Category Archives: Geschichte

Federkiel statt Kochlöffel

Geschichte? – Langweilig! Biographien? – Langweilig! Historische Frauenbiographien? – Doppelt langweilig? Denn welche Faszination sollte das Leben gerade von Frauen im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert schon haben? Die Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern scheint immerhin klar zu sein: Während jene sich um Beruf, Politik und Philosophie kümmern und Weltgeschichte schreiben, sind diese für Kinder, Haushalt und Familie zuständig und tauchen in der Weltgeschichte kaum einmal am Rande auf.

Therese Huber am Schreibtisch

Die These der »getrennten Spähren« scheint sich noch zu bestätigen, wenn man einen Blick in die meisten theoretischen Schriften der Zeit wirft. Angefangen bei Rousseau wird den Frauen das Private und Natürliche, den Männern dagegen das Öffentliche und Kultivierte zugeschrieben.

Emanzipation um 1800

Diese Zuschreibungen sind sicherlich vor allem auf das entstehende Bürgertum beschränkt. Denn für Adel und Unterschichten galten schon immer andere Regeln als für das Bürgertum. Doch gibt es die »getrennten Sphären« auch im Bürgertum wirklich uneingeschränkt? Der genaue Blick auf einzelne Frauen führt zum Schluss, dass um 1800 die ersten emanzipierten Frauen leben. Sie bilden keine Frauenbewegung, aber jede für sich erkämpfen sie sich Freiräume und Rechte, die später auch von der Frauenbewegung für alle Frauen gefordert werden. Sie haben kein gemeinsames Programm, aber doch das gleiche Ziel: All diese Frauen sind inspiriert von Aufklärung und Französischer Revolution. Sie wollen die Forderungen nach Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit auch für sich selbst, als Frauen, stellen dürfen.

Frauenbildung

Von Lateinschule und Universität ausgeschlossen ist es für die Frauen der Zeit schwer, Bildung zu erlangen. Allein durch Lesen eignen sich die Frauen des gebildeten Bürgertums jedoch ungeheueres Wissen an. Sie sind eloquent, kultiviert und an Gesellschaft und Politik interessiert. In Salons und durch europaweite Korrespondenzen verschaffen sie sich Freiräume, in denen sie zu Wort kommen können und ihre Position vertreten. Auch von den Eltern bestimmte Konvenienzehen stellen für diese Frauen keine Option mehr dar: Die Scheidungsrate unter ihnen ist enorm hoch.

Zwang zum Schreiben?

Mit dieser selbst gewählten Freiheit entsteht für eine Reihe der Frauen jedoch auch die Not, dass sie – zumindest teilweise – zu ihrem eigenen Lebensunterhalt beitragen müssen. Für bürgerliche Frauen der Zeit ist dies eigentlich unmöglich, gibt es doch keinen einzigen Beruf der ihnen offen steht. Der einzige schickliche Ausweg ist da häufig die Schriftstellerei. Diese findet hinter verschlossenen Türen statt und Bücher können zudem unter schützendem Pseudonym – häufig einem Männernamen – veröffentlicht werden. Zur Schriftstellerin taugen die meisten dieser Frauen auch tatsächlich.

Zwar haben sie anders als die gebildeten Männer ihrer Zeit keine systematische Ausbildung erhalten, aber dennoch brillieren sie im neuen literarischen Genre, dem Roman. Die von ihnen verfassten Romane werden zum Teil so populär, dass eine Reihe der Frauen von den eigenen Einkünften leben kann. Dieser Erfolg bleibt sogar den meisten Männern der Zeit versperrt, gibt es doch noch keine Verträge, die das Einkommen von Schriftstellern regeln. Gleichzeitig ist das Schreiben für diese Frauen jedoch nicht nur äußerer Zwang. Für viele der Schriftstellerinnen ist es ein inneres Bedürfnis zu schreiben und stellt oft die einzige Möglichkeit dar, eigene Gedanken zum Ausdruck zu bringen.

Und das Faszinierende?

Durch geschicktes Ausnutzen der Freiräume, die ihnen zur Verfügung stehen und das gezielte Übertreten von Grenzen, die ihnen zu eng gesetzt sind, schaffen es bildungsbürgerliche Frauen um 1800 völlig neue Wege zu gehen. Sie lassen sich scheiden, ergreifen einen Beruf und verdienen damit Geld, das sie von Männern unabhängig werden lässt. In einer Zeit, in der das genaue Gegenteil zu vermuten wäre, gibt es eine große Zahl unkonventioneller, frei denkender Frauen, die ihr Leben nicht von anderen einschränken lassen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf: litlog

Rezensiert: Die Tänzerin im Schnee

Eine Ballerina verkauft ihren gesamten Schmuck. Passiert Spannend wird es jedoch, wenn die Ballerina, wie Nina Rewskaja, aus der UdSSR geflohen ist und dabei ihren Schmuck mit geschmuggelt hat.

Denn hinter dieser Flucht verbirgt sich natürlich eine Geschichte, die erzählt werden muss. Denn als Nina aus der Sowjet Union flieht, lässt sie nicht nur ihre erfolgreiche Karriere, sondern auch ihre große Liebe und ihre beste Freundin zurück. In vielen Rückblicken erinnert sich Nina langsam an die verdrängt Vergangenheit.

Geschickt ist im Roman die Geschichte Ninas mit der des Professors für Russische Sprache Grigori Solodins, der glaubt mit ihr verwandt zu sein. Immerhin befindet sich Schmuck in seinem Besitz, der perfekt zu einem Schmuckstück Ninas passt. Hinzu kommt die Auktionärin Drew Brooks, deren Vergangenheit sich ebenfalls mit der Geschichte vermischt. Während zwar Ninas Erinnerungen den meisten Raum im Roman einnehmen, sind die handelnden Personen doch Solodin und Brooks. Diese versuchen herauszufinden, wie Solodins Herkunft mit Ninas Vergangenheit verbunden ist.

Neben der langsamen Auflösung des Rätsels um Solodins Herkunft, ist der Roman vor allem so spannend, weil Ninas Geschichte ein Gespür dafür vermittelt, wie schwierig es ist in einem Land zu leben, in dem jede Äußerung überwacht wird. Als sie und ihre Freunde, allesamt Künstler, einmal in Verdacht geraten sind, weiß Nina bald vor lauter Verheimlichungen überhaupt nicht mehr, wem sie noch Glauben und Vertrauen soll. Daraus entsteht schließlich der Konflikt, der zu Ninas Flucht führt.

Daphne Kalotay Die Tänzerin im Schnee. Übersetzt von Carina Tessari, Gesine Schörder und Yasemin Dinçer. Hardcover 19,95€, Taschenbuch 9,99€, Kindle 7,99€.

Rezensiert: Über die Moden

Eine der frühesten Auseinandersetzungen mit der Frage, was eigentlich Mode ist, wurde von Christian Garve 1792 verfasst. In seiner Analsye geht es dabei jedoch nicht um Kostümgeschichte: Er zeichnet keinen Verlauf unterschiedlicher Mode- und Kleidungsstile nach. Viel mehr beschäftigt Garve die Frage nach der sozialen Bedeutung von Mode. Er zeigt den Zusammenhang von Kleidung und sozialen Hierarchien auf und wie durch Mode der soziale Status einer Person widergespiegelt wird. Außerdem analysiert er Mode eben nicht nur in Bezug auf Kleidung und andere Gegenstände sondern auch in Bezug auf Verhaltensweisen. Dabei macht er deutlich, dass Kleidung besonders schnell über verschiedene Schichten hinweg verbreitet wird, während die Schichten sich durch Verhaltensweisen deutlich von einander abgrenzen können.

Dazu analysiert er besonders die Mode seiner Zeit und beschreibt deswegen, wie Mode in Monarchien funktioniert. Denn, so Garve, es braucht ein gesellschaftliches Zentrum (wie zum Beispiel einen Königshof), von dem aus Mode sich verbreiten kann. Dennoch enthält sein Essay einige Beobachtungen, die auch in der modernen Soziologie noch relevant sind. So beschreibt er – ohne natürlich die modernen wissenschaftlichen Begriffe zu verwenden – verschiedene Mechanismen im sozialen und kulturellen System.
Sein Aufsatz beginnt so zum Beispiel mit der Feststellung, dass Menschen, die engen sozialen Umgang miteinander pflegen, sich einander ganz unwillkürlich in Aussehen und Verhalten anpassen. Diese Beobachtung findet sich ganz ähnlich im Habituskonzept von Bourdieu wieder.

Darüber hinaus findet sich bei ihm auch die Idee des Gesunkenen Kulturgutes, wie sie von Naumann formuliert wird: Garve beschreibt sehr ausführlich, wie sich eine Mode in Kleidung oder Verhalten von einer Schicht auf die nächste überträgt. Moden entstehen ihm zufolge dort, wo Geld, Zeit und modisches Wissen vorhanden sind: also besonders im Adel. Sie werden dann zunächst vom reichen, dann vom weniger reichen Bürgertum kopiert, bis sie schließlich auch in den unteren Schichten ankommen. Währenddessen haben sich im Adel natürlich längst neue Moden herausgebildet.

Wie modern Garves Analyse ist, zeigt sich jedoch nicht nur, wenn er die Verbreitungsmechanismen von Mode beschreibt. Beim Lesen des Essays ist mir schnell aufgefallen, dass Garve in seiner Analyse nicht in Geschlechterstereotype verfällt. Bis auf die letzten zwanzig Seiten spielt Geschlecht im Essay überhaupt keine Rolle. Beim Lesen wusste ich zunächst gar nicht, ob ich darüber erfreut, erstaunt oder verwirrt sein sollte. Diese Ausgeglichenheit in der Analyse liegt meiner Meinung genau daran, dass Garve Mode nicht ausschließlich als Kleidermode begreift. Indem er auch die veränderlichen Verhaltensweisen von Menschen darunter fasst, wird Mode zum definitiv allgemein menschlichen Phänomen. Erst ganz zum Schluss geht er dann dann doch noch auf die Zusammenhänge von Mode und Geschlecht ein. Er bezieht sich dabei jedoch auf Männer und Frauen. Es geht ihm aber auch dann nicht darum bestimmte stereotype Geschlechterrollen zu reproduzieren – ein für seine Zeit erstaunliches Vorgehen. Stattdessen geht es ihm um die Beschreibung, wie Männer und Frauen mit Mode umgehen und welchen Beschränkungen sie dabei unterliegen.

Christian Garve: Über die Moden. Insel 1972. Leider vergriffen, aber als PDF verfügbar.

The House of Eliott

Auf der Suche nach einer neuen britischen Serie, die ich mal eben so zwischen durch ansehen kann, stolperte ich neulich auf youtube über The House of Eliott.

http://www.youtube.com/watch?v=n3jbRwCj9fo

Die frisch verwaisten – und plötzlich mittellosen – Schwestern Evangeline (genannt Eve; Louise Lombard) und und Beatrice (Bea; Stella Gonet) müssen sich auf die Suche nach Arbeit machen. Für zwei junge, unausgebildete Frauen zu Beginn der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts keine einfache Sache. Nach einigem Hin und Her besinnen sie sich jedoch auf ihre Fähigkeiten: schon immer haben sie ihre Kleidung selbst entworfen und genäht. Warum also nicht eine Schneiderei aufmachen? So beginnt der Aufstieg zur Haute Couture, der jedoch von unentwegten Problemen begleitet ist: Ein Cousin, der missgünstig ist und den Schwestern weder Selbstständigkeit noch Erfolg gönnt. Die Gesellschaft, die nicht mit jungen erfolgreichen Frauen umgehen kann. Ein Bankier, der das Vermögen der Schwestern in den Sand setzt. Doch immerhin gibt es eine Reihe von guten Freunden, die unbedingte Unterstützung geben und grenzenloses Vertrauen in die Fähigkeiten von Eve und Bea haben: Der Fotograph und Regisseur Jack Maddox (Aden Gillett) und die Freundin und Angestellte Tilly (Cathy Murphy) sind dabei nur die längsten Begleiter.

Die Serie ist bewusst auf Cliffhanger geschnitten: manche Folgen brechen mitten in Szenen ab, so dass man unbedingt sofort weiterschauen muss. In der dritten Staffel wurden mir die Schnitte zwischen Szenen zu schnell. Manche Szenenwechsel dauern nur wenige Minuten, so dass ständig zwischen einzelnen Szenen gesprungen wird. Eine Technik die weder zur dargestellten Zeit, noch zur eher langsamen Entwicklung der Story passt.

Den Bechdel Test besteht diese Serie auf jeden Fall: Die Besetzung der Hauptrollen hat ein  Frauen–Männer–Verhältnis von 2:1. Eve und Bea unterhalten und streiten und diskutieren ständig miteinander über die Fortschritte und nötigen Veränderungen für ihr Geschäft. Auch mit den Angestellten, Kunden und  Freunden sprechen sie über Mode und Arbeit.

Museum: Austellungseröffnung Kuh-Milch-Geschichten

Letzen Sonntag hatten wir große Ausstellungseröffnung.  In Zusammenarbeit mit dem Museumsdorf Hösseringen haben wir Studierende (Kulturanthropologie; Uni Göttingen) eine Ausstellung zum Thema Milch erarbeitet.

Projektgruppe der Ausstellung Kuh-Milch-Geschichten aus der Lüneburger Heide

Milch als nicht lange haltbares Lebensmittel ist nun auf den ersten Blick vielleicht nicht das am nächsten liegende Thema für eine Ausstellung. Durch Interviews und Gespräche mit Milchbauern und Molkereiarbeitern,Teilnehmende Beobachtung und der historischen Beschäftigung mit dem Thema Milch, sind wir dem Thema aber letztendlich doch nahegekommen.

In verschiedenen “Inseln” und dem Begleitband zur Ausstellung können nun unsere Ergebnisse angesehen werden. Für die Ausstellung haben wir uns alle Mühe gegeben mutimedial zu sein. Es gibt nicht nur sehr viele Ausstellungsobjekte, sondern auch Hörstationen, mit Ausschnitten aus Interviews, die wir geführt haben und Videoinstallationen.

Betritt man die Ausstellungshalle steht man zunächst vor einem großen Milchtetrapak, in dem neben der Erklärung, warum wir uns überhaupt mit Milch beschäftigt haben, auch ein wunderbarer Milchhimmel zu finden ist.

Milchhimmel

Die leere Milchflasche

Die leere Milchflasche - Symbol für die Nichtausstellbarkeit von Milch

Anschließend geht es um das Tier “Kuh” und die Berufe Landwirt und Melker, bevor die Entwicklungen in der Milchproduktion und Milchverarbeitung gezeigt werden. Eine Insel beschäftigt sich mit der Kontrolle der Milch.

Milchlabor

Durch aufwändige chemische Analysen wird deren Qualität sichergestellt und die Milch so zu einem der am stärksten kontrollierten Lebensmittel. Eine wichtige Rolle spielt dabei die “Milch der Wahrheit”. Diese ist ein chemisch hergestelltes Vergleichsprodukt, an dem alle echte Milch gemessen wird.

Milch der Wahrheit

Außerdem beschäftigt sich die Ausstellung mit der Milchwirtschaft im Nationalsozialismus: Milchgesetzte und Butterreinheitsgebote spielen in dieser Station eine wichtige Rolle. Ebenso spielt der Wandel im Transport der Milch eine Rolle. Es wird die Entwicklung von der Milchauslieferung per Rad und Hundekarre bis zur Langstreckenlieferung von Milch heute gezeigt.

Fahrradkurier für Milch

Milchtransport mit Hundekarre

Zuletzt werden in der Ausstellung einige kritische Positionen zur Milch angerissen: Sowohl die immer weiter verbreitete Laktoseintoleranz als auch der freiwillige Verzicht auf Milch spielen hier eine Rolle. Für die Darstellung von Veganismus durften wir verschiedene Blogartikel verwenden, die in einer Medienstation gezeigt werden.

vegane Blogs

Mein herzlicher Dank für die Erlaubnis der Verwendung geht noch mal an unsere zitierten Blogeinträge:

Den krönenden Abschluss der Ausstellung bildet ein Milchladen, der dem Museum nach der Auflösung als kompletter Bestand überlassen wurde.

Milchladen

 

Die Ausstellung läuft noch bis Oktober 2013.

  • Öffnungszeiten des Museums:

15. März bis 31. Oktober
Dienstag bis Sonntag von 10.30 – 17.30 Uhr
montags an Feiertagen von 10.30 – 17.30 Uhr

  • Eintrittspreise:
Erwachsene 4,50 Euro
in Gruppen ab 10 Personen 4,00 Euro
Gruppenführung 30,00 Euro je Stunde + Eintritt
Familienkarte (2 Erwachsene mit Kindern bis 16 Jahre)  9,00 Euro
Familien-Jahreskarte (2 Erwachsene mit Kinder bis 16 Jahre) 25,00 Euro
Kinder (6-16 Jahre) 1,00 Euro
Betreute Schulklassen (pro Person und Stunde) 2,00 Euro

Rezensiert: Maria Christina – Tagebuch einer Tochter

Der Roman, der sich um die Heiratspläne der Lieblingstochter von Maria Theresia, Maria Christina, dreht scheint sich auf den ersten Blick vor allem durch Rosafarbigkeit auszuzeichnen. Nicht nur der Einband, sondern auch die kompletten Seiten des Buches sind rosa. Neben einem seltsamen Lesegefühl, hat das eine unnötige Eingrenzung der Leserschaft zur Folge. Obwohl der Roman einigermaßen verlässlich recherchiert ist, und so durchaus als biographischer Roman verkauft werden könnte, muss er jetzt auf den Tischen mit seichten, rosafarbenen und kitschigen Liebesromanen für Frauen landen. Eine Kategorisierung die das Buch nicht verdient hat.

Denn der Roman ist eine gut erzählte, abwechslungsreiche, Geschichte. In der Mitte des Buches wurde sie mir etwas langatmig, da für den Leser die Entwicklung schon lange eindeutig ist, während Maria Christina immer noch unsicher ist. Das Ende dafür ist leider beinahe zu abrupt, an dieser Stelle hätte ich mir tatsächlich gewünscht, der Roman wäre eine echte Biographie und ginge nun noch weiter.

Erzählt wird die Geschichte als Tagebuch Maria Christinas, in dem auch immer wieder Briefe anderer Personen zitiert werden, die eine größere sprachliche Vielfalt zur Folge haben. Leider ist nicht ganz sicher, ob dies echte Briefzitate sind. Die Autorin hat sich aber wohl mit dem vorhandenen Briefkonvolut beschäftigt, die Briefe sollten deshalb nicht völlig aus der Luft gegriffen sein. Auch an diesem Punkt wäre eine Romanbiographie deutlich mehr nach meinem Geschmack gewesen.

Maria Christina – Tagebuch einer Tochter von Rebecca Novak ist 2010 im Dreesbach Verlag erschienen und kostet 18€.

An American in Paris

Gerade haben eine Freundin und ich An American in Paris angesehen. Nach etwa 10 Minuten waren wir sehr, sehr froh nicht in den 50er Jahren, sondern nach 68er Revolution und Frauenbewegung der 70er zu leben. Das einzig Erträgliche am Film ist der Gershwin-Soundtrack. Ansonsten ist der Film voller Frauen, die schrecklichen Klischees entsprechen und Männern, die nicht mir ihrem Gehirn denken. Dass der Film nur ein Produkt seiner Zeit ist, macht das Ganze dabei nur unwesentlich besser. Schließlich gibt es auch andere Filme aus den 50ern, die zumindest ansatzweise emanzipierte Frauen zeigen.

Bachdeltest?! Haha.
Dafür ein großes Dankeschön an alle Feministinnen, die uns ermöglicht haben in einer Welt zu leben, in der wir selbstständig denken, handeln können und ein Sprachrecht haben.

Bilder! Stöckchen! Bilderfragebogen!

Es gibt sie immer – Gemälde, Karikaturen, Photographien, Zeichnungen oder Skizzen, die nach einem Museumsbesuch oder einer Ausstellung hängen bleiben. Und die eigentlich zu schön sind, um sie nur allein gesehen zu haben. Abhilfe schaffen da zum Teil Kunstpostkarten, die es im Museumsladen gibt. Aber selbstverständlich nicht zwingend gerade von den Bildern, die einen persönlich angesprochen haben.

Es ist natürlich schwieriger, Bilder als Bücher zu beschreiben , allein schon weil durch den Medienwechsel  vieles verloren geht. Und natürlich kann man den Autor viel schneller nachschauen, wenn man grade das Buch zur Hand hat. Dennoch denke ich, dass es das wert ist, mal zweimal hinzuschauen statt nur seufzend aus dem Museum zu gehen mit dem Gedanken, es ja sowieso nicht mehr so schnell wiederzusehen. Genau das gleiche gilt für die kurz angelesen Künstlerinformationen in Museen, die meist interessant sind, aber danach schnell wieder in der Tiefe des Bewusstseins abtauchen.

Deswegen gibt es von mir jetzt den “Bilderfragebogen”, in Anlehnung an den Bücherfragebogen.

  1. Das Bild, das dir bei deinem letzten Ausstellungs-/Museumsbesuch gefallen hat.
  2. Dein Lieblingsbild bzw. eines deiner präferierten Bilder.
  3. Das schönste Porträt.
  4. Das gruseligste Porträt.
  5. Ein Bild, das dich melancholisch werden lässt.
  6. Ein Bild, das dich zum Lachen bringt.
  7. Das Bild mit der schönsten Hintergrundgestaltung.
  8. Ein modernes Bild, das dir gefällt.
  9. Die anmutigste Skulptur.
  10. Ein dynamisches Bild.
  11. Ein Bild, das dich inspiriert hat.
  12. Die  Kunstströmung, die du am meisten magst.
  13. Ein Lieblingskünstler.
  14. Das interessanteste Künstlerpaar.
  15. Die schönste Schwarz-weiß-Photographie.
  16. Die schönste Buchillustration, die du gesehen hast.
  17. Die Kunstrichtung, die du hässlich findest.
  18. Die tollste Karikatur.
  19. Das Bild, das du dir nie in die Wohnung hängen würdest.
  20. Ein Bild, das du gerne in deiner Wohnung hättest.

Das Buch, das du zur Zeit liest – Corinna

Es  ist und bleibt ein alter Streit unter den Historikern – inwieweit begrüßten die Österreicher den “Anschluss 1938”  und das Hitler-Regime oder lehnten es ab?

Evan Burr Bukeys Buch “Hitlers Österreich” (2001 im Europaverlag erschienen), erforscht vor allem die Stimmung im österreichischen Volk und zeigt zudem Traditionslinien von geistigen Strömungen auf, die es den Nationalsozialisten vereinfachte, die Mehrheit der Österreicher für sich zu gewinnen bzw. keinen aktiven Widerstand enstehen zu lassen.

Dabei weist Burr Bukey auch auf die Unterschiede hin zwischen ‘Altreich’ und Ostmark und entkräftet durch seine Forschungsergebnisse die reine ‘Opferthese’, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg relativ schnell in Österreich gebildet hatte.

Im jeden Falle ein interessantes Buch, dass trotz wissenschaftlichen Thema verständlich geschrieben und gut gegliedert ist.

 

Museum: Bachhaus Eisenach

Das Bachhaus in Eisenach war die dritte Einrichtung, die wie mit unserem Seminar “Was ist ein Museum? Was ist eine Gedenkstätte?” besucht haben. Die Blogeinträge für nummer eins und zwei verbergen sich unter den Links.
Da es zum Einen mein zweiter Besuch im Bachhaus, zum anderen aber auch die Exkursion mit der schlechtesten Organisation war, so dass wir kein richtiges Gespräch mit einer Person des Museums führen konnten, wird mein Bericht wohl viel kürzer Ausfallen.

Das Bachmuseum befindet sich, wohl wie viele Personalmuseen, in einem Gebäude, von dem nicht völlig geklärt ist, ob und wie Johann Sebastian Bach in diesem gelebt hat. Im geführten ersten Teil der Ausstellung wurde jedoch ausdrücklich betont, dass es zur Tradition des Museums gehört, das Bachhaus als Geburtshaus Bachs darzustellen und dass fehlende schriftliche Quellen dafür durch die lange mündliche Tradierung, dass dies der Fall sei, ausgeglichen werde.

Bachhaus Eisenach (via Wikipedia)

Die Ausstellung des Bachhauses gliedert sich in vier Teile. Zunächst betritt man mit der Sammlung historischer Musikinstrumente, den einzigen Teil mit Führung. Hier werden immer zur vollen Stunde einzelne Instrumente vorgeführt und außerdem auch einige Hintergrundinformationen zu Bach und der Ausstellung gegeben. Anschließend werden die Museumsbesucher in den Bereich der Sonderausstellung geführt. Hier gibt es in bisher unregelmäßigen Abständen wechselnde Sonderausstellungen. Die aktuelle, noch bis November 2011 laufende Sonderausstellung beschäftigt sich mit der Bachinterpretin Wanda Landowska. Neben Texttafeln mit vielen Fotos wird dieser Teil der Ausstellung durch iPod-Hörstationen interessant, an denen man einzelne Aufnahmen Landowskas anhören kann. Dabei sind Texte und Musikausschnitte aufeinander abgestimmt und ergänzen sich gegenseitig. So sind meist auch keine ganzen Werke Bachs im Zusammenhang zu hören, sondern nur einzelne Stücke. Der dritte Teil der Ausstellung befindet sich im historischen Gebäude und zeigt neben der Geschichte der Familie Bach auch, wie eine (Musiker-)Familie zu Lebzeiten Bachs gelebt haben könnte. Der interessanteste Teil der Ausstellung ist jedoch der vierte, der sich im modernen Neubau befindet. Hier wendet sich der Fokus der Ausstellung von der Person Bachs weg, hin zu seiner Musik. Neben der sehr verständlichen Erklärung vieler musiktheoretischer Probleme, die für Bachs Musik wichtig sind (hier kann auch der Laie verstehen, wie der Contrapunkt funktioniert und warum das “Wohltemperierte Klavier” so besonders ist) gibt es hier erneut jede Menge Hörstationen, an denen einzelne Stücke erklärt werden.

Zudem gibt es in diesem Teil auch die Möglichkeit an Spielstationen vieles selbst auszuprobieren oder sich am Computer noch einmal selbst genauer über Johann Sebastian Bach und seine Musik zu informieren.

Das Bachhaus ist – trotz des missglückten Exkurisonsbesuchs – eines der besten Museen, die ich bisher besucht habe. Man kann darin problemlos einen verregneten Nachmittag damit verbringen schöne Musik zu hören und sie besser zu verstehen.

Der Link zur Homepage des Bachhauses: http://www.bachhaus.de/