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Links, die ich mir merken möchte

Mastodon ist für mich ja wie Twitter. Nur dass ich wieder Lust habe ins Internet zu schreiben und mit Leuten zu interagieren, weil (für mich) die Kommunikation dort deutlich weniger toxisch ist. Außerdem ist (noch?) alles weniger festgefahren und es macht Spaß neue Menschen zu entdecken. Jedenfalls bringen neue und alte Menschen auch neue Links und bevor ich wieder alles ewig in meiner Timeline (oder schlimmer, in der ANDERER) suchen muss, hier zwei der letzten Woche, die mir wichtig sind:

  1. Ein Video, das ich nur noch “Gehirne brauchen Langeweile” nenne (via @bookstardust); Kurzzusammenfassung: Gehirne sind faul, wenn ich ständig den guten, süchtig machenden, auf mein Gehirn angepassten, algorithmisch ausgesuchten Inhalt von Sozialen Medien drauf loslasse, dann wird das mit der Konzentration nichts. Wenn man aber (kontraintuitiv) Leerlauf lässt, dann fängt das Gehirn völlig freiwillig an, selbst zu denken, weil es Langeweile schlecht erträgt.

Spannend, also gleich mal experimentieren und zwar mehrfach:

  • Leerlauf nicht mit Handyzeit füllen: An der Ampel das Handy nicht rausholen, beim Warten auf den Nahverkehr das Handy stecken lassen, beim Kochen nicht parallel Serie gucken/Podcast hören. Geht ganz gut, aber vor allem Warten ohne etwas zu tun ist nicht meine größte Stärke.
  • An die Wand gucken und nichts tun. AHA. Bisher habe ich es 2 Mal mit je 10 Minuten versucht und da hat mein Hirn schön ToDo-Listen produziert, was ich DANACH dann tun werde (oder auch nicht, wie die Erfahrung zeigt.) Nach 5 Minuten großes “aufs Handy-guck”-Bedürfnis. Heute dann Versuch mit 20 Minuten und der Einstellung, dass ich mich nicht darauf fokussiere, was ich tun könnte. Das war schon anders, mein Hirn sagt: schreibe was, du hattest da diesen Blog.

Am schwierigsten ist für mich, glaube ich, dass ich mir zugestehe, 20 Minuten nichts zu tun, wo ich doch SO VIEL MACHEN WILL. (Serie gucken, malen, aufräumen, Karte schreiben, …)

  1. no good alone (via @donnerbella); Kurzzusammenfassung: Kapitalismus gaukelt uns vor, dass wir viel bessere Menschen sind, wenn wir alleine sind und unsere sozialen Bedürfnisse in bezahlte, professionelle (psychologische) Beziehungen auslagern, anstatt unperfekte, anstrengende und viel verletzlicher machende Freundschaften und Liebesbeziehungen auszuhalten.

OHOH. Hits home hard. Jeder Absatz ist zum noch mal Lesen und weiter Denken wollen. Und jedenfalls frage ich mich seit einiger Zeit, ob wohl Psychologen zumindest zum Teil nur Dinge tun, die echte Freund*innen, zu denen man radikal offen sein kann, auch machen. (Also jetzt mal abgesehen von seelischen Erkrankungen.)

Столовая: Fast Food auf Russisch

Das Wort “Столовая” [Stolowaja] heißt erst mal nichts anderes als “Esszimmer”. Im heutigen Russland sind diese Stolowajas so etwas wie kantinenartige Restaurants. Sie bieten teilweise rund um die Uhr Essen an. Wie in einer Kantine, nimmt man sich am Beginn sein Tablett und kann sich dann sein Menü zusammenstellen. Doch neben den Stolowoajas gibt es noch eine Variante russischen Fast-Foods: Blini in allen Varianten.

russische Speisekarte mit Gramm-Angaben In St. Petersburg gibt es verschiedene Anbieter solcher Stolowajas. Allen gemein ist jedoch, dass sie für relativ wenig Geld russische Hausmannskost anbieten. Wenn man zur Mittagszeit eintritt, herrscht meist Hochbetrieb. Wer sich noch nicht auskennt oder sich nicht entscheiden kann, wird von der Schlange einfach weitergeschoben.

Zu Beginn kann man sich Graubrot oder Weißbrot nehmen, die typische Beilage zu den verschiedenen Salaten, die als erstes angeboten werden. Die Salate hier sind jedoch nicht aus grünen Salat. Vielmehr gibt es meist eine Variante des “Salat Olivier”: das sind kleingeschnittene, gedämpfte Karotten, gekochte Eier, Erbsen, Schinkenstückchen in einer Art Mayonnaise-Sauce. Meist gibt es auch einen Salat aus roten Beten mit Zwiebeln, oder geraspeltes Weißkraut mit geraspelten Karotten. Eine weitere Variante ist Fisch mit verschiedenen Gemüsen, ebenfalls in einer Mayonnaise-Sauce. Oberhalb der Salatauslage stehen verschiedenst gefüllte Semmeln. Beispielsweise eine Art Wienerl im Teigmantel oder eine Semmel mit Kraut gefüllt. Es gibt auch süße Varianten, die mit Marmelade, Quark oder Nüssen gefüllt sind. Außerdem gibt es in den gut sortierten Stolowajas Süßigkeiten, die ein bisschen an türkisches Baklava erinnern.

Wer etwas möchte, muss das dem Angestellten hinter der Theke sagen und bekommt das gewünschte dann durchgereicht. Teilweise wird es auch genau abgewogen. Das ist nicht verwunderlich, da es selbst in den normalen Restaurants üblich ist, dass angegeben wird, wieviel Gramm man bekommt. Zum Beispiel ein Steak 300g mit 150g Kartoffeln als Beilage und 20ml Sauce.

Dann kommt man zu den Suppen: je nach Größe des Stolowajas gibt es meist zwischen zwei und vier verschiedene Suppen, die angeboten werden. Darunter sind meist Klassiker wie Borsch (eine Rote-Bete-Suppe), Schtschi (eine Kohlsuppe), Erbenssuppe in Stückchen und Soljanka. Anschließend geht es weiter zu den Hauptgerichten. Es gibt meist Pilaw, ein Reisgericht mit Fleischstückchen und Karotten, Frikadellen, Fisch und Hähnchenschenkel. Letzteres kann dann mit wahlweise Nudeln, Kartoffelpüree, Buchweizen oder Reis kombiniert werden. Manchmal gibt es auch eine Art Gulasch. Hier kann man sich als Neuling auch mal täuschen mit dem Preis, der für das Fleisch oftmals nicht pro Portion sondern pro 100g angegeben ist.

Natürlich darf ein passender Nachttisch nicht fehlen. Neben den bereits geschilderten süßen Semmeln befinden sich in einer gekühlten Theke Torten. Sie sehen meist aus wie deutsche Sahne – oder Buttercremetorten, sind aber für den deutschen Geschmack einen Tick zu süß. Ein Klassiker der nicht fehlen darf ist “Medovik”, eine millefeuille-artige Honigtorte, bei deinen der Teig sich mit süßer Cremefüllung abwechselt.

TeremokWeiter geht es dann zu den Getränken: neben schwarzen oder grünen Tee, Kaffee oder Wasser, gibt es meist auch “kompot”, ein Getränk, dass aus Trockenfrüchten und Zucker hergestellt wird. Nun nur noch bezahlen und sich einen Platz suchen. Das Publikum ist sehr gemischt: selbstverständlich gibt es Studenten, die es als Ersatz für die Mensa nehmen, aber auch Arbeitende, jung und alt gleichermaßen. Das verwundert nicht angesichts der Preise: einen Teller Suppe gibt es im Schnitt für 45- 60 Rubel, das Hauptgericht kostet je nach Fleischart zwischen 100 und 200 Rubel, ein Getränk ca. 30-50 Rubel. So kann man bereits für 150 Rubel (ca. 2,10 Euro zum Kurs von 1Euro =70Rubel)) satt werden.

Wer nicht diese breite Auswahl möchte und Fan von Pfannkuchen ist, kommt bei den Ketten “Чайная ложка” [tschájnaja lóshka] oder “Теремок” [Teremok] auf seine Kosten. Denn hier gibt es statt Burger die russischen Blini in allen Varianten. Wobei in Russland “блины” [blini] einfach nur Pfannkuchen heißt. Auch hier kann man meist noch einen Salat auswählen und dann Pfannkuchen in allen möglichen süßen und herzhaften Varianten. Beispiele sind Pfannkuchen mit roter Beerenmarmelade, Schokosauce, Schokosauce und eingerollter Banane, Topfen oder Honig, Pfannkuchen mit Lachs, mit roten Kaviar, mit Champignons und Salat, mit Tomaten und Hühnchenstückchen und Knoblauchsauce…

Auch hier bestellt man an der Theke und geht dann mit seinem Tablett zu einem freien Platz. Zur Mittagszeit gibt es hier meist noch ein spezielles Angebot des “Businesslunch”, der in den Restaurants im Zentrum allgemein üblich ist. So gibt es meist zwischen 12 und 16 Uhr ein vergünstigtes Menü, bei dem man ein Getränk, ein Tagesgericht und eine Suppe für 200 bis 350 Rubel bekommt. Ansonsten kosten solche gefüllte Pfannkuchen zwischen 60 und 150 Rubel.

Eine weitere Variante für ein russisches Mittagessen sind Restaurants, in denen es russische “Pierogi” gibt. Sie sind nicht zu verwechseln mit den polnischen Piroggen, die den schwäbischen Maultauschen ähneln. Die bekannteste Kette ist sicherlich “Stolle“, die diese Art von herzhaften und süßen Pies anbieten. Meinem Geschmacksempfinden handelt es sich dabei um eine Art Hefeteig, der mit verschiedenen Sachen gefüllt wird. Beispielsweise Pirog mit Zitronenfüllung, Moosbeeren, Apfel-Zimt oder Johannisbeere, Hase und Champignons, Lachs-Dill, Quark, Weißkraut, Hähnchen… In diesen Restaurants kann man sich den Pirogkuchen auch zum mitnehmen bestellen und hat dann seinen russisches Mittagessen zum mitnehmen.

Овувь: Schuhe

Russinnen tragen High Heels. Dieses Klischee hatte ich auch, bevor ich nach Russland gefahren bin. Die Realität ist natürlich vielfältiger: natürlich sieht man auf den Straßen häufiger Frauen, die hohe Schuhe tragen. Es gibt aber genauso Sneakers, flache Schuhe, Schuhe mit flachem Absatz, Schuhe mit Keilabsatz oder Schnürschuhe.

Was mir besonders auffällt, ist das trotz Regen oder matschigen Schnee die Russen in Gebäuden dann relativ saubere Schuhe haben. In den Toiletten habe ich auch oft schon die Leutet beobachtet, wie sie ihre Schuhe sauber machen. In den Theatern ist es beispielsweise Usus, dass  Frauen Wechselschuhe mitbringen und an der Garderobe ihre Straßenschuhe abgeben.
Trotzdem hält das Wetter die Frauen nicht davon ab, hohe Absätze zu tragen.

Das Prozedere beim Schuhkauf in Russland unterscheidet sich von meinen deutschen Erfahrungen. In Deutschland sind die meisten Schuhläden nach Größen sortiert. Der Kunde kann nach Lust und Laune Schuhe anfassen, herausziehen und probieren und wieder zurückstellen. In St. Petersburg habe ich es bisher nur so erlebt, dass die kleinste vorhandene Größe im Regal steht (z.B. 35) und man dann die jeweilige Größe beim Verkäufer erfragen muss. Der verschwindet dann erstmal ins Depot, um die richtige Größe zu finden. Dieses System mag natürlich dem geringeren Platz geschuldet sein, denn manchmal gibt es auch die Sortierung nach Größen für jedes Modell auch in Russland. Sehr interessant ist auch, dass häufig mit “Schuhe made in Germany” geworben wird. Gute Schuhe kommen für den Russen wohl aus Deutschland. Daher findet man in St. Petersburg nebem einem Salamander-Laden auch einen Riekerschuhladen und Geschäfte mit Tamaris oder Marco Tozzi Schuhe.

автобус: Bus fahren in Russland

Bus fahren schein so einfach zu sein:  Einsteigen, Karte kaufen, Aussteigen. Natürlich war mir bewusst, dass es vermutlich in einer Fremdsprache schwieriger sein könnte, die Durchsage der Bushaltestelle zu verstehen. Aber Russland überrascht auch in diesem Punkt den planorientierten Deutschen.

Bushaltestelle

 

Fahrplan? Streckenübersicht? Oder gar ausgewiesene Nachtlinien? Häufig Fehlanzeige! In Russland muss man anscheinend das “Bus-Gen” haben, um sich zurecht zu finden. Nebenbei hilft es natürlich Russisch zu sprechen. In Sankt Petersburg und Moskau steht meistens ja noch zumindest die Stationen und die aktuelle Haltestelle am Schild, sowie die Busnummern, die hier halten sollten. Warum das dann alles in 3 Metern Höhe sein muss, sodass man kaum die klein geschriebenen Stationsnamen lesen kann, erklärt sich mir nicht. Während in Deutschland meist der Platz von Bushäuschen dazu genutzt wird den Fahrplan aufzuhängen oder sogar grafisch die Busroute in den Kontext eines Stadtplans einzubetten, gibt es das Bushäuschen hier oft gar nicht und man muss manchmal erst nach der Haltestelle suchen, die durch ein Busschild ausgewiesen ist.

In den Großstädten kann es dann schon mal verwirren, wieso es zwei  Linien 10 gibt. Wenn man nicht genau hinschaut, dann sieht man nicht, dass ein Bus ein ganz normaler Bus ist, während die zweite Linie 10 ein sogenannter Trolleybus ist oder auch Oberleitungsbus, der mittels Strom fährt und über eine Oberleitung den Strom erhält. Neben den Bussen und Trolleybussen gibt es dann noch die “Marschrutkas”.

Für den Ausländer sind diese dann die Kür beim Busfahren. Marschrutkas folgen zwar meist einer gewissen Richtung, allerdings halten sie im Gegensatz zu Bussen nicht an allen Haltestellen, sondern nur nach Bedarf. Das heißt, mitunter kann man auch, wenn man es mit dem Fahrer abspricht zwischen zwei offiziellen Haltestellen am Weg aussteigen. Stationen werden gar nicht angesagt und wer nicht weiß, wo er aussteigen muss und kein Russisch spricht hat ein Problem. Ansonsten kann man den Fahrer fragen, dass er einen darauf aufmerksam macht, wann man aussteigen muss. Die Marschrutkas sehen auch nicht wie klassische Busse des öffentlichen Nahverkehrs aus, sondern sind meist umgebaute Kleinbusse, die nur bis ca. 15 Menschen transportieren.
Je nach Stadt und Bustyp bezahlt man anders: in St. Petersburg beispielsweise gibt es den “кондуктор” (kondúktor), bei dem man für 30 Rubel eine Fahrkarte erwerben kann oder seine Monatskarte “entwertet”. In Moskau hingegen zahlt man beim Fahrer und geht dann durch ein Drehkreuz. Da die Marschrutkas schneller und kleiner sind, kosten sie mehr als der Bus für die gleiche Strecke. Zudem spielt die Streckenlänge eine Rolle: je weiter, desto teurer. Den Fahrtpreis zahlt man direkt beim Einsteigen beim Fahrer.

Wie kann man sich aber nun trotzdem zurechtfinden, auch wenn man nur rudimentär Russisch spricht? Die meisten Busse haben im Fenster eine Tafel mit den wichtigsten Haltestellen, oft sind auch die Metrostationen angegeben. So kann man zumindest mal grob abschätzen, in welche Richtung ein Bus fährt. Wenn es den “Konduktor” gibt, kann man diesen auch fragen. Ansonsten ist es sinnvoll, sich einen Stadtplan zu kaufen, in dem die Busse, Trolleybusse und Marschrutka – Routen eingezeichnet sind. Dann muss man sich nur noch auf die richtige Straßenseite stellen und die russischen Durchsagen verstehen, um an der richtigen Haltestelle auszusteigen. Oder jemanden fragen. Denn ohne Russischkenntnisse bleibt Busfahren in Russland ein Abenteuer.

пла́вание: Schwimmen in Russland

Man könnte denken, dass ins Schwimmbad gehen überall gleich abläuft. Schließlich unterscheiden sich Hallenbäder nicht wesentlich voneinander – Umkleiden, Duschen, Schwimmbecken sind schließlich die drei konstitutierenden Teile eines Hallenbads. Aber auch hier hat mich Russland eines besseren belehrt. Man muss dazu sagen, dass ich ein Hallenbad, das von der Universität betrieben wird, besucht habe.

Denn zunächst einmal, auch wenn jeder es theoretisch benutzen kann, ist ein einfacher einmaliger Besuch nicht möglich. Man muss schon ein Abo nehmen, bei dem man sich auf eine genaue Zeit festlegt, zu der man wöchentlich Schwimmen gehen möchte. Zudem ist die Schwimmzeit und Umkleidezeit strikt begrenzt: 15 Minuten für Duschen und Umziehen, 30 Minuten Schwimmen. Das liegt natürlich auch daran, dass es sich um ein kleines Hallenbad handelt und so ein Maximum an Leuten davon profitieren kann. Abhängig von der gewählten Tageszeit ist der Tarif natürlich teurer oder günstiger. Es gibt zwar auch eine Möglichkeit, ein Abo zu nehmen, bei dem man nicht an eine bestimmte Zeit gebunden ist – das kostet dann aber monatlich soviel wie sechs Monate bei einer festgelegten Zeit. Bevor man das erste Mal von seinem Abo Gebrauch machen kann, muss man auch zuerst zum Arzt gehen, um kontrollieren zu lassen, ob man gesund genug ist, Schwimmen zu gehen.

Außerdem geht man zuerst zu einer Garderobe, in der man neben seiner Jacke auch seine Schuhe abgeben muss. Dort zieht man seine Badeschlappen an und kann dann erst in den ersten Stock gehen zu den Umkleiden. Dort kann man bei einer Art Rezeption sich einen Schlüssel holen für einen Spind.

 

благодарить: Arztbesuch auf Russisch

Wie sehr die Vergangenheit noch die Lebenswirklichkeit von heute prägt, zeigt der Usus des “благодарить [blagodarit’]” in Russland. In Sowjetzeiten war die medizinische Versorgung umsonst, was unter anderem für lange Warteschlangen sorgte für gewisse Behandlungen und Operationen. Heutzutage benötigt man natürlich eine Krankenversicherung. Das heißt jedoch leider nicht, dass mit der Versicherung alles abgedeckt ist. Denn wie deutsche Kassenpatienten erleben Russen für manche Operationen oder Behandlungen lange Wartezeiten. Eine Lösung dafür ist, den Arzt schwarz zu bezahlen und plötzlich hat man sofort einen Termin. Darüber hinaus hat sich aus den Sowjetzeiten ein weiterer Usus erhalten: der des “благодарить” [blagodarit’], was wortwörtlich nur “bedanken” heißt. In Sowjetzeiten war es üblich sich für das gute Gelingen einer Operation bei dem Arzt zu “bedanken” in Form von damals beispielsweise seltenen Kognak, Pralinen, aber auch Geld. Insbesondere Gynäkologen hatten so einen guten Zuverdienst, da sie für jede Geburt einen kleinen “Dank” erhielten. Diese Tradition des “Danks” hat sich bis heute noch erhalten. Wer also eine komplikationsfreie OP möchte oder schöne Zähne, investiert so zusätzlich in seinen Arzt. Selbstverständlich hängt es auch von der einzelnen Person ab, ob sie so etwas annimmt. Da aber Ärzte im Verhältnis nicht so gut bezahlt sind, kann es auch heute noch eine gute Einkommensquelle darstellen.

Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass diese Tradition des “Arztdankes” nicht nur im Sowjetrussland vorhanden war. Auch in Ungarn gab es diese Tradition und auch hier hält sich der “Dank” bis heute.

Historische Trivia

Schon 1733 berichtet Julius Bernhard von Rohr über Aufzüge! Also genauer gesagt über Fahrstühle:

[Er meine Ergänzung] berichtete des Weiteren über “einige grosse Herren”, denen Treppen zu steigen “incommode” sei. Für sie habe man “in den neueren Zeiten bequeme Sessel erfunden,” die “an einem Gewichte hängen”. Ohne auf den Stufen immer mal wieder verschnaufen zu müssen, könnten die Herren nun “aus einem Zimmer in das andere fahren”. Im Stadtschloss zu Dresden und in dem zu Altenburg seien solche Fahrstühle […] eingebaut. (Zitiert nach Heinrich Dily: Stumme Diener in Wörlitz. In: Holm/Dilly: Innenseiten des Gartenreichs. S. 160)

 

Die erste Industrieschule des Kurfürstentums Hannover war in Göttingen. In Industrieschulen lernten die Kinder

das Verarbeiten von Flachs, Wolle und Baumwolle, das Spinnen und das Weben, sowie das Stricken, Knütten [= niederdeutsch für Stricken, zumindest laut zeno.org], Netzen, Nähen, Waschen, Bügeln, Stopfen, Klöppeln und andere verarbeitenden Methoden, sowie Feld- und Gartenarbeit, Bienen- und Seidenraupenzucht; zusätzlich sollten sie zur Pünktlichkeit, zum Eifer, Fleiß, zur Ordnung und zu fehlerfreiem Arbeiten erzogen werden. (Zitiert nach Britta Schlaefke: Geschichte und Ziele des Handarbeitsunterrichts. In: “Langes Fädchen – faules Mädchen” S. 12)

Bienen- und Seidenraupenzucht – wie praktisch…

Randbemerkung für meine Twittertimeline: Schade dass Knütten kein leckeres Hefegebäck mit Apfelfüllung sind 😉

Bücher zum Verschlingen

November war’s und ähnlich kalt wie jetzt, daher bin ich auch nicht zu spät mit meinem Bericht, sondern das Wetter hat einfach gewartet, bis ich endlich damit rausrücke.

Von Lisseuse hab ich den Tipp damals über Twitter bekommen, ich möge doch bitte stellvertretend eine Buchpräsentation besuchen. Anfangs skeptisch, haben mich dann aber sowohl Ort als auch Buch und Autorin motiviert, mir das auch tatsächlich vorzunehmen. Nicht zuletzt die Verkostung von Rezepten aus dem Buch war dann ausschlaggebend, das Büro etwas früher als normal zu verlassen. Ach, ich hab noch gar nicht erwähnt, dass es sich um ein Kochbuch handelt? Naja, jetzt ist es raus!

öveg-Buchpräsantation

öveg-Buchpräsantation

die Autoren: Katharina Seiser / Meinrad Neunkirchner, Österreich vegetarisch

Schon alleine beim Eintreten der Buchhandlung weiss man, worauf man sich einlässt: eine Duftmischung von Gewürzen gibt einem das Gefühl, als ob schon was Leckeres zu Essen am Herd stehen würde, aber nein: diese Buchhandlung ist auch gleichzeitig Bezugsquelle für die nötigen Gewürze, was besser nicht passen könnte.

Nach ein paar einleitenden Worten zur Motivation des Buches, was denn außer Mehlspeisen an österreichischem Essen vegetarisch wäre, gab es noch einige Erklärungen zur Aufmachung des Buches selbst mit einer fast schon entschuldigenden Feststellung, dass der Verlag nur 3 statt der gewünschten 5 Lesezeichen-Bändchen zuließ. Danach ging es direkt in eine offene Fragerunde in der kleinen fast schon familiären Runde.

öveg-Lauschen

öveg-Lauschen

Das beste an einer Vorstellung eines Kochbuches ist aber – so auch in diesem Fall – wenn der Inhalt auch noch  in Form einer Verkostung vorstellig wird. So kamen wir also zusätzlich in die vergnügliche Situation drei der Rezepte frisch zubereitet zu geniessen und uns dabei gelichzeitig um das eigene Abendessen weniger Sorgen machen zu müssen.

Die Kostproben waren so schmackhaft, dass ich erst beim letzten Gang (es gab schliesslich Vorspeise, Suppe, Haupt- und Nachspeise) daran gedacht habe, auch Bilder davon zu machen. Man hat mir dann erklärt, dass ich wohl kein eingefleischter Food-Blogger bin, was ich nicht widerlegen kann: Erst das Essen, dann… naja, ihr erkennt das Problem. 😉

öveg-Mehlspeis

öveg-Mehlspeis

So zwischen den Gängen hat sich auch eine Menschenschlange in den Backstage-Bereich der Buchhandlung (da wo das Essen herkam) gebildet, was mich erst vermuten lies, dass es da Nachschub gab. Das man sich den holen wollte, konnte ich durchaus verstehen. Aber anders als angenommen waren die Besucher darauf aus, die eben erworbenen Bücher auch gleich noch bei einem kurzen und sehr netten Gespräch mit Katha signieren zu lassen.

Zum Nachstöbern und Durchbummeln: der Blog esskultur ist ebenso empfehlenswert wie auch die kulinarischste Buchhendlung, die ich je erlebt habe: Babette’s.

Mehr von mir zu lesen gibt es übrigens unter: http://myvoid.net

Gelesen: #aufschrei

Angefangen hat alles mit dem Bericht über Rainer Brüderles sexistisches Verhalten. Dann begannen @vonhorst und @marthadear auf Twitter unter dem Hashtag #aufschrei über Erlebnisse mit sexueller Gewalt und Sexismus zu twittern. Damit lösten sie auf Twitter eine Welle aus, die den gesamten Freitag über quasi alle anderen Themen aus meiner Timeline verdrängte. Denn es zeigte sich sehr schnell: Eigentlich jede* konnte in irgendeiner Form zumindest von sexistischen Erlebnissen aus ihrem Alltag berichten. Es gab keine Verhaltensweise, die nicht in irgendeinem Fall doch Sexismus hervorgerufen hätte.

Meine Linksammlung zeigt nur die Reaktionen in meinem Teil des Internets. Dort aber, gibt es ein großes Bedürfnis nach einer Debatte über Sexismus, die hoffentlich gesellschaftliche Veränderungen nach sich zieht. Denn während uns Frauen immer wieder klar gemacht wird, dass wir eigentlich alles erreichen können, wenn wir nur wollen. Bekommen wir gleichzeitig immer wieder diese andere Botschaft: Wenn ihr euch nicht selbst in Gefahr bringen wollt, dann müsst ihr euch so und so verhalten. Damit wird völlig verdrängt, dass an sexistischem Verhalten nur diejenigen etwas ändern können, die sich sexistisch verhalten – und dass es kein richtiges Verhalten gibt, um sexueller Gewalt zu entgehen. Ich denke, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem zu mehr Gleichberechtigung nicht mehr fehlt, dass wir Mädchen* und Frauen* mehr Freiheit versprechen. Wir müssen Jungen* und Männern* klar machen, dass sie sich nicht sexistisch verhalten sollen und dass sie diejenigen sind, die andere Jungen* und Männer* davon abhalten müssen, sich sexistisch zu verhalten. Wir sollten Männern* klar machen, dass Frauen* keine Objekte sind. Und uns als Frauen* immer wieder vor Augen halten, dass die große Mehrheit der Männer* ganz normal und anständig ist und nicht Feinde sondern im Idealfall Verbündete darstellen. Denn die meisten Menschen in unserer Gesellschaft möchten eigentlich eine gerechtere und gleichberechtigtere Welt für alle.

Ganz viele weitere Texte zum Thema:

Aufschreien gegen Sexismus ist eine Seite, die Erlebnisse von Sexismus oder sexueller Gewalt sammelt.

#aufschrei Tumblr mit den Tweets zum Hashtag #aufschrei.

Danke #aufschrei (Journelle) Gute Zusammenfassung dessen, was auf Twitter passiert ist.

NICHT WISSEN, WAS MAN SCHREIBEN SOLL (Anne Schüssler)

Aufschreien gelt

ICH HAB KEINE WORTE MEHR, DIE MEINEN FRUST, MEINE ABSCHEU UND MEINE VERZWEIFLUNG AKKURAT WIEDER GEBEN KÖNNTEN. (Mina)

Wir brauchen eine Debatte über Sexismus. Wir müssen das Tabu endlich loswerden.

Normal ist das nicht! (Kleiner 3)

Wir haben uns so an sexuelle Übergriffe jeglicher Art im Alltag gewöhnt, dass wir manchmal vergessen, uns dagegen zu wehren.

Ohne Worte. Ein #aufschrei (Little Jamie)

Allgemeine Reflektionen:

#Aufschrei – Es geht nicht um mich (Kaltmamsell)

Ich selbst habe diese Formen der Frauenfeindlichkeit so gut wie nie erlebt. Mich lässt man auf der Straße in Ruhe, im Beruf traf ich bislang auf noch nichts Schlimmeres als gedankenlose Verwunderung, dass ich ranghöher als eine Sekretärin bin.

Doch, und das ist essenziell: Dass bedeutet weder, dass es diese Frauenfeindlichkeit gar nicht gibt, noch dass die Frauen, die damit Probleme haben, selbst daran schuld sind. Es geht nicht um mich.

 

#aufschrei (dieliebenessy)

Was am erstaunlichsten an dieser ganzen Sache ist, ist, dass offensichtlich jede Frau mindestens fünf Begebenheiten erzählen kann.

MEIN SPÄTER AUFSCHREI (Dr. Mutti)

Ich bin nicht die einzige, die seit gestern morgen ganz unvorbereitet in den Twitter-Aufschrei und damit in einen Nachdenkensprozess geraten ist. Freitag morgen lese ich die ersten 140-Zeichen-Texte mit persönlichen Erfahrungen von Frauen mit sexueller Gewalt in mehr oder minder drastischer Form. Die Masse ist verstörend. Meine erste Reaktion darauf ist irgendwo zwischen verhalten, irritiert und ein bisschen ablehnend.

#Aufgewacht (Johannes Mirus)

Ich möchte an die­ser Stelle die Sicht eines hete­ro­se­xu­el­len Man­nes dar­stel­len, der die #Auf­schreiDis­kus­sion von Anfang an mit­ver­folgt, aber die Trag­weite kom­plett unter­schätzt hat.

Der Pro­zess, den ich gerade durch­laufe, lässt sich ein wenig an die Trau­er­pha­sen nach Verena Kast anleh­nen, wobei auch das nur ein wei­te­rer hilf­lo­ser Ver­such von mir ist, das Unmög­li­che in eine Struk­tur zu pres­sen, mit der ich arbei­ten kann.

Von Lämmern und Löwinnen (serotonic)

Seitdem ich Frau bin, hadere ich mit dem Feminismus. Denn der Feminismus, der sagte mir, dass ich unterdrückt werde, dass ich ein Leben in vorauseilender Unterordnung führe, und dass ich gefälligst aufbegehren müsse gegen den bösen Mann – während ich frei, ungebeugten Rückens und erhobenen Hauptes durchs Leben schritt. Kurz: Obwohl ich mich als Frau nie benachteiligt gefühlt habe, drängte mich der Feminismus mit seinen verkopften Extrempositionen in eine Opferrolle, die ich nicht mit meinem Selbstbild vereinbaren konnte. Daher freue ich mich sehr über die aktuelle Sexismusdebatte, die nicht auf Prinzipien reitet, sondern den Alltag vieler einzelner Frauen ungefiltert greifbar macht.

Macht es! (Nathalies Regungen)

Eine halbe Nacht und einen halben Tag war ich fassungslos, ärgerlich, traurig, schockiert, überrascht, dann langsam irritiert, skeptisch bzgl. meiner Timeline, bzgl. des Hashtags #aufschrei.

Gedanken zum Umgang mit Sexismus und sexueller Gewalt:

#Aufschrei: Wogegen ich mich wehre? „Wehrt Euch“ (hanhaiwen)

Lasst es einfach, Opfern von Übergriffen noch zu sagen, sie hätten etwas falsch gemacht.

Sagt ihnen nicht, dass sie sich hätten wehren sollen (Anatol Stefanowitsch)

Keine Lösungen, aber viele Fragen (DasNuf)

Reaktionen der Medien:

Aufschrei und Scham (FAZ) Bericht über die #aufschei-Aktion auf Twitter

Sexismus-Talk bei Jauch: Die Untoten der Geschlechterdebatte (spon)

#Dirndl bei #Jauch (FAZ)

Der richtige BH – Teil 3

Warum ist ein passender BH wichtig?

An erster Stelle der Gründe, weshalb ein passender und gut sitzender BH so wichtig ist, steht das persönliche Wohlgefühl. Wenn nichts zwickt und zwackt, vergisst man im Idealfall im Laufe des Tages, dass man überhaupt einen BH trägt. Nichts stört oder ist unbequem.

Dazu kommt, dass ein passender BH einfach besser aussieht. Ein Punkt der besonders für Frauen in unserer Gesellschaft nicht in absehbarer Zeit gleichgültig werden wird. Der richtige BH hält den Busen an der richtigen Stelle, stützt das Bindegewebe, führt zu einer aufrechteren Haltung. In der Folge wird die gesamte Figur positiv unterstrichen.

Die aufrechtere und entspanntere Haltung kann sogar medizinische Nebenwirkungen haben: Es treten weniger Verspannungen und damit verbunden weniger Spannungskopfschmerzen auf (Quelle: frauenaertze-im-netz ).

TEIL 1

TEIL 2