Wochenrückblick KW 3

Das Thema Bewerbungen wird immer drängender. Mittwoch hatte ich einen Termin beim Arbeitsamt. Der war zum Glück deutlich weniger schlimm, als erwartet. Wir haben vereinbart, dass ich mich halt erst mal auf Stellen bewerbe, Fahrtkosten auch gleich deutschlandweit gezahlt bekomme ohne, dass ich dafür extra Anträge stellen müsste. Da ich ja durchaus gerne arbeiten gehe und dabei Spaß habe, waren wir uns bei der Notwendigkeit Bewerbungen zu schreiben ohnehin einig. Schicke Bewerbungsunterlagen habe ich jetzt auch. Wie schön es doch ist, wenn man Medientechniker im Familienkreis hat. Jetzt müsste ich nur mehr Anschreiben schreiben. Am Besten kreativ, innovativ, motiviert und kreativ;)

Zu Weihnachten habe ich von der in Paris lebenden Freundin eine Flasche Rotwein bekommen. Und welch wunderbares Geschmackserlebnis: Ich habe meinen ersten Wein probiert, bei dessen erster Nase und erstem Schluck ich an feuchte Erde dachte. Bisher schmeckte ich ja immer nur die unterschiedlichsten Früchte. Vielleicht muss ich wieder mehr Wein trinken und anfangen gezielt Geld dafür auszugeben.

Ein bisschen beim “Utopie Landwirtschaft”-Projekt voran gekommen. Wie immer erweist es sich als hilfreich, ein ANDERES dringendes Thema zu haben. Das Stichwort ist Prokrastination. Wenn es gut läuft, dann fange ich bei zwei Projekten nicht an die Wohnung zu putzen sondern lieber das eine oder das andere zu machen – schön abwechselnd. Jedenfalls habe ich ein sehr interessantes Gespräch mit dem Kollegen geführt, der Nebenerwerbslandwirt ist. Ich liebe es ja sehr, Neues zu lernen. Und zum Thema Landwirtschaft ist das sehr einfach, weil ich dazu keine Ahnung habe. Von meinem fundierten Halbwissen mal abgesehen. Jedenfalls weiß ich jetzt wie Maschinenringe funktionieren (gut, und WAS man da alles für Vergünstigungen kriegt… Falls man mal bei einem Auto sparen will, sollte man Bekannte im Maschinenring haben.). Ich habe gelernt, warum die Raiffeisengenossenschaften nicht mehr ausreichen, um genug Vergünstigungen für Saatgut und Dünger zu bekommen. Stattdessen bilden die Bauern andere Einkaufsgemeinschaften, um so Großmengen abnehmen zu können und entsprechend günstigere Preise zu bekommen. Ich hab natürlich trotz allen Verständnisses “Papa ante Portas” im Ohr: “Bei zehn Gläsern sparen Sie 60 Pfennig.” – “Das klingt schon besser! Und bei Fünfzig?” Es ist ja ohnehin immer wieder spannend sich mit Landwirten zu unterhalten: Die haben eine völlig andere Sicht auf die Welt, als normale Menschen. Ich glaube, wenn man eigentlich Nahrungmittel produzieren möchte, dann ist man irgendwie bodenständiger und realitätsnäher. In Berlin ist ja gerade “Grüne Woche” – und die Reaktion von Bauern darauf ist nur wenig begeistert. Die meisten würden gerne – vielleicht sogar ohne Subventionen?!? – nicht draufzahlen wenn sie ihre Felder bewirtschaften. Die Sätze “wir sind nur bessere Landschaftspfleger” und “die Subventionen gibt es nur, damit wir nicht aufhören, Landwirtschaft zu betreiben und im Krisenfall die Versorgung gewährleisten können” hängen mir auf jeden Fall nach.

Am Wochenende konnte ich schon wieder nach Hause fahren. Dort nur gemeinsam eingeschlafen und aufgewacht. Im Second Handladen der Wahl gewesen, weil ich gucken wollte, ob sie ein Oberteil da haben, das Bewerbungstauglich ist. Hatten sie. Und außerdem gleich noch passende Stiefel, ein Top, ein Dirndl, das definitiv in die Kategorie #noktoberfest fällt, aber eigentlich ohne Schürze zum Glück einfach nur ein schickes Jeanskleid ist. Das Beste daran, arbeiten zu gehen, ist eindeutig, dass ich mein ganz und gar eigenes Geld ohne schlechtes Gewissen für genau das ausgeben kann, worauf ich Lust habe.

Hinterher mit der geschätzten Studienfreundin einem britischen Nachmittag gefröhnt. Wir haben endlich die letzte Staffel Doctor Who zu Ende geguckt – und beten jetzt, dass das Christmas Special und die nächste Staffel besser werden. Denken Sie sich hier einige Ausfälligkeiten gegenüber Steven Moffat. Ansonsten gab es köstlichen Tee, wir fabrizierten die bewährten Gurkensandwiches, buken die wundervollsten Scones und hatten sogar Clotted Cream dazu. Dafür dass der Creamtee als leichte Zwischenmahlzeit gedacht ist, ist mir hinterher meistens verdächtig übel.

Abends wurde ich dann noch mit der zartesten Tajine bekocht, die möglich ist. Verwöhnwochenende de luxe.

Wochenrückblick KW 2

Der Urlaub ist zu Ende. Eigentlich wollte ich gerne Überstunden abbauen, aber natürlich habe ich es wieder nur zwei Tage lang geschafft, eher nach Hause zu gehen. An allen Ecken gibt es zu viel zu tun. Die neue Sonderausstellung für 2018 muss erarbeitet werden – verdreht wie bei uns manches ist, bedeutet das, dass ich dem wissenschaftlichen Mitarbeiter helfe, seine Arbeit zu strukturieren, in Häppchen aufzuteilen und ihm sage, wann er was erledigen soll. Es zieht sich alles, wie immer. Das Utopien-Projekt kommt auch nicht so recht vorwärts. Ich würde gerne mehr dafür lesen, aber es bleibt so wenig Zeit für Konzentration. Außerdem sind in der Sammlung ein paar Dinge liegen geblieben. Als “ja ich nähe dir die Inventarnummern ein und versuche zu sagen, was für Stoff das ist und wie das verarbeitet ist”-Nicht-Textil-Expertin helfe ich dem Museologen ja besonders gerne beim inventarisieren von Kleidung, Tischdecken und Co. (Gibt es eigentlich ein gutes Buch zum inventarisieren von Textilien? Wie erkenne ich das Material von Stoffen?!?) Funfact: Seit ich vor etwa einem Jahr neues Webband für die einzunähenden Inventarnummern gekauft habe, haben wir so viele Textilien inventarisiert, dass nur noch ein Drittel davon da ist. Und das obwohl wir zumindest inoffiziell einen Sammlungsstopp für Textilien haben, weil das Depot aus allen Nähten platzt-. Pun intended.

Endlich mal wieder nach Hause nach Göttingen gefahren. Im Zug gearbeitet – endlich mal Ruhe, um an einem Ausstellungskonzept zu schreiben.

Die Wochenendbeziehung wird immer dann besonders unerfreulich, wenn einer von uns im Urlaub ist: Das führt dann leider gleich immer zu wochenlangem Nicht-Sehen. Die Wiedersehensfreude ist dafür dann umso größer. Am Besten wie immer: Gemeinsam eingeschlafen, gemeinsam aufgewacht. Ich schlafe ja signifikant besser, wenn ich nicht allein bin. Insgesamt war das Wochenende – wie immer – viel zu kurz.

Im Zug zurück Bewerbungen geschrieben und das neue Bewerbungsfoto bearbeitet. Wie immer fasziniert davon, wie lang man an einem Bild herum optimieren kann.

Wie jedes Wochenende, wenn ich erst mal 30 Minuten mit dem Auto zum und vom nächsten “Fern”verkehrsbahnhof fahre, an dem exakt 2 ICs am Tag halten und der den Namen kaum verdient hat, ärgere ich mich, dass es niemand in diesem Land für notwendig hält, Bahnstrecken auszubauen. Klar, jedes Jahr versiegeln wir quadratkilometerweise Oberfläche mit neuen Autobahnen, Bundes- und Landstraßen. Aber ich komme von der nächst größeren Stadt nicht in nennenswerter Zeit zu einem Fernverkehrsbahnhof. Bedenkend, dass hier mal jeder zweite Ort einen Bahnhof hatte und es gute Bahnstrecken in alle vier Himmelsrichtungen gab, möchte ich regelmäßig zu Weinen beginnen. Das würde auch mal Arbeitsplätze schaffen: Zugpersonal, Bahnhofspersonal, Service für Bäcker, Kioske… Aber Deutschland subventioniert ja lieber VW und Co.

Wochenrückblick KW 1

Silvester ist ja nicht so mein Feiertag. Während Weihnachten mit der Familie für mich auch ohne den Mann an meiner Seite funktioniert, fehlt er an Silvester dann immer sehr. Es ist ein bisschen komisch, weil ich keine Silvestertradition habe und den Jahreswechsel als bedeutungsschwere Tage auch eher albern finde. Da könnte man doch annehmen, dass es beim Familienfest mehr auffallen würde, wenn ein wichtiger Teil meiner Familie fehlt. Aber an den Weihnachtstagen ist es eben auch laut und turbulent und es gibt leckeres Essen und tolle Geschenke. Silvester ist für mich dagegen meistens eher ruhig und beschaulich, am liebsten würde ich das komplett ignorieren – da bleibt dann eben auch mehr Zeit zum Nachdenken, in der auffällt, wer gerade ziemlich fehlt.

Aber eigentlich wollte ich mich ja eher darauf konzentrieren, was gut war!

Eine dritte Urlaubswoche am Stück. Eigentlich hatte ich kurz vor, doch was zu arbeiten. Aber das letzte Jahr war so voll Arbeit, dass ich mich dann doch lieber dazu entschieden habe nichts zu tun. Also habe ich mehr oder weniger nur ferngesehen. Nebenher habe ich zwei Paar Socken und eine halbe Mütze gestrickt, das neue Stickzeug ausprobiert und ansonsten einfach nur rumgehangen. Ein großes Manko der eReader meiner Eltern: zuhause liegen keine Bücherstapel mehr rum, die man durchstöbern kann und die für Entdeckungen zum Schmökern über die Feiertage gut sind. Außerdem hat leider auch noch die wirklich gut sortierte Bücherei der Kirchengemeinde zugemacht, was auch zum Wegfall an Lesestoff führt. Also nichts gelesen, aber dafür alle Romcoms auf Netflix geguckt, die ich noch nicht kannte.

Nur langsam habe ich Lust bekommen mich mit den anstehenden Bewerbungen, wissenschaftlichen Themen im Allgemeinen und den aktuellen Themen auf der Arbeit auseinander zu setzen. Einerseits ist das gar nicht so gut, weil ich so vieles in der letzten Woche erledigen wollte. Aber dazu hätte ich es wohl halten müssen, wie fliggerit auf Twitter schrieb:

Andererseits hat das Nichtarbeiten dazu geführt, dass ich etwas Distanz zu meinem aktuellen Job gefunden habe, der bis Ende Januar befristet ist. Lange konnte ich mir zwischen allen Ausstellungsprojekten und laufenden Arbeiten so gar nicht vorstellen, dass ich irgendwo anders arbeiten soll, das geht jetzt endlich einigermaßen.

Selbstversuch 2018

Meinen letzten Blogeintrag habe ich im Mai 2016 geschrieben. Das musste ich gerade nachsehen. Und dass ich in den letzten zwei Jahren tatsächlich mal gebloggt habe, hat mich selbst überrascht. Ich träume zwar davon, tolle und lesenswerte Texte zu produzieren. Aber zu schreiben ist für mich nicht so ein Bedürfnis, wie es das für viele zu sein scheint, die es schaffen, regelmäßig zu bloggen. Denn nie scheine ich Zeit zu finden, mich hinzusetzen und zu schreiben. Und natürlich bin ich mit meinen eigenen Texten immer unzufrieden.

Vermutlich liegt es auch daran, dass das Konzept dieses Blogs nicht so gut funktioniert. Ich wollte kein Tagebuch, aber doch so eine Art Kulturtagebuch führen. Persönlich sein, ohne aber selbst allzu sehr im Fokus zu stehen. Vermutlich auch: mich möglichst unangreifbar machen, denn ist es gar nicht so ungefährlich im Internet sichtbar zu sein und Angriffsfläche zu bieten. Andererseits mach Schreiben ohne Publikum aber auch keinen Spaß – es ist also schwierig.

Aber: ich irgendwie vermisse ich das Bloggen dann scheinbar doch. Und in den drei Wochen Urlaub, die ich gerade hatte, habe ich immerhin schon mal geschafft, ein neues (langweiliges) Theme zu installieren. Jetzt ist wenigstens die Optik nicht mehr so verstaubt. Und ein oder zwei Themen, über die ich gerne schreiben würde, gibt es auch.

Schweizer Entdeckungen IV – der Symbolist Ferdinand Hodler

Wenn ich von Ferdinand Hodler bestimmt auch vor meiner Reise in die Schweiz schon vereinzelt Bilder gesehen habe, so hat mir doch die breitere Sammlung des Kunsthaus Zürich einen umfassenderen Blick auf sein Werk ermöglicht.

Ferdinand Hodler (1853-1918) ist ein Schweizer Künstler, dessen Stil vor allem dem Symbolismus bzw. dem Jugendstil zugeordnet wird. Von früher Kindheit an ist die Malerei für Hodler bereits ein Brotberuf, wobei er sich zunächst vor allem an den Alten Meistern orientiert. Erst ab den 1880ern löst er sich von seinen Vorbildern und beginnt mehr in seinem eigenen Stil zu malen.

Er malt unter anderem Ansichten der Bergmassive vom Genfer See aus oder stark symbolisch konstruierte Bilder, wie zum Beispiel „Der Tag“, bei dem fünf nackte Frauen vom Aufwachen bis zum Schlafen gehen die unterschiedlichen Tageszeiten symbolisieren. Ein weiteres Beispiel hierfür ist das Gemälde „Die Wahrheit“, in dessen Mitte sich eine nackte, blasse, magere Frau mit erhobenen Händen und stechendem Blick befindet. Zur Rechten und Linken wenden sich mehrere Figuren ab von ihr, mit schwarzer fetzenartiger Kleidung bedeckt. Als Betrachter wird man vor allem von dem stechenden Blick der Frauenfigur in der Mitte gebannt.

Was mich persönlich an seinen Werken fasziniert, ist der Einsatz von Farbe in seinen Landschaften und die Motivwahl. Denn seine lichten Farben, die er bei seinen Landschaften nutzt, vermitteln eine Art beruhigenden Seelenlandschaftseindruck, wenngleich sie auch reale Orte darstellen. Er arbeitet häufig mit gelb-blau-lila Kontrasten, um Lichtstimmungen darzustellen. Über Symbolismus kann man sich zwar streiten und manch einem mag die Darstellung von Themen wie „Der Tag“ zu plakativ sein. Dennoch ist bewundernswert, wie es Hodler schafft in seinem Werk dies klar umzusetzen und den Betrachter in seinen Bann zu ziehen.

Mehr von Ferdinand Hodler kann man im Kunsthaus Zürich und im Kunstmuseum Bern sehen.

Schweizer Entdeckungen III – Giacometti Werkschau

Ähnlich wie mit August Strindbergs malerischen Werk ging es mir mit Schweizer Alberto Giacometti (1901-1966). Aus früheren Ausstellungsbesuchen verband ich mit Alberto Giacometti vor allem lange, drahtig gebaute Skulpturen mit sehr unregelmäßiger Oberfläche. Die Werkschau „Giacometti – Material und Vision“ im Kunsthaus Zürich ließ mich jedoch auch hier ein wesentlich differenzierteres Werk kennenlernen.

Die Grundlage für die Ausstellung bildeten mehrjährige Forschungsarbeiten am Kunsthaus Zürich an 75 Originalgipsen Giacomettis. Die Ausstellung war chronologisch gestaltet, wenn auch die Art der Aufstellung der Werke viele Doppelwege beinhaltete, um dem chronologischen Aufbau zu folgen. Einstieg in die Ausstellung bildete sein Frühwerk als Jugendlicher, in den Kontext gesetzt zu Werken von seinem Vater. Zudem hätte man eine Dokumentation zum Forschungsprozess am Kunsthaus Zürich ansehen können. Leider gab es nur 4 Sitzplätze, um die ca. einstündige Dokumentation zu sehen, was eindeutig zu wenig war im Verhältnis zum Besucherinteresse.

In seinem Frühwerk übt er vor allem Köpfe zu formen und möglichst naturgetreue Porträts. Erst nachdem er in Paris mit kubistischen Plastiken in Kontakt kommt, sowie mit dem Surrealismus, ändern sich seine eigenen Werke. Er experimentiert mit sehr auf klare Formen reduzierten Figuren bzw. Skulpturen, wie man an der „Löffelfrau“ oder diesem Kopf sehen kann.

Während des Zweiten Weltkriegs wohnte er hauptsächlich in der Schweiz. Zu Beginn des Krieges begann er Miniaturskulpturen zu formen, die kaum größer als Streichholzschachteln waren, sodass er sie leicht verstecken konnte. Als er nach dem Krieg nach Paris zurückkehrt, entwickelt er erst jene ikonografischen langgestreckten Skulpturen. Dabei werden die Glieder immer langgestreckter, der ganze Korpus schmaler und die Oberfläche der Skulpturen bleibt rau und rissig. Bekannte Werke, die auch mein Bild von Giacometti geprägt haben, sind „Les Femmes de Venise“ (die Frauen von Venedig) et „L’homme qui marche“ (der Schreitende).

Für mich persönlich war vor allem seine surrealistische Phase eine Entdeckung. Mehr von Giacomettis Werk gibt es  in der Fondation Giacometti in Paris, im Kunsthaus Zürich, sowie in der Fondation Beyeler in Riehen/Basel zu sehen.

Schweizer Entdeckungen II – das malerische Werk Strindbergs

Dass jeder Mensch meist mehrere Talente besitzt ist allgemein bekannt und akzeptiert. Dennoch prägen Schule und Medien durch ihren Diskurs bestimmte Bilder von bekannten Persönlichkeiten. Umso spannender ist es, wenn man scheinbar „bekannte“ Persönlichkeiten neu entdecken kann.

Die leider schon beendete Ausstellung „August Strindberg. De la mer au cosmos“ (Vom Meer bis zum Kosmos) im Lausanner Museum für Schöne Künste ließ mich den schwedischen Dramatiker August Strindberg (1849-1912) neu entdecken. Aus Schulzeiten war er mir bekannt als Autor naturalistischer Dramen wie „Der Vater“ und „Fräulein Julie“. Dass er jedoch neben seinem umfangreichen Prosawerk auch als Fotograf und Maler tätig war, war mir bisher nicht bewusst.

Strindberg nimmt zunächst Kunstunterricht an der Uppsala-Universität und malt in den frühen Jahren vor allem Landschaften. In den 1880 Jahren hingegen kann er nichts mit der bildenden Kunst anfangen, da er sie selbst als überflüssigen Luxus wahrnimmt. Erst als er 1892 auf der Insel Dalarö wohnt, beginnt er wieder das Meer und die Natur zu malen. Dabei changiert der Ausdruck der Gemälde von dunklen Sturmbildern hin zu sonnigen Darstellungen ruhiger Natur. Ein wiederkehrendes Sujet dieser Zeit ist eine einzelne Blume an einem einsamen Strand. 1892 stellt er auch zum ersten Mal in Schweden aus.

Neben der Malerei experimentiert er auch mit der Fotografie. Neben Porträts, in denen er sich selbst bewusst in verschiedenen Rollen inszeniert, versucht er darüber hinaus den Himmel auf Bilder zu fixieren. Da er auch an der Astronomie interessiert war, versucht er in den 1890ern Mond und Sterne mittels einer Kamera ohne Linse zu fotografieren. Im gleichen wissenschaftlichen Interesse beschäftigt er sich ab 1907 intensiv mit der Beobachtung von Wolken und versucht eine Regelmäßigkeit in der Form der Wolken abzuleiten am selben Standort, indem er die Wolken fotografiert.

Hauptmotive seines Bildwerks sind damit vor allem das Meer und Wolken in seinen verschiedenen Formen. Teils bereits sehr abstrakt bzw. fließend dargestellt in seinen Bildern, teils neuartig katalogisiert und auf Abzüge gebannt in seinem fotografischen Werk. Für mich war es eine wunderbare Entdeckung.

Einen kleinen Eindruck zu Strindbergs Werk gewinnt man hier.

Schweizer Entdeckungen – Paul Klee und die Surrealisten

Reisen bildet – diesem Leitmotiv bin ich gefolgt, als ich die Ausstellung „Paul Klee und die Surrealisten“ im Berner Paul – Klee-Zentrum besucht habe, da ich bisher mit ihm wenig verbunden habe.

Paul Klee, 1879 in der Nähe von Bern geboren, gilt heute als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Trotz der Spuren der verschiedenen Strömungen in seinem Werk, steht er relativ solitär in seinem Schaffen und Motivwelt. Die Ausstellung „Paul Klee und die Surrealisten“ beleuchtet dabei, wie die Surrealisten sich von Klees Werk und Kunstverständnis beeinflussen ließen.

Aufbau der Ausstellung

Die Ausstellung befindet sich in einem großen Saal, welcher durch Trennwände in viele kleine Kompartiments unterteilt ist, die unterschiedlichen Motiv- bzw. Themenkomplexen gewindet sind. Schade fand ich dabei, dass es keinen eindeutigen Hinweis gab, wo die Ausstellung anfing, sodass ich letztendlich die Ausstellung von hinten nach vorne besichtigt habe.

Denn startet man sogleich rechts des Eingangs, kann man in einem kurzen Videobeitrag einen ersten Einblick in die historische Verknüpfung zwischen Paul Klees Werk und der Rezeption desselben durch die Surrealisten bekommen. Zudem finden sich entlang der Wände Statements Künstler des Surrealismus in Bezug auf Klees Werk. Da ich mich für den Audioguide entschieden hatte, konnte ich jedoch trotz ‚falscher Richtung‘ in den einzelnen abgeteilten Räumen den Bezug herstellen zwischen Klees Werken und denen der übrigen ausgestellten Künstler. Beispiele dafür sind die Welt als Traum, imaginäre Pflanzenwelten, rätselhafte Porträts und Masken oder imaginäre Architekturen.
Paul Klees Werdegang und Einfluss auf das Werk der Surrealisten

Paul Klee, der seine künstlerische Ausbildung vor allem in München erhielt, war lange Zeit vor allem der Zeichnung zugeneigt und konnte lange mit der klassischen Malerei und der Farbkomposition wenig anfangen. Dies bedauerte er auch und versuchte durch viele Studien sich dem anzunähern, bis er dann am Weimarer Bauhaus als Lehrer für den Vorkurs eine Farbtheorie entwickelte, die sich auch in seinen Werken zeigt. Dennoch bleibt die Zeichnung, auch mittels Ölpause, Hauptbestandteil seines Werkes.

In der Berner Ausstellung wird leider nicht thematisiert, dass Paul Klee schon relativ früh durch das eigenhändige Anlegen eines Werkverzeichnisses und gezielte PR sich versucht hat als weltabgewandter, vergeistigter Künstler darzustellen. Der Berner Ausstellung ist bezeichnenderweise der von ihm geprägte Satz „Diesseits bin ich gar nicht fassbar. Denn ich wohne grad so gut bei den Toten, wie bei den Ungeborenen“ vorangestellt. Es wird jedoch nirgends erwähnt, dass Paul Klee dieses Bild in der Presse bewusst versucht hat zu prägen von sich selbst. Er jedoch ein fast bürgerliches Leben führte, was kaum zu dem Stereotyp passen würde.

Nichtsdestotrotz ist diese Selbstkonzeption Klees Leitmotiv für die gesamte Ausstellung. Denn so erklärt es sich, dass er bewusst versucht hat wieder kindlich zu malen, was zu den teilweise in einer Art Wachtraum gemalten Bildern der Surrealisten passt. Auch die teilweise Auflösung jeglicher Perspektiven im Bild finden sich in bei einigen Surrealisten wieder. Insgesamt ist die hergestellte Verbindung zwischen den Surrealisten und Klees Werk gut gestaltet und ermöglich durch die thematische Anordnung auch einen neuen Blick auf die Werke von Künstlern wie Salvador Dali, Pablo Picasso, Max Ernst, Joan Miró, André Masson und René Magritte.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 12. März 2017 im Paul-Klee-Zentrum in Bern.

Einen ersten Eindruck in die Ausstellung gibt dieses Video.

Das Internet – die Kommerzialisierung

Das Internet entstand im Umfeld der Wissenschaft. Ab den 1990ern konnte es auch von Laiennutzen genutzt werden. Das lag zum einen am Preisverfall der Computer-Hardware, zum anderen an der zunehmend benutzerfreundlichen Interaktionsebene zwischen Mensch und Computer. Welche Entwicklungen zum heutigen Internet geführt haben und die grundlegende Funktionsweise einiger Internetanwendungen sind im Folgenden erklärt.

Die Kommerzialisierung

Ab 1991 konnten in den USA das Netz auch kommerzielle Unternehmen nutzen. 1989 entwickelte Tim Berners-Lee am CERN im Genf, die Anwendung des World Wide Web (WWW), was auch zur Verbreitung des Internet außerhalb der akademischen Welt beitrug. Berners-Lee übertrug das Hypertextkonzept auf das Internet, um somit eine effiziente Informationsverwaltung von verfügbaren Wissen zu ermöglichen. (vgl. Braun 2010, s. 205). Dabei ermöglicht dieses Konzept statt einer einzig linearen Darstellung bei Stichwörtern direkt zur verlinkten Stelle zu springen, die den Kontext bzw. die Erklärung hierzu gibt. (vgl. Kirpal/Vogel 2006), was der ursprünglichen Anwendung (Verlinkung und Präsentation von verschiedenen Forschungsergebnissen und -materialien) hilfreich war. (vgl. Kirpal/Vogel 2006, S. 143). Daher nannte Berners-Lee diese Verknüpfungsweise auch World Wide Web. (vgl. Kirpal/Vogel 2006, S. 143).

Berners-Lee ist auch Entwickler des Hypertext Transfer Protocol (HTTP) und der Hypertext Markup Language (HTML). Das HTTP diente dazu, dass ein Computer im Internet nach bestimmten Dateien suchen konnte, die zu einem Dokument verknüpft werden sollten. (vgl. Kirpal/Vogel 2006, S. 143). Der Uniform Resource Locator (URL) war die Adresse der so erstellten Dokumente. Mittels HTML war des dem Browser möglich, die gefundenen Daten angemessen darzustellen. (vgl. Kirpal/Vogel 2006, S. 143f.)

Das WWW wurde auch durch die kostenlose Verfügbarkeit der ersten Browser ermöglicht, wie beispielsweise den Mosaic Browser der Universität Illinois, was 1994 jedoch zur Gründung der Firma Netscape führte.

Mitte der 1990er begannen immer mehr Entwickler ihre Programme und geschriebenen Lösungen nur gegen Lizenzgebühr weiterzugeben. Kirpal und Vogel führen drei Geschäftsmodelle des Internets auf: den Verkauf der Browsersoftware, der kostenpflichtige Zugang zum Internet, sowie das Internet als weiterer Absatzkanal für Produkte und Dienstleistungen (vgl. Kirpal/Vogel 2006, S. 144). Dem Kommerzialisierungsbestreben kam entgegen, dass mehr und mehr Privatpersonen Computer für den Privatgebrauch hatten und auch die Bedienung des Computers zunehmend benutzerfreundlich gestaltet wurde. (vgl. Kirpal/Vogel 2006, S. 144f.). In den 1990ern war es zunächst vor allem der gebührenpflichtige Internetzugang, der Gewinne versprach. Dabei kann sich der Internetnutzer über einen Knotenrechner des Internetproviders über ein Modem oder eine ISDN-Verbindung in das www einwählen. (vgl. Kirpal/Vogel 2006, S. 145).

Spannend ist in diesem Zusammenhang, dass die Verbreitung des Internets erst durch laienorientierte Innovationen kam, welche nicht von Forschern entwickelt wurden, sondern von ersten Nutzern bzw. Studenten der Computer Science, die die bisher sehr technikorientierte und wenig benutzerfreundliche Oberfläche umgestalteten. (vgl. Hellige 2006, S. 17). Da es die Erfinder des Internets zunächst nicht für den privaten Gebrauch entwickelt hatten, war die Nutzung des Internetnetzes so umständlich, dass es kaum jemand außerhalb der Expertenzirkel auf sich nahm. (vgl. Hellige 2006, S. 16). Erst mit der Einführung von „Graphic User Interfaces“ für Email oder Browser wurde es einfacher für den Laien den Computer zu bedienen. (vgl. Hellige 2006, S. 17).

Funktionsweise von World-Wide-Web -Anwendungen

Um eine Seite im Web aufzurufen, baut ein PC eine TCP-Verbindung mit dem Webserver auf. Der Browser auf dem Computer schickt dann eine Anfrage nach einer Webseite an den Server. Der Server liest nun entweder die angeforderte Seite oder erstellt sie dynamisch und schickt sie dann zurück an den PC. Das gleiche Prinzip wird bei E-Mails und der Internettelefonie verwendet. (vgl. Braun 2010, S. 205).

Neben dem reinen Aufrufen von Webseiten, gibt es nun auch Webservices. Dies „ist eine Softwareanwendung, die über einen Uniform Resource Identifier eindeutig identifizierbar ist und deren Schnittstelle über die Web Service Description Language beschrieben werden kann.“ (Braun 2010, S. 205). Somit  können  Softwareagenten direkt über XML-Nachrichten (eXtensible Markup Language) kommunizieren, was den automatisierten Datenaustausch erleichtert. (vgl. Braun 2010, S. 205).

Neue Ansätze in der Netzwerkverknüpfung

Statt des Client-Server-Modells nahmen in den vergangenen Jahren auch Peer-to-Peer-Netze (P2P-Netze) zu. In einem P2P-Netz sind alle beteiligten Computer gleichberechtigt, sodass jeder Computer Empfänger und Sender für Daten werden kann. Häufig werden P2P-Netze „zur Verbreitung von Suchanfragen nach Objekten verwendet.“ (Braun 2010, S. 206). Das heißt, dass beispielsweise Musikdateien häufig über solche Netzwerke ausgetauscht werden.

Sicherheit

Da das Internet nicht primär für eine kommerzielle Nutzung entwickelt wurde, wurde Sicherheit erst ein großes Thema als es für alle geöffnet wurde. (vgl. Braun 2010, S. 206).

Die Zukunft

Braun schreibt 2010, dass vor allem drahtlos kommunizierende Endsysteme wie Kleinstcomputer und Sensoren über Funk ihre Datenpakete austauschen werden. Dabei werden die Datenpakete über mehrere drahtlose Zwischen knoten transportiert. (vgl. Braun 2010, S.206f.)

Literaturverzeichnis

Braun, Torsten (2010): Geschichte und Entwicklung des Internets. In: Informatik Spektrum 33 (2), S. 201–207. DOI: 10.1007/s00287-010-0423-9 .

Hellige, Hans Dieter: Die Geschichte des Internet als LernprozessGI-Edition. stark erweiterte Neubearbietung von artec-paper 107, Nov.2003. artec – paper Nr. 138 2006. Online verfügbar unter https://www.researchgate.net/profile/Hans_Hellige/publication/37931469_Die_Geschichte_des_Internet_als_Lernprozess/links/552244d00cf2a2d9e14528b5.pdf, zuletzt geprüft am 17.03.2016.

Kirpal, Alfred; Vogel, Andreas (2006): Neue Medien in einer vernetzten Gesellschaft. Zur Geschichte des Internets und des World Wide Web. In: N.T.M. 14 (3), S. 137–147. DOI: 10.1007/s00048-006-0239-5 .

Das Internet – Wer hat’s erfunden?

Es gibt Technologien, wie das Fernsehen, das Handy oder das Internet, welche man einfach nur benutzt. Aber wie funktioniert beispielsweise das Internet? Wie hat es sich entwickelt und wie wird sich das ganze vielleicht noch entwickeln?

Die Anfänge

Die Advanced Research Projects Agency  – das ARPA-Netzwerk

In den 1950ern arbeitete das amerikanische Militär bereits mit einem netzwerk zur Erfassung und Auswertung von Daten der Luftraumüberwachung, dem sogenannten SAGE-Net (Semi-Automatic -Ground Environment Network). Dieses Netzwerk verband bereits mehrere geographisch verteilte Computer, basierte jedoch im Gegensatz zum späteren Internet noch auf dem Time-Sharing-Konzept, “das es mehreren Nutzer gleichzeitig ermöglichte, auf einen Großrechner zuzugreifen und mit ihm zu arbeiten.” (Kirpal/Vogel 2006, S. 138).

1958 wird die Advanced Research Projects Agency in den USA gegründet vom Verteidigungsministerium. Ziel dieser Einrichtung war es die „angewandte Forschung im akademischen und universitären Einrichtungen besser zu koordinieren“ (Braun 2010, S.201).

Zur damaligen Zeit gab es nur einige Großrechner. Die erste Idee war es, dass mehrere Anwender gleichzeitig an einem Computer arbeiten können. Das „Time-Sharing“ (Braun 2010, S.201) bedeutet, dass „[d]ie Rechenzeit eines Computers (…) so aufgeteilt [wird], dass jeder Prozess oder jeder Benutzer den Eindruck gewinnt, dass das entsprechende Programm Fortschritte erzielt.“ (Braun 2010, S.201).

Der ARPA-Mitarbeiter Bob Taylor hatte 1966 die Idee, die geographisch verteilten Großrechner zu einem Netzwerk zu verbinden. So hätte man ohne teure Investitionen die Rechnerleistung erhöht. Dies scheiterte jedoch daran, dass die Anzahl der erforderlichen Leitung „proportional zuN2 ,mit N=Anzahl der zu verbindenden Computer.“ (Braun 2010, S.201) ist.

Um dieses Kapazitätsproblem zu lösen, schlug Wesley Clark 1967 vor, ein Netz von „Interface message Processors (IMP)“ (Braun 2010, S. 201) zu bilden. Das Gerät des IMP sollte die Kommunikation zu anderen Computern über weitere IMPs erledigen. (vgl. Braun 2010, S.201). Zu diesem Zeitpunkt wusste man jedoch noch nicht, wie diese Kommunikationstechnologie aussehen sollte. (vgl. Braun 2010, S.201). Diese Interface Message Processors entlasteten also das Endgerät, sodass sich der Endcomputer (Client) nicht auch noch um den Netzbetrieb kümmern muss. Der Client-Computer musste sozusagen nur zur Kommunikation mit einem IMP eingerichtet werden, konnte aber über den IMP mit anders programmierten Rechnern kommunizieren. (vgl. Kirpal/Vogel 2006, S. 139f.)

Zur gleichen Zeit/Ebenfalls in den 1960ern überlegte sich Paul Baran wie die Kommunikation des Militärs sichergestellt werden konnte im Falle eines atomaren Angriffs. Da die Fernmeldetechnik bis dato auf hierarchischen, zentralistischen Strukturen beruhte, bedeutete der Ausfall eines Kommunikationsknotens einen Abbruch der Nachrichtenübermittlung (vgl. Braun 2010, S.202). Daher konzipierte er ein Netz von gleichberechtigten Knoten („Maschennetz“ (Kirpal/Vogel 2006, S. 139), sodass eine Nachricht beim Ausfall eines Knotens noch weitere Möglichkeiten hatte um an den Empfängerknoten weitergeleitet zu werden. (vgl. Braun 2010). Für die Umsetzung seiner Idee kontaktierte er die amerikanische Telefonfirma AT&T, der das Konzept nicht gefiel.

Ein Grund hierfür ist, dass „Traditionelle Telefonnetze sind im Gegensatz zu Datennetzen verbindungsorientiert und streng hierarchisch aufgebaut [sind]“ (Braun 2010, S.202). Das bedeutet auch, dass bei der Datenübermittlung die Leitung komplett belegt wird für eine Verbindung. (vgl. Braun 2010, S.202) Das heißt, selbst wenn beispielsweise zwei Leute am Telefon schweigen und somit keine Daten in dem Sinn übertragen werden ist die Leitung blockiert, da sie für diese Kommunikation belegt ist. (vgl. Kirpal/Vogel 2006, S. 139). Für die Kommunikation zwischen den Computern hätte dies zwei Nachteile: Zum einen werden die vorhandenen Leitungen nicht optimal ausgenutzt, zum anderen muss eine Verbindung auf bzw. abgebaut werden, um die „nicht genutzte“ Leitung freizugeben für andere Daten, was zeitlich sehr ineffizient ist. (vgl. Braun 2010, S. 202)

Die Paketübermittlung zwischen Netzwerkknoten

Donald Davis, damals am National Physical Laboratory (NPL) tätig, entwickelte parallel zu Barans dezentralem Netz das Konzept der Paketvermittlung. Die Idee ist sämtliche Verbindungen zwischen den Netzknoten für die jeweiligen Daten aufzuteilen, sodass bei „Nichtbelegung“ einer Verbindung die Daten über diese Leitung gesendet werden können. Zudem werden die Daten in kleine „Datenpakete“ aufgeteilt, die unabhängig voneinander über das Netz zum Empfängerknoten geschickt werden, wo die einzelnen Datenpakete wieder zur ursprünglichen Nachricht zusammengesetzt werden. (vgl. Braun 2010, S. 202).

1968 initiierte Larry Roberts die Umsetzung der Ideen durch eine Verbindung von vier Universitätsgroßrechnern. Die technische Umsetzung inklusive der Softwareprogrammierung für die IMP-Struktur übernahm das Unternehmen BBN. (vgl. Braun 2010, S.202f.) Dabei mussten die Nutzer des Netzwerks jedoch ihren eigenen Rechner selbst so programmieren, dass der eigene Rechner mit dem IMP kommunizieren konnte. (vgl. Kirpal/Vogel 2006, S. 140). Die Datenübertragung erfolgte zu diesem Zeitpunkt noch über die Telefonleitungen.

Dennoch musste 1969 auch noch ein Programm bzw. Protokoll entwickelt werden, dass die Kommunikation zwischen den IMP und den Endgeräten ermöglichte. Dieses Protokoll wurde von der Entwicklergruppe um Vint Cerf als „request for comments“ (RFC) –Spezifikation benannt. (vgl. Braun 2010, S. 203.)

Zudem entwickelte diese Arbeitsgruppe verschiedene Anwendungen wie 1971 die erste E-Mail-Software sowie die Telnet-Spezifikation, die „zum entfernten Einloggen in andere Rechner“ (Braun 2010, S. 203) dient. Da zwar über dieses Telnet-Protokoll Verbindungen zu anderen Computern möglich waren, der Austausch von größeren Datenmengen jedoch nicht, wurde 1972 das File Transfer Protocol (FTP) entwickelt. (vgl. Kirpal/Vogel 2006, S.141). Ebenso musste in den 1970ern der Programmiercode angepasst werden, sodass mehr als tatsächlich mehrere IMPs miteinander kommunizieren konnten. (vgl. Hellige 2006, S. 22).

1973 wurde mit „Talk“ eine Art Präform des Chats umgesetzt. Später gab es auch Usenet News, „ein Dienst, um Nachrichten in ein Forum zu stellen und diese zu diskutieren.“ (Braun 2010, S. 203).

Die Universität Hawaii entwickelte in den 1970ern das „Aloha-Verfahren“ für lokale Funktnetze. Beim Aloha-Verfahren sendet ein Netzwerkknoten einfach ein Datenpaket und hofft, dass es beim Empfänger ankommt, was jedoch zu Kollisionen führen kann, wenn zwei oder mehr Rechner gleichzeitig senden. (vgl. Braun 2010, S. 203). Das Ethernet verbesserte dieses Verfahren, indem der Netzwerkknoten vor dem Senden des Datenpakets abhört, ob andere Knoten senden und solange die eigene Übertragung zurückstellt. (vgl. Braun 2010, S.203).

Diese Ideen ließ die Entwicklergruppe um Vint Cerf auch bei der Konzipierung des Kommunikationsprotokolls Network Control Protocol einfließen, was später das TCP (Transport Control Protocol) wurde. Dabei „regelt [das TCP] den zuverlässigen Datentransport zwischen Computern über unzuverlässige Netze.“ (Braun 2010, S.203).

Denn das Problem war, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere unabhängige Netze gab, die man verbinden wollte. Aufgrund unterschiedlicher Standards zwischen den Netzwerken (bezüglich Datenpakten, Übertragungsgeschwindigkeit…) war es nicht möglich sie einfach auf Grundlage der ARPANET-Standards zu verbinden. Vielmehr entwickelten Vint Cerf und Rober Kahn die Idee von Gateway-Computern, die als Mittler zwischen den Netzwerken dienen sollten. Dabei sollten diese Gateway-Computer in jede Richtung als eine Art IMP arbeiten konnten und unter anderem die Größe der Datenpakete angepasst werden sollten. (vgl. Kirpal/Vogel 2006, S. 141f.).

Zunächst wurden Fehler bei der Übertragung im ARPANET durch benachbarte IMPs behoben. Im TCP wurde dies von den Endsystemen übernommen. 1977 wurde das TCP in TCP und IP (Internet Protocol) aufgeteilt. Hierbei ist das „IP (…) für das Weiterleiten von Paketen zwischen Quelle und Ziel verantwortlich. TCP sorgt für eine zuverlässige Kommunikation zwischen zwei am Internet angeschlossenen Computern.“ (Braun 2010, S. 204), da es die Daten vor dem Senden aufbereitet und etwaige Übertragungsfehler erkennt. (vgl. Kirpal/Vogel 2006, S. 142). Das IP ist für „das Routing zwischen den Netzwerkrechnern“ (Kirpal/Vogel 2006, S. 142) zuständig. 1983 löste das TCP/IP das Network Control Protocol komplett ab. Zwar gab es 1990 noch einen Versuch seitens der ISO ein vereinheitliches Protokoll zu entwerfen, letztlich setzte sich aber TCP/IP durch, da es bereits von den meisten genutzt wurde

Ab den 1980ern entstanden sowohl in den USA als auch in Europa viele solcher „Forschungsnetze“, welche die Universitäten miteinander verband und zumeist auf dem TCP/IP basierten.

Später wurden diese verschiedenen Einzelnetze zu einem großen Netz zusammengeschlossen. Zur Verbindung der Netze nutzte man Gateways (= Router), die die Rolle der IMP übernahmen. (vgl. Braun 2010, S. 204). Dabei sind mehrere solcher Einzelnetze regional häufig über ein Backbone-Netz miteinander verbunden. Solche Backbone-Netze werden meist von großen Internet Service Providern betrieben und sind untereinander wie international miteinander verbunden. (vgl. Braun 2010, S. 204).

Ab 1983 wurde im Internet das Domain Name System (DNS) eingeführt, dass der Verwaltung der Rechner- und Domänennamen diente. (vgl. Braun 2010, S. 205).

Die Vorformen des Internet waren also primär zur Vernetzung der Wissenschaftler und allenfalls noch im militärisch-staatlichen Bereich angedacht und umgesetzt. Entgegen der gezielten “Legendenbildung” einzelner Personen, die am Entstehungsprozess des Internet beteiligt waren, waren es jedoch nicht nur einzelne Genies aus den USA, die gezielt das Internet entworfen haben und zu dem gemacht haben, was es heute ist. Vielmehr waren es zu Beginn das mangelnde Geld um mehr teure Hardware zu kaufen, die das Time-Sharing-Konzept hervorbracht und später aufgrund von Effizienzüberlegungen zur Paketübermittlung von Daten führte. Zudem waren es die Ideen mehrerer Personen, welche die Internetentwicklung vorantrieben.

Literaturverzeichnis

Braun, Torsten (2010): Geschichte und Entwicklung des Internets. In: Informatik Spektrum 33 (2), S. 201–207. DOI: 10.1007/s00287-010-0423-9 .

Hellige, Hans Dieter: Die Geschichte des Internet als LernprozessGI-Edition. stark erweiterte Neubearbietung von artec-paper 107, Nov.2003. artec – paper Nr. 138 2006. Online verfügbar unter https://www.researchgate.net/profile/Hans_Hellige/publication/37931469_Die_Geschichte_des_Internet_als_Lernprozess/links/552244d00cf2a2d9e14528b5.pdf, zuletzt geprüft am 17.03.2016.

Kirpal, Alfred; Vogel, Andreas (2006): Neue Medien in einer vernetzten Gesellschaft. Zur Geschichte des Internets und des World Wide Web. In: N.T.M. 14 (3), S. 137–147. DOI: 10.1007/s00048-006-0239-5 .