#20Bücher – Tag 9

Auf Mastodon läuft gerade die Challenge #20books bzw. #20Bücher.

Book Challenge: 20 Bücher, die dich geprägt haben. Ein Buch pro Tag, 20 Tage lang. Keine Erklärungen, keine Bewertungen, nur Buchcover.

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Tag 9:

Wie so ein Profi habe ich gerade über den Post drübergeschrieben, statt ihn zu duplizieren. Mal sehen, ob ich ihn reproduzieren kann.

Eigentlich müsste hier ja nicht das Cover des (zugegeben zeitweise auch Lieblings-) Buches abgebildet sein, sondern das der DVD. Beziehungsweise die VHS, auf der meine Großeltern eine Fernsehsendung des Doppelten Lottchens aufgezeichnet haben. Diese habe ich in langen Ferienwochen bei meinen Großeltern bestimmt hunderte Male gesehen. Wie das für diese erträglich war, kann ich heute nicht mehr ganz nachvollziehen, aber vielleicht verstehe ich gerade im Rückblick, warum ich doch zunehmend mit dem Film allein gelassen wurde. Die beste Verfilmung ist natürlich die schwarz-weiße, in der Erich Kästner selbst den Erzähler spricht. Seine angenehme Stimme habe ich noch heute im Ohr. Ansonsten gehört sie auch definitiv auf die Liste der besonders nahe am Original gelungenen Literaturverfilmungen.

Aber auch das Buch habe ich vielfach gelesen. Allerdings könnte, wenn es nur ums Buch ginge, hier genauso gut Das fliegende Klassenzimmer, Emil und die Detektive oder Der kleine Mann stehen. Besonders geliebt habe ich immer Kästners tolle Überschriften, die eigentlich gar keine Überschriften sind, sondern stichwortartige, sehr pointierte Inhaltszusammenfassungen der einzelnen Kapitel. (Bestimmt hat schon jemand Kluges analysiert, was die mit dem Text machen.) Aber überhaupt liegt mir Kästners ironische Erzählweise, die trotzdem nahe an den Figuren bleibt. Auch dass quasi jedes Buch eine Rahmenhandlung hat, in der der Erzähler auftaucht, der sehr viel Ähnlichkeiten mit dem Autoren hat, hat mich schon als Kind fasziniert. Vielleicht ist Kästner im speziellen Schuld daran, dass ich Germanistik und besonders Literaturwissenschaften studiert habe. Denn diese gebrochne Art des Erzählens schreit ja geradezu danach, dass man sie genauer analysiert und auseinandernimmt. Außerdem gehören Kästners Bücher zu denen, die mein Interesse an Geschichte beeinflusst haben. Denn auch wenn alle Bücher in einer anderen Zeit spielten, als meine eigene Kindheit, könnte ich mich mit den Figuren immer identifizieren. Kästner schafft es, bei allen erzählerisch distanzierenden Kniffen, dass seine Figuren nahbar und liebenswert bleiben, so dass ich immer mehr von ihnen lesen wollte.

Gerade fällt mir auf, dass in meiner literarischen Biographie vor allem die Zeit der Klassik und die Zeit der Weimarer Republik eine besondere Rolle spielen. (Oder auch: Der Anfang und das Ende des langen 20. Jahrhunderts, wenn man so will.) Ich glaube, das liegt daran, dass ich beide Erzähl- und Denkweisen besonders geradlinig, strukturiert und schnörkellos empfinde. Wie Bach in der Musik.