Wenn ich als Touristin unterwegs bin, besuche ich in Städten üblicherweise vor allem Sehenswürdigkeiten und Museen. Wie gut, dass ich diesmal vor allem zum Arbeiten in Wien war! Denn nach fünf Stunden Lesen in der Bibliothek hatte ich keine Lust mehr auf Museum und durch die Stadt laufen. Schon gar nicht allein und ohne Unterhaltung.
Das mag jetzt viel schlimmer klingen als es eigentlich war. Denn statt meines üblichen Tourismusprogramms habe ich etwas ganz anderes Wunderbares gemacht, das so wohl nur in Wien möglich ist: Ich saß stundenlang bei einer Kleinigkeit zu essen und einer (!) Tasse Kaffe im Kaffeehaus. Ich befand mich in der Öffentlichkeit, wurde dort in Ruhe gelassen und konnte tun und lassen, was ich wollte. Statt der ausgelegten internationalen Presse habe ich lieber das freie W-Lan genutzt und mein Internet gelesen. Oder einfach nur aus dem Fenster geguckt und von und zur U-Bahn eilende Menschen beobachtet. Oder meinen Blick durchs Kaffeehaus schweifen lassen und gezählt wie viele Menschen schon länger dasaßen als ich – und wie viele diese tolle Gelegenheit Wiener Flair zu erleben nicht nutzten, sondern gleich nachdem sie ihre Bestellung konsumiert hatten wieder auf die kalte Straße zurück gingen.
Für einen Wienbesuch empfiehlt es sich also ganz eindeutig ein dickes Buch (oder ein Smart-Gerät) einzustecken, sich den halben Tag frei zu nehmen und einfach nur dazusitzen.