Author Archives: Lisseuse

Nähkurs

Ein Schnittmuster finden

Ich finde den aktuellen Handarbeits- und diy-Trend ja großartig. Dinge selbst zu machen, ist für mich viel befriedigender als sie einfach nur zu kaufen. Außerdem habe ich unruhige Hände, die eigentlich immer Beschäftigung brauchen, damit ich mich konzentrieren kann. Ob das jetzt sinnloses Gekritzel in Seminaren ist oder ein ein Nadelspiel beim Fernsehen: Sind meine Hände leer werde ich zappelig. Und auch wenn Nähen dann doch noch mal eine andere Liga ist, zumindest ein paar Grundkenntnisse wollte ich haben. Gerade auch, weil ich Selbernähen für eine gute Alternative zum Kauf unter dubiosen Bedingungen hergestellter Kleidung halte. (Wer zum Thema etisch korrektere Kleidung und allgemein verantwortungsbewussterem Leben weiter lesen möchte, sei hier auf Isabel Bogdans Überlegungen verwiesen) Natürlich ist auch hier die Lage nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick scheint, schließlich werden auch Stoffe irgendwo unter Bedingungen hergestellt, die alles andere als optimal sind.

Zuschneiden

Nach lagem hin und her (und jeder Menge selbst erzeugten
Chaos) habe ich es in diesem Semester dann geschafft, mich für einen
Nähkurs anzumelden. Zum Glück beherrsche ich, dank nähfertiger Mutter, einige Grundkenntnisse: einen Schnitt lesen, das Schnittmuster auf den Stoff stecken, zuschneiden – das alles hatte ich immerhin schon in Ansätzen gemacht.

Nähen

Aber nähen? Der letzte Versuch scheiterte an meiner Unfähigkeit mit einer Nähmaschine auch nur eine gerade (oder zumindest auf die richtige Weise gebogene) Naht zu nähen und wurde frustriert abgebrochen. Doch für diesen Versuch hatte ich mir nicht mehr oder weniger egale Dekogegenstände, sondern einen tollen Kleiderschnitt und sehr hübschen Stoff besorgt. Mein Ehrgeiz war also mehrfach angestachelt. Und tatsächlich! Nachdem ich meinen Schnitt aus- und den Stoff zugeschnitten hatte, machte es diesmal richtig Spass mit dem Nähen zu beginnen. Mit etwas Konzentration und großer Bereitschaft jede falsche Naht aufzutrennen, habe ich an zwei Tagen ein halbfertiges Kleid genäht. Das dafür vermutlich zwei Mal;)

Kleid fertigstellen

Jetzt fehlen an meinem Kleid allerdings noch der Reißverschluß und der Saum – und mir die eigene Nähmaschine. Das halbfertige Kleid im Schrank hängennzu haben ist leider etwas demotivierend. Vor allem, weil ich genau weiß, dass je länger das Kleid dort hängt, desto größer die Wahrscheinlichkeit wird, dass ich es nie selbst beenden werde.

Chorwochenende

Ankommen, essen, singen, schlafen.

Aufwachen, essen, singen, essen, ausruhen, essen, singen, essen, singen, schlafen.

Aufwachen, essen, singen, essen, singen, essen, abfahren.

Glücklich sein.

Zitate aus der Wissenschaft 3

Ein Aufsatz über Mythen in technischen Museen. Zuletzt wurde der “Otto-Hahn-Tisch” beschrieben, der für die Präsentation der Entdeckung der Kernenergie die verschiedenen Instrumente und Apparaturen zusammenstellt, die für die Entdeckung der Urankernspaltung nötig waren.

Mit solch primitiver Technik und deshalb wahrscheinlich phantastischer geistiger Leistung wurde das 20. Jahrhundert erschüttert. Man könnte fragen, warum dieses Objekt nicht – der Historie gemäß – aufgelöst und kommentiert wird. Vielleicht sollte man das tun. Doch ist es von Fritz Straßmann und Otto Hahn selbst nach dem Krieg aus den Resten zusammengestellt worden, die die totale Zerbombung in Berlin übriggelassen hatten. Die Wissenschaftler selbst haben ihren Mythos komprimiert.

Es gab zum 50jährigen Jubiläum der Urankernspaltung 1988 eine Ausstellung in Berlin, die – auch im Deutschen Museum übernommen – die Geschichte wesentlich sorgfältiger aufrollte. Sie kostete einiges Geld und viel mehr Platz, und sie verhinderte (wahrscheinlich) die mythische Wirkung nicht: In Berlin wurde sie von Chaoten teilweise zerstört, die sie als Symbol der verhaßten Kerntechnik verstanden – in München stand sie unter ständigem Polizeischutz und war unerwartet stark frequentiert. (Jürgen Teichmann: Wissenschaftlich-technische Museen)

Außerdem mal wieder Foucault. Diesmal ein wundervoller Satz in der Version, die ich lese, wenn ich versuche zu verstehen, was der gute Herr mir sagen möchte:

1. Wir haben es gesehen, und es ist wahrscheinlich nicht nötig, darauf zurückzukommen: wenn man von einem Formationssystem spricht, denkt man nur an das Nebeneinanderstellen, die Koexistenz oder die Interaktion von heterogenen Elementen (Institutionen, Techniken, gesellschaftlichen Gruppen, perzeptiven Organisationen, Beziehungen zwischen verschiedenen Diskursen), sondern an die Herstellung einer Beziehung zwischen ihnen – und zwar in einer sehr bestimmten Form – durch die diskursive Praxis. (Foucault. Archäologie des Wissens)

Rezensiert: Walküre in Detmold

Die Walküre in Detmold von Ralph Bollmann steht schon seit zwei Jahren auf meinem Amazon-Wunschzettel. Genauer gesagt steht das Buch dort, seit Anke Gröner es in ihrem Blog gleich zwei mal zitierte. Jetzt bekam ich es glücklicherweise auf Reisen zwischen die Finger. Und auch wenn ich das Buch leider nicht zu ende lesen konnte, muss ich ganz dringend darüber schreiben. Es gibt nämlich eine ganz großartige Lektüre für zwischendurch, bei der man auch einfach mal quer lesen kann.

Obwohl ich ja durchaus sehr an der so genannten Hochkultur interessiert bin, halte ich das Buch, das eine Art Opernführer ist, nicht nur für Operngänger sehr lesenswert. Ralph Bollmann schreibt nämlich uneingebildet, aber klug und pointiert über seine Reisen kreuz und quer durch Deutschland. Walküre in Detmold entstand aus der Beobachtung, dass es in Deutschland mehr Opernhäuser gibt, als im gesamten Rest der Welt zusammen und aus dem Plan alle diese Opernhäuser auch zu besuchen. Ralph Bollmann reiste also mehrere Jahre durch Deutschland und besuchte Opernaufführungen. Dabei herausgekommen ist ein Reisebericht, der gespickt mit historischem und kunsthistorischem Wissen ist. Die ununterbrochen eingewobenen Anekdoten machen besonders Lust, in den Zug zu steigen und ebenfalls quer durch Deutschland zu reisen. Man könnte dann ebenfalls bedeutende Bauwerke besichtigen Museen, Theater- und Opernaufführungen besuchen und am Ende ein bisschen gebildeter sein. Das jedoch ohne zwanghaft lernen zu müssen, sondern durch Erfahrung und Anschauung, die auch noch Spass macht.

Ich werde also gleich mal eine Spardose mit der Aufschrift “Kulturreisen” anlegen. Denn egal wie günstig laut Bollmanns Beschreibungen die einzelnen Opern auch sein können: Mein schmaler Studentengeldbeutel gibt so viel Kulturkonsum dann doch nicht her.

Bamberg

Da besucht man eine Freundin eigentlich nur auf Durchreise, bringt kaum ein paar Stunden Zeit mit und hat dennoch jede Menge Spass. Besagte Freundin ist nämlich im Nebenjob Stadtführerin in Bamberg und nach einem gemütlichen Kaffeetrinken, ging es zwei Stunden über Stock und Stein, Treppchen und Sträßchen quer durch Bamberg. So interessant wurde ich noch nie durch irgendeine Stadt begleitet!

Da waren “Klein-Venedig” mit alten Fischerhäusern und das Problem der “Barockisierung” Bambergs. Denn der Fürstbischof Hochtrabend der Ehrgeizige (leider bin ich nicht so gut darin mir Namen, Zahlen und Daten zu merken) zwang ganz Bamberg in einem Unsre-Stadt-Soll-Schöner-Werden-Projekt dazu, die alten Fachwerkhäuser zu verputzen und mit barocken Fassaden zu versehen. Die Fischer jedoch renovierten nur die Vorderseiten der Häuser, nicht aber die dem Fluss zu gewandten und ständig sichtbaren.

Natürlich waren wir am und im Dom. Am Grab von Heinrich und Kunigunde kamen wir auf die sehr emanzipierte Herrscherin zu sprechen. Dieser war Bamberg als Hochzeitsgabe geschenkt worden und sie war tatsächlich an den Regierungsgeschäften interessiert: 1/3 der Urkunden sind von ihr unterzeichnet! (Dass sie und Heinrich eine “keusche” Ehe führten und deshalb gleich ganz besonders heilig waren, lag allerdings wohl vor allem an Heinrichs Unfruchtbarkeit)

Nettes Detail am Dom – und leider nur von der Rückseite zu sehen: Der Turm mit Ochs und Esel, der in französischer Tradition auf den Einsatz von Tieren beim Dombau hinweist.

Schon auf dem Rückweg zum Bahnhof kamen wir dann auch noch am seit langen geplanten, aber immer noch nicht umgesetzten Denkmal für Hexenverbrennung vorbei – oder anders gesagt: An dessen potenziellen Standort. In Bamberg ging die Inquisition nämlich besonders scharf gegen angebliche Hexen und Hexer vor. Besonders weil das Erbe einer verurteilten Hexe behalten werden durfte. Dies führte dazu, dass beinahe die gesamte reiche Oberschicht in Bamberg auf dem Scheiterhaufen endete.

Meine Stadtführung war also mindestens so lehrreich wie ein Bummel mit dem Kunst- und Kulturführer, dabei aber vermutlich zehn mal so unterhaltsam. Vermutlich habe ich bestimmt die Hälfte aller Fakten auch schon wieder vergessen. Das liegt aber nicht an meiner Begleitung, sondern ausschließlich an meinem schlechten Gedächtnis.

Zitate aus der Wissenschaft 2

Weiter gehts: Zum Abschluss des Tages wollte ich noch etwas Foucault lesen. (Lektürekurs Foucault Die Archäologie des Wissens) Leider stand dann gleich im ersten Absatz folgendes:

Ich habe es also unternommen, Beziehungen zwischen Aussagen zu beschreiben. […] Zwei Problemfolgen stellen sich, wie ich sehe, sofort ein: Die eine, die ich im Augenblick in der Schwebe lasse und später wieder aufnehmen werde, betrifft die wilde Benutzung der Termini Aussage, Ereignis, Diskurs durch mich […]

Oder, wie ich es formulieren würde: “Ich, Foucault, habe hier eine Methode entwickelt, aber warum sollte ich Begriffe einheitlich verwenden??”

Das liebe ich ja besonders an Theoretikern: Die Selbstgefälligkeit Fehler in der eigenen Methode oder Theorie festzustellen und dann mit einem Halbsatz wie oben abzutun. Mannmannmann. Und dann diese Sätze! Lieber Bourdieu, es tut mir Leid, dass ich jemals über deine Schachtelsätze schimpfte, sie waren immerhin grammatikalisch korrekt und konnten mit etwas Feinarbeit aufgeschlüsselt und doch verstanden werden.

Zitate aus der Wissenschaft

In meinem Masterstudium müssen ja alle Hauptfachstudenten ein Forschungsprojekt über zwei Semester absolvieren. Mein Projekt beschäftigt sich seit letztem Wintersemester mit allen möglichen Aspekten davon, wie Menschen sich mit (Modell)Eisenbahnen beschäftigen. Meine Kommilitoninnen beschäftigen sich mit einem Verein der seine eigene kleine Feldbahn ausbaut, der Ästhetik von Modellbahnanlagen, der interkulturellen Modelleisenbahn in Bergisch-Gladbach und jeder Menge anderer spannender Themen.

Ich selbst versuche mich mit (Modell)Eisenbahnen in Museen auseinander zu setzen. Und abgesehen vom großen Chaos in meinem Kopf und dem fehlen jeglichen roten  Fadens (so fühlt es sich zumindest grade an), bin ich gerade nicht nur damit beschäftigt Ordnung in meine Gedanken zu bringen, sondern auch noch meinen Bücherstapel abzuarbeiten. Und da beim Lesen häufig nette Zitate anfallen, gibt es heute mal eine Sammlung wissenschaftlicher Zitate:

Informal learning […] has been investigated very little by the academic research establishment. This, I suspect, is because experimental psychologists work largely with rats. Rats have extraordinarily keen senses of smell and hearing. Their ability to appreciate art and to understand history is less highly developed. Since they lack opposed thumbs, they cannot manipulate interactive exhibit devices. (Joel Bloom Science and technology museums face the future)

 

Zur Restauration eines Bahnpostwagens aus dem Jahr 1888, bei dem die Spuren der Zeit durchaus erhalten bleiben sollen:

Die Reinigung der Lackoberfläche geschah mit Radiergummi und Radierpulver. Dies mag im ersten Moment befremdlich wirken, ist jedoch sehr schonend, da der Schmutz in die weiche Gummimasse eingebettet und über die Oberfläche abgerollt wird. An der rechten Seitenwand wurde dazu ein mit Radierpulver gefülltes Gewebesäckchen eingesetzt, mit dem sich großflächig gleichmäßige Reinigungserfolge erzielen lassen. Die ausgekreideten Pigmente, die dem Lack ein graues Aussehen gaben, wurden dabei nicht vollkommen entfernt, sondern lediglich um abgegriffene Stellen herum gedünnt, um den Gesamteindruck zu vereinheitlichen. Um die dunkelgrüne Beschichtung dennoch wieder zur Geltung kommen zu lassen, bediente man sich eines Tricks: Das fehlende Bindemittel in der Puderschicht wurde durch ein mikrokristallines Wachs ersetzt. So bricht sich das Licht nicht mehr in den Pigmenten und der Lack erhält seine Tiefenwirkung zurück. (Martin Kaufmann, Ulrich Feldhaus Vom Rubens zum Bahnpostwagen)

 

Zitat zur Einleitung im Buch “Imitationen”:

Die gute Küche: “Falsche Aalsuppe, Falsche Austern, Falsche Erdäpfel, Falsche Muschelsauce, Flasche Pilze, Falsche Polenta, Falsche Schildkrötensuppe, Falsche Tauben, Falsche Wildente, Falscher Hase, Falscher Kaviar, Falscher Lungenbraten, Falscher Schnepfenkot, Falscher Spargel, Falscher Wildschweinbraten… (Gute Küche. Neuestes Kochbuch)

 

Dabei fällt mir auf: Wissenschaftliches Arbeiten mit Ausstellungskatalogen ist so ungefähr das nervigste, was ich mir vorstellen kann. Denn wenn ich zu einem Thema Literatur suche, möchte ich gerne welche, deren Inhalt das hält was der Titel mir verspricht. Gute Ausstellungen sind aber genau das Gegenteil: Sie arbeiten mit Überraschungen, Aha-Effekten und Gedanken, auf die man nicht sofort kommt. Damit enthalten Ausstellungskataloge häufig völlig andere Dinge, als ich beim Lesen des Titels und Untertitels erwarte.

La Traviata

Kaffeehaus, Theater, Oper – wir steigern die Opulenz. In die Wiener Staatsoper geht man ja vor allem des Gesamterlebnisses wegen. Das ist in der Staatsoper in Wien mit der richtigen Strategie sogar durchaus erschwinglich. Denn – und ich erzähle hier leider kein echtes Geheimnis – eine Stunde vor Vorstellungsbeginn wird im Opernhaus die Abendkassa mit den Stehplatzkarten geöffnet. Und für “normale” Vorstellungen reicht es locker, kurz davor an der richtigen Kasse anzustehen. Wobei das “die richtige Kasse” deutlich betont werden muss: Sonst irrt man nämlich erst mal durch das halbe Haus und steht dann eine Viertelstunde später am Ende einer langen Schlange. Der zweite Trick ist, nachdem man die Karte erworben hat, auf keinen Fall zu denken, man könne jetzt noch gemütlich einen Kaffee trinken und eine Kleinigkeit verzehren. Denn die Stehplätze sind nicht nummeriert und werden überbucht. Also heißt es los stürmen und Plätze mit Sicht und Schall zu sichern. Denn leider ist die Akkustik im Opernhaus eher durchwachsen. Deshalb hört man zweiten Balkon das Orchester deutlich besser als die Sänger, was doch etwas störend ist.

Hat man diese Ratschläge befolgt, kann man sich die Zeit mit “sehen und gesehen werden” vertreiben. Obwohl das Publikum bei unserem Besuch leider nicht halb so herausgeputzt war, wie ich mir das gewünscht hätte. Aber nun leben wir ja nunmal nicht mehr in der k.u.k. Monarchie und müssen deshalb auf eine gewisse Portion Opulenz verzichten.

Leider wussten wir nicht, was die perfekte Strategie ist, einen Stehplatz zu ergattern. Deshalb fanden wir uns kurz vor Vorstellungsbeginn mit zu vielen anderen Menschen am Balkon wieder. Von dort konnten wir nur mittelgut hören und dazu auch noch nur die Hälfte der Bühne sehen. Und dazu auch noch die falsche, denn aus irgendwelchen Gründen wurde vor allem auf der für uns nicht einsehbaren Hälfte gespielt. (Liebe DramaturgInnen/RegisseurInnen/etc. bitte bedenkt doch, dass nicht ausschließlich Menschen mit zu viel Geld für zu teure Opernkarten eure Aufführungen sehen wollen. Es wäre doch nett, wenn so gespielt werden würde, dass vom Balkon aus wenigstens hin und wieder etwas von der Handlung erahnt werden kann.)

Dummerweise bin ich damit nun an dem Punkt meines Opernbesuches angelangt, wo mir die Worte fehlen: Wie war die Aufführung von La Traviata? Leider fehlen mir ja sowohl die grönersche Begeisterungsfähigkeit, als auch das nötige analytische Wissen um wirklich etwas zur Musik sagen zu können. Darüber hinaus gehe ich auch quasi nie in die Oper und kann noch nicht mal aus minimalistischem Erfahrungsschatz schöpfen. Die Phrase “Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut” zu verwenden, trifft es dann ja doch nicht so genau. Ich sage also: Ich habe noch nicht so besonders viel Verdi gesehen, fand die Musik aber irgendwie cool. Im Gegensatz zu Wagner kann ich mir durchaus vorstellen Verdi auch so anzuhören.

Die Quintessenz ist also: Geht in die Oper es lohnt sich auf jeden Fall (außer bei modernen Inszenierungen der Zauberflöte *schauder*). Und: ich muss mehr in die Oper gehen!

La Traviata kann man in der Wiener Staatsoper in dieser Spielzeit noch an folgenden Terminen sehen:

  • 08. Mai 2013 | 19.30
  • 11. Mai 2013 | 19.30
  • 14. Mai 2013 | 19.30
  • 17. Mai 2013 | 19.00

Unter 10 – wertvolles en miniature

Für die Uni beschäftige ich mich gerade mit Modellbahnen (wer irgendwo Züge sieht, darf an mich denken) und Miniaturen von Eisenbahnen. Da konnte ich eine Ausstellungen, die das Wort “Miniaturen” im Titel führt, natürlich nicht an mir vorbei gehen lassen. Und so kam ich ins Wien Museum und habe Unter 10 – wertvolles en miniature gesehen.

Christbaumschmuck in Form einer Litfaßsäule, um 1910 Grafikdesign: Büronardin 7 x 3,4 cm © Wien Museum

Es war großartig! Ich liebe ja Museen, mit kreativen und innovativen Ausstellungsideen. Und ausschließlich Objekte zu zeigen, die nicht größer als 10x10x10 cm groß sind, das ist großartig! Und was für tolle Gegenstände da auftauchten: Ballgeschenke an die Damen von den Technikerbällen, die wirklich filigrane technische Modelle darstellten. Und dann trotz aller Feinheit immer noch eine Tanzkarte und einen Stift enthielten.

Reisenecessaire, 8-teilig, 1865 Höhe 7 cm © Wien Museum

Alltägliches wie ein Reiseneccessaire und Besonderes wie diese wunderschönen, funktionierenden! Uhren.

Zappler (Miniatur-Standuhr), um 1830 Herstellung: Johann Rettich, Wien Höhe 2,9 cm (ohne Sockel) © Wien Museum

Zum Glück läuft die Ausstellung noch bis zum 26. Mai – es lohnt sich also auf jeden Fall sie anzusehen, wenn man in Wien ist. Der einzige Makel ist, dass viel zu wenige Objekte ausgestellt werden. Ich hätte noch bedeutend länger hübsche Dinge in klein angesehen. Und auch von den auf maximal neun Zeilen begrenzten Texten hätte ich noch mehr lesen können. Das ist natürlich ein toller Gag und eigentlich für eine Ausstellung genau lang genug. Gerade bereue ich sehr, den süßen Ausstellungsführer (nicht größer als 10 x 10 cm) nicht doch gekauft zu haben und so spät im Wien Museum gewesen zu sein, dass ich es nicht geschafft habe noch eine andere Ausstellung zu besuchen.

Der Menschenfeind

Man verzeihe mir das schlechte Wortspiel: Aber heute gibt es mehr Molière. Denn ich habe die Semesterferien genutzt und war nicht nur in Wien im Theater. Und wie der Zufall so wollte, wurde auch im Nürnberger Schauspielhaus Molière gegeben. Allerdings nicht – was den Vergleich ganz besonders witzig gemacht hätte – Der Geizige. Stattdessen stand Der Menschenfein auf dem Spielzettel.

Früher war ich, dank Schulplatzmiete regelmäßig im Nürnberger Schauspielhaus. Doch wegen Studium und Umzug war dies für mich der erste Besuch im 2010 fertig gestellten “neuen” Schauspielhaus. Und ich muss sagen, der Umbau war dringend nötig und ist gut geworden. Man merkt dem Zuschauerraum deutlich weniger an, dass er früher mal als Kino gedient hat. Die Bühne hat endlich anständige Bühnentechnik. Und vor allem: das Foyer und das Treppenhaus strahlen statt muffigen 70er Jahre Charmes endlich moderne Klarheit aus.

Da Der Menschenfeind nicht als Adaption sondern auf Basis einer Übersetzung gegeben wurde, musste die Inszenierung fehlenden modernen Sprachwitz ausgleichen. Das minimalistische Bühnenbild, das nur aus einem großen Glaskasten im hinteren Bühnenbereich bestand, wurde durch die opulenten Kostüme ausgeglichen. Während Alceste (Thomas Nunner) und sein Freund Philinte (Daniel Scholz) in großartigen Barocken Kostümen stecken, sind die immer mit der Mode gehenden Gegenspieler Acaste (Christian Traubenheim) und Clitandre (Marco Steeger) in poppigen Anzügen und heel less high heels gekleidet. Und während die ersteren beiden auch eher getragen spielen, schaffen es die beiden letzteren durch ihr Auftreten völlig vergessen zu machen, dass sie keinen modernen Text sprechen.

Auch in dieser Molière Inszenierung verwischen die am Anfang gezogenen Grenzen zwischen Alt und Modern. Wenn die Kleidungsstücke fallen und die unbequemen Schuhe von den Füßen fliegen, wird deutlich, dass der Menschenfeind Alceste eine Haltung einnimmt, mit der es auch heute immer noch unmöglich ist, in der Gesellschaft zu bestehen. Es zeigt sich aber auch, dass die entgegengesetzte Haltung der völligen Moderne und des öffentlichen Verspottens aller ebenso unhaltbar ist.

Besonderes Highlight für alle jüngeren Theaterbesucher, war eine Tanzszene zum Ende des Stückes, in der Célimène (Louisa von Spieß) und Eliante (Nicola Lembach) im Gangnam Style tanzen. Zu sehen ist sie zumindest teilweise in diesem youtube-Trailer des Staatstheaters:

Der Menschenfeind kann man am Staatstheater Nürnberg in dieser Spielzeit noch zu folgenden Terminen sehen:

  • Dienstag, 30.04.2013 19:30 Uhr
  • Freitag, 10.05.2013 19:30 Uhr
  • Sonntag, 12.05.2013 19:00 Uhr
  • Samstag, 25.05.2013 19:30 Uhr