Tag Archives: Erich Kästner

#20Bücher – Tag 10

Auf Mastodon läuft gerade die Challenge #20books bzw. #20Bücher.

Book Challenge: 20 Bücher, die dich geprägt haben. Ein Buch pro Tag, 20 Tage lang. Keine Erklärungen, keine Bewertungen, nur Buchcover.

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Zur Halbzeit fällt mir ein, dass ich ja eigentlich auch auf meinen Mastodonthread verlinken könnte: #20Bücher von Lisseuse

Tag 10:

Uh, Kästner, hatten wir den nicht schon gestern? Ganz genau, aber Fabian und die Neue Sachlichkeit sind einfach noch mal ganz anders als die Kinderbücher. Es könnte auch ganz gut Doktor Erich Kästners lyrische Hausapotheke hier stehen. Über Fabian habe ich aber nunmal meine Facharbeit fürs Abi geschrieben. Ehrlich gesagt kann ich mich nicht mal mehr an den Titel der Arbeit erinnern. Und schon mit meiner ersten Uni-Seminararbeit habe ich mich für die viel zu knappe Sekundärliteratur und die schlechte Recherche geschämt. Aber selbst wenn ich diese unter keinen Umständen mehr so schreiben wollen würde, die Auseinandersetzung mit Kästner, Fabian, dem Nationalsozialismus und der Bücherverbrennung, hat etwas mit mir gemacht, das bis heute nachwirkt.

Sidenote: Ich habe die Wörter: nachhaltig, geprägt, beeinflusst, etc. etwas satt, aber genau darum geht es hier ja, also müssen sie wohl doch sein.

Im Studium habe ich mich dann erstmal vom 20. Jahrhundert verabschiedet und bin in die Zeit um 1800 abgetaucht. Nicht dass ich der Meinung gewesen wäre, dass die Beschäftigung mit der Zeit des Nationalsozialismus unbedeutend sei. Aber ich war echt froh ohne Filme, Bilder, Bücher, Geschichte und Geschichten zu dieser Zeit endlich mal keine Albträume mehr zu haben und außerdem in der privilegierten Situation, mir einreden zu können, dass das nun wirklich kein aktuelles Thema sei. Naja, heute weiß ich das wieder besser. Nicht nur der Blick in die Tageszeitung macht, dass die Beschäftigung mit der NS-Diktatur höchst angebracht erscheint. Auch mein Beruf führt mich immer wieder in diese Zeit zurück. Diesmal beschäftige ich ich mich allerdings nicht mit Erich Kästner, zu dem das Urteil “Innerer Emigrant” so schön positiv feststeht, sondern mit Carl Orff, dessen Bild in der öffentlichen Meinung deutlich negativer ist. Mir dagegen scheinen ständig die Parallelen zwischen zwei Männern auf und die Beschäftigung mit dem einen hilft mir immer wieder bei der Einordnung des anderen.

#20Bücher – Tag 9

Auf Mastodon läuft gerade die Challenge #20books bzw. #20Bücher.

Book Challenge: 20 Bücher, die dich geprägt haben. Ein Buch pro Tag, 20 Tage lang. Keine Erklärungen, keine Bewertungen, nur Buchcover.

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Tag 9:

Wie so ein Profi habe ich gerade über den Post drübergeschrieben, statt ihn zu duplizieren. Mal sehen, ob ich ihn reproduzieren kann.

Eigentlich müsste hier ja nicht das Cover des (zugegeben zeitweise auch Lieblings-) Buches abgebildet sein, sondern das der DVD. Beziehungsweise die VHS, auf der meine Großeltern eine Fernsehsendung des Doppelten Lottchens aufgezeichnet haben. Diese habe ich in langen Ferienwochen bei meinen Großeltern bestimmt hunderte Male gesehen. Wie das für diese erträglich war, kann ich heute nicht mehr ganz nachvollziehen, aber vielleicht verstehe ich gerade im Rückblick, warum ich doch zunehmend mit dem Film allein gelassen wurde. Die beste Verfilmung ist natürlich die schwarz-weiße, in der Erich Kästner selbst den Erzähler spricht. Seine angenehme Stimme habe ich noch heute im Ohr. Ansonsten gehört sie auch definitiv auf die Liste der besonders nahe am Original gelungenen Literaturverfilmungen.

Aber auch das Buch habe ich vielfach gelesen. Allerdings könnte, wenn es nur ums Buch ginge, hier genauso gut Das fliegende Klassenzimmer, Emil und die Detektive oder Der kleine Mann stehen. Besonders geliebt habe ich immer Kästners tolle Überschriften, die eigentlich gar keine Überschriften sind, sondern stichwortartige, sehr pointierte Inhaltszusammenfassungen der einzelnen Kapitel. (Bestimmt hat schon jemand Kluges analysiert, was die mit dem Text machen.) Aber überhaupt liegt mir Kästners ironische Erzählweise, die trotzdem nahe an den Figuren bleibt. Auch dass quasi jedes Buch eine Rahmenhandlung hat, in der der Erzähler auftaucht, der sehr viel Ähnlichkeiten mit dem Autoren hat, hat mich schon als Kind fasziniert. Vielleicht ist Kästner im speziellen Schuld daran, dass ich Germanistik und besonders Literaturwissenschaften studiert habe. Denn diese gebrochne Art des Erzählens schreit ja geradezu danach, dass man sie genauer analysiert und auseinandernimmt. Außerdem gehören Kästners Bücher zu denen, die mein Interesse an Geschichte beeinflusst haben. Denn auch wenn alle Bücher in einer anderen Zeit spielten, als meine eigene Kindheit, könnte ich mich mit den Figuren immer identifizieren. Kästner schafft es, bei allen erzählerisch distanzierenden Kniffen, dass seine Figuren nahbar und liebenswert bleiben, so dass ich immer mehr von ihnen lesen wollte.

Gerade fällt mir auf, dass in meiner literarischen Biographie vor allem die Zeit der Klassik und die Zeit der Weimarer Republik eine besondere Rolle spielen. (Oder auch: Der Anfang und das Ende des langen 20. Jahrhunderts, wenn man so will.) Ich glaube, das liegt daran, dass ich beide Erzähl- und Denkweisen besonders geradlinig, strukturiert und schnörkellos empfinde. Wie Bach in der Musik.

Dresden – Erich Kästner Museum

Wunderschönes Herbstwetter und ein letztes Wochenende vorlesungsfreie Zeit, irgendwas Besonderes muss man da doch machen?! Und zum großen Glück gibt es Verwandtschaft, die in schönen Städten wohnt und die man besuchen kann. Dresden it is.

Außer einem Stadtspaziergang, bei dem man all die tollen nicht ganz so historischen, aber umso bekannteren Sehenswürdigkeiten Dresdens besichtigt, lädt die Stadt vor allem dazu ein Museen zu besichtigen. Denn in Dresden gibt es unglaublich viele spannende Museen aller Art.

Doch eines stand von vornherein fest: Das Erich Kästner Museum ist ein Muss für mich. Immerhin konnte ich die schwarz-weiß Verfilmung von Das doppelte Lottchen mal mitsprechen und habe beinahe alle Bücher von Kästner gelesen.

Das Besondere am Erich Kästner Museum ist das Museumskonzept: Es ist ein Micromuseum. Das bedeutet, dass sich die gesamte Ausstellung in einem einzigen Raum befindet. Auf sehr geringer Fläche, können so sehr viele Informationen untergebracht werden. In einer Reihe von Stelen befinden sich viele Schubladen und Fächer, in denen Dokumente zu Kästner entdeckt werden können.

Sortiert sind diese quer durch alle Stelen nach vier Farbkonzepten:

  • grün: Kästner in Sachsen
  • rot: Kästner als “Außenseiter”
  • gelb: Kästner und Kinder
  • blau: Kästner und Medien

Hinzu kommen zwei “Kästen”, die je eine Sonderausstellung zu einem anderen Thema darstellen.

Als Besucher kann man so eine große Sammlung von Zitaten von und über Kästner, Berichten, Büchern und anderen Dokumenten entdecken. In einer Multimedia-Station können darüber hinaus auch noch Verfilmungen, Hörspiele und anderes Audiomaterial gehört und gesehen werden. Leider wird das Entdecken jedoch schnell anstrengend. Zum einen gibt es im Museum eigentlich keine Möglichkeit sich hinzusetzen und in aller Ruhe zu lesen und zu schmökern. Zum anderen sind lesen und schmökern eigentlich das einzige, was man im Museum tun kann. Es gibt nur wenig zu er-fassen und darüber hinaus muss man sich das Museum noch nicht einmal erlaufen. Und gerade wenn mehrere Besuchergruppen da sind, bekommt die Museumserfahrung etwas Statisches, obwohl das Konzept des Museums dies eigentlich verhindern sollte. Denn schon mit nur zehn Besuchern, sind alle Stelen belegt, muss man Rücksicht nehmen und kann nicht mehr frei den bunten Fäden des Museums folgen. Möchte man nämlich nicht völlig zusammenhangloses Wissen über Kästner erfahren, ist es sinnvoll sich die Dokumente nach einem der vorgegebenen Themen zu erlesen. Innerhalb der Säulen selbst gibt es nämlich keinerlei thematische Ordnung. Hinzu kommt, dass man zum Lesen die gesamte Zeit über Stehen muss. Eine Haltung, die die wenigsten Menschen zum Lesen einnehmen und die deshalb so ungewohnt ist, dass sie völlig von der Vertiefung ins Material abhält.

Begeistert hat mich aber der Museumsshop: Beinahe jedes Buch Kästners und beinahe jede Aufnahme oder Verfilmung seines Werkes, die im Museum selbst zu finden ist, kann dort auch gekauft werden. Beeindruckend!

Trotz meiner Kritik möchte ich aber eigentlich sagen: Der Besuch im Museum lohnt sich. Denn selbst wenn man sich schon intensiv mit Kästner beschäftigt hat: Hier findet man auf jeden Fall weiteres Wissen über ihn.

Preise, Öffnungszeiten und mehr Infos zum Museumskonzept finden sich auf der Homepage des Museums. Dort kann man auch Bilder vom Museum sehen, denn leider ist dort nicht erlaubt zu photographieren.