Category Archives: Bücher

Leseliste (2) 20.09.2013

Gelesen:

Erstes Kapitel aus Virinia Woolfs Ein zimmer für sich allein. Woolfs Stream of consciousness ist ja auch eher schwierig zu lesen. Ich frage mich die ganze Zeit, ob ich wirklich so anders denke, jedenfalls fällt es mir echt schwer dem Text zu folgen. Krasse Vermischung von Gedachtem und Erlebtem im Text, die wechselseitige Beeinflussung von Erlebnissen auf ihre Gedanken und ihren Gedanken auf das, was sie erlebt… Dann natürlich die schreckliche Welt, die geschildert wird: Universitäten und Colleges zu denen Frauen keinen Zutritt haben, ständige Ausgrenzung, kein Zugang zu Geld und damit auch keiner zu Wissen. Schön allerdings, dass sie von Essen schreibt! Aber ob gutes Essen tatsächlich die Gedanken mehr beflügelt als schlechtes?

Georg Schmidt: Staat, Nation und Universalismus: Weimar-Jena als Zentrum deutscher Identitätssuche im späten Alten Reich. In: Gonthier-Louis Fink, Andreas Klinger (Hg.): Identitäten. Erfahrungen und Fiktionen um 1800. Frankfurt a.M. 2004. S. 33-70. Beleuchtet die verschiedenen Ansätze, die Goethe, Schiller, Herder, Wieland, Humboldt, die Romantiker… in Weimar/Jena um 1800 in Bezug auf Staats- und Nationsbildung verfolgten. Ursache: hl. röm. Reich dt. Nation ist erkennbar vor dem Zusammenbruch. In Weimar und Jana ist die Dichte an Intellektuellen besonders hoch, deshalb kommt es zu einem besonders intensiven Austausch. Tendenziell: Bildung als Weg zur Erziehung der Menschen zu Bürgern. Eher kosmopolitisch-international ausgerichtet als streng national. Wegen der hohen Dichte komplexer Theorien eher anstrengend zu lesen. Hätte ich mal vor dem Weimarer Sommerkurs lesen sollen. Immerhin gute Wiederholung.

 

Leseliste (1) 19.09.2013

Im Herbst des letzten Jahres hatte ich es ja schon mal versucht und dann nicht durchgehalten, aber sinnvoll finde ich es immer noch: Hier im Blog meine persönliche kommentierte Leseliste zu führen. Da ich gerade zum einen jede Menge Aufsätze zur Vorbereitung auf meine Masterarbeit lese und nicht vergessen möchte, was mir dazu so alles einfällt und mich zum anderen gerade durch das Buch Kritiken schreiben von Stephan Porombka arbeite, der explizit zum führen einer kommentierten Lesejournals auffordert, starte ich hiermit den zweiten Versuch.

Gelesen:

Endlich die letzen Briefe aus Frances Burneys Evelina gelesen. Nach eineinhalb Jahren bin ich dann auch mit diesem Buch endlich durch. Warum gibt es zum Ende hin eigentlich nur noch Briefe von Evelina? So viel reifer und weltgewandter ist sie jetzt ja auch nicht geworden, dass sie den Rat ihres Ersatzvaters jetzt nicht mehr nötig hätte… Warum sind alle Männer in diesem Buch so schrecklich? Ist doch schade… Und liegt es an mir, oder sind wirklich alle (!!) Personen in diesem Buch irgendwie hysterisch?

Stephan Porobka Kritiken Schreiben. Bisher nur die ersten beiden Kapitel – jetzt muss ich mich erst mal durch die ganzen coolen Aufgaben arbeiten, die er da so stellt. Mit dem Lesejournal hab ich hier angefangen. Als nächstes dann wohl “Gehe in eine Bibliothek, die mit dem eigenen Interessengebiet absolut nichts zu tun hat und erstelle eine Bibliographie, die wiedergibt, was die aktuellen Fachtrends sind”. Sehr pointiert geschrieben, bei den gestellten Aufgaben wird total schlüssig begründet, warum sinnvoll sind, wenn man besser schreiben möchte. Klarer Stil, schlüssige Beispiele, tolle Pointierungen.

In Das Wochenendbuch  rumgeblättert. Ziemlich cool. Ein bisschen wie Schotts Sammelsurium (und vermutlich einfach dessen Vorläufer, da das Wochenendbuch ursprünglich in verschiedenen Ausgaben in den 20er Jahren veröffentlicht wurde). Anders als die Sammelsurien enthält das Wochenendbuch aber nicht unnütze (und gerade deshalb interessante) Statistiken und Fakten, sondern ist viel stärker  ausformuliert. Es gibt unterhaltsame Texte und Ideen zu allem, was einem so an einem Wochenende einfallen kann: Spiele, Vogelkunde, Wald und Wiese, Lyrik … Es ist weniger Lektüre, sondern mehr Inspiration und Ratgeber für ein unterhaltsames Wochenendprogramm. Durch die vielen verschiedenen Einzelthemen ist es gut zum Nebenher-Lesen geeignet und bietet sich auch hervorragend an mal was zu völlig anderen Gebieten zu lesen, als man das üblicherweise tut. (Herausgegeben von Francis Meynell; Übersetzt von Silvia Kinkel, Gea Olbricht, Nina Schweling, Tanya Stewner und Elvira Willems)

Irgendwie traurig, dass es solche Bücher heute nicht mehr gibt. Die Neuauflage von 2005 basiert immerhin auf verschiedenen Ausgaben der 50er Jahre. – Wäre doch ziemlich cool wenn man in jedem Hotel und jeder Pension eines finden könnte. Andererseits denke ich dann doch auch wider, wie momentan bei so vielem, dem ich in historischen Kontexten begegne und das ich dann kurz vermisse, irgendwie stellt mein Feedreader ja meine persönliche Ausgabe des Wochendenbuchs dar. Mit der großartigen Besonderheit, dass sich die Texte dort auch noch ständig ändern und quasi niemals ausgelesen sind.

Worüber mal jemand was schreiben müsste:

Dinnerparties now and then. Ein kulturhistorischer Vergleich von Abendeinladungen des gebildeten Bürgertums.

Haiku

Aus Geburtstagsfeiervorbereitungsgründen beschäftigen wir uns hier gerade unter anderem intensiv mit Lyrik. Dabei kommt dann so was raus:

ich denke auch oft

haikus wären auch ganz nett

doch dann geb ich auf

das problem damit

ist doch, dass ich gar nicht weiß

wies eigentlich geht

doch, tust du ja schon

denn offensichtlich hast du

ganz richtig gezählt

frag google sagt sie

und landete bei wiki-

pedia. Ach was.

 

Zitate aus der Wissenschaft 4

Anfang eines Vortrags zur Tagung des deutschen Museumsbundes, der im Rittersaal des Parktheaters Iserlohn gehalten wurde:

Ein Rittersaal, belehrt uns das Deutsche Wörterbuch der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm kurz und bündig, “ist ein Saal, in dem sich Ritter und Adel bei festlichen Gele-genheiten versammeln”. Wenn ich meinen Blick hier durch diesen “Rittersaal” schweifen lasse, vermag ich die Anwesenden bei aller Wertschätzung nur sehr mühsam als des Königs Arthurs Tafelrunde zu identifizieren. Vor allem die Herren verstoßen grob gegen die heiligen Gesetze ihres Standes, sind sie doch offensichtlich völlig unbewaffnet zum Gelage erschienen – oder sollte der eine oder andere heimlich den Dolch im Gewande führen?

Im gleichen Text erfährt man übrigens auch völlig neues über die Arbeitsverhältnisse in Schmiedewerkstätten:

Wer kennt sie nicht, die Sagen und Märchen, die dem Schmied über-natürliche Kräfte bescheinigen, sein geheimnisvolles Tun bei finsterer Nacht zu Schreckensgeschichten verdichten und dazu beitrugen, diesen Beruf, der von Schwarzelfen und Zwergen ausgeübt wurde, mit abergläubischer Scheu zu beargwöhnen.

Literarisch verkleiden

Wenn das Motto der Geburtstagsparty “Lesenacht” lautet und die Gäste aufgefordert werden, sich doch vielleicht als literarische Figur zu verkleiden … dann steht man als Gastgeberinnenduo schon mal vor dem Problem, wie das eigene Motto jetzt geschickt umzusetzen wäre.

Das doppelte Lottchen? – Vielleicht doch zu sehr Kinderbuch.

Elizabeth Bennett und Charlotte Lucas? – Da müssten dann schon originalgetreue Kleider genäht werden, bis zum Fest nicht zu realisieren. Und ohne historische Empire-Kleider spielen wir nicht mit.

Buchlinge aus Die Stadt der träumenden Bücher, die den ganzen Abend Zitate einer Autorin von sich geben? – So viel Lernzeit wollten wir doch nicht aufwenden.

Asterix und Obelix? Sherlock Holmes und Watson? Atreju und Fuchur? Jeeves and Wooster? Sarastro und die Königin der Nacht? Papageno und Papagena? Voldemort und Nagini? Das Sams und Herr Taschenbier? Kasperl und Seppel? Die Großmutter und Räuber Hotzenplotz? Sauron und Gandalf? Frodo und Sam?

Erstmal das Internet befragen (allerherzlichsten Dank an dieser Stelle an Frau Percanta für die großartigen Vorschläge!). Dabei kamen heraus:

Max und Moritz? Lotte und Werther? Romeo und Julia? Orpheus und Eurydike? Tim und Struppi? Hanni und Nanni? Michel und Ida? Petterson und Findus? Don Quijote Sancho Panza? Macbeth und 3 Hexen? Wilhelm Tell und Sohn? Otello und Desdemona? Siegfried und Drache? Hänsel und Gretel? Der Tod und das Mädchen? Laut und Luise? Winnetou und Old Shatterhand? Der Wolf und die sieben Geißlein? Prinz und Fuchs? Ronja und Birk? Ahab und Wal? Alice und Kaninchen? Ali Baba und die 40Räuber? Krieg und Frieden? Schuld und Sühne? Peter und der Wolf (gerne auch musikalisch begleitet)?

Abstraktion schreckt uns nicht per se, also vielleicht doch Sense and Sensibility? Oder Stolz und Vorurteil?

Huckleberry Finn und Tom Sawyer? Warum gibt es eigentlich so wenige Bücher, mit tollen weiblichen Figuren, als die wir uns verkleiden können? Warum fallen mir nur Männer ein? Pippi Langstrumpf und Herr Nilson? Maria Stuart und Elizabeth I.?

So viele Ideen und noch keine hat uns wirklich komplett überzeugt. Wir sammeln also weiter.

Rezensiert: Week-End Wodehouse

I have often felt a little sorry for writers like Cicero or Diogenes Laertius, or, for the matter oft that Pliny the Elder, who operated in the days before the post office came into existence. They could never tell for certain when they had pushed their stuff across and made a solid hit with the great public. For, as everybody knows, an author’s success can be estimated by the number of letters he recieves form readers. It is the acid test.

Leider fällt es mir ja eher schwer P.G. Wodehouse zu lesen. So wie ich Harry Potter nicht mehr lesen kann, seit ich die von Stephen Fry gelesenen Hörbücher kenne und Stolz und Vorurteil dann doch immer nur in der sechsteiligen englischsprachigen BBC Version gucke: P.G. Wodehouse steht für mich vor allem für Jeeves and Wooster. Und Jeeves and Wooster muss ich leider ebenfalls nicht lesen sondern ansehen. Die als Serie verfilmten Bücher sind für mich so sehr von der Darstellung Stephen Frys und Hugh Lauries geprägt, dass es völlig sinnlos ist, die Bücher zu lesen. Ich sehe ja doch nur Fry und Laurie und höre deren Stimmen.

Und dann denke ich doch wieder: Hmm alle schwärmen von Wodehouse, die Serie ist so genial, das bisschen, das ich doch gelesen habe ist so nahe an der Serie (natürlich in Wirklichkeit umgekehrt), ich sollte es doch noch einmal versuchen. Jetzt bin ich über Week-End Wodehouse gestolpert (ebenfalls beim Stöbern in der Uni-Bibliothek) und allein für das obige Zitat hat sich die Sache schon gelohnt. Vermutlich hilft es, dass das Buch aus einzelnen Kapiteln besteht, die schnell gelesen sind und nicht miteinander im Zusammenhang stehen. Vermutlich hilft es auch, dass Jeeves and Wooster bisher noch nicht vorgekommen sind. Andererseits: Nur nicht namentlich. Denn die Charaktere, die bisher aufgetaucht sind, erinnerten durchaus an Charaktere, die ich schon kannte. Aber es ist ja andererseits auch nicht so recht möglich zu viele lustige Geschichten von leicht vertrottelten, ziemlich schrägen und sehr spleenigen Upperclass Gentlemen zu lesen.

Rezensiert: Seperate Beds

Inzwischen finde ich die meisten Bücher, die ich so lese ja auf die folgende Art: Ich muss irgendein Buch, das ich fürs Studium brauche aus dem Freihandmagazin der Bibliothek selbst abholen. Nur zum Spass gucke ich dabei natürlich auch immer noch ein bisschen die Titel links und rechts und im Regal davor und danach an. Besonders in den Realen mit den Anschaffungen ab 2010 ist das eine sehr “gefährliche” Methode. Denn üblicherweise landen so nicht nur die zwei bis drei Bücher die ich wirklich brauche, sondern auch noch zwei bis drei weitere, die interessant oder spannend klangen in meinem Korb. Damit ich wenigstens hin und wieder auch ‘was Literarisches lese, ist das dann meistens Belletristik. Der Anschaffungspolitik der Bibliothek geschuldet meistens englischsprachig.

Am Freitag stolperte ich so über Seperate Beds, das mir wegen des hübschen cremefarbenen Einbandes mit der schönen blauen Schrift aufgefallen war. Dann packte mich auch noch aus Gründen, derer ich mir nicht so ganz klar bin, der erste Absatz:

Zosia said to Annie, “I’m glad you got home befor I left.”

Annie dumped a wohle lot of Christmas shopping on the table and ran her fingers through her hair. Bad hair day. Very bad hair day. “So am I. Are you in a hurry? Would you like a glass of wine?”

There was just the two of them in the kitchen and the house was quiet and dark. Zosia always turned the ligths off as she worked through the rooms. When Annie commente on this thrift, she had replied, “We must not waste,” for the deprivations of Zsoia’s upbringing were lodged deep in her.

Elizabeth Buchans Geschichte beginnt mit dieser idyllischen Szene – kurz bevor das Unglück voll zuschlägt und für die Familie alles immer nur noch schwieriger wird. Ich musste beim Lesen die ganze Zeit über an J.K. Rowlings The Casual Vacancy denken. Ausgelöst von einem Schicksalsschlag werden die Figuren in einen Strudel des Unglücks gezogen. Anders als bei Rowling sind diese aber nicht völlig kaputt und emotional unfähig und deshalb wesentlich glaubhafter. Jedes Familienmitglied schleppt seine persönlichen Probleme mit sich herum – aber gleichzeitig werden alle doch so geschildert, dass sie auch positive, liebende Seiten haben und somit differenziert und menschlich erscheinen. Ich zumindest habe das Buch voll Spannung gelesen. Nicht diese atemanhalten und die gesamte Nacht druchlesen Art von Spannung, sondern die intensivere mitfühlende, über die Figuren in Lesepausen nachdenkende und ihnen das Beste wünschende Spannung. So ist es auch ganz gut, dass die Figuren unter mit sich ringen, Rückfällen und Streitigkeiten sich mit ihren Problemen arrangieren. Den alten und den neuen.

 

Ich habe jedenfalls schon lange kein Buch mehr so gerne gelesen, wie Seperated Beds.

Rezension: Kochen für Geeks

Eine Freundin aus meiner Kochgruppe (yey! wöchentliche Treffen um gemeinsam zu kochen, zu essen und Serien durchzuhecheln) hat mir das wundervolle Buch Kochen für Geeks von Jeff Potter (Übersetzung: Petra Hildebrandt) ausgeliehen.

Und ich habe zwar noch nichts draus gekocht: Aber allein das Lesen macht solchen Spass! Eigentlich ist das Buch nämlich gar kein normales Kochbuch, sondern viel mehr eine Handbuch, das Prozesse des Kochens erklärt. Hinterher weiß man also nicht, was man kochen soll, sondern was man beim kochen warum wie tut und es auf dieser Basis der eigenen Vorlieben anpassen zu können bzw. die eigenen Fähigkeiten mit diesem Wissen verbessern zu können. Besser verstehen was ich beim Kochen eigentlich tue – großartig! Darüber hinaus schreibt Jeff Potter wirklich pointiert und hat beinahe für jeden Satz eine amüsante Anekdote zur Hand. Oder eine lustige technische Anspielung. Oder einen xkcd-Comic. Oder einen qi-esken Fakt.

Zitate aus der Wissenschaft 3

Ein Aufsatz über Mythen in technischen Museen. Zuletzt wurde der “Otto-Hahn-Tisch” beschrieben, der für die Präsentation der Entdeckung der Kernenergie die verschiedenen Instrumente und Apparaturen zusammenstellt, die für die Entdeckung der Urankernspaltung nötig waren.

Mit solch primitiver Technik und deshalb wahrscheinlich phantastischer geistiger Leistung wurde das 20. Jahrhundert erschüttert. Man könnte fragen, warum dieses Objekt nicht – der Historie gemäß – aufgelöst und kommentiert wird. Vielleicht sollte man das tun. Doch ist es von Fritz Straßmann und Otto Hahn selbst nach dem Krieg aus den Resten zusammengestellt worden, die die totale Zerbombung in Berlin übriggelassen hatten. Die Wissenschaftler selbst haben ihren Mythos komprimiert.

Es gab zum 50jährigen Jubiläum der Urankernspaltung 1988 eine Ausstellung in Berlin, die – auch im Deutschen Museum übernommen – die Geschichte wesentlich sorgfältiger aufrollte. Sie kostete einiges Geld und viel mehr Platz, und sie verhinderte (wahrscheinlich) die mythische Wirkung nicht: In Berlin wurde sie von Chaoten teilweise zerstört, die sie als Symbol der verhaßten Kerntechnik verstanden – in München stand sie unter ständigem Polizeischutz und war unerwartet stark frequentiert. (Jürgen Teichmann: Wissenschaftlich-technische Museen)

Außerdem mal wieder Foucault. Diesmal ein wundervoller Satz in der Version, die ich lese, wenn ich versuche zu verstehen, was der gute Herr mir sagen möchte:

1. Wir haben es gesehen, und es ist wahrscheinlich nicht nötig, darauf zurückzukommen: wenn man von einem Formationssystem spricht, denkt man nur an das Nebeneinanderstellen, die Koexistenz oder die Interaktion von heterogenen Elementen (Institutionen, Techniken, gesellschaftlichen Gruppen, perzeptiven Organisationen, Beziehungen zwischen verschiedenen Diskursen), sondern an die Herstellung einer Beziehung zwischen ihnen – und zwar in einer sehr bestimmten Form – durch die diskursive Praxis. (Foucault. Archäologie des Wissens)

Rezensiert: Walküre in Detmold

Die Walküre in Detmold von Ralph Bollmann steht schon seit zwei Jahren auf meinem Amazon-Wunschzettel. Genauer gesagt steht das Buch dort, seit Anke Gröner es in ihrem Blog gleich zwei mal zitierte. Jetzt bekam ich es glücklicherweise auf Reisen zwischen die Finger. Und auch wenn ich das Buch leider nicht zu ende lesen konnte, muss ich ganz dringend darüber schreiben. Es gibt nämlich eine ganz großartige Lektüre für zwischendurch, bei der man auch einfach mal quer lesen kann.

Obwohl ich ja durchaus sehr an der so genannten Hochkultur interessiert bin, halte ich das Buch, das eine Art Opernführer ist, nicht nur für Operngänger sehr lesenswert. Ralph Bollmann schreibt nämlich uneingebildet, aber klug und pointiert über seine Reisen kreuz und quer durch Deutschland. Walküre in Detmold entstand aus der Beobachtung, dass es in Deutschland mehr Opernhäuser gibt, als im gesamten Rest der Welt zusammen und aus dem Plan alle diese Opernhäuser auch zu besuchen. Ralph Bollmann reiste also mehrere Jahre durch Deutschland und besuchte Opernaufführungen. Dabei herausgekommen ist ein Reisebericht, der gespickt mit historischem und kunsthistorischem Wissen ist. Die ununterbrochen eingewobenen Anekdoten machen besonders Lust, in den Zug zu steigen und ebenfalls quer durch Deutschland zu reisen. Man könnte dann ebenfalls bedeutende Bauwerke besichtigen Museen, Theater- und Opernaufführungen besuchen und am Ende ein bisschen gebildeter sein. Das jedoch ohne zwanghaft lernen zu müssen, sondern durch Erfahrung und Anschauung, die auch noch Spass macht.

Ich werde also gleich mal eine Spardose mit der Aufschrift “Kulturreisen” anlegen. Denn egal wie günstig laut Bollmanns Beschreibungen die einzelnen Opern auch sein können: Mein schmaler Studentengeldbeutel gibt so viel Kulturkonsum dann doch nicht her.