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Reisebericht

Zu meiner Schilderung unserer Ausstellung “Kuh – Milch – Geschichten aus der Lüneburger Heide” gehört dringend ein Bericht über unseren letzen Tag vor der Eröffnung. Dieser war (nicht nur für mich) voller Kuriositäten und Pannen.

Dies begann schon am Bahnof, bevor ich in den Zug einsteigen konnte: Statt meiner Kommilitonen fand ich am Bahnsteig leider trinkende Fussballfans vor, die dort auch noch laut knallende Böller werfen mussten. Statt zu suchen machte ich mich also auf die Flucht nach vorn in den Zug – ohne Begleitung, dafür aber verwirrt, ob es der richtige Zug wäre. Ab hier begann eine verrückte Zugfahrt, die ich twitternd begleitete: Vier Stationen nach Beginn der Fahrt erst die Durchsage mit der Frage nach einem Polizisten an Bord und dann folgendes:

Erstaunlich schnell, nur fünf Minuten später konnten wir jedoch schon weiter fahren. Doch damit nicht genug: Natürlich muss ein Jungesellenabschied auf dem Weg nach Hamburg im Zug zu Wucherpreisen Kleinigkeiten verkaufen. Das Schlimmste daran war jedoch der rückwärtige Anblick, des Noch-Jungesellen: Halb offenes OP-Hemd mit Tigertanga…

Am Bahnhof in Suderburg traf ich dann immerhin doch die gesuchten Kommilitonen, die sich natürlich auch im Zug befunden hatten. Wir wurden auch glücklich abgeholt und zum Museum gebracht, wo wir bei den letzen Vorbereitungen halfen. Währenddessen waren wir allerdings nicht die einzigen mit Abenteuer: unsere Dozentinen, die alle Ausstellungsbände im Gepäck hatten, schafften es mit dem Auto nur gerade so noch auf den Museumsparkplatz. Der angerufene ADAC-Mann zeigte sich wenig freundlich und hilfsbereit, als er zur Pannenhilfe gerufen wurde.

Den Rest des Tages verbrachten wir dann allerdings recht unaufgeregt mit den letzten nötigen Vorbereitungen: Wir brachten die letzen Ausstellungstexte an, putzten mehrfach die Halle, schraubten Plexiglas vor Regale und stellten Glaswände vor Objekte. Mit allem endlich, gerade noch, immerhin fertig geworden fielen wir spätabends erschöpft und auf die Eröffnung gespannt in unsere Betten.

Bahnhofsimpression

Ein Umsteigebahnhof im unterfränkischen Niemandsland. Sechs Gleise, die genau zwei mal pro Stunde befahren werden – immerhin sind die Züge auf einander abgestimmt: gerade kommen drei auf einmal an, warten aufeinander… Aber der einzige Passagier, der sich an diesem Bahnhof länger aufhält, um umzusteigen, bin ich.

Es ist Ende Februar, durchschnittskalt und grau-bewölkt und als ich mein Gepäck Richtung Bahnhofsgebäude schleppe, bin ich erstaunt, dass es hier tatsächlich eine Bahnhofshalle zu geben scheint und noch erstaunter, als die Tür dazu sich tatsächlich öffnen lässt. Auch meine Befürchtungen bezüglich der Sauberkeit treffen nicht ein. Offensichtlich möchten sich hier noch nicht mal irgendwelche Jugendlichen des Nachts aufhalten. Es gibt immerhin eine Bank und verschlossene Toiletten (“WC nur im Zug”). Möglichkeiten sich die Zeit zu vertreiben bleiben allerdings wenige. Der Bäcker am Bahnhofsvorplatz hat geschlossen, immerhin ist Sonntag, und selbst der Gasthof sieht nicht sonderlich frequentiert aus. Noch nicht mal eine tickende Bahnhofsuhr. Dafür gibt es Vogelgezwitscher, einen vorbeirauschenden Güterzug und summende Leuchtstoffröhren.

An der Tür des ehemaligen Bahnhofskiosks – was für Zeiten, als man noch an sämtlichen Bahnhöfen Deutschlands mit Essen und Getränken und Zeitschriften und Sitzplätzen versorgt wurde – klebt noch das Windowcolor-Schild des letzen Mieters: Ristaurante – Pizzeria und das Bild eines Zuges, darunter, das wirkt als hätte jemand ausschließlich die Kindervorlage abgemalt. Im Guckkasten daneben die Ausschreibung zur Neuvermietung. Letzer Stand: 05.09.2006. Falls also jemand Interesse hat: Man kann die Gaststätte ausschließlich mit der zugehörigen Pächterwohnung mieten. Biervertrag inclusive.

Andererseits, warum sollte man ausgerechnet hier einen neuen Bahnhofskiosk eröffnen? Ich bin, bis die nächsten drei Züge mit Ankommenden beziehungsweise für Wegwollende kommen, die einzige Person, die sich überhaupt an diesem Bahnhof aufhält. Besonders gewinnversprechend ist das ja nicht gerade.