Kaffeehaus, Theater, Oper – wir steigern die Opulenz. In die Wiener Staatsoper geht man ja vor allem des Gesamterlebnisses wegen. Das ist in der Staatsoper in Wien mit der richtigen Strategie sogar durchaus erschwinglich. Denn – und ich erzähle hier leider kein echtes Geheimnis – eine Stunde vor Vorstellungsbeginn wird im Opernhaus die Abendkassa mit den Stehplatzkarten geöffnet. Und für “normale” Vorstellungen reicht es locker, kurz davor an der richtigen Kasse anzustehen. Wobei das “die richtige Kasse” deutlich betont werden muss: Sonst irrt man nämlich erst mal durch das halbe Haus und steht dann eine Viertelstunde später am Ende einer langen Schlange. Der zweite Trick ist, nachdem man die Karte erworben hat, auf keinen Fall zu denken, man könne jetzt noch gemütlich einen Kaffee trinken und eine Kleinigkeit verzehren. Denn die Stehplätze sind nicht nummeriert und werden überbucht. Also heißt es los stürmen und Plätze mit Sicht und Schall zu sichern. Denn leider ist die Akkustik im Opernhaus eher durchwachsen. Deshalb hört man zweiten Balkon das Orchester deutlich besser als die Sänger, was doch etwas störend ist.
Hat man diese Ratschläge befolgt, kann man sich die Zeit mit “sehen und gesehen werden” vertreiben. Obwohl das Publikum bei unserem Besuch leider nicht halb so herausgeputzt war, wie ich mir das gewünscht hätte. Aber nun leben wir ja nunmal nicht mehr in der k.u.k. Monarchie und müssen deshalb auf eine gewisse Portion Opulenz verzichten.
Leider wussten wir nicht, was die perfekte Strategie ist, einen Stehplatz zu ergattern. Deshalb fanden wir uns kurz vor Vorstellungsbeginn mit zu vielen anderen Menschen am Balkon wieder. Von dort konnten wir nur mittelgut hören und dazu auch noch nur die Hälfte der Bühne sehen. Und dazu auch noch die falsche, denn aus irgendwelchen Gründen wurde vor allem auf der für uns nicht einsehbaren Hälfte gespielt. (Liebe DramaturgInnen/RegisseurInnen/etc. bitte bedenkt doch, dass nicht ausschließlich Menschen mit zu viel Geld für zu teure Opernkarten eure Aufführungen sehen wollen. Es wäre doch nett, wenn so gespielt werden würde, dass vom Balkon aus wenigstens hin und wieder etwas von der Handlung erahnt werden kann.)
Dummerweise bin ich damit nun an dem Punkt meines Opernbesuches angelangt, wo mir die Worte fehlen: Wie war die Aufführung von La Traviata? Leider fehlen mir ja sowohl die grönersche Begeisterungsfähigkeit, als auch das nötige analytische Wissen um wirklich etwas zur Musik sagen zu können. Darüber hinaus gehe ich auch quasi nie in die Oper und kann noch nicht mal aus minimalistischem Erfahrungsschatz schöpfen. Die Phrase “Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut” zu verwenden, trifft es dann ja doch nicht so genau. Ich sage also: Ich habe noch nicht so besonders viel Verdi gesehen, fand die Musik aber irgendwie cool. Im Gegensatz zu Wagner kann ich mir durchaus vorstellen Verdi auch so anzuhören.
Die Quintessenz ist also: Geht in die Oper es lohnt sich auf jeden Fall (außer bei modernen Inszenierungen der Zauberflöte *schauder*). Und: ich muss mehr in die Oper gehen!
La Traviata kann man in der Wiener Staatsoper in dieser Spielzeit noch an folgenden Terminen sehen:
- 08. Mai 2013 | 19.30
- 11. Mai 2013 | 19.30
- 14. Mai 2013 | 19.30
- 17. Mai 2013 | 19.00