Dass Frauen in unserer Gesellschaft nicht gleichberechtigt sind – eine Tatsache, die viele bestreiten, oder gar nicht wahrnehmen – zeigt am deutlichsten Geschlechterverhältnis auf dem Arbeitsmarkt. Frauen verdienen weniger als Männer, arbeiten eher in Berufen, die schlecht bezahlt sind, werden auch in vergleichbaren Positionen schlechter bezahlt als Männer, haben mit der Geburt von Kindern häufig einen Karriereknick und sind in Spitzenpositionen schlecht bis kaum vertreten.
Das momentan beliebteste Mittel zur Lösung zumindest eines dieser Probleme ist die Frauenquote. Durch eine gesetzliche Regelung sollen Unternehmen gezwungen werden, endlich mehr Frauen in Führungspositionen einzustellen – und zwar nicht nur als Personalchefinnen. Bisher ist dies scheinbar die einzige Position, für die Unternehmen Frauen als qualifiziert genug erachten. Eine Lösung des Problems durch Selbstverpflichtung der Unternhemen, mehr Frauen in Führungspositionen einzustellen, blieb bisher folgenlos.
Das beliebteste Argument gegen eine Frauenquote ist, dass danach die Besetzung von Stellen nicht mehr allein nach Qualifikation des Bewerbers geschehe. Meinen Beobachtungen nach wird dieses Argument vor allem von Männern gebracht, die um ihre Wettbewerbschancen bangen. Denn: Frauen und Männer sind inzwischen gleich gut ausgebildet. Statistiken zeigen sogar einen leichten Vorteil der Frauen, wenn es um Qualifikation geht. Dass dennoch hochranige Stellen überwigend mit Männern besetzt werden, zeigt also, dass nicht “Qualifikatioin” sondern “Männlichkeit” das entscheidende Kriterium ist. Das Konzept einer Frauenquote ist nämlich nicht, dass mehr Frauen eingestellt werden müssen, sondern dass bei gleicher Qualifikation Frauen vor Männern bevorzugt eingestellt werden müssen, und dies solange bis ein bestimmter Prozentsatz von Stellen mit Frauen besetzt worden ist. Ein Prozentsatz der unter dem Anteil von Frauen an der Bevölkerung liegt, wohlgemerkt. An Universitäten ist diese Regelung übrigens schon üblich – ohne, dass dies bisher zu schwerwiegenden Problemen in der wissenschaftlichen Praxis geführt hätte.
Allerdings muss ich auch anmerken, dass das wirkliche Problem am Arbeitsmarkt meiner Meinung nach nicht durch eine Frauenquote lösbar ist. Denn der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist nicht das grunsätzliche Problem. Vielmehr werden Frauen am Arbeitsmarkt generell benachteiligt. Dabei spielen alle oben genannten Probleme zusammen.
Dass Frauen weniger verdienen und einen Karriereknick haben hängt ebenso zusammen, wie Kinderkriegen und Aufstieg in der Hierarchie. Die Frauenquote löst keines dieser Probleme. Vielmehr müsste es ein breites Umdenken am Arbeitsmarkt geben. Lösungen, die Kinder- und Arbeitnehmerfreundlich sind. Flexible Arbeitszeiten und Teilzeitmodelle für Frauen und Männer. Die Möglichkeit von zuhause zu arbeiten…
Nur so kann das Problem eines Karriereknickes für Frauen gelöst werden. Gleichzeitig werden auch nur so auch Männer wirklich gleichberechtigt. Nur wenn auch sie flexibel zuhause anwesend sein können, haben sie wirklich Zeit und Gelegenheit sich um Kinder und Familie zu kümmern. Einen Anspruch, den moderne Männer theoretisch ja durchaus haben.
Das Ziel ist eben nicht Frauen mehr arbeiten zu lassen, sondern echte Gleichberechtigung zu erreichen.