Ziemlich beste Freunde

Nach langer Zeit war ich mal wieder im Kino – und während ich die meiste Zeit des Jahres beim Blick ins Kinoprogramm denke “Ja nett, aber dafür 5 bis 10 € ausgeben?” habe ich momentan bei einer Reihe von Filmen das Gefühl: “Cool, muss ich sehen!”

Und nach den begeisterten Berichten im Bekanntenkreis habe ich es nun in “Ziemlich beste Freunde” geschafft.

Das wunderbare am Film ist, dass der locker Umgang Driss’ mit dem vom Hals abwärts querschnittsgelähmten Philippe auch die Zuschauer immer wieder vergessen lässt, dass dieser behindert ist. Obwohl er nichts selbständig unternehmen kann, ist er eben doch ein Mensch mit Gefühlen, Bedürfnissen und Gedanken. Und folglich ist es am Besten, wenn man ihn respektvoll und vor allem normal behandelt. Dass Philippe, der unglaublich viel Geld hat, allerdings in einer sehr privilegierten Lage ist, die all das viel einfacher macht thematisiert der Film nicht. Allerdings hat eine behinderte Person, die sich vom Gärtner bis zur persönlichen Assistentin jeden Bediensteten leisten kann, auch keine Probleme, wenn es um die medizinische Versorgung geht. Ärztin, Bewegungstherapeutin und persönlicher Pfleger erleichtern das Leben ungemein.

Und so tragen eben nicht nur Driss’ Umgang mit Philippe und die schlagfertigen Dialoge sondern auch die gesamte Ausstattung des Filmes dazu bei, dass man sehr gerne vergessen möchte, dass Philippe behindert ist.

Den Bechdeltest besteht der Film nicht. Ganz im Gegenteil. Die toughe, selbstbewusste und gut aussehende persönliche Assistentin Magalie, muss sobald sie in Driss’ Blickfeld gerät, dessen anzügliche Blicke und Bemerkungen über sich ergehen lassen.

3 thoughts on “Ziemlich beste Freunde

  1. Johannes

    Personen wie Driss’ hauen im echten Leben ganz andere Sprüche gegenüber Frauen raus als im Film! Deal with it

    1. Elisabeth Post author

      Nur weil das “im echten Leben” noch schlimmer ist, ist es kein Grund solche sexistische Kackscheiße zu akzeptieren. Oder gar gut zu finden.

  2. Johannes

    Ich finde es weder gut noch verteidige ich so etwas, aber der Film versucht die Realität widerzuspiegeln. Was an dem Film eher das Problem ist: Der Sexismus wird dadurch verharmlost, dass solche Szenen ins Lächerliche gezogen werden.

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