produkt denn nun günstig ist oder im Rahmen liegt. Denn die angebotenen Verpackungsgrößen sind häufig ungerade Größen, z.B. statt 1 kg nur 900g Zucker, statt 200g löslicher Kaffee nur 180g. So fällt der Preisvergleich im Geschäft sehr schwierig aus und findet bei Zeitnot meist gar nicht statt.
“3 zum Preis von 2” – Aktionen sind beliebt, genauso bei Diksi beispielsweise ausgewählte Aktionsartikel noch einmal extra an der Kasse jedem Kunden angeboten werden.
Wer eine größere Gemüse – und Obstauswahl möchte, kann auch noch auf einen der Märkten gehen. Allerdings muss man hier zumindest Grundkenntnisse in Russisch haben, um entsprechend bestellen und reagieren zu können.

 

Auf einem französischen Wochenmarkt

In einer größeren französischen Stadt auf den Wochenmarkt zu gehen regt unweigerlich sämtliche Kochfantasien an. Denn in Gegensatz zu Deutschland gibt es viele Gemüsesorten und Produkte, die hierzulande als Delikatessen gelten, bei Saison vergleichsweise günstig zu kaufen.

Dabei denke ich beispielsweise an Esskastanien, Artischocken oder verschiedene Muschelarten. Es gibt seit November auf meinem Wochenmarkt Stände, die nur Meeresfrüchte und Fisch verkaufen: Jakobsmuscheln, Meeresschnecken, Garnelen, kleine Krabben, Austern verschiedener Regionen und Fisch in allen Variationen. Ebenfalls nur im Herbst präsent: Stände, die nur Pilze verkaufen, von denen ich bisher noch gar nicht wusste, dass sie existieren. Natürlich gibt es Steinpilze, Pfifferlinge und Maronenröhrlinge, aber auch violettfarbene Pilze, die ich bisher noch nie auf einem Markt gesehen habe.

Man kann auch frische Petersilie kaufen und nicht zu vergessen: frische Minze, für den Tee und manche orientalischen Gerichte unabdingbar. Streift der Blick über das Gemüse, so fallen einem einige Gemüsesorten auf, die man bisher so noch nicht gesehen hat. Was ich beispielsweise zunächst für Schwarzwurzel gehalten habe, war in Wahrheit schwarzer Rettich. Ebenso ungewöhnlich erscheinen die weißen Rüben, die eine apfelgroße runde Form mit violettem Ansatz haben. Im Sommer gibt es häufig auch kugelrunde Zucchini im Gegensatz zum länglichen Pendant.

Lässt man die Obst- und Gemüsestände hinter sich, kommt man zu den Metzgerständen. Und auch hier spielen regionale Unterschiede eine Rolle: Es gibt viel Rind, Hase und Hühnerfleisch, aber wenig Schweinefleisch im Angebot. Das findet man wiederum verarbeitet in guten luftgetrockneten salami-artigen Würsten. Für ein schnelles Mittagessen kann man auch Brathähnchen kaufen, mit viel Knoblauch und Liebe gemacht.

Für einen guten Abschluss einer Mahlzeit fehlt jetzt noch der Käse, den es selbstverständlich auch in allen Varianten zu kaufen gibt. Erstaunlich für mich ist, dass es viel mehr Ziegenkäse gibt, der traditionellerweise schon so verschimmelt aussieht, dass man meint, man könne ihn nicht mehr essen – dabei ist er genau so erst richtig gut.