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Der nackte Wahnsinn

Man muss wohl sagen, dass Der nackte Wahnsinn von Michael Frayn ein ausgesprochen schlechtes Stück ist. Akt zwei und drei sind eigentlich nur die Wiederholung des ersten Akts – in völliger Übersteigerung des Chaos. Als Stück im Stück konzipiert, handelt Der nachte Wahnsinn davon, wie eine Theatergruppe im Laufe ihrer Tournee ihr Stück nicht nur nicht besser beherrscht, sondern zunehmend schlechter wird. Denn die Konflikte der Schauspieler untereinander werden immer schlimmer und bleiben nicht in den Kulissen, sondern werden auch auf der Bühne ausgetragen.

Dieses Stück nun, findet sich im aktuellen Repertoire des Deutschen Theaters in Göttingen. Und ohne den Anspruch auf intellektuelle Unterhaltung, bietet es durchaus Gelegenheit für einen Abend Amüsement: Besonders im zweiten Akt, der “hinter der Bühne” spielt, und in dem die Streitereien der Schauspieler an der ständigen Grenze zur Gewalt verlaufen. Dies ist auch der Akt, an dem die Schauspieler des deutschen Theaters offensichtlich das meiste Vergnügen haben. Dem Theateralltag nicht mehr so schrecklich nahe, wie es im ersten Akt der Fall ist, aber auch noch nicht so völlig grotesk, wie der dritte Akt, in dem alles endgültig zerfällt. Und doch: Allein der verhaltene Applaus des Publikums zeigt, dass das Vergnügen am Stück nicht daher kommt, dass es so gut ist, sondern daher, dass es so schrecklich ist, dass man es nur noch durchs darüber lachen ertragen kann.

Es ist wie mit schlechten Filmen. Wenn ein gewisser Grad von Niveaulosigkeit überschritten ist, kann man doch wieder daran Spass haben.