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Театр: ein Theaterbesuch in Russland

Marinski Theater

 

In St. Petersburg gibt es rund 200 Bühnen, wobei das bekannteste Theater das Marinski-Theater ist. Hier gibt es neben Opern vor allem auch Ballettaufführungen. Viele der Opern und Theater in St. Petersburg befinden sich in ähnlich herrschaftlich ausgestatteten Räumen wie das alte Marinskitheater. Breite Treppenaufgänge, verschnörkelte Stuckverzierungen und große Leuchter, deren Kristall glitzert.

Kein Wunder, dass man bei all dieser Pracht mit Jeans fehl am Platz wäre. Es kann hoher Schnee liegen, die Temperaturen bei -20 Grad liegen – im Theater wird man immer auf gut gekleidete Menschen treffen. Die Männer meist im Anzug oder zumindest Hemd. Die Damen (gefühlt) viel häufiger als in Deutschland in Röcken oder Kleidern, mit passender Frisur, kleiner Handtasche und schönen Schuhen. Mitunter werden dann an der Garderobe auch die Straßenschuhe gegen die schönen Schuhe, die zum Kleid passen,  gewechselt. театр музыкальной комедии (1)

An der Garderobe kann man sich dann auch kleine Ferngläser gegen eine Gebühr leihen, sodass man von der Aufführung auch in den hintersten Rängen die tollen Kostüme anschauen kann.

In der Pause kann man dann ins “кафе” [kafe] gehen und sich Lachsschnittchen oder Kanapees mit rotem Kaviar kaufen. Meist gibt es schwarzen und grünen Tee, Kaffee, Wein, Wasser und manchmal auch kleine Gebäckteilchen.

Das Theaterpublikum ist vielfältig: alle Alterklassen sind anzutreffen. Im Nussknacker beispielsweise die Mütter mit ihren kleinen Töchtern, die gerade mit Ballet begonnen haben; Junge Paare und Studenten genauso häufig wie Senioren. Im alten Marinskitheater selbstverständlich auch die Touristen, die den Theaterabend als unentbehrliches Erlebnis ihrer St. Petersburgreise gebucht haben.

Die Inszenierungen der Klassiker sind jedoch nicht immer im klassischen verhaftet. Selbstverständlich gibt es die konservativen, kostümlastigen Aufführungen, die die Ästhetik der Zuschauer befriedigt. Dennoch gibt es auch moderne Neuinterpretationen, sodass beispielsweise die “Brüder Karamasov” von Dostojevski schon mal als modernes Regietheater mit absoluter Reduktion an Figuren und Konzentration auf die großen Konflikte gezeigt werden.

Insgesamt scheint es mir, dass der Besuch des Theaters oder der Oper noch viel häufiger als in Deutschland in Russland eine legitime Option für die Abendgestaltung ist. Man spricht über die letzte Inszenierung. Und vielleicht mag das auch daran liegen, dass während der Sowjetunion das Theater eine Möglichkeit gab, indirekt die Politik zu kritisieren. Daher stellte man sich für genauso gern für eine Theaterkarte in die Schlange wie für Brot.

Rezensiert: Walküre in Detmold

Die Walküre in Detmold von Ralph Bollmann steht schon seit zwei Jahren auf meinem Amazon-Wunschzettel. Genauer gesagt steht das Buch dort, seit Anke Gröner es in ihrem Blog gleich zwei mal zitierte. Jetzt bekam ich es glücklicherweise auf Reisen zwischen die Finger. Und auch wenn ich das Buch leider nicht zu ende lesen konnte, muss ich ganz dringend darüber schreiben. Es gibt nämlich eine ganz großartige Lektüre für zwischendurch, bei der man auch einfach mal quer lesen kann.

Obwohl ich ja durchaus sehr an der so genannten Hochkultur interessiert bin, halte ich das Buch, das eine Art Opernführer ist, nicht nur für Operngänger sehr lesenswert. Ralph Bollmann schreibt nämlich uneingebildet, aber klug und pointiert über seine Reisen kreuz und quer durch Deutschland. Walküre in Detmold entstand aus der Beobachtung, dass es in Deutschland mehr Opernhäuser gibt, als im gesamten Rest der Welt zusammen und aus dem Plan alle diese Opernhäuser auch zu besuchen. Ralph Bollmann reiste also mehrere Jahre durch Deutschland und besuchte Opernaufführungen. Dabei herausgekommen ist ein Reisebericht, der gespickt mit historischem und kunsthistorischem Wissen ist. Die ununterbrochen eingewobenen Anekdoten machen besonders Lust, in den Zug zu steigen und ebenfalls quer durch Deutschland zu reisen. Man könnte dann ebenfalls bedeutende Bauwerke besichtigen Museen, Theater- und Opernaufführungen besuchen und am Ende ein bisschen gebildeter sein. Das jedoch ohne zwanghaft lernen zu müssen, sondern durch Erfahrung und Anschauung, die auch noch Spass macht.

Ich werde also gleich mal eine Spardose mit der Aufschrift “Kulturreisen” anlegen. Denn egal wie günstig laut Bollmanns Beschreibungen die einzelnen Opern auch sein können: Mein schmaler Studentengeldbeutel gibt so viel Kulturkonsum dann doch nicht her.