Category Archives: Frauen

Schreiben, um zu leben

Kinder, Küche, Kirche – dieser Slogan beschreibt, welche Rolle Frauen in der zeitgenössischen Vorstellung um 1800 zugewiesen wird. Doch einige Frauen lassen sich davon nicht beeindrucken! In der Reihe »Faszinosum Autorinnen um 1800« wird der Blick auf Frauenfiguren gelenkt, die versuchen aus den vorgeschriebenen Rollen auszubrechen. Heute: Johanna Schopenhauer, die Gesellige.

Johanna Schopenhauer mit ihrer Tochter Adele

Nach dem Tod ihres Mannes 1805 blieb Johanna Schopenhauer als wohlhabende Frau zurück. Der Hamburger Kaufmann Heinrich Floris Schopenhauer hatte ihr und den beiden Kindern Arthur und Adele jeweils ein Drittel seines Vermögens vermacht. Nun unabhängig suchte Johanna Schopenhauer einen neuen Wirkungsort. Nach einigen Überlegungen fiel ihre Wahl auf Weimar. Die »Musenstadt« war durch die zahlreichen intellektuellen Größen, die dort lebten, attraktiv, obwohl die Stadt nur sehr klein war.

Für ihre Ankunft in Weimar hätte Johanna Schopenhauer eigentlich keinen ungünstigeren Zeitpunkt wählen können: Nur wenige Wochen nach ihrer Ankunft wurde Weimar von französischen Soldaten besetzt und vom Krieg überzogen. Doch Johanna Schopenhauer machte das Beste aus der Situation. Als Ortsfremde unter dem Schutz der französischen Besatzer setze sie ihr Vermögen ein, um der Weimarer Bevölkerung durch Nahrungsmittel und Verbandszeug zu helfen. So erhielt sie schnell Zugang zum intellektuellen Bürgertum der Stadt.

Der »Theetisch«

Diese Aufnahme in die Weimarer Gesellschaft nutzte sie geschickt, um den Plan umzusetzen, mit dem sie nach Weimar gekommen war: Bereits im Herbst 1806, nur wenige Wochen nach ihrer Ankunft gründete sie ihren Salon. Ihr »Theetisch« wurde schnell zu dem geselligen Zirkel in Weimar. Dabei half besonders, dass sie sich durch die offene und vorurteilsfreie Aufnahme der frisch mit Goethe verheirateten Christiane Vulpius Goethes Dankbarkeit gesichert hatte. Dieser bildete den Mittelpunkt und Anziehungspunkt ihres Salons. Denn während Johanna Schopenhauer zwar die Räume und Möglichkeiten zum Gespräch zur Verfügung stellte, kamen die Besucher doch vor allem, weil sich hier die Gelegenheit bot, Goethe im ungezwungenen Rahmen kennenzulernen.

Reiseberichte

Der gesellige Rahmen in Johanna Schopenhauers Salon diente jedoch nicht nur dem Gespräch, sondern auch dem künstlerischen Leben. Es wurde musiziert, gezeichnet, aber vor allem über Literatur gesprochen. Der Salon bildete die erste Bühne für literarische Versuche. Auch Johanna Schopenhauer wurde in ihrem eigenen Salon zum Schreiben ermutigt. Zur Unterhaltung ihrer Gäste erzählte sie von ihren Reisen mit ihrem verstorbenen Mann. Mit ihm hatte sie Belgien, Italien, England und Schottland bereist. Nun wurde sie von ihren Gästen aufgefordert diese Erlebnisse auch aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Dass sich diese Berichte auch noch erfolgreich verkauften, war ein Glücksfall für Johanna Schopenhauer. Denn 1819 ging das Bankhaus, bei dem sie ihr ganzes Vermögen angelegt hatte Bankrott. Sie verlor einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens und war plötzlich auf andere Einkünfte angewiesen. Sie begann erfolgreich Erzählungen und Romane zu veröffentlichen, um Geld hinzu zu verdienen. Dennoch hatte sie nun erhebliche finanzielle Schwierigkeiten, musste ihren Salon auflösen und mehrfach in billigere Städte umziehen.

 

Dieser Artikel erschien zuerst auf: litlog.

Zur Reihe gehört auch: Federkiel statt Kochlöffel

Gelesen und für gut befunden: 11.09.2012

Im falschen Leben (Berliner Zeitung)

Holger Schmale konstruiert aus dem Medienrummel und schlechter Verlagskommunikation ein “politisch brisantes Buch”. Macht dann aber eine ganz nette Inhaltsangabe.

Gut platziert (süddeutsche.de)

Noch eine inhaltliche Zusammenfassung zu Bettina Wulffs Buch.

Bettina Wulff schmeckt lecker nach Hähnchen

Warum also nicht eine künstliche Nachfrage nach einem Suchbegriff erzeugen und künstliche Inhalte generieren, die etwas behaupten, was purer Nonsens ist? Und zwar mit so viel Lärm und Lust am Spiel, dass es die Suchmaschine verwirrt.

Kärnten: 16.000 Menschen fordern Neuwahl

Kärnten ist, soweit ich das verstanden habe, ein großer politische Sumpf und langsam reicht es auch der Bevölkerung.

Qualifikation: kinderlos, wünschenswert: totale Verfügbarkeit

Eine Mutter auf Arbeitssuche.

Neue Studie untersucht Wählerverhalten

 

Außerdem habe ich mich durch die letzen 10 Artikel in Antje Schrupps Blog gelesen, da frisch abboniert:

Kein Bock mehr

“Ist Diskriminierung wirklich so schlimm oder warum versteht Ihr keine Witze”

Kybernetischer Kommunismus oder: Die unerledigten Visionen der Shulamith Firestone

Darin vertritt sie die These, dass weibliche Freiheit erst möglich sei, wenn weiblicher Körper und Reproduktion, also Schwangerschaft und Kinderkriegen, voneinander getrennt werden: „Der Kern der Unterdrückung der Frau ist ihre Rolle als Gebärerin.“ […] Ich bin nicht der Ansicht, dass Menschen, die schwanger werden (können), anderen gegenüber notwendigerweise im Nachteil sein müssen. Sie sind es nur unter patriarchal infizierten Bedingungen.

Morgens vorm Spiegel

Ein weitere Meinung zu #609060. Einer sehr tollen Aktion im Internet, wie ich finde. Eine Linksammlung dazu findet sich bei Journelle: Ein Mem ist ein Mem ist ein Mem . Sie hat die Aktion mit einem Artikel auch angestoßen.

Das ganze ist übrigens ein sehr gutes Beispiel für gute, kontroverse aber nicht destruktive Auseinandersetzungen im Internet.

Von der hohen Kunst, “Kackscheiße” zu sagen oder auch nicht

Gelesen und für gut befunden: 10.09.2012

Heute mit sehr großer Linkausbeute. Denn noch befinden sich sehr viele noch nicht ordentlich gelesene, nicht gelöschte Artikel in meinem ReadItLater-Account.

A call to Arms for Decent Men

Guys, we have a problem. We are letting waytoo many boys get into adulthood without actually becoming men. We’re seeing more and more adult males around who are not men. They’re as old as men, but they have the mentality of nine-year-old boys. They’re causing a lot of trouble, both in general and for the game industry specifically. We need to deal with this.

Warum Männer für den Feminismus wichtig sind. Oder anders: sich für eine Welt mit echter Gleichbehandlung aller Menschen einsetzen sollten. Sehr erhellend.

Gleichstellung auf dem Rechtsweg

Es gibt in Deutschland keine “Homoehe”. Dennoch benutzen die Medien dauernd den Neologismus “Homoehe” synonym zur eingetragenen Lebenspartnerschaft. Ehe ist in Deutschland heterosexuellen Paaren vorbehalten. Es wäre deutlich näher an der Realität, die Ehe als Hetero-Ehe zu kennzeichnen, anstatt der eingetragenen Partnerschaft als nicht gleichberechtigtem Ersatz für diejenigen, denen die Ehe eben nicht offen steht, das Etikett “Ehe” anzuheften. Der Bestandteil “Ehe” ist irreführend. Aber das ist natürlich in vielen Fällen so gewollt.

Viele Gründe warum es absolut absurd ist, nicht alle Menschen gleich zu behandeln. Und alle meint hier: wirklich alle.

Manchmal macht Internet einfach Hals

Weitere gute Gründe Bettina Wulff zu verteidigen.

Vorbild Island (taz)

Islands unkonventioneller Weg aus der Finanzkrise. Nachmachen ist leider schwierig, denn können wir wirklich alle anderen Länder auf ihren Schulden bei unseren Banken sitzen lassen?

$RandomFeminismusbegriff? Nein Danke!

Antworten auf eine Reihe von Vorwürfen an den Feminismus.

Eure Internetsucht ist unser Leben (spon)

Kennt ihr alle: Lobo über die Vorwürfe von “Internetsucht” und deren Absurdität.

Stress macht Männer sozialer (unicross.uni-freiburg)

Zwischenbilanz zu Spitzers “Digitale Demenz”

Martin Lindner hat Spitzers “Digitale Demenz” für uns gelesen und auseinandergenommen.

 

Federkiel statt Kochlöffel

Geschichte? – Langweilig! Biographien? – Langweilig! Historische Frauenbiographien? – Doppelt langweilig? Denn welche Faszination sollte das Leben gerade von Frauen im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert schon haben? Die Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern scheint immerhin klar zu sein: Während jene sich um Beruf, Politik und Philosophie kümmern und Weltgeschichte schreiben, sind diese für Kinder, Haushalt und Familie zuständig und tauchen in der Weltgeschichte kaum einmal am Rande auf.

Therese Huber am Schreibtisch

Die These der »getrennten Spähren« scheint sich noch zu bestätigen, wenn man einen Blick in die meisten theoretischen Schriften der Zeit wirft. Angefangen bei Rousseau wird den Frauen das Private und Natürliche, den Männern dagegen das Öffentliche und Kultivierte zugeschrieben.

Emanzipation um 1800

Diese Zuschreibungen sind sicherlich vor allem auf das entstehende Bürgertum beschränkt. Denn für Adel und Unterschichten galten schon immer andere Regeln als für das Bürgertum. Doch gibt es die »getrennten Sphären« auch im Bürgertum wirklich uneingeschränkt? Der genaue Blick auf einzelne Frauen führt zum Schluss, dass um 1800 die ersten emanzipierten Frauen leben. Sie bilden keine Frauenbewegung, aber jede für sich erkämpfen sie sich Freiräume und Rechte, die später auch von der Frauenbewegung für alle Frauen gefordert werden. Sie haben kein gemeinsames Programm, aber doch das gleiche Ziel: All diese Frauen sind inspiriert von Aufklärung und Französischer Revolution. Sie wollen die Forderungen nach Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit auch für sich selbst, als Frauen, stellen dürfen.

Frauenbildung

Von Lateinschule und Universität ausgeschlossen ist es für die Frauen der Zeit schwer, Bildung zu erlangen. Allein durch Lesen eignen sich die Frauen des gebildeten Bürgertums jedoch ungeheueres Wissen an. Sie sind eloquent, kultiviert und an Gesellschaft und Politik interessiert. In Salons und durch europaweite Korrespondenzen verschaffen sie sich Freiräume, in denen sie zu Wort kommen können und ihre Position vertreten. Auch von den Eltern bestimmte Konvenienzehen stellen für diese Frauen keine Option mehr dar: Die Scheidungsrate unter ihnen ist enorm hoch.

Zwang zum Schreiben?

Mit dieser selbst gewählten Freiheit entsteht für eine Reihe der Frauen jedoch auch die Not, dass sie – zumindest teilweise – zu ihrem eigenen Lebensunterhalt beitragen müssen. Für bürgerliche Frauen der Zeit ist dies eigentlich unmöglich, gibt es doch keinen einzigen Beruf der ihnen offen steht. Der einzige schickliche Ausweg ist da häufig die Schriftstellerei. Diese findet hinter verschlossenen Türen statt und Bücher können zudem unter schützendem Pseudonym – häufig einem Männernamen – veröffentlicht werden. Zur Schriftstellerin taugen die meisten dieser Frauen auch tatsächlich.

Zwar haben sie anders als die gebildeten Männer ihrer Zeit keine systematische Ausbildung erhalten, aber dennoch brillieren sie im neuen literarischen Genre, dem Roman. Die von ihnen verfassten Romane werden zum Teil so populär, dass eine Reihe der Frauen von den eigenen Einkünften leben kann. Dieser Erfolg bleibt sogar den meisten Männern der Zeit versperrt, gibt es doch noch keine Verträge, die das Einkommen von Schriftstellern regeln. Gleichzeitig ist das Schreiben für diese Frauen jedoch nicht nur äußerer Zwang. Für viele der Schriftstellerinnen ist es ein inneres Bedürfnis zu schreiben und stellt oft die einzige Möglichkeit dar, eigene Gedanken zum Ausdruck zu bringen.

Und das Faszinierende?

Durch geschicktes Ausnutzen der Freiräume, die ihnen zur Verfügung stehen und das gezielte Übertreten von Grenzen, die ihnen zu eng gesetzt sind, schaffen es bildungsbürgerliche Frauen um 1800 völlig neue Wege zu gehen. Sie lassen sich scheiden, ergreifen einen Beruf und verdienen damit Geld, das sie von Männern unabhängig werden lässt. In einer Zeit, in der das genaue Gegenteil zu vermuten wäre, gibt es eine große Zahl unkonventioneller, frei denkender Frauen, die ihr Leben nicht von anderen einschränken lassen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf: litlog

Gelesen und für gut befunden: 09.09.2012

Ich liebe ja die mehr oder weniger kommentierten Linksammlungen anderer Blogs, denn sie liefern immer ganz wunderbares Lesefutter. Informationen zu Tagespolitik, Internet und Gesellschaft beziehe ich am liebsten durch diese Filterbubble.

Besonders gerne mag ich dabei: wirres.net, jawl.net, ankegroener. Danke, dass ihr mich an Euren Links teilhaben lasst!

Seit ich letze Woche mit ifttt die Möglichkeit entdeckt habe, Links automatisiert zu speichern, habe ich damit herumgespielt. Bald gibt es also nicht nur hier täglich gesicherte – und auch zu meiner eigenen Gedächtnisstütze kommentierte – Links, sondern auch besternte und gesammelte Tweets. Freut Euch.

Heutige Artikelausbeute:

Die Chefin bleibt eine Randerscheinung (diestandard.at)

Der Frauen-Anteil in den Führungsetagen erhöhte sich zwischen 2001 und 2010 von 22 auf 30 Prozent. Allerdings haben in den großen Unternehmen fast ausschließlich Männer das Sagen. “In den Vorständen der 200 größten Unternehmen waren Frauen Ende 2011 mit einem Anteil von drei Prozent nur eine Randerscheinung”, schrieb das DIW.

– die Übliche Chose zu Frauen in Führungspositionen

Hier läuft was falsch! (Für einen neuen Ansatz in der Politik)

Auf unsere Politikfelder übertragen heißt das: holen wir die Leute ins Netz, aber hören wir auf, ihnen “unsere” Probleme aufzudrängen, sondern helfen wir ihnen, ihre eigenen zu lösen.

Enno Parks über drei Jahre alter Artikel darüber, wie er sich eine neue Politik vorstellt. Sehr lesenswert.

Endlich reden wir mal über Sex: Fickt Euch!

Leben wir wirklich immer noch in Zeiten, in denen wir Hexenjagden veranstalten auf Frauen, weil sie (in diesem Fall: angeblich) einmal Prostituierte waren? Verstehe ich das richtig, dass ein deutscher Ministerpräsident sich nicht in eine/n Prostituierte/n verlieben und sie/ihn heiraten darf?

michael spreng möchte google für etwas bestraft sehen, dass er selbst mitverursacht

Felix Schwenzel über die Suchanfragen-Ergänzung von Google. Und wie das jetzt mit den Suchergebnissen zu Bettina Wulff ist.

Ein Artikel, der die eigenen Vorstellungen in der Causa Bettina Wulff zurecht rückt, denn: Google zeigt nur an, was irgendwer ohne irgendwelchen Zusammenhang gesagt hat! Schlagwörter bei denen vielleicht auch einfach nur das “nicht” fehlt!

FLAUSCHCON – Piraten suchen ihr Politikverständnis im Bällchenbad (zeitonline)

Wenn wir die Politik menschlicher machen wollen, müssen wir die Politiker unter uns auch menschlicher behandeln”, sagt Weisband. Und Ponader: “Macht uns nicht zu dem Unerreichbaren, was ihr in uns hineinprojiziert. Wir sind schließlich angetreten, damit auch sensible Menschen ohne dickes Fell in die Parlamente kommen.”

Piratenpartei – Der Flausch lässt Federn (FAZ-Community)

Jeder einzelne Satz lesenswert. So viele kluge Gedanken, dass keine Zitatzusammenfassung passend wäre: Teresa Bückner denkt darüber nach, warum die Piraten in den Wahlumfragen so abgestürzt sind und was sie besser machen können.

Mein Tablet macht mich richtig high. (SpOn)

Wenn alte Leute die Möglichkeit bekommen, das mit dem Internet zu verstehen. Gebt Euren Eltern und Großeltern die Chance ins Internet zu kommen. (Und ja, auch wenn das manchmal richtig anstrengend ist!)

Staat solle bei BesserverdienerInnen sparen

Als gerecht empfunden würden zudem Leistungen, die die Teilhabe- und Chancengleichheit für Kinder stärkten. “Einsparpotentiale werden am ehesten im Bereich der Steuervergünstigungen und bei Beziehern höherer Einkommen gesehen, dies sehen selbst die Betroffenen so”

 

Lying to be perfect

Beim stöbern in youtube – das kommt in meinem fernsehfreien Haushalt häufiger mal vor, wenn mir langweilig ist – stieß ich durch Zufall auf Lying to be perfect. Und was soll ich sagen:
Ein Film mit dicken! Frauen! Gutaussehenden dicken Frauen.

Nola und ihre beiden Freundinnen sind toughe dicke Frauen, die leider, leider ihr Dicksein als etwas empfinden, hinter dem ihr wahres Selbst nicht zum Vorschein kommen kann. Also beschließen sie abzunehmen. Das ist etwas schade, schließlich sind sie eigentlich sehr erfolgreich und es wäre irgendwie schöner, würden sie ihr Selbstbewusstsein auf andere Art und Weise steigern. Aber Film und Fernsehen sind nunmal leider nicht für Bodyacceptance bekannt.

Immerhin wird das Abnehmen auch durch eine innere Entwicklung begleitet, in der die drei Frauen andere Probleme aufarbeiten, die selbstbewusstes Auftreten verhindern. Denn – und für den Zuschauer wird das recht schnell klar, für Nola leider erst ganz am Ende des Films – egal wie sie aussieht: Nola ist intelligent und kann das, was sie tut richtig gut, ganz egal, wie ihr Körper aussieht.

http://www.youtube.com/watch?v=-Cw-K3fsr-E&feature=youtube_gdata_player

Bachdel-Test: Auf jeden Fall bestanden.

Ich schäme mich für meine Uni!

Über diesen Artikel im Blog der Mädchenmannschaft bin ich auf diesen Spiegelartikel aufmerksam geworden. Und ich muss sagen: Oh mein Gott! Wie schäme ich mich an der Uni Göttingen zu studieren!
Bisher dachte ich doch, die linke Unistadt wäre einigermaßen aufgeklärt und sensibilisiert, was Genderthemen anginge. Aber ein derart unsensibles, dummdreistes Verhalten schockiert mich zu tiefst. Ganz offensichtlich müssen die hiesigen Genderstudies und andere Geisteswissenschaften, in denen das Thema ständig präsent ist, richtig viel Aufklärungsarbeit leisten und dabei richtig laut werden. Die in den Fächern diskutierten Themen gehen offensichtlich völlig an der Realität der Universität vorbei, weil sie von viel zu viel Vorwissen ausgehen.
Ich schließe mich dem Artikel der Mädchenmannschaft voll an! Die Facebookseite der Mannschaft möchte ich bewusst nicht verlinken! Zeigt die dort stattfindende Diskussion doch nur, wie – ich nenne es euphemistisch mal unwissend – die Diskutierenden sind, wenn es um das Thema Gleichberechtigung geht.

Rezensiert: Über die Moden

Eine der frühesten Auseinandersetzungen mit der Frage, was eigentlich Mode ist, wurde von Christian Garve 1792 verfasst. In seiner Analsye geht es dabei jedoch nicht um Kostümgeschichte: Er zeichnet keinen Verlauf unterschiedlicher Mode- und Kleidungsstile nach. Viel mehr beschäftigt Garve die Frage nach der sozialen Bedeutung von Mode. Er zeigt den Zusammenhang von Kleidung und sozialen Hierarchien auf und wie durch Mode der soziale Status einer Person widergespiegelt wird. Außerdem analysiert er Mode eben nicht nur in Bezug auf Kleidung und andere Gegenstände sondern auch in Bezug auf Verhaltensweisen. Dabei macht er deutlich, dass Kleidung besonders schnell über verschiedene Schichten hinweg verbreitet wird, während die Schichten sich durch Verhaltensweisen deutlich von einander abgrenzen können.

Dazu analysiert er besonders die Mode seiner Zeit und beschreibt deswegen, wie Mode in Monarchien funktioniert. Denn, so Garve, es braucht ein gesellschaftliches Zentrum (wie zum Beispiel einen Königshof), von dem aus Mode sich verbreiten kann. Dennoch enthält sein Essay einige Beobachtungen, die auch in der modernen Soziologie noch relevant sind. So beschreibt er – ohne natürlich die modernen wissenschaftlichen Begriffe zu verwenden – verschiedene Mechanismen im sozialen und kulturellen System.
Sein Aufsatz beginnt so zum Beispiel mit der Feststellung, dass Menschen, die engen sozialen Umgang miteinander pflegen, sich einander ganz unwillkürlich in Aussehen und Verhalten anpassen. Diese Beobachtung findet sich ganz ähnlich im Habituskonzept von Bourdieu wieder.

Darüber hinaus findet sich bei ihm auch die Idee des Gesunkenen Kulturgutes, wie sie von Naumann formuliert wird: Garve beschreibt sehr ausführlich, wie sich eine Mode in Kleidung oder Verhalten von einer Schicht auf die nächste überträgt. Moden entstehen ihm zufolge dort, wo Geld, Zeit und modisches Wissen vorhanden sind: also besonders im Adel. Sie werden dann zunächst vom reichen, dann vom weniger reichen Bürgertum kopiert, bis sie schließlich auch in den unteren Schichten ankommen. Währenddessen haben sich im Adel natürlich längst neue Moden herausgebildet.

Wie modern Garves Analyse ist, zeigt sich jedoch nicht nur, wenn er die Verbreitungsmechanismen von Mode beschreibt. Beim Lesen des Essays ist mir schnell aufgefallen, dass Garve in seiner Analyse nicht in Geschlechterstereotype verfällt. Bis auf die letzten zwanzig Seiten spielt Geschlecht im Essay überhaupt keine Rolle. Beim Lesen wusste ich zunächst gar nicht, ob ich darüber erfreut, erstaunt oder verwirrt sein sollte. Diese Ausgeglichenheit in der Analyse liegt meiner Meinung genau daran, dass Garve Mode nicht ausschließlich als Kleidermode begreift. Indem er auch die veränderlichen Verhaltensweisen von Menschen darunter fasst, wird Mode zum definitiv allgemein menschlichen Phänomen. Erst ganz zum Schluss geht er dann dann doch noch auf die Zusammenhänge von Mode und Geschlecht ein. Er bezieht sich dabei jedoch auf Männer und Frauen. Es geht ihm aber auch dann nicht darum bestimmte stereotype Geschlechterrollen zu reproduzieren – ein für seine Zeit erstaunliches Vorgehen. Stattdessen geht es ihm um die Beschreibung, wie Männer und Frauen mit Mode umgehen und welchen Beschränkungen sie dabei unterliegen.

Christian Garve: Über die Moden. Insel 1972. Leider vergriffen, aber als PDF verfügbar.

The House of Eliott

Auf der Suche nach einer neuen britischen Serie, die ich mal eben so zwischen durch ansehen kann, stolperte ich neulich auf youtube über The House of Eliott.

http://www.youtube.com/watch?v=n3jbRwCj9fo

Die frisch verwaisten – und plötzlich mittellosen – Schwestern Evangeline (genannt Eve; Louise Lombard) und und Beatrice (Bea; Stella Gonet) müssen sich auf die Suche nach Arbeit machen. Für zwei junge, unausgebildete Frauen zu Beginn der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts keine einfache Sache. Nach einigem Hin und Her besinnen sie sich jedoch auf ihre Fähigkeiten: schon immer haben sie ihre Kleidung selbst entworfen und genäht. Warum also nicht eine Schneiderei aufmachen? So beginnt der Aufstieg zur Haute Couture, der jedoch von unentwegten Problemen begleitet ist: Ein Cousin, der missgünstig ist und den Schwestern weder Selbstständigkeit noch Erfolg gönnt. Die Gesellschaft, die nicht mit jungen erfolgreichen Frauen umgehen kann. Ein Bankier, der das Vermögen der Schwestern in den Sand setzt. Doch immerhin gibt es eine Reihe von guten Freunden, die unbedingte Unterstützung geben und grenzenloses Vertrauen in die Fähigkeiten von Eve und Bea haben: Der Fotograph und Regisseur Jack Maddox (Aden Gillett) und die Freundin und Angestellte Tilly (Cathy Murphy) sind dabei nur die längsten Begleiter.

Die Serie ist bewusst auf Cliffhanger geschnitten: manche Folgen brechen mitten in Szenen ab, so dass man unbedingt sofort weiterschauen muss. In der dritten Staffel wurden mir die Schnitte zwischen Szenen zu schnell. Manche Szenenwechsel dauern nur wenige Minuten, so dass ständig zwischen einzelnen Szenen gesprungen wird. Eine Technik die weder zur dargestellten Zeit, noch zur eher langsamen Entwicklung der Story passt.

Den Bechdel Test besteht diese Serie auf jeden Fall: Die Besetzung der Hauptrollen hat ein  Frauen–Männer–Verhältnis von 2:1. Eve und Bea unterhalten und streiten und diskutieren ständig miteinander über die Fortschritte und nötigen Veränderungen für ihr Geschäft. Auch mit den Angestellten, Kunden und  Freunden sprechen sie über Mode und Arbeit.

Rezensiert: Mrs Fry’s Diary

Mrs Fry’s Diary ist das Tagebuch, der lange verschwiegenen Frau von Stephen Fry, sagt zumindest diese selbst. Die Autorin klärt ihre Publikum darüber auf, dass Mr. Fry eigentlich gar nicht der coole, intelligente, engagierte Medienmensch ist, als der er sich selbst im Internet darstellt. Stattdessen verbringe er seine Zeit damit, in Karaokebars zu viel Bier zu trinken und sich dann peinlich zu benehmen. Einen guten Eindruck über den Inhalt ihres Buches vermittelt auch Mrs. Frys Twitterstream:

Aber Mrs. Fry enthüllt nicht nur Stephens schlechtes Benehmen: Auch die “five, six or possibly seven children” werden thematisiert. Dabei ist natürlich nur wichtig, wie gut sie selbst in deren Erziehung ist:

 

Bereits die digitale Leseprobe brachte mich so zum Kichern, dass das halbe Zugabteil mitleiden musste. Die Anschaffung des Buches stand für mich also außer Zweifel! Auch das Buch habe ich dann, vor mich hin kichernd, in einem Zug durchgelesen und war leider viel zu schnell damit fertig.

Auf Englisch erschienen bei Hodder kostet das Buch 8,80€.

Demnächst erscheint übrigens auch, das lang herbeigesehnte Standardwerk für Bräute von Mrs. Fry: How to have an almost perfect Marriage.