Category Archives: Unterhaltung

Voxenstopp

Mein langes Pfingstwochenende durfte ich nicht nur mit lauter netten neuen Menschen verbringen, sondern auch mit jeder Menge Musik. Der Höhepunkt war die mir bisher unbekannte Acapella-Gruppe voxenstopp. Fünf Jungs aus München haben sich zusammen getan und singen nur von einer Ukulele begleitet Songs, die Spass machen!

Auf youtube gibt es leider nur eine recht begrenzte Auswahl der Lieder von voxenstopp. Menschen aus Süddeutschland können jedoch Konzerte besuchen, die Termine stehen auf der Homepage. Außerdem gibt es einen Shop, in dem man das Debütalbum kaufen kann.

Roche und Böhmermann

Im ZDF gab es in den letzten acht Wochen ein neues Talkshowformat. Seit dem 04.03.2012 lief sonntags um 22h auf zdf.kultur die Talkshow Roche und Böhmermann. Das Format wird im Retrostudio mit 60er Jahre Charme inszeniert. Es gibt nicht nur einen Ansager, der die Sendung an- und abmoderiert, sondern hier darf auch noch geraucht und Whiskey getrunken werden. Bei manchen Gästen stößt dieses Konzept auf Ablehnung: Farin Urlaub von den Ärzten sagt allein deshalb die Teilnahme an der Talkshow kurzfristig ab.

Die technischen Möglichkeiten zur Spielerei werden gut ausgenutzt: Es gibt einen roten Knopf, durch den die Gäste ihre Beiträge selbst zensieren können. In der Sendung auch mal zurückgespult, um bei einem anderen Punkt neu anzufangen. Die Idee der Sendung “wir lassen die Gäste miteinander reden” geht leider nur bedingt auf: zu häufig unterbricht Jan Böhmermann alle anderen am Tisch. Dabei sind die besten Sendungen bisher tatsächlich die gewesen, in denen die Gäste viel mit einander gesprochen haben und die Moderatoren wenig nachfragen und reden mussten. Auch die bunte Mischung der Gäste von öko-soziale Aktivisten über politisch Engagierte zu  Stars und Sternchen aus Fernsehen, Musik und Medien macht einen besonderen Reiz der Sendung aus. Im Idealfall, kam jeder zu Wort, konnte sich und seine Welt darstellen und es entwickelte sich ein Gespräch am Tisch, an dem alle beteiligt waren.

Die Folgen der Sendung können  in der ZDF-Mediathek angesehen werden. Die vorerst letzte Sendung ist ein “best off” der bisher gelaufenen Folgen, in dem Roche und Böhmermann noch einmal über ihr Konzept reflektieren.

Den Fernseherfolg der Sendung kann man auf  Quotencheck nachlesen.

Ab 2. September wird die Sendung auf dem gleichen Sendeplatz fortgesetzt.

The House of Eliott

Auf der Suche nach einer neuen britischen Serie, die ich mal eben so zwischen durch ansehen kann, stolperte ich neulich auf youtube über The House of Eliott.

http://www.youtube.com/watch?v=n3jbRwCj9fo

Die frisch verwaisten – und plötzlich mittellosen – Schwestern Evangeline (genannt Eve; Louise Lombard) und und Beatrice (Bea; Stella Gonet) müssen sich auf die Suche nach Arbeit machen. Für zwei junge, unausgebildete Frauen zu Beginn der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts keine einfache Sache. Nach einigem Hin und Her besinnen sie sich jedoch auf ihre Fähigkeiten: schon immer haben sie ihre Kleidung selbst entworfen und genäht. Warum also nicht eine Schneiderei aufmachen? So beginnt der Aufstieg zur Haute Couture, der jedoch von unentwegten Problemen begleitet ist: Ein Cousin, der missgünstig ist und den Schwestern weder Selbstständigkeit noch Erfolg gönnt. Die Gesellschaft, die nicht mit jungen erfolgreichen Frauen umgehen kann. Ein Bankier, der das Vermögen der Schwestern in den Sand setzt. Doch immerhin gibt es eine Reihe von guten Freunden, die unbedingte Unterstützung geben und grenzenloses Vertrauen in die Fähigkeiten von Eve und Bea haben: Der Fotograph und Regisseur Jack Maddox (Aden Gillett) und die Freundin und Angestellte Tilly (Cathy Murphy) sind dabei nur die längsten Begleiter.

Die Serie ist bewusst auf Cliffhanger geschnitten: manche Folgen brechen mitten in Szenen ab, so dass man unbedingt sofort weiterschauen muss. In der dritten Staffel wurden mir die Schnitte zwischen Szenen zu schnell. Manche Szenenwechsel dauern nur wenige Minuten, so dass ständig zwischen einzelnen Szenen gesprungen wird. Eine Technik die weder zur dargestellten Zeit, noch zur eher langsamen Entwicklung der Story passt.

Den Bechdel Test besteht diese Serie auf jeden Fall: Die Besetzung der Hauptrollen hat ein  Frauen–Männer–Verhältnis von 2:1. Eve und Bea unterhalten und streiten und diskutieren ständig miteinander über die Fortschritte und nötigen Veränderungen für ihr Geschäft. Auch mit den Angestellten, Kunden und  Freunden sprechen sie über Mode und Arbeit.

Museum: Austellungseröffnung Kuh-Milch-Geschichten

Letzen Sonntag hatten wir große Ausstellungseröffnung.  In Zusammenarbeit mit dem Museumsdorf Hösseringen haben wir Studierende (Kulturanthropologie; Uni Göttingen) eine Ausstellung zum Thema Milch erarbeitet.

Projektgruppe der Ausstellung Kuh-Milch-Geschichten aus der Lüneburger Heide

Milch als nicht lange haltbares Lebensmittel ist nun auf den ersten Blick vielleicht nicht das am nächsten liegende Thema für eine Ausstellung. Durch Interviews und Gespräche mit Milchbauern und Molkereiarbeitern,Teilnehmende Beobachtung und der historischen Beschäftigung mit dem Thema Milch, sind wir dem Thema aber letztendlich doch nahegekommen.

In verschiedenen “Inseln” und dem Begleitband zur Ausstellung können nun unsere Ergebnisse angesehen werden. Für die Ausstellung haben wir uns alle Mühe gegeben mutimedial zu sein. Es gibt nicht nur sehr viele Ausstellungsobjekte, sondern auch Hörstationen, mit Ausschnitten aus Interviews, die wir geführt haben und Videoinstallationen.

Betritt man die Ausstellungshalle steht man zunächst vor einem großen Milchtetrapak, in dem neben der Erklärung, warum wir uns überhaupt mit Milch beschäftigt haben, auch ein wunderbarer Milchhimmel zu finden ist.

Milchhimmel

Die leere Milchflasche

Die leere Milchflasche - Symbol für die Nichtausstellbarkeit von Milch

Anschließend geht es um das Tier “Kuh” und die Berufe Landwirt und Melker, bevor die Entwicklungen in der Milchproduktion und Milchverarbeitung gezeigt werden. Eine Insel beschäftigt sich mit der Kontrolle der Milch.

Milchlabor

Durch aufwändige chemische Analysen wird deren Qualität sichergestellt und die Milch so zu einem der am stärksten kontrollierten Lebensmittel. Eine wichtige Rolle spielt dabei die “Milch der Wahrheit”. Diese ist ein chemisch hergestelltes Vergleichsprodukt, an dem alle echte Milch gemessen wird.

Milch der Wahrheit

Außerdem beschäftigt sich die Ausstellung mit der Milchwirtschaft im Nationalsozialismus: Milchgesetzte und Butterreinheitsgebote spielen in dieser Station eine wichtige Rolle. Ebenso spielt der Wandel im Transport der Milch eine Rolle. Es wird die Entwicklung von der Milchauslieferung per Rad und Hundekarre bis zur Langstreckenlieferung von Milch heute gezeigt.

Fahrradkurier für Milch

Milchtransport mit Hundekarre

Zuletzt werden in der Ausstellung einige kritische Positionen zur Milch angerissen: Sowohl die immer weiter verbreitete Laktoseintoleranz als auch der freiwillige Verzicht auf Milch spielen hier eine Rolle. Für die Darstellung von Veganismus durften wir verschiedene Blogartikel verwenden, die in einer Medienstation gezeigt werden.

vegane Blogs

Mein herzlicher Dank für die Erlaubnis der Verwendung geht noch mal an unsere zitierten Blogeinträge:

Den krönenden Abschluss der Ausstellung bildet ein Milchladen, der dem Museum nach der Auflösung als kompletter Bestand überlassen wurde.

Milchladen

 

Die Ausstellung läuft noch bis Oktober 2013.

  • Öffnungszeiten des Museums:

15. März bis 31. Oktober
Dienstag bis Sonntag von 10.30 – 17.30 Uhr
montags an Feiertagen von 10.30 – 17.30 Uhr

  • Eintrittspreise:
Erwachsene 4,50 Euro
in Gruppen ab 10 Personen 4,00 Euro
Gruppenführung 30,00 Euro je Stunde + Eintritt
Familienkarte (2 Erwachsene mit Kindern bis 16 Jahre)  9,00 Euro
Familien-Jahreskarte (2 Erwachsene mit Kinder bis 16 Jahre) 25,00 Euro
Kinder (6-16 Jahre) 1,00 Euro
Betreute Schulklassen (pro Person und Stunde) 2,00 Euro

Ziemlich beste Freunde

Nach langer Zeit war ich mal wieder im Kino – und während ich die meiste Zeit des Jahres beim Blick ins Kinoprogramm denke “Ja nett, aber dafür 5 bis 10 € ausgeben?” habe ich momentan bei einer Reihe von Filmen das Gefühl: “Cool, muss ich sehen!”

Und nach den begeisterten Berichten im Bekanntenkreis habe ich es nun in “Ziemlich beste Freunde” geschafft.

Das wunderbare am Film ist, dass der locker Umgang Driss’ mit dem vom Hals abwärts querschnittsgelähmten Philippe auch die Zuschauer immer wieder vergessen lässt, dass dieser behindert ist. Obwohl er nichts selbständig unternehmen kann, ist er eben doch ein Mensch mit Gefühlen, Bedürfnissen und Gedanken. Und folglich ist es am Besten, wenn man ihn respektvoll und vor allem normal behandelt. Dass Philippe, der unglaublich viel Geld hat, allerdings in einer sehr privilegierten Lage ist, die all das viel einfacher macht thematisiert der Film nicht. Allerdings hat eine behinderte Person, die sich vom Gärtner bis zur persönlichen Assistentin jeden Bediensteten leisten kann, auch keine Probleme, wenn es um die medizinische Versorgung geht. Ärztin, Bewegungstherapeutin und persönlicher Pfleger erleichtern das Leben ungemein.

Und so tragen eben nicht nur Driss’ Umgang mit Philippe und die schlagfertigen Dialoge sondern auch die gesamte Ausstattung des Filmes dazu bei, dass man sehr gerne vergessen möchte, dass Philippe behindert ist.

Den Bechdeltest besteht der Film nicht. Ganz im Gegenteil. Die toughe, selbstbewusste und gut aussehende persönliche Assistentin Magalie, muss sobald sie in Driss’ Blickfeld gerät, dessen anzügliche Blicke und Bemerkungen über sich ergehen lassen.

Rezensiert: Der seltsame Fall des Benjamin Button

Die Erzählung Der seltsame Fall des Benjamin Button handelt von der Geschichte des Benjamin Button, der sein Leben rückwärts leben muss: Geboren als alter Greis stirbt er als Säugling. Auf 66 Seiten wird sehr kurz und knapp ohne große Ausgestaltung die Geschichte erzählt. Der Klappentext des Buches verrät beinahe die gesamte Handlung und weckt Erwartungen, die nicht eingehalten werden. So wird zwar eine große Liebesgeschichte versprochen: “Als Benjamin schließlich im Alter von fünfzig Jahren die zwanzig Jahre jüngere Hildegarde kennenlernt, steht für ihn, der sein Leben lang nie geliebt wurde, alles auf dem Spiel.” Tatsächlich wirkt auch die Begegnung mit Hildegarde nur episodenhaft und unwichtig. Benjamin lernt sie kennen, findet sie hübsch, und heiratet sie. Dazwischen gibt es keine Komplikationen – nur der Altersunterschied wird kurz als etwaiger Nachteil bei einer Heirat erwähnt.

Insgesamt liest sich die gesamte Erzählung mehr wie das Exposé zu einem ausführlicheren Roman oder zum Film als eine vollständige Geschichte. Ich hatte beim Lesen jedenfalls die ganze Zeit das Gefühl, dass eine weitere Ausgestaltung der Figuren, die stärkere Ausarbeitung von Szenen und mehr Details zur Geschichte mir ein viel größeres Lesevergnügen beschert hätten. So dachte ich die ganze Zeit: Wo bleibt die Spannung, wann passiert endlich etwas?

Insgesamt dürfte die Erzählung einer der Fälle der Literatur sein, in der der Film tatsächlich Erwartungen erfüllt, die das Buch selbst nicht halten kann. Ich würde (ohne mehr als den Trailer gesehen zu haben) also eher empfehlen mal wieder ins Kino zu gehen, als das Buch selbst zu kaufen.

 

Der seltsame Fall des Benjamin Button von F. Scott Fritzgerald ist 2008 in fünfter Auflage bei Diogenes erschienen und kostet in der Taschenbuchausgabe 6,90€. Übersetzt wurde die Erzählung von Christa Schuenke.

CD und Filmtipp: “Tanzt, tanzt sonst sind wir verloren”

Ein Film über eine außergewöhnliche Tänzerin und ihre Companie hätte es werden sollen. Wim Wenders trug die Idee zum Film schon lange in sich, setzte sie aber nicht um mangels geeignetem Medium, da ein normaler Film viele Dimensionen des Tanzens gar nicht zeigen kann. Nachdem er 2007 den 3D-Film von U2 über ihre Tour sah, war er begeistert und wollte den Film mit Pina Bausch in 3D umsetzen.

Nachdem 2008 gemeinsam die Vorarbeiten mit Pina begonnen hatten, d.h. die Stücke ausgewählt wurden und Anfang 2009 das Filmprojekt sich zu konkretisieren begann, starb Pina Bausch unerwartet am 30. Juni 2009. Trotz des großen Verlusts begann Wim Wenders die geplanten Stücke zu filmen und ergänzte die durchchoreographierten Stücke wie “Le Sacre du Printemps” oder “Cafe Müller” um persönliche Stücke von Pinas Ensemble: tänzerische Antworten auf die Frage “Was hat Pina für dich bedeutet? Was hat sie dir mitgegeben?”. Dadurch entsteht ein persönlicher Blick auf Pina Bausch, der jedoch viel intensiver ausfällt, weil im Tanz, Pinas Element, viel mehr gesagt werden kann, als nur mit Worten.

Wunderbar sind auch die Musikstücke, zu denen sich die Tänze abspielen, z.T. extra für den Film komponiert, drücken sie fast immer eines aus: Sehnsucht. Und diese Sehnsucht nach Pinas Person spürt man nicht nur in der Musik sondern auch in der ihr gewidmeten Tänzen. Sei es das Paar, das scheinbar schwerelos auf Treppen spazierengeht, wobei die Frau alle paar Schritte radikal senkrecht nach vorne fällt – und ihr Partner sie 3 Zentimeter vor dem Boden auffängt. Oder sei es eine Tänzerin, die jauchzend über Stühle geht und im Umfallen der Stühle einen Moment der Schwerelosigkeit darstellt. Es gibt auch einen Soundtrack mit den herrlichen Stücken.

Neben den berührenden, aber auch teils unverständlichen Tänzen, ist auch die Wahl der Orte ungewöhnlich: Man meint Tanz müsse immer auf einer Bühne stattfinden, dabei bietet eine Stadt viel interessantere und abwechslungsreichere Orte, wie eine Straßenbahn, eine Straßenkreuzung, ein Glashaus im Park oder eine Kohleabbaugebiet. Es ist gerade auch die Kulisse Wuppertals, die den Tanz eine zusätzliche Dimension verleiht.

Nicht zuletzt prägen die Personen selbst ihre Tänze: Wer nur das Schema drahtiger junger Männer und junger Frauen im Kopf hat, wird “enttäuscht”: Pina Bauschs Ensemble bietet alle Alterstufen auf und durch die Filmtechnik des 3D kommt man den Menschen unglaublich nahe und sieht die Zeit in ihrer Haut, aber auch die Erfahrung in ihren Bewegungen.

Mittlerweile ist der Film auf DVD erschienen und durch die Zweidimensionalität geht viel von der Unmittelbarkeit des Films verloren, ist aber dennoch sehenswert.

Mehr Informationen unter: www.pina-film.de

 

An American in Paris

Gerade haben eine Freundin und ich An American in Paris angesehen. Nach etwa 10 Minuten waren wir sehr, sehr froh nicht in den 50er Jahren, sondern nach 68er Revolution und Frauenbewegung der 70er zu leben. Das einzig Erträgliche am Film ist der Gershwin-Soundtrack. Ansonsten ist der Film voller Frauen, die schrecklichen Klischees entsprechen und Männern, die nicht mir ihrem Gehirn denken. Dass der Film nur ein Produkt seiner Zeit ist, macht das Ganze dabei nur unwesentlich besser. Schließlich gibt es auch andere Filme aus den 50ern, die zumindest ansatzweise emanzipierte Frauen zeigen.

Bachdeltest?! Haha.
Dafür ein großes Dankeschön an alle Feministinnen, die uns ermöglicht haben in einer Welt zu leben, in der wir selbstständig denken, handeln können und ein Sprachrecht haben.

Rezensiert: Die Frau im grünen Kleid

Eine Woche Ferien in der Heimatstadt bringt den wunderbaren Vorteil mit sich, dass man sich endlich wieder einmal guten Gewissens der Belletristik zuwenden kann. Die gut sortierte Gemeindebücherei unterstützt dabei den Leserausch. Mein erster Griff war Die Frau im grünen Kleid, ein Roman, den. Ich bereits bei meine letzen Besuch begonnen, aber leider nicht zu Ende gelesen hatte.

Die Frau im grünen Kleid von Stephanie Cowell erschien in der deutschen Übersetzung 2010 bei Droemer. Das Buch kostet in der gebundenen Ausgabe 18 €. Übersetzt wurde die Geschichte mit dem Originaltitel Claude & Camille. A Novel of Monet von Susanne Aeckerle.

Stephanie Cowell erzählt in ihrem Buch nicht nur die Geschichte der Beziehung von Camille und Claude Monet, sondern auch die des Aufstiegs des jungen Malers, bevor dieser mit seinen Seerosenbildern berühmt wurde. Nach eigenen Angaben der Autorin, basiert der Roman weitestgehend auf Fakten. Ob das den Tatsachen entspricht, kann ich leider mangels Vorwissens über Monet nicht beurteilen.

Der Roman beginnt (und endet) jedoch mit einer zweiten Ebene, mit der die Haupthandlung immer wieder durchwoben ist: in diesem Handlungsstrang versucht Claude Monet von Camilles Schwester zu erfahren, welche Bedeutung alte Briefe Camilles haben. Diese Handlung unterbricht in “Zwischenspielen” immer wieder die Haupthandlung. Mit dieser ist sie insofern verbunden, als hier die Vorurteile der Familie Camilles gegenüber Monet deutlich werden. Die Familie wirft ihm vor Camille, die aus einem begüterten Elternhaus kommt, ins Elend gebracht zu haben und für ihren frühenn Tod verantwortlich zu sein. Während die Nebenhandlung sehr eng an die Sicht Monets geknüpft ist, wird die Haupthandlung von einem neutralen Erzähler geschildert. Der Schwerpunkt dieser Geschichte liegt vor allem auf den finanziellen Nöten des jungen Monet und erzählt nicht nur eine von Nähe und Trennung, Liebe und Distanz geprägte Beziehungsgeschichte, sondern vor allem die Geschichte des Aufstiegs des Impressionismus. Der Kampf um das tägliche Überleben der noch unbekannten Künstler wird dabei ebenso geschildert, wie die immmer wieder schwierige Auseinandersetzung mit der Kunst selbst. Dabei ist die Naivität und Kompromisslosigkeit, mit der die jungen Männer ihr Leben angehen, immer wieder erstaunlich.

Das Besondere des Romans sind jedoch vor allem die Schilderungen von Bildern Monets und der anderen Impressionisten. Neben faszinierenden Geschichten zur Entstehung, machen besonders die Bildbeschreibungen Lust darauf so bald wie möglich eine Ausstellung zum Impressionismus zu besuchen. Der Roman ist leider nicht mit einem Bildteil versehen, dafür gibt es jedoch einen Index der beschriebenen Bilder, so dass die Lektüre immer wieder von Recherchen am Computer unterbrochen wird, um die beschriebenen Bilder auch betrachten zu können.

Sommerträume oder 20. Ein Bild, das du gerne in deiner Wohnung hättest

Francesco Guardi: Die Rialtobrücke mit Weinufer (via zeno.org)

Francesco Guardi: Die Rialtobrücke mit Weinufer (via zeno.org)

Blaue Himmelweite, die nur wenig durch die venezianische Rialtobrücke abgegrenzt wird vom kaum dunkelblauen Kanalwassers. Es dominieren helle Farbtöne, die einen die Wärme fühlbar machen. Im Vordergrund die Gondolieri, die aber trotz ihrer Vielzahl keine große Unruhe in das Bild bringen.

Francesco Guardi, selbst in Venedig geboren, malte eigentlich vorwiegend historische und religiöse Motive. 1760 entstand der Bildtitel “Der Canal Grande bei San Geremia”, bei dem er sich noch sehr an seinem Vorbild und Lehrer Giovanni Antonio Canaletto orientierte, später aber seine eigene Formensprache in der Vedutenmalerei fand. Sein Hauptmotiv war Venedig.

Eigentlich könnte man meinen, dass die Vedutenmalerei sprich die Stadtlandschaftsmalerei schon so inflationnär oft dargestellt worden ist, dass man sie als Bildbetrachter nur mehr streifend sieht, aber nicht mehr im eigentlichen Sinne wahrnimmt. Das schöne an solch ruhigen Bildern aber ist, dass sie in Räumen aufgehängt, auch als Ruhepunkt fungieren können. Das Auge kann sich auf den blauen Achsen von Himmel und Kanal ausruhen, wobei man zugleich in Urlaubserinnerungen in Italien abtaucht… und so fünf Minuten gedanklichen Kurzurlaub macht.

In echt im Musée des Augustins in Toulouse zu sehen.