Leben und schreiben

Kinder, Küche, Kirche – dieser Slogan beschreibt, welche Rolle Frauen in der zeitgenössischen Vorstellung um 1800 zugewiesen wird. Doch einige Frauen lassen sich davon nicht beeindrucken! In der Reihe »Faszinosum Autorinnen um 1800« wird der Blick auf Frauenfiguren gelenkt, die versuchen aus den vorgeschriebenen Rollen auszubrechen. Heute: Therese Huber, die Herausgeberin.

Therese Huber

Als Therese Huber 1794 Ludwig Ferdinand Huber heiratete, begann für sie ein völlig neues Leben. Nach der Jugendzeit in Göttingen, wo sich trotz des Professorenhaushalts niemand um ihre Bildung kümmerte, hatte sie zunächst Georg Forster geheiratet. Der Naturwissenschaftler, der mit James Cook die Welt umsegelt hatte, zog mit ihr zunächst in die polnische Provinz, eine Abgeschottetheit von der kulturellen Welt, die der Ehe nicht gut tat. Auch der Umzug nach Mainz verbesserte die Situation nicht mehr. Forster war zu sehr mit Politik beschäftigt – Therese Huber, ihm ohnehin nie besonders tief zugeneigt, fand in Ferdinand Huber ihre große Liebe.

Die Zusammenarbeit mit Huber

Das frisch verheiratete Paar musste zuallererst aus Mainz ins Schweizer Exil fliehen: Die Aufständischen in Mainz, die versucht hatten eine Republik nach französischem Vorbild zu gründen, waren niedergeschlagen worden und harrten schwerer Strafen. Darüber hinaus hatte Huber auch seinen lukrativen Posten als Sekretär des sächsischen Gesandten aufgeben müssen. Die Familie befand sich also nicht nur an einem völlig neuen Ort, sondern musste auch neue Wege finden, den Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Huber versuchte sich dazu als Schriftsteller und Redakteur der von Cotta herausgegebenen Allgemeinen Zeitung. Diese Herausgeberschaft bedeutete jedoch so viel Arbeit, dass er sie nur mit Hilfe seiner Frau bewältigen konnte. Therese fertigte also Übersetzungen fremdsprachiger Nachrichten und verfasste Berichte. Darüber hinaus schrieb sie zunehmend auch literarische Texte für andere Zeitschriften, um das Familieneinkommen aufzubessern. Um die Unschicklichkeit, dass eine Frau des Bürgertums zum Familienunterhalt durch bezahlte Arbeit beitragen muss, zu verbergen, erschienen alle ihre Texte dabei unter dem Namen ihres Mannes.

Therese Huber als Herausgeberin

Mit dem Tod Hubers musste sie plötzlich für sich selbst aufkommen. Sie beginnt – wie viele Frauen ihrer Zeit – Romane und Erzählungen zu veröffentlichen, die nun auch unter ihrem eigenen Namen erschienen. Ab 1816 übernahm sie die Redaktion von Cottas Morgenblatt für die gebildeten Stände. Damit knüpfte sie an die Arbeit an, die sie bereits während ihrer Ehe mit Huber ausgeübt hatte.

Obwohl sie sich sowohl gegen Cottas beständiges Eingreifen in ihre Redaktionsarbeit, als auch gegen untalentierte Mitarbeiter durchsetzen musste, schaffte sie es, zwischen 1817 und 1823 die Auflage signifikant zu steigern. So, dass unter ihrer Leitung das Morgenblatt zu einer erfolgreichen Kulturzeitschrift wurde. Ihre Arbeit wurde allerdings von Cotta keinesfalls angemessen geschätzt. Schon 1823 endet die Zusammenarbeit von Therese Huber und Cotta unter unschönen Bedingungen: Durch Überlegungen Cottas, den Standort der Redaktion zu verlegen, wird Therese Huber die Redaktion geschickt entzogen, und an Wilhelm Hauff übergeben. Dieser überzieht Therese Huber mit Spott über ihre Kriminalromane, anstatt ihre Arbeit als Redakteurin anzuerkennen.

 

Dieser Artikel erschien zuerst auf: litlog.

Zur Reihe gehört auch: Federkiel statt Kochlöffel, Schreiben, um zu leben