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Dresden – Im Netzwerk der Moderne

In der Dresdner Kunsthalle im Lipiusbau gibt es noch bis zum 6. Januar 2013 eine sehr sehenswerte Ausstellung zu einem Kind der Stadt: Will Grohmann war Dresdner und Kunstkritiker. Die Liste der Künstler, mit denen er bekannt und befreundet war ist lang und illuster.

Geschickt nutzt die Ausstellung dies zu ihren Gunsten. Klee, Kandinsky, Kesting und viele andere Künstler des 20. Jahrhunderts bilden ganz buchstäblich den Rahmen der Ausstellung. In der großen, indirekt beleuchteten, grau gestrichenen Halle sind ihre Werke das erste, was der Besucher sieht. Grohmann selbst verschwindet so scheinbar.

Denn zuerst gibt es für den Besucher die Ausgestellten Werke zu entdecken. Dank des deutschen Urheberrechts fehlen hier im Blog jedoch  all die schönen Bilder, die ich mir gerne nicht nur mit Titel sondern auch in Farbe gemerkt hätte:

  • Feiningers “Allee” und “Sieg der Sloop ‘Maria'”
  • Bill: “Halbe Kugel um zwei Achsen” und “Unbegrenzt und begrenzt”
  • Kandinsky: “Einige Kreise” und “Fröhlicher Aufstieg”
  • Geiger: “wjasma”
  • May: “Das Freiburger Bild”
  • Moholy-Nagy: “Komposition”
  • Klee: “Sonnenuntergang”
  • Brech: “Nr V cis-moll” (Videoinstallation)

Einen kleinen Eindruck der Ausstellung kann man auf der Homepage der Staatlichen Kunstsammlung Dresden bekommen. Dort gibt es nicht nur eine Seite zur Ausstellung, sondern auch eine sehr interessante Seite auf der alle Objekte der Staatlichen Kunstsammlungen photographiert und katalogisiert sind. Im Video zur Ausstellung wird auch sichtbar, wie gut der Grauton der Wände die Bilder zum leuchten bringt.

Der Kunstkritiker Will Grohmann bleibt wie gesagt uf den ersten Blick zunächst unsichtbar. Tatsächlich befindet er sich aber ganz wörtlich im Zentrum der Ausstellung. Dort gibt es eine große Multimedia-Insel, auf der Fotos, Videos, Tonauszüge von und über Will Grohmann ebenso zu finden sind, wie Bücher und der Ausstellungskatalog. Allerdings: Die meisten Besucher interessieren sich tatsächlich viel mehr für die ausgestellten Kunstwerke und weniger für die Dokumente zu Will Grohmann. Dies mag unter anderem auch daran liegen, dass die genutzte Software es nicht ermöglicht, in den Ton- und Videodateien zu spulen und weniger intuitiv ist, als wünschenswert wäre.

 

dOCUMENTA (13)

Wenn man in der Nähe von Kassel wohnt und auch nur einigermaßen an Kultur und Kunst interessiert ist, lohnt es sich auf jeden Fall zur dOCUMENTA (13) zu fahren. Denn bei der dOCMENTA wird alle fünf Jahre zeitgenössische Kunst aus allen Ländern der Welt nach Kassel gebracht. Noch bis zum 16. November kann man die verschiedenen Ausstellungen besuchen.

Moderne Kunst

Dabei muss man sich natürlich noch einmal ins Bewusstsein rufen, was zeitgenössische Kunst eigentlich ist: es geht nicht mehr um Schönheit und Ästhetik, sondern darum eine Botschaft zu vermitteln. Dabei können immer noch schöne, ästhetische Werke entstehen. Häufig aber ist das, was man Betrachtet bedrückend und verstörend.

Zum Kunstbegriff der dOCUMENTA gehören neben klassischen Gemälden und Skulpturen auch Videoinstallationen und Projekte, die den Besucher einbeziehen.

Um besser zu verstehen, was man da eigentlich vor sich hat, lohnt es sich auf jeden Fall das dOCUMENTA-Begleitbuch für 24€ zu kaufen. Da die dOCUMENTA eher eine Galerie als ein Museum ist, gibt es kaum Tafeln und Erklärungen zu den Objekten und Künstlern. Deshalb kann das Begleitbuch mit Infos zu den Künstlern, ihrem Werk und den ausgestellten Kunstwerken weiterhelfen.

dOCUMENTA (13)

Seit dem 09.06. werden für 100 Tage in ganz Kassel verschiedene Objekte gezeigt. Hauptpunkte bilden:

  • Das Fredericianum, mit einer Ausstellung zur Geschichte der dOCUMENTA.
  • Die documenta-Halle, in der es um moderne Ansätze von Malerei geht.
  • Die Neue Galerie,
  • Die Karlsaue, wo durch den gesamten Park verschiedene Künstler ihre Projekte ausstellen.

Bei meinem Besuch haben wir die documenta-Halle, die Neue Galerie besucht. Außerdem sind wir durch die Karlsaue geschlendert, wo man aber auch bei besonders gutem Willen nur einen Teil der Kunstwerke ansehen kann, weil sie so weitläufig ist.

Leider tritt auch bei der dOCUMENTA das gleiche Phänomen auf, wie bei vielen anderen Museen und Ausstellungen: Nach zwei bis drei Stunden ist der Kopf voll, die Aufnahmefähigkeit zu Ende und eine Pause dringend nötig. Um Geld zu sparen, begibt man sich dann am Besten in die Karlsaue und nimmt ein mitgebrachtes Picknick ein.

Auch von dem Gedanken, an nur einem Tag auch nur ansatzweise einen Überblick über alles was ausgestellt wird zu bekommen, verabschiedet man sich am besten. Für einen solchen Überblick muss man mindestens zwei Tage einplanen. Und falls man tatsächlich vor hat, jedes Kunstwerk intensiv zu studieren, zieht man am besten nach Kassel und kauft sich eine Dauerkarte. Überhaupt empfiehlt es sich für alle, die die Möglichkeit dazu haben, die dOCUMENTA während der Woche zu besuchen. Denn am Wochenende bilden sich überall  lange Warteschlangen, die man so umgehen kann. Dann kommt man auch in besonders beliebte Räume, ohne vorher eine halbe Stunde anzustehen.

Zur dOCUMENTA gibt es eine Website, die viele Bilder, Informationen zu den Ausstellungsorten, Künstlern und weiteren Veranstaltungen bietet.

dOCUMENTA (13) – Documenta-Halle

In der documenta-Halle werden laut Begleitbuch “einige Kunstwerke, die durchdenken, was Malerei heute ist” gezeigt. Ausgestellt werden folgende Künstler

  • Etel Adnan
  • Thomas Bayrle
  • Nalini Malani
  • Julie Mehretu
  • Gustav Metzger
  • Moon Kyungwon und Jeon Joonho
  • Yan Lei

Gustav Metzger

Die Ausstellung beginnt mit den Bildern von Gustav Metzger. Seine Kreidezeichnungen liegen in abgedeckten Virtrinen, so dass die Besucher erst die Deckel anheben müssen, bevor sie seine Werke sehen können. Metzger ist heute ein Vertreter der sich selbst autodestruktiven Kunst. Seine aktuellen Werke sind so aufgebaut, dass sie aus sich selbst zerstört werden (so zum Beispiel eine Installation von Autos, die in ihren eigenen Abgasen explodieren). In Kassel wird jedoch sein Frühwerk ausgestellt: Zeichnungen in Schwarz- und Rottönen, die sehr düster wirken. Häufig stellen sie eng verschlungene Paare dar.

Julie Mehretu

documenta 13: Julie Mehretu – Gemälde 1

documenta 13: Julie Mehretu – Gemälde 2

Julie Mehretus auf riesigen Leinwänden gezeichnete Bilder, ähneln vor allem Bauskizzen. Sie entstanden, indem sie Stadtpläne und architektonische Skizzen auf die Leinwände projezierte und dort nachzeichnete. So entstanden vielschichtige Graphiken, vor denen man unendlich lange stehen und immer wieder Neues entdecken könnte.

Etel Adnan

documenta (13): Etel Adnan – Malerei

Von Etel Adnan werden Landschaftsmalereien in Primärfarben ausgestellt. Im völlig weißen, lichtdurchfluteten Raum, wirken die kleinen Leinwände mit den starken, leuchtenden Farben besonders faszinierend.

Über ein Nadelör, an dem sich der Besucherstrom stark staut, gelangt man zur unteren Ebene. Für den Stau verantwortlich ist die lange Schlange der Besucher, die in den Raum mit Yan Leis Bildern gelangen möchte. Dort werden 300 Bilder ausgestellt, die in einem Jahr entstanden sind. Jeden Tag suchte Yan Lei ein Bild im Internet, das auf Leinwand realisiert wurde. Während der Dauer der documenta werden nun jeden Tag einige der Bilder abgenommen und monochrom übermalt. Schon jetzt fallen die einfarbigen Flächen zwischen den bunten Bildern auf.

 Thomas Bayrle

Im Untergeschoss wird die große Halle von Thomas Bayrles Werken eingenommen. Zwei riesige Bilder an der Wand fallen auf. Besonders das Flugzeug, das aus kleineren Flugzeugen besteht, die aus kleinen Flugzeugen bestehen, fasziniert.

documenta 13: Thomas Bayrle – Flugzeug 1

documenta 13: Thomas Bayrle – Flugzeug 2

Daneben wird das Erlebnis in diesem Raum vor allem vom unglaublichen Lärm bestimmt, den eine Reihe von Automotoren machen. Unterstützt werden diese Geräusche durch Lautsprecher, mit denen gregorianische Gesänge abgespielt werden. Auch die Unterhaltungen des Publikums tragen dazu bei. Auch die schrille Trillerpfeife, mit der Besucher gehindert werden zu nahe an das Flugzeug heran zu treten, verstärkt den Krach.

documenta 13: Thomas Bayrle – Motoren

Nalini Malani

Durch einen dunklen, abschüssigen Gang gelangt man zu dem Raum mit Nalini Malanis Videoinstallation. Video und Schattenspiel zugleich, zeigt diese Installation ein Bild von Gewalt. Durch die Erzählstimme und die musikalische Begleitung wird dieser Eindruck noch verstärkt.

documenta (13): Nalini Malani – Videoinstallation 1

documenta (13): Nalini Malani – Videoinstallation 2

 

Ähnlich bedrückend ist auch die filmische Dystopie von Moon Kyungwon und Jeon Joonho. Auf zwei Leinwänden werden gleichzeitig eine sterile Zukunft und ein einsamer Künstler gezeigt. Auch hier tragen die Geräuschkulisse und die Dunkelheit des Vorführraums eindeutig zur niederdrückenden Stimmung bei.