„Tu as déjà fait des soldes?“ Eine der häufigsten Fragen, die ich in letzter Zeit gestellt bekommen habe. Denn auch in Frankreich ist jetzt Schlussverkauf und deswegen geht man besser nicht samstags in die Stadt zum Einkaufen. Vor den Umkleidekabinen sind lange Schlangen. Die maximal erlaubte Anzahl an Kleidungsstücken, die man zum Probieren mit in die Umkleidekabinen mitnehmen kann, wird streng kontrolliert, um halbwegs Gerechtigkeit zu schaffen. In Läden mit kleineren Verkaufsflächen ist kaum ein Durchkommen und der Versuch in Ruhe die heruntergesetzten Pullover und Westen zu durchstöbern scheitert kläglich. Auch die Geschäfte mit teureren Marken sind gut besucht – schließlich gibt es ja bis zu 70% Rabatt. Es ist eine Art „Endzeitstimmung“ in der Luft – jetzt oder nie kann man das große Schnäppchen machen.
Tatsächlich gilt in Frankreich ein einschränkendes Gesetz für den Schlussverkauf. Der Winterschlussverkauf beginnt beispielsweise am zweiten Mittwoch im Januar und der Sommerschlussverkauf am dritten Mittwoch im Juni. Schlussverkäufe dürfen maximal 5 Wochen dauern; zudem dürfen die Händler während des Schlussverkaufs ihr Lager nicht auffüllen, um neue Ware reduziert zu verkaufen. Zusätzlich stehen den Händlern noch zwei weiter Wochen im Jahr zur Verfügung, in der sie Vergünstigungen anbieten dürfen und deren Zeitpunkt sie selber festlegen können. Diese müssen jedoch mindestens einen Monat vor Beginn der offiziellen Schlussverkaufszeiten zu Ende sein.
Vermutlich führt genau diese Reglementierung dazu, dass man während des Schlussverkaufs in vielen Geschäften zum Kauf des Schnäppchens gleich eine Karte für weitere Rabatte bekommt, meist für eine Periode im Februar auf die neue Kollektion. Entweder wird ein fixer Abzugsbetrag ab einem bestimmten Einkaufswert angeboten oder Prozente. Zudem wird auch in den Schaufenstern mit „deuxième démarque“ geworben, das heißt, dass die reduzierten Teile noch einmal heruntergesetzt wurden.
Vermutlich gab es einmal ähnliches in Deutschland, bevor die Gesetzgebung zur Rabattgebung gelockert wurde. Allerdings empfand ich den Schlussverkauf, so wie er jetzt in Deutschland ist, viel entspannter.