In Russland ist noch “richtig” Winter. Trotz Klimaerwärmung und Verschiebung des Schwerpunkts des Winters von November/Dezember zu Januar/Februar, kann jeder, dem die weiße Pracht fehlt in Russland den Winter erleben. Da Russland aufgrund seiner großen kontintentalen Erstreckung lange Winter hat, ist der Umgang mit dem Winter und seinen Unanehmlichkeiten ein ganz anderer als in Deutschland. Das betrifft zum einen den Umgang mit Schnee und zum anderen wie die Russen mit Kälte umgehen.
In Deutschland mag man sich noch überheblich lustig machen, wenn beispielsweise Frankreich oder Großbritannien nach dem ersten Schneefall das Chaos auf den Straßen, Flughäfen und Bahnstrecken ausbricht, während man in Deutschland bereits bei Ankündigung von Schneefall die Schneeräumer-Truppen alarmiert. Aber in Russland habe ich schon einfallsreicheres Gerät gesehen, um den Schnee von den Straßen und Gehwegen weg zu bekommen. Hier ein paar Beispiele:
Selbstverständlich gibt es für den groben Schnee den Schneeräumer, um den Schnee von der Straße zu schaffen. Aber dann ist der Schnee zwar weg von der Straße, würde sich aber immer mehr auftürmen, wenn es in den kommenden Wochen und Tagen weiterschneit. Daher gibt es in St. Petersburg diese Lösung:
Nachdem der Schnee vom Schneeräumer zur Seite geräumt wurde und somit auch lockerer gemacht wurde, wird es mit diesem Gerät auf einen dahinter fahrenden Lastwagen geschaufelt und dann anschließend aus dem Stadtzentrum weggebracht.
Leider gibt es natürlich trotz aller Bemühungen rechtzeitig den Schnee wegzuräumen, das Phänomen, dass der Schnee langsam festgefahren bzw. festgetreten wird und dann nicht mehr so leicht von einem Schneeräumer entfernt werden kann. Daher gibt es noch dieses Gerät, um insbesondere Gehsteige vom Schnee zu befreien:
Es ist eine Walze, an der eine riesige Plastikbürste angebracht ist, die den festgetretenen Schnee leicht vom Boden wegschrubbt. Damit es nicht glatt wird, wird meistens Salz gestreut. Dennoch ist es manchmal gar nicht so schlecht, wenn der leicht festgetretene Schnee auf dem Gehsteig liegen bleibt. Denn oftmals befinden sich darunter sehr glatte Steine, auf denen man mehr umherrutscht als über den Schnee zu laufen, der einen gewissen Halt gibt.
Nachdem es viel geschneit hat, sind oftmals Gehsteige gesperrt. Den Grund sieht man, wenn man nach oben blickt:
Der viele Schnee würde irgendwann zu schwer werden und muss vom Dach heruntergeschaufelt werden.
Winterzeit ist in Russland Pelzzeit. In den Städten habe ich bisher viel häufiger Pelzgeschäfte gesehen und ein Pelzbesatz, eine modische Pelzmütze oder natürlich der klassische Nerzmantel sind im Winter der normale Anblick auf den Straßen.
Männer tragen zwar weniger Jacken, bei denen man den Pelz außen sieht, aber wer genau hinschaut sieht oftmals Männer mit Lammfelljacken, deren Pelz sich innen befindet. Daneben gibt es natürlich noch die klassische Pelzmütze mit den hochgeklappten Ohrklappen, die man(n) trägt und quasi nie herunterklappt. Auch die Polizei und das Militär haben diese klassischen Mütze – bisher habe ich jedoch noch nie einen Uniformierten mit heruntergeklappten Ohrenklappen gesehen.
Bei den Frauen überwiegt der dunkelbraune Nerzmantel. Interessant ist hier, dass es oft Mäntel mit 3/4 langen Ärmeln gibt, die man dann mit langen Lederhandschuhen trägt. An verschiedenen Schnitten mangelt es nicht. Mal nur hüftlang, mal knielang oder bis zu den Waden, als Nerz, als Lammfellmantel, als Luchsfell oder Fuchsfell – Pelzmäntel und – jacken werden von allen Generationen getragen: auch junge Frauen tragen ihren Pelz. Und wer in ein Pelzgeschäft geht, findet auch meistens die Option, den Pelz auf Raten zu kaufen.
Wenn es kein ganzer Pelz ist, so gibt es Pelzmützen in allen Formen und Varianten: sei es eine Norwegermütze, die jedoch aus Fell besteht, eine halbrunde Topfform, die Fliegermütze mit den Ohrenklappen oder eine halbrunde Lederform, von Pelz umrahmt, mit Bommel oder angedeuteten Katzenohren – alles ist denkbar und wird auch getragen. Außerdem sieht man viel häufiger pelzbesetzte Kapuzen oder einen Art Pelzschal, der um die Schultern gelegt ist und an die an den früher in Deutschland getragenen Fuchspelz erinnert.
Oft kombinieren die Damen statt einer Mütze auch ein Schal mit typischen russischen Blumenmustern, den sie wie ein Kopftuch tragen oder einen dicken Schlauchschal, sodass die Ohren gut geschützt sind. Bei -15 Grad Celsius sieht man dann auch häufiger Menschen mit einer Art Ski-Kleidung auf den Straßen. Häufig passt die Jacke farblich gut mit der Skihose zusammen und hält dann selbstverständlich auch warm. Kinder sind natürlich meistens gut warm angezogen in Skihosen oder Skianzügen. Dennoch hält die Kälte die Menschen hier nicht davon ab, gut gekleidet ins Theater zu gehen. Wie bereits erwähnt, sind Wechselschuhe und elegante Kleidung hier nach wie vor Plicht – auch bei starken Minusgraden.
Nur wenn man sich die Häuser anschaut, will man lieber nicht drin wohnen. Da es an Geld mangelt, sieht man oft Holzfenster mit nur einem einfachen Glas. Zur Dämmung sind zwei solcher Fenster hintereinander montiert, dennoch sieht man, dass es durch die Ritzen wohl viel einfacher die Kälte dringt. Moderne Fenster mit wärmedämmenden Glas gibt es zwar auch, aber häufiger wohl diese Art von Holzfenster: