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Wismar

Meine Masterarbeit ist seit zwei Wochen endlich fertig und abgegeben. Die letzten paar Wochen zuvor war ich ja bereits nur noch damit beschäftigt den Text zu korrigieren. Tempus, Kommata, Unverständlichkeiten. Den “fertigen” Text habe ich noch etwa 5 Mal überarbeitet. Aber jetzt ist das Ding gebunden und bei den Prüferinnen.

Gebundene Masterarbeit

In der freien Zeit seitdem habe ich endlich mal wieder ein paar Entspannungs-Sachen gemacht. Zwischendrin hatte ich manchmal das Gefühl, dass ich gar nicht mehr weiß, wie Nichtstun geht. Gerade in der ersten Woche nach der Abgabe hatte ich permanent das Gefühl, dass ich noch irgendwas korrigieren, nachlesen, umstrukturieren und verbessern müsste.

Aber dann habe ich eine liebe Freundin in Lübeck besucht und hatte ein wundervolles Wochenende! Zuerst waren wir in Wismar. Da war gerade Schwedenfest und die Stadt sehr voll. Allerdings waren die Menschen nur direkt am Hafen, wo der Jahrmarkt war, und um den Marktplatz herum, wo die Stände fürs Schwedenfest aufgebaut war. Die übrigen Straßen waren ungewohnt leer, wenn man aus einer belebten Universitätsstadt wie Göttingen kommt. Zunächst haben wir die St. Nikolai-Kirche besichtigt. Die gotischen Backsteinkirchen im Norden bestechen ja alle durch ihre schönen hohen Säulen und das viele Licht, das in den Kirchenraum fällt. Leider sind sie alle nur ziemlich schlecht erhalten und werden teilweise gar nicht mehr als Kirchen genutzt. Die St. Georgenkirche wird beispielsweise nur noch als Mehrzweckgebäude für kulturelle Ereignisse genutzt. Für mich war das ziemlich ungewohnt. Sowohl in Bayern als auch in Göttingen gibt es jede Menge Kirchen, die alle noch zum Gottesdienst genutzt werden.

Der Kirchturm der Marienkirche

Die größte Attraktion Wismars ist wohl die Marienkirche. Diese wurde im 2. Weltkrieg zerbomt. In der DDR wurde das Kirchenschiff nicht wieder aufgebaut, sondern stattdessen ein Exerzierplatz an dieser Stelle errichtet. Der Kirchturm steht allerdings noch und kann heute noch besichtigt werden. Im Eingang und den beiden Seitenschiffen gibt es eine Ausstellung zur Geschichte des Turms und der Bauweise von gotischen Backsteinkirchen. Dabei wird auch mit der Illusion gespielt, dass das Kirchenschiff noch steht, indem an der Wand ein Druck des Kirchenschiffes inklusive Lichteinfall hängt. Mir gefällt sehr, dass diese Illusion auf dem Foto noch überzeugender wirkt als in echt.

Installation Marienkirche

Installation Marienkirche – an der Wand hängt ein Druck mit der “Aussicht ins Kirchenschiff”

Außerdem kann man einen lustigen 3D-Film zum Bau der Kirche ansehen und auf den Kirchturm steigen. Wir hatten wunderbares Wetter und eine tolle Sicht:

Aussicht von der Marienkirche auf den Marktplatz

Aussicht von der Marienkirche aufs Meer und den Rummel

Weil wir genau während des Umzugs zum Schwedenfest auf den Kirchturm gestiegen sind, haben wir außer zwei Stücken sehr leckeren Käsekuchens leider gar nicht so viel vom Fest mitbekommen. – Da ich allerdings Umzüge eh nicht so interessant finde, war das nicht so schlimm. Nur ein paar Leute in schwedischen Trachten konnten wir noch beobachten. Die sind schön farbenfroh und relativ schlicht. Ach ja, und die Drehorgel-Gruppe durften wir etwas hören. Erst beim zweiten Vorbeigehen ist mir übrigens auf, dass die Drehorgeln alle in Göttingen gebaut wurden. (OMG, die gibt es immer noch! Wie cool ist das denn!!)

Am Nachmittag sind wir auf die Insel Poel gefahren, haben uns dort an den Strand gesetzt und die Sonne, das Meer und den Wind genossen. Ein bisschen Stephen Fry lesen und Proviant naschen. Perfekter Nachmittag.

Meerblick auf der Insel Poel

Ich weiß auch nicht warum – schließlich komme ich aus einer Mittelgebirgsgegend ohne nennenswertes Wasser – aber am Strand am Meer sitzen hat einen ungemein beruhigenden und entspannenden Effekt auf mich. Da muss auch gar nichts weiter passieren, ich könnte da stunden- und tagelang einfach nur sitzen, den Wellen zuhören und nichts tun. Zwischendrin würde ich vielleicht mal meine Beine ins Wasser halten oder gar ein paar Züge schwimmen.

Ein Tag am Meer

Leider ist der Sommer ja vorbei. Immerhin gibt es grade noch ein paar wunderschöne Herbsttage. Vielleicht die perfekte Gelegenheit mich noch mal an den Sommer zu erinnern und meinen Tag am Meer festzuhalten, bevor ich vergesse, wie es ist, wenn Sommer ist und mich nur noch an grauen, kalten, nassen Göttinger Winter erinnere.

Das gute an einer Bahncard ist ja auch, dass man damit zum bestechlichen Bahnkunden wird. Und wenn die Bahn dann mal wieder Mitfahrgutscheine verschickt, ich sowieso aus meinen vier Wänden raus möchte, das Wetter seit mehreren Wochen tatsächlich SOMMER bietet, dann ist es ein guter Zeitpunkt, mal ans Meer zu fahren. Egal, dass das von Göttingen aus einfach fast vier Stunden dauert. Egal, dass übernachten zu teuer ist. Egal: Sonne, Wind, Sandstrand, Meer, Sommer, Möven, Meer, das ist den Aufwand definitiv wert!

Cuxhaven – Strandblick

Cuxhaven – Strandblick

Wir steigen also gar nicht so früh in den Zug und die ganze Vorfreude mach das auch alles noch erträglicher. Endlich angekommen müssen wir erstmal den Schock überwinden, dass natürlich keine Strandkörbe mehr zu mieten sind. Auch wenn nicht mal die Hälfte benutzt wird. Wir kaufen also Strandmatten und Sonnenschirm und suchen einen unbenutzen Strandkorb, vor dem wir es uns dennoch gemütlich machen.

Cuxhaven – Strand

Cuxhaven – Strand

Cuxhaven – Strandkorb

Cuxhaven – Strandkorb

Mit Melone, Kuchen, Couscous, einem Stapel Bücher sind wir auch perfekt ausgestattet uns für die nächsten Stunden nicht mehr weg zu bewegen. Meer, Sonne, Wind – es kann so einfach sein sich glücklich und entspannt zu fühlen. Und dann ist auch noch das Meer warm genug, dass es wirklich angenehm ist. Dumm nur, dass wir nur zu zweit sind und unsere Sachen nicht unbeaufsichtigt rumliegen lassen wollen. Denn allein macht das Wasser dann doch nicht so viel Spass und es ist doch eigentlich so viel versprechend. Aber egal: Ich war im Meer! Sommersonne und Strand! Dass wir irgendwann auch noch feststellen, dass die Strandkorbmieter ihren Strandkorb nicht abgeschlossen haben, macht den Tag noch perfekter.

Da kann dann am Ende auch das Bahnchaos auf der Heimfahrt nichts mehr dran ändern. Oder die Nebelsuppe, die uns in Göttingen empfängt.