Category Archives: Erlebt

Lübeck

Am zweiten Tag meines Lübeck-Besuchs waren wir dann tatsächlich auch in Lübeck. Da meine Freundin dort her kommt, konnte sie mir unglaublich viel erzählen. Leider habe ich mir nicht mal ein Viertel aller Informationen merken können, aber ich mag es wirklich, wenn mir jemand die ganze Zeit etwas zu den Dingen erzählt, die ich gerade sehe.

Da sie etwas außerhalb der Stadt wohnt, sind wir erst 30 Minuten mit dem Rad in die Stadt gefahren. Bei wunderschönem Sommerwetter macht es richtig Spaß durch Wiesen und Felder zu fahren und sich am schönen Farbenspiel zu freuen, Kühe zu bestaunen und ein bisschen “Natur” zu sehen. In Lübeck waren wir zuerst am Dom, der einen Eingang hat, der “Paradies” heißt, weil die beiden Straßen die dorthin führen “Fegefeuer” und “Hölle” heißen. Der Dom hat ein wunderschönes modernes Fenster und einen tollen geschnitzen Altarraum. Ansonsten ist mir auch hier wieder aufgefallen, wie leer die gotischen Kirchenräume wirken.

Der Lübecker Dom vom Ententeich gesehen

Moderne Kirchenfester im Lübecker Dom

Das schöne an Lübeck ist ja, dass es überall Wasser gibt. Die eigentliche Altstadt ist sogar eine Insel, die zwischen Trave, Kanal und Wakenitz liegt. In der Folge gibt es überall wunderschöne Blicke über Wasser auf die Stadt. Am beliebtesten ist wohl der Malerwinkel:

Lübecker Malerwinkel an der Trave

Hübsch da. Die Wege sind alle neu angelegt und der Grünstreifen am Wasser ist ein wunderschöner Ort für kleine Pausen zwischendurch. Baden kann man besser im Krähenteich Ententeich (Update: ich wurde darauf hingewiesen, dass der Teich Ententeich heißt), wo es auch ein Schwimmbad gibt. Vom Malerwinkel ist es nur noch ein kleiner Sprung zum bekanntesten Lübecker Wahrzeichen, dem Holstentor. Irgendeine Informationstafel sagt, dass es an die Stadt Rom erinnern soll. Aber außer den Buchstaben S.P.Q.L (Senat Populusque Lübeck) haben wir keine Parallelen gefunden. Auch Wikipedia hat dabei nicht weiter geholfen. Ich hatte ja gehofft, dass irgendwie die sieben Hügel Roms architektonisch umgesetzt wurden oder bekannte römische Bauwerke zitiert werden. Das heute noch stehende Holstentor ist übrigens nur noch der Rest einer Wallanlage, die aus drei Toren bestand. Freundlicherweise hat die Stadt Lübeck Modelle für das äußere und das innere Holstentor aufgestellt, so dass man sehen kann, wie diese aussahen.

Blick auf das Holstentor

Wenn man von außerhalb auf das Tor zugeht, sieht man rechts und links zwei liegende Löwen, auf denen man hervorragend herumklettern und Quatsch machen kann. Ob die auch an Heinrich den Löwen erinnern sollen (so wie eine Löwenstatue im Dom) oder nur ganz allgemein für Macht stehen sollen ist nicht ganz klar. Heinrich der Löwe hat die Stadt Lübeck, wie so viele andere gegründet.1 Wenn man vom Holstentor zur Petrikirche geht, um dort auf den Kirchturm zu steigen, kann man sehr gut am Puppenmuseum des Lübecker Figurentheaters vorbei gehen und sich über den schönen Drachen am Eingang freuen.

Drache am Puppenmuseum

Die Petrikriche ist eine der vielen Norddeutschen Kirchen, die als Galerie oder sonstiger Raum genutzt wird. Entsprechend ist sie einfach nur weiß ausgemalt und innen relativ langweilig. Aber man soll ja auch die ausgestellte moderne Kunst ansehen. Vom Kirchturm aus hat man einen wundervollen Blick über die Stadt. Allerdings sollte man nicht ohne Teleobjektiv versuchen das Rathaus zu fotografieren. Irgendwie verdirbt das neue Gebäude von Peek&Cloppenburg das Bild.

Aussicht über Lübeck vom Turm der Petrikriche

Anschließend waren wir im Rathskeller Mittagessen. Dort gibt es lauter kleine Séparées, die bekannten Lübecker Persönlichkeiten gewidmet waren. Leider waren Thomas und Heinrich Mann schon besetzt, aber Erich Mühsam war noch frei.

Séparée im Rathskeller Lübeck

An der Wand hängen Bilder, sein Abschlusszeugnis, ein Lebenslauf und während der Wartezeit kann man Spass daran haben, das in Sütterlin ausgefüllte Zeugnis zu entziffern. Dass Essen im Rathskeller ist übrigens sehr gutbürgerlich, vielleicht hätte ich doch einfach Fisch essen sollen, anstatt Nudeln mit Pilz-Sahnesoße.

Danach waren wir in der Marienkirche, die wohl am besten erhalten ist. Um die Marienkirche ranken sich verschiedene Legenden. So erzählte mir meine Freundin beispielsweise, dass beim Bau der Kirche der Teufel vorbei kam und wissen wollte, was da gebaut würde. Die Bauherren antworteten, es sei ein Wirtshaus. Da das dem Teufel gefiel (Trunkenheit, Saus und Braus, Schlägereien, Wollust, Verderben!) half er beim Bau. Als das Gebäude aber immer größer wurde, merkte der Teufel, dass er hereingelegt worden war. Also nahm er einen großen Stein und versuchte ihn auf den Kirchenbau zu werfen, um ihn so zu zerstören. Zum Glück war der Stein aber zu schwer und fiel herunter, bevor er die Kirche treffen konnte. Heute erinnert eine kleine Bronze an diese Legende.

Teufel vor der Marienkirche Lübeck

Im Innenraum gibt es eine wunderschöne Decke. Ich liebe Kirchendecken. Ich gucke immer zu allererst nach oben. Und dann sehe ich nach der Orgel.

Decke der Marienkirche Lübeck

Außerdem gibt es in der Marienkirche eine astronomische Uhr, die wunderschön blau ist. Ich hätte sehr lange davor stehen bleiben und sie ansehen können. Sie zeigt die Uhrzeit, hat einen Kalender von 1911-2080, bildet die Mondphasen und die Tierkreise ab.

astronomische Uhr in der Marienkirche Lübeck

Anschließend waren wir ihm Buddenbrook-Haus, dazu gibt es morgen einen Extra-Beitrag.

Gegen die Enttäuschung nach dem Museumsbesuch gingen wir zu Niederegger. Die haben wundervolle Marzipanskulpturen in sämtlichen Schaufenstern. Außerdem haben sie auch ein eigenes Museum im 2. Stock, wo sie etwas über die Geschichte des Marzipans erzählen und einen Film zeigen, wie bei Niederegger Marzipan hergestellt wird. Es ist ein Firmenmuseum und entsprechend teuer ausgestattet und unkritisch, aber immerhin liebevoll gemacht. Besonders toll sind die lebensgroßen Marzipanfiguren.

Marzipanmodell der sieben Türme von Lübeck im Niedereggerschaufenster

 

Wir haben unsere Stadtführung mit einem Spaziergang durch die Straßen Lübecks und die “Gänge” beendet. Das abendliche Sommerlicht war perfekt für viele wunderschöne Fotos und ließen die Straßen ganz besonders idyllisch wirken. Die Gänge sind vollgebaute Hinterhöfe, in denen lauter kleine Häuschen stehen, die abgeschieden liegen, begrünt sind und doch den Vorteil haben mitten in der Stadt zu liegen.

Lübecker Backsteinhaus.

Straßenbild in Lübeck

Besonders faszinierend finde ich ja auch, dass norddeutsche Straßen immer irgendwie wirken, als könnte gleich im Hinterhof das Meer beginnen.

Lübeck ist jedenfalls eine wunderschöne Stadt, viel größer als ich gedacht hätte und an einem Tag kann man noch nicht mal 1/4 all der spannenden Sachen richtig ansehen. Es gäbe noch so viele Museen, Theater, Ausstellungen, die wir alle nicht angucken konnten!

  1. Da brauchen die Braunschweiger gar nicht so stolz auf “Unser Haanrich” zu sein. Der war außerdem immer noch Herzog von Sachsen und Bayern. Hmmm, was die Braunschweiger wohl sagen würden, wenn man ihnen erzählt, dass sie eigentlich Bayern oder gar Sachsen sind 🙂

Wismar

Meine Masterarbeit ist seit zwei Wochen endlich fertig und abgegeben. Die letzten paar Wochen zuvor war ich ja bereits nur noch damit beschäftigt den Text zu korrigieren. Tempus, Kommata, Unverständlichkeiten. Den “fertigen” Text habe ich noch etwa 5 Mal überarbeitet. Aber jetzt ist das Ding gebunden und bei den Prüferinnen.

Gebundene Masterarbeit

In der freien Zeit seitdem habe ich endlich mal wieder ein paar Entspannungs-Sachen gemacht. Zwischendrin hatte ich manchmal das Gefühl, dass ich gar nicht mehr weiß, wie Nichtstun geht. Gerade in der ersten Woche nach der Abgabe hatte ich permanent das Gefühl, dass ich noch irgendwas korrigieren, nachlesen, umstrukturieren und verbessern müsste.

Aber dann habe ich eine liebe Freundin in Lübeck besucht und hatte ein wundervolles Wochenende! Zuerst waren wir in Wismar. Da war gerade Schwedenfest und die Stadt sehr voll. Allerdings waren die Menschen nur direkt am Hafen, wo der Jahrmarkt war, und um den Marktplatz herum, wo die Stände fürs Schwedenfest aufgebaut war. Die übrigen Straßen waren ungewohnt leer, wenn man aus einer belebten Universitätsstadt wie Göttingen kommt. Zunächst haben wir die St. Nikolai-Kirche besichtigt. Die gotischen Backsteinkirchen im Norden bestechen ja alle durch ihre schönen hohen Säulen und das viele Licht, das in den Kirchenraum fällt. Leider sind sie alle nur ziemlich schlecht erhalten und werden teilweise gar nicht mehr als Kirchen genutzt. Die St. Georgenkirche wird beispielsweise nur noch als Mehrzweckgebäude für kulturelle Ereignisse genutzt. Für mich war das ziemlich ungewohnt. Sowohl in Bayern als auch in Göttingen gibt es jede Menge Kirchen, die alle noch zum Gottesdienst genutzt werden.

Der Kirchturm der Marienkirche

Die größte Attraktion Wismars ist wohl die Marienkirche. Diese wurde im 2. Weltkrieg zerbomt. In der DDR wurde das Kirchenschiff nicht wieder aufgebaut, sondern stattdessen ein Exerzierplatz an dieser Stelle errichtet. Der Kirchturm steht allerdings noch und kann heute noch besichtigt werden. Im Eingang und den beiden Seitenschiffen gibt es eine Ausstellung zur Geschichte des Turms und der Bauweise von gotischen Backsteinkirchen. Dabei wird auch mit der Illusion gespielt, dass das Kirchenschiff noch steht, indem an der Wand ein Druck des Kirchenschiffes inklusive Lichteinfall hängt. Mir gefällt sehr, dass diese Illusion auf dem Foto noch überzeugender wirkt als in echt.

Installation Marienkirche

Installation Marienkirche – an der Wand hängt ein Druck mit der “Aussicht ins Kirchenschiff”

Außerdem kann man einen lustigen 3D-Film zum Bau der Kirche ansehen und auf den Kirchturm steigen. Wir hatten wunderbares Wetter und eine tolle Sicht:

Aussicht von der Marienkirche auf den Marktplatz

Aussicht von der Marienkirche aufs Meer und den Rummel

Weil wir genau während des Umzugs zum Schwedenfest auf den Kirchturm gestiegen sind, haben wir außer zwei Stücken sehr leckeren Käsekuchens leider gar nicht so viel vom Fest mitbekommen. – Da ich allerdings Umzüge eh nicht so interessant finde, war das nicht so schlimm. Nur ein paar Leute in schwedischen Trachten konnten wir noch beobachten. Die sind schön farbenfroh und relativ schlicht. Ach ja, und die Drehorgel-Gruppe durften wir etwas hören. Erst beim zweiten Vorbeigehen ist mir übrigens auf, dass die Drehorgeln alle in Göttingen gebaut wurden. (OMG, die gibt es immer noch! Wie cool ist das denn!!)

Am Nachmittag sind wir auf die Insel Poel gefahren, haben uns dort an den Strand gesetzt und die Sonne, das Meer und den Wind genossen. Ein bisschen Stephen Fry lesen und Proviant naschen. Perfekter Nachmittag.

Meerblick auf der Insel Poel

Ich weiß auch nicht warum – schließlich komme ich aus einer Mittelgebirgsgegend ohne nennenswertes Wasser – aber am Strand am Meer sitzen hat einen ungemein beruhigenden und entspannenden Effekt auf mich. Da muss auch gar nichts weiter passieren, ich könnte da stunden- und tagelang einfach nur sitzen, den Wellen zuhören und nichts tun. Zwischendrin würde ich vielleicht mal meine Beine ins Wasser halten oder gar ein paar Züge schwimmen.

Vollgas

Das Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim ist für mich einer der Orte, die ich mit ganz starken Kindheitserinnerungen verbinde. Wir waren oft dort, hatten zwischenzeitlich auch mal eine Jahreskarte. Ich kann mich an heiße Sommertage zwischen den Feldern und Fachwerkäusern des Museums erinnern, an Apfelschnitze aus Tupperdosen und gutes fränkisches Bauernbrot und an die Geschichten, die über das Leben in den Häusern erzählt wurden.

Inzwischen hat das Museum ein umfassendes Marketingkonzept, das ein ganzjähriges Unterhaltungsprogramm einschließt. Dazu gehört beispielsweise auch, dass in den Sommermonaten ein Freilichttheaterstück aufgefürt wird.

Die "Bühne" des Theaterstücks "Vollgas" im Freilandmuseum Bad Windsheim

Die “Bühne” des Theaterstücks “Vollgas” im Freilandmuseum Bad Windsheim

Dieses Jahr wird das Stück “Vollgas” gespielt. Das Stück dreht sich nicht nur, um zwei Bankräuber und ihre Geisel, die versuchen dem Stau auf der Autobahn zu entkommen, indem sie über die Dörfer fahren, sondern auch um die vielen anderen Autofahrer, die so dem Urlaubsverkehr entgehen wollen und im Dorf Schaffenrath steckenbleiben, weil dort die einzige Brücke zerstört ist. In der Folge verkeilen sich die 16 Fahrzeuge bis keiner mehr vor oder zurück kann. Die  Haupthandlung bildet die Geschichte der Bankräuber und ihr Versuch zu entkommen, die Geisel Angelika irgendwie unauffällig los zu werden und nicht vom Obergangster Franz Xaver Kiesgruber (der einzige Bayer unter all den Franken!) oder der Polizei geschnappt zu werden. Daneben dürfen aber auch alle anderen im Stau steckenden ihre Geschichte spielen: Ein Ehepaar, das sich über dem neugeborenen Kind fremd geworden ist, ein Schauspieler mit Sinnkrise und sinkendem Stern, eine Psychotherapeutin auf der Suche nach Patienten, drei Teenager auf dem Weg zu einem Rockkonzert, die Pazifistin Hanne, die sich prompt in den Pfarrer des Örtchens verliebt. Sie alle treffen nicht nur auf den Pfarrer, sondern auch die etwas einfältige Bäuerin Andrea Sorg und das Bürgermeisterehepaar.

Autos im "Stau" bilden die Kulisse für "Vollgas"

Autos im “Stau” bilden die Kulisse für “Vollgas”

Die Autos blockieren den Hof der Bäuerin Andrea Sorg

Die Autos blockieren den Hof der Bäuerin Andrea Sorg

Das Stück wirkt ein wenig, wie ein “Roadmovie”, der sich durch die fehlende Bewegung auszeichnet, denn alle stehen im Stau. Leider dürfen sich auch die Figuren während der zweieinhalb Stunden des Stücks nicht so richtig weiterentwickeln, am Ende sind eigentlich alle die Selben und alles bleibt beim alten. Die Entwicklung ist nur eine Scheinbare: Die Ganoven werden nicht geläutert, der Pfarrer bleibt  weiterhin etwas bigott, egal wie sehr die Hippie-Frau versucht, ihn für höhere Ziele zu begeistern. Die einzige Ausnahme ist vieleicht die Bäuerin Andrea Sorg auf deren Hof alle stranden und das Paar Florian und Veronika Gerber, die am Ende zu einer glücklicheren Beziehung zurückgefunden haben.

Die fehlende Figurenentwicklung ist aber vielleicht auch einfach der Tatsache geschuldet, dass die meisten Figuren nie ordentlich eingefürt werden und deshalb bis ans Ende des Stücks  blass bleiben. Bei über 40 Personen ist das nicht wirklich verwunderlich, schade bleibt es dennoch, denn die schauspielerische Leistungen sind eigentlich überzeugend. Durch die fehlende Einführung aber zieht sich gerade die erste Hälfte des Stückes ziemlich. Durch die vielen Figuren wird dem Stück aber etwas anderes möglich: Es werden parallel laufende Nebenhandlungen möglich, bei denen auch die Figuren Handlung weiterspielen, die gerade nicht im Fokus stehen.

Dass diese Idee nicht im Chaos mündet, sondern eine wohlgeordnete Vielfalt und einen ungeheuren Reichtum an Charakteren und Beziehungen bietet, ist das Verdienst der Regisseurin Gerburg Maria Müller […]. (So das Programmheft)

Möglich wird dies aber auch durch den Ort. Gespielt wird unter freiem Himmel, das Publikum sitzt auf Stadionstühlen auf zwei Rängen und blickt auf ein fränkisches Bauernhaus, das in einer Wegkurve liegt und die Kulisse bildet. So kann man mit einem Ohr der Haupthandlung zuhören und sich ansonsten auf die liebevoll inszenierten Details der

Für mehr Abwechslung sorgen verschiedene Liedeinlagen, die bekannte Songs der 80er Jahre zitieren und umdichten. Ein paar der Stücke wurden auf vimeo hochgeladen. An diesen zeigt sich vor allem die vielseitige Begabung einiger Schauspieler, die nicht nur singen, sondern auch die Band unterstützen.  Dabei ist die Band leidetr nur sehr vage in die Handlung des Stücks eingebunden, obwohl manche Schauspieler ständig zwischen Bühne und Band wechseln müssen, was sich negativ auf ihre Präsenz im Stück auswirkt.

Das Stück, das gute Unterhaltung für einen lauen Sommerabend im Freien bietet, ist noch bis 15. August zu sehen.

Ein Tag am Meer

Leider ist der Sommer ja vorbei. Immerhin gibt es grade noch ein paar wunderschöne Herbsttage. Vielleicht die perfekte Gelegenheit mich noch mal an den Sommer zu erinnern und meinen Tag am Meer festzuhalten, bevor ich vergesse, wie es ist, wenn Sommer ist und mich nur noch an grauen, kalten, nassen Göttinger Winter erinnere.

Das gute an einer Bahncard ist ja auch, dass man damit zum bestechlichen Bahnkunden wird. Und wenn die Bahn dann mal wieder Mitfahrgutscheine verschickt, ich sowieso aus meinen vier Wänden raus möchte, das Wetter seit mehreren Wochen tatsächlich SOMMER bietet, dann ist es ein guter Zeitpunkt, mal ans Meer zu fahren. Egal, dass das von Göttingen aus einfach fast vier Stunden dauert. Egal, dass übernachten zu teuer ist. Egal: Sonne, Wind, Sandstrand, Meer, Sommer, Möven, Meer, das ist den Aufwand definitiv wert!

Cuxhaven – Strandblick

Cuxhaven – Strandblick

Wir steigen also gar nicht so früh in den Zug und die ganze Vorfreude mach das auch alles noch erträglicher. Endlich angekommen müssen wir erstmal den Schock überwinden, dass natürlich keine Strandkörbe mehr zu mieten sind. Auch wenn nicht mal die Hälfte benutzt wird. Wir kaufen also Strandmatten und Sonnenschirm und suchen einen unbenutzen Strandkorb, vor dem wir es uns dennoch gemütlich machen.

Cuxhaven – Strand

Cuxhaven – Strand

Cuxhaven – Strandkorb

Cuxhaven – Strandkorb

Mit Melone, Kuchen, Couscous, einem Stapel Bücher sind wir auch perfekt ausgestattet uns für die nächsten Stunden nicht mehr weg zu bewegen. Meer, Sonne, Wind – es kann so einfach sein sich glücklich und entspannt zu fühlen. Und dann ist auch noch das Meer warm genug, dass es wirklich angenehm ist. Dumm nur, dass wir nur zu zweit sind und unsere Sachen nicht unbeaufsichtigt rumliegen lassen wollen. Denn allein macht das Wasser dann doch nicht so viel Spass und es ist doch eigentlich so viel versprechend. Aber egal: Ich war im Meer! Sommersonne und Strand! Dass wir irgendwann auch noch feststellen, dass die Strandkorbmieter ihren Strandkorb nicht abgeschlossen haben, macht den Tag noch perfekter.

Da kann dann am Ende auch das Bahnchaos auf der Heimfahrt nichts mehr dran ändern. Oder die Nebelsuppe, die uns in Göttingen empfängt.

Museumsnacht in Kassel

Eigentlich hätte ich es mir ja wirklich vorher denken können: Bei der Museumsnacht sind plötzlich alle Menschen im Museen. Viel zu viele, viel zu voll. Vermutlich gerade weil sie sonst nie dorthin gehen – aber ich möchte ja nicht böse werden. Ich sollte mir einfach merken, dass es keine gute Idee ist zu langen Nächten etc. zu gehen, wenn man Menschenmassen hasst.

Da ich dann aber schon mal in Kassel war, wollte ich dann doch nicht gleich wieder umdrehen. Und immerhin ist es schon cool nur einmal für den Eintritt in quasi alle Museen der Stadt bezahlen zu müssen. Also waren ich und meine Begleitung erst in der Monster-Ausstellung im Ottoneum, haben dann die letzte Möglichkeit genutzt, die Expedition-Grimm Ausstellung in der Dokumentahalle zu sehen und waren zuletzt noch im Schloss Wilhelmshöhe in der Gemäldegalerie.

Kurz gesagt: Sowohl bei den Monster als auch bei den Grimms war es cool, aber viel zu voll. In der Gemäldegalerie war es etwas weniger cool, dafür aber angenehm ruhig.

Lang gesagt:

Die Monster-Ausstellung beschäftigt sich im Prinzip mit diesem Problem:

xkcd: Settled

Also der Frage, was wirklich hinter Nessie, Big Foot und Co steckt. Dazu wurden jede Menge coole Installationen aufgebaut, die ziemlich imponierend sind. Ein über 10m langes Modell eines Riesenfisches (dessen Namen ich natürlich schon wieder vergessen habe). Ein Modell von Nessie. Mehrere Teile Wald, durch die man gehen kann, um dort seltsame Wesen zu entdecken. Andererseits aber ist diese Ausstellung vielleicht nicht so sehr für Erwachsene gemacht. Denn obwohl mich die liebevollen Details durchaus begeistert haben – und ich bei etwas weniger Betrieb mich vielleicht auch länger mit einzelnen Tafeln und Themen beschäftigt hätte: ich war für meinen Geschmack viel zu schnell durch die Ausstellung und habe auch nicht unbedingt etwas wirklich Neues draus mitgenommen.

Richtig viel zu voll wurde es mir dann aber in der Dokumenta-Halle. Die schon verlängerte Expedition-Grimm-Ausstellung war zum letzen Mal zu sehen. Besonders im ersten Teil der Ausstellung, der mehr auf die Vermittlung von Faktenwissen über das Leben der Grimms ausgerichtet war, kam man kaum an die Vitrinen. Da ich ja dazu neige, Originalquellen gerne so lange anzustarren, bis ich entziffert habe, was da steht (ein Hoch auf den Current-Lesekurs an der Uni), hatte ich nicht halb so viel Spass, wie ich üblicherweise in solchen Ausstellungen habe. Dazu war einfach nicht die Zeit, denn ständig drängte jemand nach, der auch gucken wollte. Da ich den grundlegenden Lebenslauf der Grimms dann doch kenne, war das dann auch weniger spannend, als ich gehofft hatte. Im zweiten Teil wurde es dafür aber dann doch noch ziemlich cool. An vielen verschiedenen spielerischen Inseln konnte man die Märchensammlungen, das Wörterbuch und alle mögliche andere wissenschaftliche Produkte der Grimms erkunden. Großer Spass! Hier verteilten sich dann auch die Besuchermassen deutlich besser über den vielen Platz, den die Dokumentahalle eigentlich bietet und man konnte sich auch mal Zeit lassen auszuprobieren, rumzustehen und rumzulesen.

Dennoch. Nach zwei überfüllten Museen war es ganz wundervoll die Gemäldegalerie zu betreten. Leise und leer. Zumindest im Gegensatz zu den beiden anderen Museen – nicht so sehr im Vergleich zur üblicherweise in Gemäldegalerien anwesenden Besucherzahl. Leider habe ich ja keine Ahnung von Kunst – wie mir Anke Gröners Museumsberichte (zum Beispiel dieser) immer wieder vor Augen führen. Und so gerne ich eigentlich vor Bildern stehe: Seit sie allgemein verständlich erklärt, warum bestimmte Bilder und Skulpturen so besonders sind, fehlt mir ein bisschen der Spass, wenn ich nur so vor Bildern stehe. Ich hätte gerne einen Anke-Gröner-Smart-Guide zum anklicken, durchlesen, reinzoomen für jede Gemäldesammlung und jedes Gemälde in Deutschland, ach was, auf der Welt. Wenn sich dafür jetzt bitte Geldgeber fänden?

Despicable Me 2

Alle reden  von Minions. Und ich dachte, ich wäre mal wieder die letze, die den Hype mitbekommt. Kleine gelbe Zyklopen mit Jeanslatzhosen hatte ich durchaus schon an allen Ecken des Internets gesehen. Aber Bilder googlen sich nun mal so schlecht. Irgendwann hab ich es aber dann doch geschafft mal zu googlen. Ich landete bei youtube:

Und dann war ich auch schon selbst angefixt. Klein, gelb, knuffig. Hervorragend albern. Und viel zu gewaltbereit:

Viel zu schnell hatte ich alle Varianten von Youtube-Clips gesehen. Der Film musste her.
Also schnell Despicable Me angesehen und dann ins Kino für Despicable Me 2. Wir gucken Filme ja lieber in der Original-Fassung, ich weiß also auch gar nicht ob die Synchronisation gut ist oder nicht.

Und obwohl ich in der letzten Zeit wirklich viele sehr lustige Momente hatte: Macht Spass. So viel habe ich in zwei Stunden selten gelacht. Die 3D-Fassung ist zwar eher überflüssig, denn es gibt nur sehr wenige Szenen, in denen die 3D-Effekte wirklich ausgenutzt werden. Der Film nutzt den Raum vor der Leinwand nur selten aus, die meiste Zeit wirkt er eher wie plastisches 2D. Aber die Story ist den Kinobesuch dennoch wert. Egal ob es jetzt in Teil eins darum geht den Mond zu klauen und gleichzeitig mit drei frechen, selbstbewussten Mädchen fertig zu werden, die Super-Bösewicht Gru aus versehen adoptiert hat.

Oder ob er in Teil zwei aus seiner glücklichen Familienwelt mit Margo, Edith und Agnes zurück ins Berufsleben kehren muss. Diesmal um auf der Seite der Guten zu arbeiten und großes Übel zu verhindern. Dass er von den Kindern auch noch auf die Suche nach seiner Traumfrau geschickt wird, die sich in Form der ziemlich coolen Lucy für alle außer Gru ziemlich offensichtlich präsentiert. Leider Minuspunkte für kitschiges Hollywood-Rettungs-Ende.

Ach ja und die Minions? Sind irgendwie selbst dann noch süß und niedlich, wenn sie böse und gefährlich sein sollen.

A Midsummer Night’s Dream

Obwohl A midsummer night’s dream ja wirklich überall zitiert und ständig aufgeführt wird und ich das Stück auch schon mehrmals gesehen habe: Immer vergesse ich die Handlung! Dabei ist sie doch schon so geschickt in sich selbst gespiegelt und wiederholt und kommentiert. Aber vermutlich liegt es genau daran.

Jetzt habe ich A midsummer night’s dream mal wieder gesehen. Auf Englisch, gespielt vom English Drama Workshop der Uni Göttingen. Und vielleicht kann ich mich beim nächsten Mal dann endlich an die Handlung erinnern. Die Inszenierung des Stückes schöpfte aus allen Möglichkeiten des Theaters: Mit der Umsetzung von Orchesterumrahmung, Balletteinlagen und Singstücken war sie definitiv als Gesamtkunstwerk angelegt. Dabei habe ich mich vor der Pause allerdings noch gefragt, ob ich diese Inszenierung denn auch gut finden würde. Denn irgendwie dachte ich, dass mich die Schauspieler nicht so richtig in den Bann gezogen hätten und musste viel zu lange darüber nachdenken, dass sie mit allen möglichen Akzente sprachen aber eher nicht mit uppermiddleclass britischem. Dann allerdings kam die Pause viel früher als ich es erwartet hatte – ein äußerst positives Zeichen, dass ich mich doch nicht gelangweilt hatte. Dann stimmte das Orchester nach der Pause auch noch mal nach (zum Glück! sauberere Streicherstimmen) und auch die schauspielerische Leistung riss mich in der zweiten Hälfte noch etwas mehr mit. Ich konnte mich dann zum Glück doch noch von Shakespeares Stück verzaubern lassen

 

Public Viewing: Siroe

Es ist ein lauer Sommerabend im Mai, die Vögel zwitschern, die Sonne wirft lange Schatten auf die Wiese. Entspannte Menschen warten gespannt auf den Beginn der Opernübertragung. Gläserklingen, Grillgedufte, Stimmengewirr.

Lokhalle mit Konzertbestuhlung

Lokhalle mit Konzertbestuhlung

Public Viewing – Theke

Public Viewing – Theke

Doch nein: falsche Erinnerung. Konzertbestuhlung, Industriehalle. Die Verpflegnung nicht liebevoll gepackte Picknickkörbe, sondern ein Stand mit Nachos, Hot Dogs und Bier. Glasflaschenverbot, als würde sich das gutbürgerliche Göttinger Opernpublikum dieselben auf den Schädeln zertrümmern.

Immerhin: Der Eintritt ist frei, das ist vermutlich auch der Grund, warum es so voll ist. Im Opernhaus, wäre die Sicht nämlich noch auf den billigsten Plätzen besser, von der Akkustik ganz zu schweigen. Und dass die Übertitel zu klein sind, so dass man sie nicht lesen kann – irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt.

Siroe handelt vom Rachefeldzug Emiras (Anna Dennis) gegen den König Cosroe (Lisandro Abadie), der ihre ganze Familie umgebracht hat. In üblicher Opernverwirrung der Handlung verliebt sich Emira, als sie als Mann verkleidet an Cosroes Hof ankommt in dessen Sohn Siroe (Yosemeh Adjei). Dieser wird jedoch auch von der Mätresse seines Vaters Laodice (Aleksandra Zamojska) geliebt. Und von seinem jüngeren Bruder Medarse (Antonio Giovannini) um die Position als Thronfolger beneidet. Daraus ergibt sich: ein Komplott nach dem nächsten. Immerhin mit gutem Ausgang. Denn obwohl Siroe im drittem Akt der Hinrichtung durch seinen Vater nur knapp und nur dank der Fürsprache von dessen Berater Arasse (Ross Ramgobin) entkommt, schafft er es doch seine Geliebte Emira mit seinem Vater zu versöhnen und Medarse zu verzeihen.

Unser Picknick

Unser Picknick

Sicht auf die Leinwand

Sicht auf die Leinwand

Leider hat mich die Inszenierung (die mir nicht mehrfach im NDR erklärt wurde, weil ich das Programm des NDR nun wirklich nicht verfolge) etwas ratlos hinterlassen. Denn so tragisch die Handlung auch sein mag: Sie enthält genug komische Elemente (cross dressing!!), dass es gerechtfertigt wäre, nicht die gesamte Handlung in einer versifften 50er-Jahre-Kulisse zu inszenieren und kein noch so kleines bisschen freundliche Helligkeit auf die Bühne zu lassen. Nun bin ich vielleicht nicht das intendierte Zielpublikum jeglicher Operninszenierung, aber irgendwie… Warum wurde nicht ein echter Bruch zwischen Handlung und Bühnenbild erzeugt, indem das letztere hell und freundlich ist und somit im offensichtlichen Wiederspruch zur ersteren steht? Warum wurden ausgerechnet die 50er Setting für den Konflikt einer Adelsfamilie gewählt, die noch nicht mal besonders patriarchisch ist? In meinem  Kopf waren jedenfalls nach dem Ende des Public Viewings jede Menge solcher warums?

Nichts desto trotz hatte ich einen Abend lang mächtig Spass. Und auch eine Woche später noch Opern-Rezitativ-Fetzen und Händels Melodien als Ohrwurm im Kopf.

Nähkurs

Ein Schnittmuster finden

Ich finde den aktuellen Handarbeits- und diy-Trend ja großartig. Dinge selbst zu machen, ist für mich viel befriedigender als sie einfach nur zu kaufen. Außerdem habe ich unruhige Hände, die eigentlich immer Beschäftigung brauchen, damit ich mich konzentrieren kann. Ob das jetzt sinnloses Gekritzel in Seminaren ist oder ein ein Nadelspiel beim Fernsehen: Sind meine Hände leer werde ich zappelig. Und auch wenn Nähen dann doch noch mal eine andere Liga ist, zumindest ein paar Grundkenntnisse wollte ich haben. Gerade auch, weil ich Selbernähen für eine gute Alternative zum Kauf unter dubiosen Bedingungen hergestellter Kleidung halte. (Wer zum Thema etisch korrektere Kleidung und allgemein verantwortungsbewussterem Leben weiter lesen möchte, sei hier auf Isabel Bogdans Überlegungen verwiesen) Natürlich ist auch hier die Lage nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick scheint, schließlich werden auch Stoffe irgendwo unter Bedingungen hergestellt, die alles andere als optimal sind.

Zuschneiden

Nach lagem hin und her (und jeder Menge selbst erzeugten
Chaos) habe ich es in diesem Semester dann geschafft, mich für einen
Nähkurs anzumelden. Zum Glück beherrsche ich, dank nähfertiger Mutter, einige Grundkenntnisse: einen Schnitt lesen, das Schnittmuster auf den Stoff stecken, zuschneiden – das alles hatte ich immerhin schon in Ansätzen gemacht.

Nähen

Aber nähen? Der letzte Versuch scheiterte an meiner Unfähigkeit mit einer Nähmaschine auch nur eine gerade (oder zumindest auf die richtige Weise gebogene) Naht zu nähen und wurde frustriert abgebrochen. Doch für diesen Versuch hatte ich mir nicht mehr oder weniger egale Dekogegenstände, sondern einen tollen Kleiderschnitt und sehr hübschen Stoff besorgt. Mein Ehrgeiz war also mehrfach angestachelt. Und tatsächlich! Nachdem ich meinen Schnitt aus- und den Stoff zugeschnitten hatte, machte es diesmal richtig Spass mit dem Nähen zu beginnen. Mit etwas Konzentration und großer Bereitschaft jede falsche Naht aufzutrennen, habe ich an zwei Tagen ein halbfertiges Kleid genäht. Das dafür vermutlich zwei Mal;)

Kleid fertigstellen

Jetzt fehlen an meinem Kleid allerdings noch der Reißverschluß und der Saum – und mir die eigene Nähmaschine. Das halbfertige Kleid im Schrank hängennzu haben ist leider etwas demotivierend. Vor allem, weil ich genau weiß, dass je länger das Kleid dort hängt, desto größer die Wahrscheinlichkeit wird, dass ich es nie selbst beenden werde.

Chorwochenende

Ankommen, essen, singen, schlafen.

Aufwachen, essen, singen, essen, ausruhen, essen, singen, essen, singen, schlafen.

Aufwachen, essen, singen, essen, singen, essen, abfahren.

Glücklich sein.