Category Archives: Unterhaltung

Literarisch verkleiden

Wenn das Motto der Geburtstagsparty “Lesenacht” lautet und die Gäste aufgefordert werden, sich doch vielleicht als literarische Figur zu verkleiden … dann steht man als Gastgeberinnenduo schon mal vor dem Problem, wie das eigene Motto jetzt geschickt umzusetzen wäre.

Das doppelte Lottchen? – Vielleicht doch zu sehr Kinderbuch.

Elizabeth Bennett und Charlotte Lucas? – Da müssten dann schon originalgetreue Kleider genäht werden, bis zum Fest nicht zu realisieren. Und ohne historische Empire-Kleider spielen wir nicht mit.

Buchlinge aus Die Stadt der träumenden Bücher, die den ganzen Abend Zitate einer Autorin von sich geben? – So viel Lernzeit wollten wir doch nicht aufwenden.

Asterix und Obelix? Sherlock Holmes und Watson? Atreju und Fuchur? Jeeves and Wooster? Sarastro und die Königin der Nacht? Papageno und Papagena? Voldemort und Nagini? Das Sams und Herr Taschenbier? Kasperl und Seppel? Die Großmutter und Räuber Hotzenplotz? Sauron und Gandalf? Frodo und Sam?

Erstmal das Internet befragen (allerherzlichsten Dank an dieser Stelle an Frau Percanta für die großartigen Vorschläge!). Dabei kamen heraus:

Max und Moritz? Lotte und Werther? Romeo und Julia? Orpheus und Eurydike? Tim und Struppi? Hanni und Nanni? Michel und Ida? Petterson und Findus? Don Quijote Sancho Panza? Macbeth und 3 Hexen? Wilhelm Tell und Sohn? Otello und Desdemona? Siegfried und Drache? Hänsel und Gretel? Der Tod und das Mädchen? Laut und Luise? Winnetou und Old Shatterhand? Der Wolf und die sieben Geißlein? Prinz und Fuchs? Ronja und Birk? Ahab und Wal? Alice und Kaninchen? Ali Baba und die 40Räuber? Krieg und Frieden? Schuld und Sühne? Peter und der Wolf (gerne auch musikalisch begleitet)?

Abstraktion schreckt uns nicht per se, also vielleicht doch Sense and Sensibility? Oder Stolz und Vorurteil?

Huckleberry Finn und Tom Sawyer? Warum gibt es eigentlich so wenige Bücher, mit tollen weiblichen Figuren, als die wir uns verkleiden können? Warum fallen mir nur Männer ein? Pippi Langstrumpf und Herr Nilson? Maria Stuart und Elizabeth I.?

So viele Ideen und noch keine hat uns wirklich komplett überzeugt. Wir sammeln also weiter.

Rezensiert: Seperate Beds

Inzwischen finde ich die meisten Bücher, die ich so lese ja auf die folgende Art: Ich muss irgendein Buch, das ich fürs Studium brauche aus dem Freihandmagazin der Bibliothek selbst abholen. Nur zum Spass gucke ich dabei natürlich auch immer noch ein bisschen die Titel links und rechts und im Regal davor und danach an. Besonders in den Realen mit den Anschaffungen ab 2010 ist das eine sehr “gefährliche” Methode. Denn üblicherweise landen so nicht nur die zwei bis drei Bücher die ich wirklich brauche, sondern auch noch zwei bis drei weitere, die interessant oder spannend klangen in meinem Korb. Damit ich wenigstens hin und wieder auch ‘was Literarisches lese, ist das dann meistens Belletristik. Der Anschaffungspolitik der Bibliothek geschuldet meistens englischsprachig.

Am Freitag stolperte ich so über Seperate Beds, das mir wegen des hübschen cremefarbenen Einbandes mit der schönen blauen Schrift aufgefallen war. Dann packte mich auch noch aus Gründen, derer ich mir nicht so ganz klar bin, der erste Absatz:

Zosia said to Annie, “I’m glad you got home befor I left.”

Annie dumped a wohle lot of Christmas shopping on the table and ran her fingers through her hair. Bad hair day. Very bad hair day. “So am I. Are you in a hurry? Would you like a glass of wine?”

There was just the two of them in the kitchen and the house was quiet and dark. Zosia always turned the ligths off as she worked through the rooms. When Annie commente on this thrift, she had replied, “We must not waste,” for the deprivations of Zsoia’s upbringing were lodged deep in her.

Elizabeth Buchans Geschichte beginnt mit dieser idyllischen Szene – kurz bevor das Unglück voll zuschlägt und für die Familie alles immer nur noch schwieriger wird. Ich musste beim Lesen die ganze Zeit über an J.K. Rowlings The Casual Vacancy denken. Ausgelöst von einem Schicksalsschlag werden die Figuren in einen Strudel des Unglücks gezogen. Anders als bei Rowling sind diese aber nicht völlig kaputt und emotional unfähig und deshalb wesentlich glaubhafter. Jedes Familienmitglied schleppt seine persönlichen Probleme mit sich herum – aber gleichzeitig werden alle doch so geschildert, dass sie auch positive, liebende Seiten haben und somit differenziert und menschlich erscheinen. Ich zumindest habe das Buch voll Spannung gelesen. Nicht diese atemanhalten und die gesamte Nacht druchlesen Art von Spannung, sondern die intensivere mitfühlende, über die Figuren in Lesepausen nachdenkende und ihnen das Beste wünschende Spannung. So ist es auch ganz gut, dass die Figuren unter mit sich ringen, Rückfällen und Streitigkeiten sich mit ihren Problemen arrangieren. Den alten und den neuen.

 

Ich habe jedenfalls schon lange kein Buch mehr so gerne gelesen, wie Seperated Beds.

A Midsummer Night’s Dream

Obwohl A midsummer night’s dream ja wirklich überall zitiert und ständig aufgeführt wird und ich das Stück auch schon mehrmals gesehen habe: Immer vergesse ich die Handlung! Dabei ist sie doch schon so geschickt in sich selbst gespiegelt und wiederholt und kommentiert. Aber vermutlich liegt es genau daran.

Jetzt habe ich A midsummer night’s dream mal wieder gesehen. Auf Englisch, gespielt vom English Drama Workshop der Uni Göttingen. Und vielleicht kann ich mich beim nächsten Mal dann endlich an die Handlung erinnern. Die Inszenierung des Stückes schöpfte aus allen Möglichkeiten des Theaters: Mit der Umsetzung von Orchesterumrahmung, Balletteinlagen und Singstücken war sie definitiv als Gesamtkunstwerk angelegt. Dabei habe ich mich vor der Pause allerdings noch gefragt, ob ich diese Inszenierung denn auch gut finden würde. Denn irgendwie dachte ich, dass mich die Schauspieler nicht so richtig in den Bann gezogen hätten und musste viel zu lange darüber nachdenken, dass sie mit allen möglichen Akzente sprachen aber eher nicht mit uppermiddleclass britischem. Dann allerdings kam die Pause viel früher als ich es erwartet hatte – ein äußerst positives Zeichen, dass ich mich doch nicht gelangweilt hatte. Dann stimmte das Orchester nach der Pause auch noch mal nach (zum Glück! sauberere Streicherstimmen) und auch die schauspielerische Leistung riss mich in der zweiten Hälfte noch etwas mehr mit. Ich konnte mich dann zum Glück doch noch von Shakespeares Stück verzaubern lassen

 

Über das Musizieren

Selbst gemachte Musik spielt in meinem Leben ja schon so lange ich denken kann eine Rolle. Als ich ganz klein war, gab es bei uns eine Heimorgel, die nach einem Umzug aus Platzgründen durch ein Klavier ersetzt wurde. Mit sechs Jahren habe ich angefangen Blockflöte zu spielen – nachdem mein Bruder und ich vorher schon jahrelang mit Stricknadeln die Zauberflöte dirigierten und mit besonderer Vorliebe im Auto die Arie der Königin der Nacht schmetterten.

In der ersten Klasse wollte ich schließlich Geige lernen – ein Instrument bei dem ich mit unterschiedlichem Übe-Eifer bis heute geblieben bin. Sehr viel später, die Geige klang für sich so alleine, alle anderen in meiner Klasse am musischen Gymnasium spielten es eh, kam dann noch das Klavier hinzu. Ebenfalls mit stark schwankendem Engagement, was das Üben betraf. Denn leider ist es ja so: Ich möchte weder Geige noch Klavier üben. Ich möchte Geige und Klavier spielen. Nicht hervorragend, schon gar nicht professionell, aber mit akzeptablem Mittelmaß so, dass es Spass macht. Gerne auch zusammen – bloß nicht so, dass ich alleine damit auftreten muss.

Ich liebe Musik. Aber ich höre kein Radio, kaum die Lieder in meiner iTunes-Bibiliothek, außer ein bisschen Bach, wenn ich mich konzentrieren muss, aber eigentlich ganz unkonzentriert bin. Zu viele Geräusche um mich rum machen mich hibbelig und ich konnte mich eigentlich noch nie gut konzentrieren, wenn irgendwas nebenher läuft. Ich werde allerdings – und das habe ich gerade mal wieder ganz besonders stark gemerkt – auch hibbelig und nervös, unausgeglichen und gestresst, wenn ich keine Musik mache.

Manchmal bedauere ich ja sehr, dass das, was früher Hausmusik war, mit dem Aufkommen von Schallplatten, Radio und allen anderen Methoden professionelle Musik aufzuzeichnen und distribuieren, irgendwie ausgestorben ist. Dass es nicht mehr nötig ist, sich zusammenzusetzen und gemeinsam zu singen und zu musizieren, damit Musik ins Leben der Menschen kommt. Dass die wenigsten Leute, die ich kenne, sich spontan hinsetzen und mehrstimmig stundenlang singen können. Aus dem Kopf. Natürlich ist das eine wunderbare Bereicherung für alle, denen es nicht möglich wäre selbst zu lernen, wie man musiziert. Natürlich gibt es immer noch genug Menschen, die sich hinsetzten und gemeinsam Musik machen. Und natürlich ist es mein besonderes Spezialproblem, dass ich mich nur selten mit Pop und Rock erwärmen kann und schon allein bedingt durch die Wahl meiner Instrumente, eher am klassischen Repertoire interessiert bin. Dass ich kein Bandmitglied bin und auch nie eines sein wollte. Aber manchmal bedauere ich doch, dass ich so wenig Menschen kenne, die nur für das persönliche Vergnügen, ohne den Ehrgeiz perfekt und schnell aufführungsreif zu sein Musik machen möchten.

Natürlich spiele ich trotzdem im Orchester (und singe im Chor), aber dabei geht es doch immer um die nächste Aufführung als Antrieb und Motivation. Und wenn etwas nicht klappt, nicht perfekt genug ist, dann sinkt schnell die Frustrationstoleranz und die Stimmung. Dann wird vergessen, dass das gemeinsame Zusammenspiel in jeder viel wichtiger ist, als die eine Aufführung am Ende des Semesters (und auch viel effektiver, wenn es darum geht, dass das Endprodukt schön und gefällig wird).

Ich möchte Stücke spielen und gemeinsam oder abwechselnd immer wieder an der selben Stelle scheitern. Drüber hinweg spielen. So lange von vorn anfangen, bis es doch ganz gut klingt. Gemeinsam spielend üben, statt stur alleine in meiner Kammer zu sitzen. Lieblingsstellen haben, die nur im Zusammenspiel herzzerreißend schön klingen. Ich möchte, dass egal sein darf, wenn sich eine auch nach dem 100. Mal noch immer verspielt. Ich möchte gemeinsam drüber lachen, dass wenn eine die Stelle endlich kann, sich promt die andere verspielt. Ich möchte keine Konzerte geben, nicht stundenlang üben müssen, bevor ich mich überhaupt mit jemandem treffen kann, um zusammenzuspielen. Ich möchte Musik machen und nicht üben. Gemeinsam. Denn das mit der Geige kann ich leider besser, aber alleine klingt sie mir nicht harmonisch genug. Gemeinsam. Denn auch wenn ich kein Publikum brauche: Es ist viel schöner, wenn nicht nur man selbst sich hört, wenn man sich nicht nur selbst hört. Ich möchte Stücke spielen, die leicht genug sind, dass sie irgendwie vom Blatt spielbar sind, so dass man zusammen dran arbeiten kann, dass sie auch schön werden. Die nicht die Technik herausfordern, sondern das Gefühl für Zusammenspiel und Klang.

Ich möchte gemeinsam Musik machen. Weil gemeinsam glücklich macht. Weil Musik machen glücklich macht.

I’m not a Series Junkie: The Palace

Immer wenn ich besonders frustriert bin (die Uni allgemein, der Vortrag nächste Woche im besonderen, das unfertige Kleid, an dem ich heute phänomenal gescheitert bin, das schwüle Wetter, verschlafen, und überhaupt!), stöbere ich gerne durch youtube, um hinterher wieder eine nette britische Miniserie gefunden zu haben, die mich ablenkt und auf bessere Gedanken bringt. Die übliche Vorgehensweise ist dabei, einfach nach was zu suchen, das ich schon kenne und mich von dort aus auf vielversprechende Videos weiter zu klicken.

Auf diese Weise bin ich gestern auf The Palace gestoßen. Die Serie ist ein bisschen wie Downton Abbey oder Upstairs, Downstairs, nur dass sie gleich von der fiktiven britischen Königsfamilie handelt. Rupert Evans spielt den nach dem überraschenden Tod seines Vaters zum König aufgestiegenen Richard IV. Und die Serie begleitet ihn durch die Intriegen und Probleme, die den Beginn seiner Regierungszeit markieren.

Die Serie zählt definitiv zu denen, die ich vor allem wegen der schönen Bilder gucke: Der coole Palast mit seinen elegant ausgestatteten, prunkvollen, bequemen Räumen, die schönen Kleider. Männer in gut geschnittenen, gut sitzenden Anzügen. Und Rupert Evans mit lässiger Haltung und schiefem Grinsen. Hach.

Den Ausgleich hat die Handlung auch durchaus nötig: Denn für meinen Geschmack ist sie zu schnell, enthält zu viele Twists und zu viele seltsame Frauenfiguren. Da wären: Eine durchtriebene ältere Schwester, die selbst gerne Königin wäre, eine Mutter, die mit dem Statusverlust nicht umgehen kann, eine Geliebte, die zum feindlichen Lager gehört, eine Assistentin, die sich natürlich in Richard verliebt, eine jüngere Schwester, die quasi nicht vorkommt. Dass all diese Frauen mal miteinander reden ist sowieso nicht vorgesehen. Ansonsten ist die Handlung aber nicht unspannend, die meisten der vielen Figuren (ob Dienstbote, Persönliche Assistenz oder Königsfamilie) entwickeln sich im Laufe der acht Folgen durchaus im Positiven. Gute Unterhaltung durchaus für frustrierte Freitagabende.

Public Viewing: Siroe

Es ist ein lauer Sommerabend im Mai, die Vögel zwitschern, die Sonne wirft lange Schatten auf die Wiese. Entspannte Menschen warten gespannt auf den Beginn der Opernübertragung. Gläserklingen, Grillgedufte, Stimmengewirr.

Lokhalle mit Konzertbestuhlung

Lokhalle mit Konzertbestuhlung

Public Viewing – Theke

Public Viewing – Theke

Doch nein: falsche Erinnerung. Konzertbestuhlung, Industriehalle. Die Verpflegnung nicht liebevoll gepackte Picknickkörbe, sondern ein Stand mit Nachos, Hot Dogs und Bier. Glasflaschenverbot, als würde sich das gutbürgerliche Göttinger Opernpublikum dieselben auf den Schädeln zertrümmern.

Immerhin: Der Eintritt ist frei, das ist vermutlich auch der Grund, warum es so voll ist. Im Opernhaus, wäre die Sicht nämlich noch auf den billigsten Plätzen besser, von der Akkustik ganz zu schweigen. Und dass die Übertitel zu klein sind, so dass man sie nicht lesen kann – irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt.

Siroe handelt vom Rachefeldzug Emiras (Anna Dennis) gegen den König Cosroe (Lisandro Abadie), der ihre ganze Familie umgebracht hat. In üblicher Opernverwirrung der Handlung verliebt sich Emira, als sie als Mann verkleidet an Cosroes Hof ankommt in dessen Sohn Siroe (Yosemeh Adjei). Dieser wird jedoch auch von der Mätresse seines Vaters Laodice (Aleksandra Zamojska) geliebt. Und von seinem jüngeren Bruder Medarse (Antonio Giovannini) um die Position als Thronfolger beneidet. Daraus ergibt sich: ein Komplott nach dem nächsten. Immerhin mit gutem Ausgang. Denn obwohl Siroe im drittem Akt der Hinrichtung durch seinen Vater nur knapp und nur dank der Fürsprache von dessen Berater Arasse (Ross Ramgobin) entkommt, schafft er es doch seine Geliebte Emira mit seinem Vater zu versöhnen und Medarse zu verzeihen.

Unser Picknick

Unser Picknick

Sicht auf die Leinwand

Sicht auf die Leinwand

Leider hat mich die Inszenierung (die mir nicht mehrfach im NDR erklärt wurde, weil ich das Programm des NDR nun wirklich nicht verfolge) etwas ratlos hinterlassen. Denn so tragisch die Handlung auch sein mag: Sie enthält genug komische Elemente (cross dressing!!), dass es gerechtfertigt wäre, nicht die gesamte Handlung in einer versifften 50er-Jahre-Kulisse zu inszenieren und kein noch so kleines bisschen freundliche Helligkeit auf die Bühne zu lassen. Nun bin ich vielleicht nicht das intendierte Zielpublikum jeglicher Operninszenierung, aber irgendwie… Warum wurde nicht ein echter Bruch zwischen Handlung und Bühnenbild erzeugt, indem das letztere hell und freundlich ist und somit im offensichtlichen Wiederspruch zur ersteren steht? Warum wurden ausgerechnet die 50er Setting für den Konflikt einer Adelsfamilie gewählt, die noch nicht mal besonders patriarchisch ist? In meinem  Kopf waren jedenfalls nach dem Ende des Public Viewings jede Menge solcher warums?

Nichts desto trotz hatte ich einen Abend lang mächtig Spass. Und auch eine Woche später noch Opern-Rezitativ-Fetzen und Händels Melodien als Ohrwurm im Kopf.

Filmtipp: Parade’s End – Der letzte Gentleman

Beim Blättern durch das Arte+7 Programm bin ich über die BBC Mini-Serie “Parade’s End – Der letzte Gentleman” gestolpert.

Für alle, die englische Serien, Benedict Cumberbatch und historische Dramen mögen ein ganz wunderbarer Filmtipp (läuft noch bis Freitag den 14.06.)

Und jetzt muss ich leider weiter fernsehen.

Ach so: Bechdel Test bislang knapp bestanden.

Chorwochenende

Ankommen, essen, singen, schlafen.

Aufwachen, essen, singen, essen, ausruhen, essen, singen, essen, singen, schlafen.

Aufwachen, essen, singen, essen, singen, essen, abfahren.

Glücklich sein.

Rezensiert: Walküre in Detmold

Die Walküre in Detmold von Ralph Bollmann steht schon seit zwei Jahren auf meinem Amazon-Wunschzettel. Genauer gesagt steht das Buch dort, seit Anke Gröner es in ihrem Blog gleich zwei mal zitierte. Jetzt bekam ich es glücklicherweise auf Reisen zwischen die Finger. Und auch wenn ich das Buch leider nicht zu ende lesen konnte, muss ich ganz dringend darüber schreiben. Es gibt nämlich eine ganz großartige Lektüre für zwischendurch, bei der man auch einfach mal quer lesen kann.

Obwohl ich ja durchaus sehr an der so genannten Hochkultur interessiert bin, halte ich das Buch, das eine Art Opernführer ist, nicht nur für Operngänger sehr lesenswert. Ralph Bollmann schreibt nämlich uneingebildet, aber klug und pointiert über seine Reisen kreuz und quer durch Deutschland. Walküre in Detmold entstand aus der Beobachtung, dass es in Deutschland mehr Opernhäuser gibt, als im gesamten Rest der Welt zusammen und aus dem Plan alle diese Opernhäuser auch zu besuchen. Ralph Bollmann reiste also mehrere Jahre durch Deutschland und besuchte Opernaufführungen. Dabei herausgekommen ist ein Reisebericht, der gespickt mit historischem und kunsthistorischem Wissen ist. Die ununterbrochen eingewobenen Anekdoten machen besonders Lust, in den Zug zu steigen und ebenfalls quer durch Deutschland zu reisen. Man könnte dann ebenfalls bedeutende Bauwerke besichtigen Museen, Theater- und Opernaufführungen besuchen und am Ende ein bisschen gebildeter sein. Das jedoch ohne zwanghaft lernen zu müssen, sondern durch Erfahrung und Anschauung, die auch noch Spass macht.

Ich werde also gleich mal eine Spardose mit der Aufschrift “Kulturreisen” anlegen. Denn egal wie günstig laut Bollmanns Beschreibungen die einzelnen Opern auch sein können: Mein schmaler Studentengeldbeutel gibt so viel Kulturkonsum dann doch nicht her.

La Traviata

Kaffeehaus, Theater, Oper – wir steigern die Opulenz. In die Wiener Staatsoper geht man ja vor allem des Gesamterlebnisses wegen. Das ist in der Staatsoper in Wien mit der richtigen Strategie sogar durchaus erschwinglich. Denn – und ich erzähle hier leider kein echtes Geheimnis – eine Stunde vor Vorstellungsbeginn wird im Opernhaus die Abendkassa mit den Stehplatzkarten geöffnet. Und für “normale” Vorstellungen reicht es locker, kurz davor an der richtigen Kasse anzustehen. Wobei das “die richtige Kasse” deutlich betont werden muss: Sonst irrt man nämlich erst mal durch das halbe Haus und steht dann eine Viertelstunde später am Ende einer langen Schlange. Der zweite Trick ist, nachdem man die Karte erworben hat, auf keinen Fall zu denken, man könne jetzt noch gemütlich einen Kaffee trinken und eine Kleinigkeit verzehren. Denn die Stehplätze sind nicht nummeriert und werden überbucht. Also heißt es los stürmen und Plätze mit Sicht und Schall zu sichern. Denn leider ist die Akkustik im Opernhaus eher durchwachsen. Deshalb hört man zweiten Balkon das Orchester deutlich besser als die Sänger, was doch etwas störend ist.

Hat man diese Ratschläge befolgt, kann man sich die Zeit mit “sehen und gesehen werden” vertreiben. Obwohl das Publikum bei unserem Besuch leider nicht halb so herausgeputzt war, wie ich mir das gewünscht hätte. Aber nun leben wir ja nunmal nicht mehr in der k.u.k. Monarchie und müssen deshalb auf eine gewisse Portion Opulenz verzichten.

Leider wussten wir nicht, was die perfekte Strategie ist, einen Stehplatz zu ergattern. Deshalb fanden wir uns kurz vor Vorstellungsbeginn mit zu vielen anderen Menschen am Balkon wieder. Von dort konnten wir nur mittelgut hören und dazu auch noch nur die Hälfte der Bühne sehen. Und dazu auch noch die falsche, denn aus irgendwelchen Gründen wurde vor allem auf der für uns nicht einsehbaren Hälfte gespielt. (Liebe DramaturgInnen/RegisseurInnen/etc. bitte bedenkt doch, dass nicht ausschließlich Menschen mit zu viel Geld für zu teure Opernkarten eure Aufführungen sehen wollen. Es wäre doch nett, wenn so gespielt werden würde, dass vom Balkon aus wenigstens hin und wieder etwas von der Handlung erahnt werden kann.)

Dummerweise bin ich damit nun an dem Punkt meines Opernbesuches angelangt, wo mir die Worte fehlen: Wie war die Aufführung von La Traviata? Leider fehlen mir ja sowohl die grönersche Begeisterungsfähigkeit, als auch das nötige analytische Wissen um wirklich etwas zur Musik sagen zu können. Darüber hinaus gehe ich auch quasi nie in die Oper und kann noch nicht mal aus minimalistischem Erfahrungsschatz schöpfen. Die Phrase “Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut” zu verwenden, trifft es dann ja doch nicht so genau. Ich sage also: Ich habe noch nicht so besonders viel Verdi gesehen, fand die Musik aber irgendwie cool. Im Gegensatz zu Wagner kann ich mir durchaus vorstellen Verdi auch so anzuhören.

Die Quintessenz ist also: Geht in die Oper es lohnt sich auf jeden Fall (außer bei modernen Inszenierungen der Zauberflöte *schauder*). Und: ich muss mehr in die Oper gehen!

La Traviata kann man in der Wiener Staatsoper in dieser Spielzeit noch an folgenden Terminen sehen:

  • 08. Mai 2013 | 19.30
  • 11. Mai 2013 | 19.30
  • 14. Mai 2013 | 19.30
  • 17. Mai 2013 | 19.00