Gelesen und für gut befunden: 27.09.2012

 

Nackte Bananen sind erst der Anfang (süddeutsche)

Skandal um geschälte und in Plastik verpackte Bananen. Mit ganz witzigen Vorschlägen, was man sonst noch so einzeln verpacken könnte.

Warum Griechenland in der Euro-Zone bleiben soll (süddeutsche)

“Griechische Krebspatienten leben in der Hölle” (Die Welt)

Darauf…

In Griechenland sterben Menschen, heute, an Krebs. Ohne Morphiumversorgung. Weil in deren zusammenbrechenden System einerseits stringent Leistungen gekürzt werden ohne Sinn und Verstand. Andererseits, weil aus Brüssel Gelder nicht fließen. […] Und noch ernsthafter frage ich mich, wieso erklären wir Banken nicht viel intensiver und offensiver, vor allem deutlich destruktiver und lauter unsererseits zum Feind? Warum lassen wir uns von einer dussligen amerikanischen Politik glaubhaft machen, der Islam oder der Terror sei unserer einziger bevorzugter Feind obwohl der Hauptfeind aus deren eigenen Land kommt?

DB? Lohnt nicht! (taz)

Ja, außer man fährt lieber Bahn als Bus und Auto, weil man das nicht gut abkann…

Statt unkonstruktiv rum zu motzen hätte mich ja eher interessiert, was mit dem ganzen Geld aus den Tickes passiert. Und ob die Preiserhöhung wirklich gerechtfertigt ist, weil das Geld sinnvoll verwendet wird.

Rush: Feminism shrinks Penises

@wnetoa hat wirklich alles dazu gesagt, was nötig ist:

“Unser Verstand geht abends ins Bett” (süddeutsche)

Noch mehr Geschlechterdifferenzenbullshit. Wer hat das noch nicht festgestellt: Männer, mit denen man nach acht Uhr abends über irgendetwas sprechen möchte, können nur noch mit Geblubber antworten. Frauen dagegen …

Entschuldigt. Ich muss ganz schnell meine Chatchroniken löschen.

GoeCam

Das hier, ist dafür wirklich cool. Mich kann man damit leider nicht besuchen, aber ihr könnt Euch dafür schon mal die Göttinger Innenstadt ansehen. Warum allerdings kein Zwischenstopp vor den 10-fach entspiegelten Schaufenstern der hiesigen Konditorei Cron&Lanz gemacht wurde, weiß ich allerdings nicht.

Danke an @haekelschwein fürs twittern!

Lady Gaga ruft die Revolution aus (spon)

Lady Gaga startet ihr eigenes #609060, wie irgendwer sehr schön zusammengefasst hat.

Hier auch noch eine Analyse dazu:

When the World Is Your Therapist: Lady Gaga’s Eating Disorder Is a Double-Edged Sword

Geschwisterurlaub in Wien – Tag 3

Während unsere Gelassenheit am zweiten Tag unseres Wienbesuches noch kein Problem war, hatte sie in Schönbrunn dann doch Folgen. Denn: wenn man schon nicht früh aufstehen möchte, sollten internet-affine Menschen zumindest auf die Idee kommen Online-Tickes zu buchen. Damit lassen sich Wartezeiten nämlich ganz einfach vermeiden.

So aber kamen wir zwar in Schönbrunn an, mussten an der Kasse aber sehr schnell feststellen, dass wir eine zweistündige Wartezeit dann doch lieber mit anderem Programm überbrücken sollten.

Schönbrunn – Haupteingang 1

Also drehten wir um, und machten uns auf den wirklich kurzen Weg ins Technische Museum. Eine Kombination von Tagesprogramm, die ich nur empfehlen kann. Der Fußweg vom Technischen Museum nach Schönbrunn ist wirklich vernachlässigbar. Wenn man jedoch mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, scheinen beide an völlig unterschiedlichen Enden der Stadt zu liegen.

Technisches Museum - Eingangshalle

Technisches Museum – Tickets

Das Technische Museum zeichnet sich vor allem durch die Sammlung von Eisenbahnen und anderen Dampfmaschinen aus. Ansonsten ist das Museum vor allem voller Dinge. Für vieles fehlt dabei der rote Faden und Erklärungen, die den Zusammenhang zwischen den verschiedenen Ausstellungsstücken erklären. Seit ich mich an der Uni ein bisschen mit Ausstellungen und Ausstellungskonzeption beschäftigt habe, stört mich so etwas immer mehr. Besonders schlimm war dann allerdings, dass die außen plakatierte Ausstellung Massenware Luxusgut bereits abgelaufen war.

 

Schönbrunn – Haupteingang 2

Für 16:00 hatten wir dann doch noch Karten für die Führung durch Schönbrunn ergattert. Auch hier hatten wir nicht das größte Glück mit dem Fremdenführer – bestimmt a Trick der Wiener Tourismusbranche. Hinzu kommt natürlich, dass an einem Feiertag in den Sommerferien das Schloss völlig überlaufen ist. Die Räume sind gestopft voll, es ist keine Zeit, um einen Augenblick zu verweilen, und sehen kann man so auch nicht so besonders viel. Für Schönbrunn gilt gewissermaßen das Selbe, wie fürs Belvedere: Bloß nicht im Sommer besuchen, da viel zu voll!

Loben muss man das Museum jedoch für die kostenlos auf der Homepage zum Runterladen zur Verfügung gestellten Audioguides.

 Gut besuchen kann man im Sommer jedoch den wundervollen, weitläufigen Park. Dieser dient auch ganz offensichtlich den Wienern als Naherholungsgebiet.

Am Neptunbrunnen – ohne Neptun

Besonders gut sitzen kann man dabei auf der Wiese vor der Gloriette, die nicht nur eine schöne Aussicht aufs Schloss, sondern auf die ganze Stadt bietet.

Schönbrunn, von der Gloriette gesehen

Schönwettervergnügen vor der Gloriette

 

Den anstrengenden Tag mit zu wenig zu essen, lässt man dann am besten mit Heurigem, deftigem Essen und einer spaßigen Runde abgewandelten Tabus ausklingen. Immerhin kann man so auch noch die letzen Lücken von Zeit mit schönen Erinnerungen an drei viel zu schnell vergangene Tage füllen.

Gelesen und für gut befunden: 26.09.2010

Ausgehebelter Neid

Die einzig kluge Reaktion auf beeindruckende Inhalte im Internet ist sie zu kommentieren und sie zu verlinken und dadurch zu teilen auch wenn es zuvor schon die gefühlte Mehrheit der Menschheit getan hat. Wirklich jeder hat es erst gesehen, wenn es Thema beim Stammtisch in meinem Heimatdorf an der holländischen Grenze ist.

Und darum brauchen wir noch mehr Linklisten, denn wie häufig stoße ich erst dort auf lesenswerte Artikel.
Darum überlege ich immer noch doch noch zu Facebook zu gehen, denn dort sind die vielen, die sonst nicht so viel mit dem Internet zu tun haben.
Und darum ist es egal wie hoch Leserzahlen sind.

Medienkompetenz – immer noch im Wandel

Und ich stimme ihr da vollkommen zu. Nur weil wir hier natürlich jeden Link schon gesehen, jedes Zappelgif schon begrinst haben und jeden Skandal schon mit einem Klick auf die Online-Petition bekämpft haben – unsere persönliche Web-Blase ist jeweils recht überschaubar. Nur weil meine 150 Kontakte mir einen Link fünfmal in die Timeline werfen heisst das gar nicht wirklich, dass alle Welt darüber spricht. Sondern rein rechnerisch vielleicht 500 Menschen.

Also kann ich mich darüber freuen, wenn ein Link, ein Bild, ein Text zigmal am Tag bei mir auftaucht – denn dann sind’s mehr als 500 Menschen.
Und wenn es mich persönlich nach der dritten Sichtung nervt, dann gucke ich halt drüber weg.
Und ich bleibe dabei: Es ist kein Zeichen von Kompetenz, sich selber vorher irgendeine Schere in den Kopf zu montieren und über die eigenen Inhalte oder die Posting-Frequenz nachzudenken. Es ist Kompetenz, sich selber die hereinprasselnden Inhalte zu filtern.

Das Netz vergisst schnell (spon)

Das Internet vergisst nie? Von wegen. Das Web ist ein extrem flüchtiges Medium – binnen zweieinhalb Jahren ist ein Viertel der wichtigen Online-Quellen zum Arabischen Frühling, dem Schweinegrippe-Ausbruch und Michael Jacksons Tod wieder verschwunden.

Branded for Life

Energetic dot-coms flush with startup cash were known in the late 1990s and 2000s for their marketing stunts. Of course, many of those businesses imploded. But unlike their expensive Super Bowl ads, tattoos aren’t so ephemeral. There are dozens, if not hundreds, of people out there with the domain names of defunct websites etched prominently and permanently on their skin, the walking detritus of zombie websites’ marketing campaigns.

Das Janusgesicht des geistigen Eigentums

Super interessanter Artikel über die Begriffsgeschichte von “geistigem Eigentum” und “Urheberrecht”. Hinterher wird endlich das deutsche Diskussionschaos verständlich. LESEN! Denn der Text ist nicht nur informativ, sondern auch noch amüsant.

Ekelhaft

Vermutlich werde ich es bereuen, Julia Schramm zu verteidigen, aber bei einer Frau, die so viele tatsächliche Angriffspunkte für Kritik bietet, erscheint es mir besonders abwegig, sie noch für Dinge zu beschimpfen, die sie gar nicht getan hat.

Schön wie Guttenberg: Warum Julia Schramm zurücktreten muss

Es gibt nicht wenige schlechte Autoren, denen gute Bücher gelungen sind.
Julia Schramm gehört nicht zu ihnen.
Ihr Buch ist nicht in erster Linie miserabel, weil es schlecht geschrieben ist, weil die Hauptfigur unerträglich eitel ist, nicht einmal, weil dort nichts Neues steht, dieses Nichts aber verkauft wird, als wäre gerade der bekiffte heilige Geist in die Autorin gefahren; das Problem des Buchs ist, dass es feige ist.
Nun wäre das ganz egal, niemand schriebe ein Wort über das Geschreibsel, wäre die Autorin nicht Beisitzerin im Vorstand der Piraten. Und ginge die schriftstellerische Feigheit nicht Hand in Hand mit der politischen.

Das Schweigen der Medien

Zum ersten Mal begegnete mir das Gerücht über Bettina Wulff lange Zeit vor der großen Jagd auf den Bundespräsidenten – nicht im Internet, sondern klassischer Weise in der Kneipe. Ein Freund servierte es mir im Brustton der Überzeugung. Bettina Wulff? Das weiß doch jeder! Als die Jagd auf den Präsidenten dann eröffnet war, hing dieses Gerücht wie eine üble Wolke in der Luft. Offiziell wurde sie beschwiegen. Aber wohin man man auch ging –  irgendeiner zupfte einem immer am Ärmel. Am intensivsten war das Gerede in den Redaktionsstuben der deutschen Boulevard- und Qualitätsinstitute.

Kommen Sie ins Bordell! (taz)

Zur Hure muss man Distanz halten. Immer dann, wenn das Thema Prostitution in deutschen Medien auftaucht – wie jetzt im Fall von Bettina Wulff –, geht es darum, zu leugnen, zu verneinen, möglichst viel Abstand zwischen sich selbst und dieses immer noch als anstößig empfundene Gewerbe zu bringen. Ist das nicht langsam müßig?

Simone Weils Überlegungen zur Meinungs- und Pressefreiheit

Im Kern ihrer Überlegungen steht die Unterscheidung zwischen Meinungsfreiheit und Pressefreiheit – beides wird heute ja häufig in eins gesetzt. Simone Weil hingegen will die Pressefreiheit beschränken, die Meinungsfreiheit aber gerade schützen, […]

Bisher fand ich noch jeden einzelnen Artikel von Antje Schrupp sehr interessant und nachdenkenswert. Bevor ich also weiterhin jeden einzelnen Artikel hier verlinke, abonniert doch einfach den Feed ihres Blogs.

Studie französischer Forscher: Gentechnisch veränderter Mais hat verheerende Folgen

Jeansfabrik als tödliche Falle

Ich glaube, billig können wir uns nicht mehr lange leisten.

Gelesen und für gut befunden: 25.09.2012

Urlaub zuhause ist zwar sehr erholsam, wenn er mit den richtigen Menschen stattfindet. Zum Bloggen kommt man dabei aber nicht. So fallen jede Menge gelesene Texte an, die es heute und morgen hier verlinkt gibt.

Maschinen sind leichter als Menschen (zeitonline)

Ob der Manager etwas von den Autisten gelernt habe? »Klarer zu kommunizieren«, sagt Bussé, »und manchmal auch zu schweigen.« Wie neulich, als Bussé mit einem Tester beim Mittagstisch saß und dieser ihm verkündete, dass er sich nicht mit ihm unterhalten werde. Ihm sei nicht nach Reden. Und so aßen sie wortlos und einträchtig.

Mehr faire Welt mit Möglichkeiten für alle Menschen gleichermaßen. Manche Idealisten finden immer wieder neue Wege. Zum großen Glück.

Endlich Prinzessin (Süddeutsche)

Ein Spa für Kinder. Nein falsch: Ein Spa für Mädchen. Damit fünf bis fünfzehnjährige lernen, wie sie den ganzen Druck zu ihrem Aussehen am besten umsetzen können. Noch mehr Stereotyp. Noch weniger Selbstbewusstsein abseits der Schönheitsnormen.

Sei, was du willst  (zeitonline)

Egalia ist die umstrittenste Vorschule Schwedens. Ihr Ziel: Eine geschlechtsneutrale Erziehung.

Schröder wieder unterwegs in antifeministischer Mission

Anfang September hatten sich in Brüssel bereits Vertreter*innen verschiedener Staaten getroffen, die eine EU-Frauenquote kritisch sehen. Großbritannien, Bul­ga­rien, Tschechien, Dänemark, Ungarn, Litauen, Malta, die Niederlande, Schweden und Slowenien hatten sich an dieser Stelle schon gegen die vor­ge­schlagene Quote aus­ge­sprochen – der deutsche Vertreter hatte sich ent­halten. Wenn sich Deutsch­land mit den Brief der beiden Ministerinnen nun aber offen auf die Seite der Gegner*innen stellt, verfügen jene in Brüssel über eine Sperr­minorität – und Reding wird ihre Pläne vorraussichtlich nicht durchsetzen können. Schröder hätte sich somit mal wieder erfolgreich gegen die Belange von Frauen stark gemacht.

BH-Größen-Rechner

Denn: Der passende BH hat nicht so viel mit tollem Aussehen zu tun. In der richtigen Größe finden die meisten Frauen kaum noch Dessous, deren Hauptzweck es ist, aufzureizen. Stattdessen macht ein passsender BH keine Rückenschmerzen, ist endlich bequem, muss nicht mehr ständig nachgestellt und zurechtgerückt werden. Frau hat also die Möglichkeit an anderes als ihre Brüste zu denken. Kauft also endlich passende BHs.

Dazu passt dann folgendes (via kurvendiskussionen):

Vaginagesteuert

Wir leben in einer Welt, in der es Transsexuelle wie die Schauspielerin Jamie Clayton gibt, Intersexuelle wie die Langstreckenläuferin Caster Semenya und nicht zuletzt die Arbeiten von Judith Butler. Wie kommt es, dass eine der bekanntesten Feministinnen unserer Zeit immer noch mit so etwas wie dem „universell Weiblichen“ kommt?

Polizist wehrt sich gegen Strafbefehl (Stuttgarter Zeitung)

Die Gegner beklagen, dass die juristische Aufarbeitung ungleich vorangetrieben werde. Die Vorwürfe gegen die Polizei würden viel langsamer und weniger hartnäckig verfolgt werden, heißt es immer wieder.

UPDATE: Mitt Romney Wonders Why Ann Romney’s Airplane Windows Don’t Roll Down (huffingtonpost)

Romney said the biggest problem in a distressed aircraft is that “the windows don’t open. I don’t know why they don’t do that. It’s a real problem. So it’s very dangerous.”

Fuck Yeah Stephen Fry

“If an alien was looking down on us and inspecting our language, they would see that the worst thing we do on this planet is we torture, we kill, we abuse, we harm people, we’re cruel. And those are the things of which we should be ashamed. Amongst the best things we do is we breed children, we raise them, and we make love to each other, we adore each other, we are affectionate and fond of each other. Those are the good things we do. And they would say how odd that the language for the awful things is used casually all the time. “Oh, the traffic was agony, it was hell, it was cruel.” “Oh it was torture waiting in line.” Say, “he’s used words like torture. That’s the worst word.” And yet, if we use the f-word, which is the word for generating our species, for showing physical affection one to another, then we’re taken off air and accused of being wicked and irresponsible and a bad influence to children. Now, we’re part of this culture so we often don’t question it. But if you think of someone from outside it, it is very strange.” — Stephen Fry on The Late Late Show with Craig Ferguson (2/23/10)

Herbstzeit, Lesezeit – Zur kindlichen Reaktanz nach den Modellen der Weltliteratur

Ich lese gerne Klassiker, das ist eine Haltung, die nicht unbedingt mehrheitsfähig ist. Ich lese sie sogar so gerne, dass es mich oft davon abhält, moderne Autoren zu lesen, schlimm, schlimm. Aber nachdem ich ein paar Jahre Leseerfahrung habe, neige ich zu der Ansicht, von den Klassikern mehr zu haben als von dem, was in den Buchhandlungen auf dem Tisch mit den Neuerscheinungen liegt. Da können natürlich dennoch großartige Werke dabei sein, keine Frage. Aber wie soll man dazu kommen, so etwas mühsam herauszufinden, so lange noch etwas Fontane übrig ist? Ich finde das immer wieder nahezu unlösbar, entscheide aber im Zweifel meist für die Vergangenheit. Für Werke, die aus ihrer Zeit herausragen wie Denkmäler. In vielen Fällen tun sie das mit gutem Recht und ich möchte an einem Beispiel zeigen, wie sinnig diese Werke immer noch sind. Betrachten wir eine typische Familiensituation im Licht einiger Klassiker. Man kommt verblüffend weit damit. Und man weiß, welche Muster nicht gut ausgehen können. Und auch, dass es letztlich keine vernünftigen Lösungen gibt.

Nehmen wir an, ein Kind liegt auf dem Sofa herum, starrt auf das iPad und macht schon auf den ersten Blick einen wenig kooperativen Eindruck. Man fordert das Kind auf, das iPad wegzulegen, sich zum Abendbrotstisch zu bewegen und Schwarzbrot zu konsumieren. Das Kind sieht genervt hoch und verweigert sich. Belesene Eltern können die Arten der Verweigerung grob nach literarischen Vorbildern klassifizieren, […]

Was alles furchtbar nervt an der hervorragenden Talkshow “Roche & Böhmermann” (FAZ-Blog)

Dieser Vorspann schon! Die tolle Badabadabadabada-Titelmusik! Die Rauchschwaden-Empfänglichkeit der Kulisse! Der Helmut-Kohl-Ansager! Die Einspieler, bei denen man gleichzeitig hinsehen und zuhören muss! Der liebevoll-ruppige Umgang mit den Gästen! Der Alkohol! Diese Toleranz auch gegenüber der größten Spaßbremse! Und die fast schon unheimlich intimen Nachbesprechungen am Schluss! “Roche & Böhmermann” bei ZDF.kultur ist unbestreitbar die beste Talkshow, die es derzeit im deutschen Fernsehen (und Internet!) gibt. Man muss schon sehr in den Krümeln suchen, um da überhaupt was Negatives zu finden. Aber: hey, dafür gibt’s doch das Fernsehblog.

Und deshalb steht an dieser Stelle jetzt: Was alles furchtbar nervt an der hervorragenden Talkshow “Roche & Böhmermann”.

Mehr muss man dazu nicht sagen. Und besser kann man es vermutlich auch nicht machen.

Und jetzt geht die Folge vom letzten Wochenende gucken. Die war nämlich wirklich gut und hatte quasi keinen der Beschwerdepunkte drin.

 

Geschwisterurlaub in Wien – Tag Zwei

Entspannung prägte auch unseren zweiten Tag in Wien. Denn mit “erst mal ausschlafen” und “gemütlich frühstücken” kamen wir nicht vor 11 Uhr aus dem Haus. Der daraus entstehende Nachteil ist allerdings offensichtlich: Immerhin haben Museen nicht die großzügigsten Öffnungszeiten, die man sich vorstellen kann. Außerdem ist die Mittagszeit bei den meisten Urlaubern am beliebtesten und so ist nicht nur der zeitliche Rahmen knapp bemessen, sondern auch der Raum, der einem selbst im Museum zur Verfügung steht. Oder anders gesagt: im brechend vollen Museum hat man noch nicht einmal Muße länger vor einem Bild zu stehen.

Ganz so schlimm war es allerdings doch nicht. Unser Programm für den zweiten Tag in Wien sah den Besuch der Ausstellung 150 Jahre Klimt im Oberen Belvedere vor. Diese läuft noch bis 06.01.2013 und lohnt einen Besuch auf jeden Fall. Denn nicht nur die Anlage und das Schloss sind sehenswert.

Oberes Belvedere

Die Ausstellung versammelt eine Reihe der bekanntesten Bilder von Gustav Klimt. Nicht nur sein Kuss sondern auch Judith und viele weitere Bilder sind dort zu sehen. Leider waren die Räume trotz sonnigstem Wetter ziemlich voll, so dass es schwierig war länger vor einzelnen Bildern zu stehen. Besonders da die Beleuchtung eigentlich verlangte, dass man sich genau den einen Punkt vor dem Bild suchte, der keine Lichtspiegelungen sichtbar machte. Durch völlig schwarze Wände konnten die Bilder jedoch ganz besonders leuchten und der Blick wurde nicht abgelenkt.

Judith (Bild aus der Wiki Commons)

Der Kuss (Bild aus der Wiki Commons)

Zum Belvedere gelangt man am schönsten übrigens durch den Botanischen Garten der Universität Wien. Gerade beim wundervollen Sommerwetter unseres Urlaubs ist es dort auch ruhiger und kühler als in der restlichen Stadt.

 

Der zweite Punkt auf unserer Tagesordnung war eine Führung durch die Wiener Staatsoper. Doch leider wissen wir jetzt zwar alles über den Wiener Opernball (und dass unser völliges Desinteresse daran nicht unbegründet ist), aber immer noch nichts über die Musik, die dort aufgeführt wird. Wenigstens die Tatsachen des Gebäudes konnte unser Gruppenführer nicht wegopernballisieren. So bekamen wir die beeindruckend riesige Bühne mit Brandschutzvorrichtung erklärt und erfuhren zumindest von den günstigen Stehplätzen, die man für normale Vorstellungen recht unkompliziert erwerben kann.

Staatsoper – Bühne

Auch aus der Loge war die Bühne immer noch beeindruckend. Besonders interessant am Gebäude ist, dass ausschließlich der Zuschauerraum im zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Neu gebaut wurde ein sehr schöner schlichter Raum, der wesentlich angenehmer ist als die überladenen K. und K. Prunkräume oder das Treppenhaus.

Staatsoper – Publikumsblick auf die Bühne

Staatsoper – Treppenhaus

Der Besuch der Oper lohnt sich auf jeden Fall – um eine stupide Verherrlichung des Opernballs zu umgehen, sollte man vielleicht aber einfach Theaterkarten besorgen und eine Aufführung ansehen. Immerhin sind auch die Wiener Philharmoniker weltbekannt.

 

Nach der Opernführung schlug der Hunger zu. Und da schon lange vor Abfahrt nach Wien feststand, dass Wiener Schnitzel ein absolutes Muss sei, fanden wir uns schnell bei Plachutta wieder. Dort durften wir besonders leckeres, echtes Wiener Schnitzel essen.

Plachutta – Speisekarte

Den zweiten Nachtisch gab es dann allerdings bei Eis-Greissler. Dort gibt es Bio-Eis aus Zotterschokolade (und völlig anderen Geschmacksrichtungen), das RICHTIG lecker ist. Dass wir dort am nächsten Tag nicht noch einmal vorbeigekommen sind, ist höchst bedauerlich!

Geschwisterurlaub in Wien – Tag Eins

Aus einem verkorksten Mallorcaurlaub, dem Bedürfnis wirklich mal wieder wegzufahren und einem Geburtstagsgeschenk kann ganz schnell ein wundervoller Wien-Urlaub werden. Wenn man dort auch noch liebenswerte Menschen aus dem Internet kennenlernt, muss weiter eigentlich nichts mehr dazu gesagt werden.

Wir haben zweieinhalb fantastische Tage in Wien verbracht.

Unser Sightseeing-Programm bestand allerdings aus typischen “Ein Wochenende in Wien”-Attraktionen. Echte Geheimtipps werde ich also nicht verraten können.

Begonnen haben wir unsere Stadterkundung mit einem Entspannungsbesuch an der Donau. Eine Haltung die auch die restliche Zeit geprägt hat: Alles easy nur kein Stress, Hauptsache gutes Essen, schöne Stadt und nette Gesellschaft. Um dieser Haltung auch gerecht zu werden, haben wir den restlichen Tag mit einem Spaziergang um den Ring begonnen, den wir auch zwei Tage später nicht vollendet hatten.

Wiener Straßenzug

Die Faszination Fremder für eine Stadt, in der jede einzelne Strasse genau so aussieht, schlägt gleich im ersten Foto nieder. Denn der Erstaunte Kommentar der Wiener Begleitung war nur “Was ist denn daran jetzt so besonders?”

K und K Lieferant

Auch wenn es in Österreich keine Monarchie mehr gibt, ihre Spuren sind überall deutlich zu finden. Zum Beispiel wenn sich Geschäfte mit dem Titel “K. und K. Hoflieferant” schmücken, ohne es mehr zu sein.

Stephansdom

Wir schafften es nicht mal vom Schwedenplatz bis zur Oper, als der Hunger zuschlug: Ein Abstecher zum Essen musste her. Und lecker war es ganz besonders. Bei Kolar gibt es ausschließlich gefüllte Fladen. Und was für welche. Viel vegetarisch, ganz besonders lecker. Nur beim Gedanken bekomme ich wieder Hunger.

Kolar – Speisekarte

Kolar – vier hungrig, aber glückliche Gesichter

Der Innenhof ist zwar nicht besonders groß, aber ruhig und hat die perfekte Aussicht:

Kolar – Innenhof mit perfekter Aussicht

Gestärkt ging es weiter durch die Innenstadt und zur Hofburg:

Michaeler Tor – Hofburg

Michaeler Tor von Innen

Nationalbibliothek

Litlog

Die Germanistik der Uni Göttingen hat ein lobenswertes Projekt ins Leben gerufen: Ein halbwissenschaftliches Blog zu kulturwissenschaftlichen Themen. Denn: kulturwissenschaftliche Themen sind im Internet kaum vertreten. Kulturellen Themen begegnen wir allerdings an allen Ecken und Enden. Da wird es durchaus Zeit, dass sich Wissenschaftler mal an den eigenen Haaren packen und selbst aus dem Sumpf des Nichtgesehenwerdens herausziehen. Immerhin wird in den Geisteswissenschaften jede Menge gesellschaftlich relevanten Wissens produziert.

Litlog ist eines solcher Projekte. Ein Internetfeuilleton, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf der Literatur:

Litlog ist ein studentisches eMagazin, gegründet am Seminar für Deutsche Philologie der Georg-August-Universität Göttingen, das sich den praktizierten Dialog zwischen Wissenschaft und Kultur zum Ziel gesetzt hat. Das Spektrum dieses Dialogs reicht von kulturanalytischen Essays über literaturkritische Beiträge und Berichte zum literarischen wie kulturellen Leben, insbesondere in Göttingen, bis hin zu wissenschaftsjournalistischen und genuin wissenschaftlichen Artikeln.

Soweit die Selbstbeschreibung.

Auf dem Blog gibt es die drei Kategorien: Belletristik, literarisches Leben und Wissenschaft.

Das literarische Leben beschränkt sich vor allem auf Göttingen, denn hier ist das Blog schließlich angesiedelt. Allerdings bieten drei Theater, eine Reihe von Kleinbühnen und das literarische Zentrum genügend Veranstaltungsraum.

Die meisten veröffentlichten Artikel sind relativ lang. Was jedoch die geringe Veröffentlichungsdichte (nur zwei Artikel pro Woche) erklärt. Allerdings mangelt es auch immer noch an Autoren, denn außer Ruhm und Ehre, ist mit dem Schreiben für Litlog nichts zu verdienen.

 

Gelesen und für gut befunden: 20.09.2012

Ich möchte für folgenden Comic eine Warnung aussprechen: Ich saß zwei Stunden da und habe das Bild zur Seite gezogen. Aber es ist ganz ganz wundervoll.
http://imgs.xkcd.com/comics/click_and_drag.png

Das große Grausen (Biorama)

Man möchte keine Restaurants mehr besuchen. Angesichts der Tatsache, was man dort mit höchster Wahrscheinlichkeit auf dem Teller hat.

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Eine Reihe von Artikeln zu Julia Schramms Buch:

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Aber ich als Frau, …

Von der Kritik an Strukturen und deren Verwechslung mit subjektiver Wahrnehmung.

Das Porno-Imperium – Ein Deutscher erregt die Welt (Die Welt)

Ein Witz und seine Konsequenzen

Zusammenfassend kann man also durchaus sagen, dass dieser Witz sexistische Vorstellungen reproduziert. Zugleich stellt er allerdings als männlich positionierte Männer als absolut unselbstständig dar, die sich weder um ihr Essen noch um ihr Sexleben allein kümmern können. Ein bisschen arm ist das schon, oder?

Was Mitt Romney wirklich über Obama-Wähler denkt

“47 Prozent werden sowieso für ihn stimmen. Es gibt 47 Prozent aller Amerikaner, die seine Fans sind. Sie sind von der Regierung abhängig, sie sehen sich als Opfer und sind davon überzeugt, dass sie ein Recht auf Krankenversicherung, Unterkunft und Essen haben. Es sind die Leute, die keine Einkommensteuer zahlen.”

Hardware is dead
Spannender Artikel darüber, wie billig Tabletts heute produziert werden. Überlegungen dazu, welche Auswirkungen das auf unseren Umgang mit technischen Geräten haben wird.

Was der Artikel leider überhaupt nicht reflektiert ist, ob zum einen der Vertriebspreis von weniger als 50$ die Produktionskosten decken kann und ob zweitens bei der vorhergesehenen Explosion in Produktion, Verkauf und Verwendung von Tablets die Ressourcen zur Herstellung überhaupt mithalten können.

“Die Liebe kann man nicht beherrschen” (FAZ)

Jean-Louis Trintignant, französische Kino-Legende, spricht über seinen neuen Film, über Jugend und Gefühl, den Tod seiner Tochter, seine Erlebnisse mit Bardot und Kinski – und die aufregende Liaison mit einer Deutschen.

Oder auch Jean-Lous Trintingnant spricht über seine Faszination am Leben, obwohl er es gar nicht so toll findet. Ganz spannend.

“In Deutschland herrscht faktische Straflosigkeit sexualisierter Gewaltdelikte”

Zwei Juristinnen, die auf Sexualdelikte spezialisiert sind, sprechen über die deutsche Rechtsprechung in Sexualdeliktsfällen. Sehr informativ. Ganz ohne Schuldzuweisungen und emotionale Vorwürfe. Stattdessen kritische Reflexion über die Bedingungen dieser Rechtsprechung. Außerdem werden eine Reihe von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen zum Thema zitiert.

Scheinheilig

Hoffentlich ist durch die Bettinawulffsache der letzten Tage endgültig klargeworden, dass nicht “das böse Internet” schuld ist an Rufmord und Verleumdung, sondern immer noch diejenigen Individuen, die sich daran beteiligen, egal ob neue oder alte Medien, online oder offline.

Der Maestro, der für Angela Merkel kochen würde (Die Welt)

Unser Männervorstand

Eine weitere Seite von struktureller Diskriminierung sehr schön geschildert und analysiert. Das Beispiel der Wahl des Berliner Landesvorstandes der Piraten ist dabei eher nebensächlich. Die Argumentation kann man problemlos auf alle anderen Gebiete übertragen.

Wolfgang Blau: Auch das schärfste Urheberrecht würde den Verlagen nicht helfen

»Das Leistungsschutzrecht war eine Machtprobe für den Springer-Verlag, und Springer hat gewonnen.« So hat es Wolfgang Blau, der Chefredakteur von »Zeit Online«, in einer Keynote formuliert, die er am 31. August bei einer Urheberrechts-Fachtagung von Bündnis 90/Die Grünen hielt. Er erläuterte, warum das geplante Gesetz nicht nur nicht hilfreich, sondern schädlich ist. Er forderte von Politikern den Mut, offen auszusprechen, dass infolge der Digitalisierung »ganze Branchen und ganze Berufszweige verschwinden werden«. Und er plädierte dafür, sich mit den heute kaum noch nachvollziehbaren Argumenten zu beschäftigen, mit denen frühere umwälzende Technologien wie der Buchdruck und die Eisenbahn bekämpft wurden.

Ich hatte ja bisher nur die Rede von Wolfgang Blau im Bundestag gehört. Aber in beiden Fällen fällt mir auf, wie gut ich sie finde. Reflektiert, sachlich, kritisch.

Und zu guter Letzt noch einmal zum xkcd-Comic: hier die Auflösung zum weitersuchen: http://twitpic.com/aw7ic7

Gelesen und für gut befunden: 19.09.2012

Hausarbeiten bis spät in die Nacht zu schreiben, ist vielleicht nicht die beste Idee, wenn man in den nächsten Tagen zu irgendwas kommen möchte. Da ich das allerdings regelmäßig vergesse, hier die gesammelten Links seit 15.09.:

Was es heißt, ein Mann zu sein (FAZ)

Christian Wulff erlebt gerade, wovor wir alle uns fürchten; dass auf einmal all die Sicherheiten wegbrechen, auf denen unser Leben ruht. Womöglich zeigt ausgerechnet er uns nun, wie wir so etwas überstehen.

Christian Wulff schreibt Buch über harte Zeit nach Bettina Wulffs Buchveröffentlichung (der Postillion)

Sex und behinderte Körper – ein existentielles Limit (F.A.Z. Blog)

Auch behinderte Menschen finden sexuelle Erfüllung, doch so manches Mal zahlen sie einen hohen Preis dafür – und finden kurzes, momenthaftes Glück in bezahlten Armen, Augenblicke sexueller Präsenz, körperlichen Seins ‘trotz’ körperlicher Behinderung.

Frauenberger: EU soll sexismusfreie Zone werden (dieStandard.at)

In einem ersten Resümee der Wiener Watchgroup zeigt sich, dass seither mehr als zehn Beschwerden pro Monat (insgesamt waren es 75) eingereicht wurden.

Gibt es so etwas für Deutschland eigentlich auch?

http://fuckyeahstephenfry.tumblr.com/post/31610824066

YEAH! QI läuft wieder. Und es geht auch gleich darum, warum Dr. Watson doppelt so häufig “ejaculates” wie Sherlock Holmes.

Die kohleske Kanzlerin (spon)

Dabei ist die Wahrheit eine andere: Jenseits der Euro-Krise hat die Merkel-Regierung die Arbeit weitestgehend eingestellt. Etliche ihrer Minister beschränken ihre Amtstätigkeit weitestgehend auf das Verlesen von Grußworten. Die Energiewende wird viel zu langsam in Angriff genommen, Wirtschaftsministerium und Umweltministerium leisten sich haarsträubende Kompetenzgerangel. Es gibt keinerlei Idee, was zu tun ist, wenn auch hierzulande die Wirtschaft in den Sog der Euro-Krise gerät.

 

LOST MEMORIES (French, English Subtitles) from Francois Ferracci on Vimeo.

Obama’s Way (Vanity Fair)

To understand how air-force navigator Tyler Stark ended up in a thornbush in the Libyan desert in March 2011, one must understand what it’s like to be president of the United States—and this president in particular. Hanging around Barack Obama for six months, in the White House, aboard Air Force One, and on the basketball court, Michael Lewis learns the reality of the Nobel Peace Prize winner who sent Stark into combat.

Sehr langer, aber auch ziemlich spannender Artikel über Barack Obama.

NEIN

Und immer noch die Frage, warum überall ein Nein Bedeutung hab, aber in Vergewaltigungsprozessen plötzlich nicht mehr.

Sprachbrocken 37/2012

Nichts gegen die Paläoanthropologie, aber es sei mir verziehen, wenn ich manchmal den Eindruck bekomme, sie sei nur erfunden worden, damit die Literaturwissenschaft keine methodologischen Minderwertigkeitskomplexe entwickelt.

Bösartiges Kichern meinerseits über diesen Satz.

Pornography is entertainment. Pornography is a business. Pornography is not a substitute for sexual education.

Leider ist der Gedanke, dass wir doch schließlich alle Erwachsene sind und Realität und Fiktion unterscheiden können, falsch.

Judith Butler hat den Adorno-Preis bekommen, aber richtig zuzuhören hat dennoch keiner nötig.

Ich mein ja nur

Auf besonderen Wunsch einer einzelnen Dame hier der erste Ratschlag von Anke Gröner:

Du musst nicht auf diese blöden Unipartys gehen. Oder auf die blöden Arbeitspartys. Oder überhaupt auf blöde Partys. Es ist völlig in Ordnung, zuhause auf dem Sofa zu sitzen und ein Buch zu lesen. Und du musst dich auch nicht dafür rechtfertigen, nicht auf Partys gehen zu wollen. Dir entgehen allerdings eventuell ein paar One-Night-Stands.

Wobei ich allerdings nicht so genau weiß, weshalb sie den noch mal extra braucht. Ich möchte ihr (und mir selbst) ja eher diesen empfehlen:

WIRF DEINE UNI-UNTERLAGEN NICHT WEG!

 Und hinzufügen: sondern leg dir ein anständiges und übersichtliches Ablagesystem zu. Auch am Computer!

Leben, um zu schreiben

Kinder, Küche, Kirche – dieser Slogan beschreibt, welche Rolle Frauen in der zeitgenössischen Vorstellung um 1800 zugewiesen wird. Doch einige Frauen lassen sich davon nicht beeindrucken! In der Reihe »Faszinosum Autorinnen um 1800« wird der Blick auf Frauenfiguren gelenkt, die versuchen aus den vorgeschriebenen Rollen auszubrechen. Heute: Sophie Mereau, die Schriftstellerin.

Sophie Mereau

»Selbständigkeit« ist das Schlagwort, das sich durch Sophie Mereaus Leben zieht. Schon früh taucht es immer wieder in ihrem Tagebuch auf. Doch letztlich ist all ihr Handeln davon bestimmt. »Selbständigkeit« bedeutet für Sophie Mereau vor allem die Möglichkeit zu schreiben. Mit 21 Jahren veröffentlicht sie ihr erstes Gedicht Bei Frankreichs Feier den 14. Junius 1790in Schillers Zeitschrift Thalia.

Zusammenarbeit mit Schiller

Ihren ersten Mann heiratet sie 1793 nur, weil er ihr Gelegenheit bietet nach Jena zu ziehen, wo sie mit bedeutenden Schriftstellern ihrer Zeit zusammenkommen kann. Er ist es auch, der ihr den Kontakt zu Schiller vermittelt. Dieser erkennt Sophie Mereaus Talent als Schriftstellerin und fördert sie. In Briefen und privaten Treffen übt Schiller Kritik an Sophie Mereaus Werken. Die Beziehung ist durchaus kollegial; Sophie Mereau wird von Schiller als vollwertige Autorin anerkannt. Daneben gibt gerade der Ehemann ihr die Möglichkeit die Schriftstellerei auszuüben: Immerhin gestattet er ihr ein eigenes Arbeitszimmer. Ein Luxus, dessen Bedeutung hundert Jahre später in Virginia Woolfes Essay A Room of one‘s own deutlich wird: Nur wer einen eigenen Arbeitsplatz hat, kann auch ungestört und damit gut schreiben.

Produktives Arbeiten

»Selbständigkeit« bedeutet für Sophie Mereau aber auch, dass sie sich nicht auf den eigentlich ungeliebten Gatten festlegen lassen will. Sie hat diverse Affären mit Studenten der Uni Jena. Nach sieben Jahren Ehe reicht sie schließlich sogar die Scheidung ein. Damit beginnt die produktivste Phase in ihrem Leben: Hatte sie schon während ihrer Ehe mit Mereau eine unzählige Reihe von Gedichten und erste Erzählungen veröffentlicht, so muss sie jetzt schreiben, um überleben zu können. Sie beginnt Übersetzungen anzufertigen, die schnell von der Hand gehen und so mehr Geld einbringen. Außerdem arbeitet sie verstärkt als Herausgeberin. War sie seit 1799 Mitherausgeberin eines Damenkalenders, so versucht sie sich jetzt an ihrer eigenen literarischen Zeitschrift Kalathiskos. Sie schafft es, mit diesen Arbeiten so viel zu verdienen, dass sie davon leben und ihr Kind versorgen kann.

Die Ehe mit Brentano

Doch dann kommt es zum Bruch: Sophie Mereau lässt sich – auf dessen ungestümes Drängen hin – auf eine erneute Affäre mit Clemens Brentano ein. Bereits während dessen Studienzeit in Jena waren sich die beiden näher gekommen. Sophie Mereau besteht zunächst auf ihrer Freiheit. Unter keinen Umständen möchte sie Brentano heiraten. Doch dann wird sie ungewollt schwanger. So selbstbestimmt und auf ihre Freiheit bestehend Sophie Mereau ist: Auch sie kann nicht erwarten mit einem unehelichen Kind in einer stark restriktiven Gesellschaft zu bestehen.

Die Ehe mit Brentano entwickelt sich für Sophie Mereau zum Desaster. Unfähig neben seiner erfolgreichen Frau zu leben, tyrannisiert er Sophie Mereau mit Zuneigung und Ablehnung gleichzeitig. In nur drei Jahren wird Sophie Mereau vier Mal schwanger. Die Schwangerschaften schwächen Sophie Mereau derart, dass sie schließlich 1806 im Kindbett stirbt. Sophie Mereau kommt in dieser Zeit kaum noch zum Arbeiten. Während der zweiten Ehe veröffentlicht sie vor allem Übersetzungen oder kurze Erzählungen. Diese Arbeiten verschaffen ihr zumindest teilweise finanzielle Unabhängigkeit und damit Freiheit von Brentano. Nur wenn Clemens Brentano nicht bei ihr ist, hat sie die nötige Muße für das, was ihr wirklich wichtig ist: selbstbestimmtes Schreiben.

 

Dieser Artikel erschien zuerst auf: litlog.

Zur Reihe gehört auch: Federkiel statt KochlöffelSchreiben, um zu leben, Leben und schreiben