Ein Aufsatz über Mythen in technischen Museen. Zuletzt wurde der “Otto-Hahn-Tisch” beschrieben, der für die Präsentation der Entdeckung der Kernenergie die verschiedenen Instrumente und Apparaturen zusammenstellt, die für die Entdeckung der Urankernspaltung nötig waren.
Mit solch primitiver Technik und deshalb wahrscheinlich phantastischer geistiger Leistung wurde das 20. Jahrhundert erschüttert. Man könnte fragen, warum dieses Objekt nicht – der Historie gemäß – aufgelöst und kommentiert wird. Vielleicht sollte man das tun. Doch ist es von Fritz Straßmann und Otto Hahn selbst nach dem Krieg aus den Resten zusammengestellt worden, die die totale Zerbombung in Berlin übriggelassen hatten. Die Wissenschaftler selbst haben ihren Mythos komprimiert.
Es gab zum 50jährigen Jubiläum der Urankernspaltung 1988 eine Ausstellung in Berlin, die – auch im Deutschen Museum übernommen – die Geschichte wesentlich sorgfältiger aufrollte. Sie kostete einiges Geld und viel mehr Platz, und sie verhinderte (wahrscheinlich) die mythische Wirkung nicht: In Berlin wurde sie von Chaoten teilweise zerstört, die sie als Symbol der verhaßten Kerntechnik verstanden – in München stand sie unter ständigem Polizeischutz und war unerwartet stark frequentiert. (Jürgen Teichmann: Wissenschaftlich-technische Museen)
Außerdem mal wieder Foucault. Diesmal ein wundervoller Satz in der Version, die ich lese, wenn ich versuche zu verstehen, was der gute Herr mir sagen möchte:
1. Wir haben es gesehen, und es ist wahrscheinlich nicht nötig, darauf zurückzukommen:wenn man von einem Formationssystem spricht, denkt man nur an das Nebeneinanderstellen,die Koexistenz oder die Interaktionvon heterogenen Elementen(Institutionen, Techniken, gesellschaftlichen Gruppen, perzeptiven Organisationen, Beziehungen zwischen verschiedenen Diskursen),sondern an die Herstellung einer Beziehung zwischen ihnen– und zwar in einer sehr bestimmten Form –durch die diskursive Praxis. (Foucault. Archäologie des Wissens)