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Bamberg

Da besucht man eine Freundin eigentlich nur auf Durchreise, bringt kaum ein paar Stunden Zeit mit und hat dennoch jede Menge Spass. Besagte Freundin ist nämlich im Nebenjob Stadtführerin in Bamberg und nach einem gemütlichen Kaffeetrinken, ging es zwei Stunden über Stock und Stein, Treppchen und Sträßchen quer durch Bamberg. So interessant wurde ich noch nie durch irgendeine Stadt begleitet!

Da waren “Klein-Venedig” mit alten Fischerhäusern und das Problem der “Barockisierung” Bambergs. Denn der Fürstbischof Hochtrabend der Ehrgeizige (leider bin ich nicht so gut darin mir Namen, Zahlen und Daten zu merken) zwang ganz Bamberg in einem Unsre-Stadt-Soll-Schöner-Werden-Projekt dazu, die alten Fachwerkhäuser zu verputzen und mit barocken Fassaden zu versehen. Die Fischer jedoch renovierten nur die Vorderseiten der Häuser, nicht aber die dem Fluss zu gewandten und ständig sichtbaren.

Natürlich waren wir am und im Dom. Am Grab von Heinrich und Kunigunde kamen wir auf die sehr emanzipierte Herrscherin zu sprechen. Dieser war Bamberg als Hochzeitsgabe geschenkt worden und sie war tatsächlich an den Regierungsgeschäften interessiert: 1/3 der Urkunden sind von ihr unterzeichnet! (Dass sie und Heinrich eine “keusche” Ehe führten und deshalb gleich ganz besonders heilig waren, lag allerdings wohl vor allem an Heinrichs Unfruchtbarkeit)

Nettes Detail am Dom – und leider nur von der Rückseite zu sehen: Der Turm mit Ochs und Esel, der in französischer Tradition auf den Einsatz von Tieren beim Dombau hinweist.

Schon auf dem Rückweg zum Bahnhof kamen wir dann auch noch am seit langen geplanten, aber immer noch nicht umgesetzten Denkmal für Hexenverbrennung vorbei – oder anders gesagt: An dessen potenziellen Standort. In Bamberg ging die Inquisition nämlich besonders scharf gegen angebliche Hexen und Hexer vor. Besonders weil das Erbe einer verurteilten Hexe behalten werden durfte. Dies führte dazu, dass beinahe die gesamte reiche Oberschicht in Bamberg auf dem Scheiterhaufen endete.

Meine Stadtführung war also mindestens so lehrreich wie ein Bummel mit dem Kunst- und Kulturführer, dabei aber vermutlich zehn mal so unterhaltsam. Vermutlich habe ich bestimmt die Hälfte aller Fakten auch schon wieder vergessen. Das liegt aber nicht an meiner Begleitung, sondern ausschließlich an meinem schlechten Gedächtnis.

La Traviata

Kaffeehaus, Theater, Oper – wir steigern die Opulenz. In die Wiener Staatsoper geht man ja vor allem des Gesamterlebnisses wegen. Das ist in der Staatsoper in Wien mit der richtigen Strategie sogar durchaus erschwinglich. Denn – und ich erzähle hier leider kein echtes Geheimnis – eine Stunde vor Vorstellungsbeginn wird im Opernhaus die Abendkassa mit den Stehplatzkarten geöffnet. Und für “normale” Vorstellungen reicht es locker, kurz davor an der richtigen Kasse anzustehen. Wobei das “die richtige Kasse” deutlich betont werden muss: Sonst irrt man nämlich erst mal durch das halbe Haus und steht dann eine Viertelstunde später am Ende einer langen Schlange. Der zweite Trick ist, nachdem man die Karte erworben hat, auf keinen Fall zu denken, man könne jetzt noch gemütlich einen Kaffee trinken und eine Kleinigkeit verzehren. Denn die Stehplätze sind nicht nummeriert und werden überbucht. Also heißt es los stürmen und Plätze mit Sicht und Schall zu sichern. Denn leider ist die Akkustik im Opernhaus eher durchwachsen. Deshalb hört man zweiten Balkon das Orchester deutlich besser als die Sänger, was doch etwas störend ist.

Hat man diese Ratschläge befolgt, kann man sich die Zeit mit “sehen und gesehen werden” vertreiben. Obwohl das Publikum bei unserem Besuch leider nicht halb so herausgeputzt war, wie ich mir das gewünscht hätte. Aber nun leben wir ja nunmal nicht mehr in der k.u.k. Monarchie und müssen deshalb auf eine gewisse Portion Opulenz verzichten.

Leider wussten wir nicht, was die perfekte Strategie ist, einen Stehplatz zu ergattern. Deshalb fanden wir uns kurz vor Vorstellungsbeginn mit zu vielen anderen Menschen am Balkon wieder. Von dort konnten wir nur mittelgut hören und dazu auch noch nur die Hälfte der Bühne sehen. Und dazu auch noch die falsche, denn aus irgendwelchen Gründen wurde vor allem auf der für uns nicht einsehbaren Hälfte gespielt. (Liebe DramaturgInnen/RegisseurInnen/etc. bitte bedenkt doch, dass nicht ausschließlich Menschen mit zu viel Geld für zu teure Opernkarten eure Aufführungen sehen wollen. Es wäre doch nett, wenn so gespielt werden würde, dass vom Balkon aus wenigstens hin und wieder etwas von der Handlung erahnt werden kann.)

Dummerweise bin ich damit nun an dem Punkt meines Opernbesuches angelangt, wo mir die Worte fehlen: Wie war die Aufführung von La Traviata? Leider fehlen mir ja sowohl die grönersche Begeisterungsfähigkeit, als auch das nötige analytische Wissen um wirklich etwas zur Musik sagen zu können. Darüber hinaus gehe ich auch quasi nie in die Oper und kann noch nicht mal aus minimalistischem Erfahrungsschatz schöpfen. Die Phrase “Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut” zu verwenden, trifft es dann ja doch nicht so genau. Ich sage also: Ich habe noch nicht so besonders viel Verdi gesehen, fand die Musik aber irgendwie cool. Im Gegensatz zu Wagner kann ich mir durchaus vorstellen Verdi auch so anzuhören.

Die Quintessenz ist also: Geht in die Oper es lohnt sich auf jeden Fall (außer bei modernen Inszenierungen der Zauberflöte *schauder*). Und: ich muss mehr in die Oper gehen!

La Traviata kann man in der Wiener Staatsoper in dieser Spielzeit noch an folgenden Terminen sehen:

  • 08. Mai 2013 | 19.30
  • 11. Mai 2013 | 19.30
  • 14. Mai 2013 | 19.30
  • 17. Mai 2013 | 19.00

Unter 10 – wertvolles en miniature

Für die Uni beschäftige ich mich gerade mit Modellbahnen (wer irgendwo Züge sieht, darf an mich denken) und Miniaturen von Eisenbahnen. Da konnte ich eine Ausstellungen, die das Wort “Miniaturen” im Titel führt, natürlich nicht an mir vorbei gehen lassen. Und so kam ich ins Wien Museum und habe Unter 10 – wertvolles en miniature gesehen.

Christbaumschmuck in Form einer Litfaßsäule, um 1910 Grafikdesign: Büronardin 7 x 3,4 cm © Wien Museum

Es war großartig! Ich liebe ja Museen, mit kreativen und innovativen Ausstellungsideen. Und ausschließlich Objekte zu zeigen, die nicht größer als 10x10x10 cm groß sind, das ist großartig! Und was für tolle Gegenstände da auftauchten: Ballgeschenke an die Damen von den Technikerbällen, die wirklich filigrane technische Modelle darstellten. Und dann trotz aller Feinheit immer noch eine Tanzkarte und einen Stift enthielten.

Reisenecessaire, 8-teilig, 1865 Höhe 7 cm © Wien Museum

Alltägliches wie ein Reiseneccessaire und Besonderes wie diese wunderschönen, funktionierenden! Uhren.

Zappler (Miniatur-Standuhr), um 1830 Herstellung: Johann Rettich, Wien Höhe 2,9 cm (ohne Sockel) © Wien Museum

Zum Glück läuft die Ausstellung noch bis zum 26. Mai – es lohnt sich also auf jeden Fall sie anzusehen, wenn man in Wien ist. Der einzige Makel ist, dass viel zu wenige Objekte ausgestellt werden. Ich hätte noch bedeutend länger hübsche Dinge in klein angesehen. Und auch von den auf maximal neun Zeilen begrenzten Texten hätte ich noch mehr lesen können. Das ist natürlich ein toller Gag und eigentlich für eine Ausstellung genau lang genug. Gerade bereue ich sehr, den süßen Ausstellungsführer (nicht größer als 10 x 10 cm) nicht doch gekauft zu haben und so spät im Wien Museum gewesen zu sein, dass ich es nicht geschafft habe noch eine andere Ausstellung zu besuchen.

Der Menschenfeind

Man verzeihe mir das schlechte Wortspiel: Aber heute gibt es mehr Molière. Denn ich habe die Semesterferien genutzt und war nicht nur in Wien im Theater. Und wie der Zufall so wollte, wurde auch im Nürnberger Schauspielhaus Molière gegeben. Allerdings nicht – was den Vergleich ganz besonders witzig gemacht hätte – Der Geizige. Stattdessen stand Der Menschenfein auf dem Spielzettel.

Früher war ich, dank Schulplatzmiete regelmäßig im Nürnberger Schauspielhaus. Doch wegen Studium und Umzug war dies für mich der erste Besuch im 2010 fertig gestellten “neuen” Schauspielhaus. Und ich muss sagen, der Umbau war dringend nötig und ist gut geworden. Man merkt dem Zuschauerraum deutlich weniger an, dass er früher mal als Kino gedient hat. Die Bühne hat endlich anständige Bühnentechnik. Und vor allem: das Foyer und das Treppenhaus strahlen statt muffigen 70er Jahre Charmes endlich moderne Klarheit aus.

Da Der Menschenfeind nicht als Adaption sondern auf Basis einer Übersetzung gegeben wurde, musste die Inszenierung fehlenden modernen Sprachwitz ausgleichen. Das minimalistische Bühnenbild, das nur aus einem großen Glaskasten im hinteren Bühnenbereich bestand, wurde durch die opulenten Kostüme ausgeglichen. Während Alceste (Thomas Nunner) und sein Freund Philinte (Daniel Scholz) in großartigen Barocken Kostümen stecken, sind die immer mit der Mode gehenden Gegenspieler Acaste (Christian Traubenheim) und Clitandre (Marco Steeger) in poppigen Anzügen und heel less high heels gekleidet. Und während die ersteren beiden auch eher getragen spielen, schaffen es die beiden letzteren durch ihr Auftreten völlig vergessen zu machen, dass sie keinen modernen Text sprechen.

Auch in dieser Molière Inszenierung verwischen die am Anfang gezogenen Grenzen zwischen Alt und Modern. Wenn die Kleidungsstücke fallen und die unbequemen Schuhe von den Füßen fliegen, wird deutlich, dass der Menschenfeind Alceste eine Haltung einnimmt, mit der es auch heute immer noch unmöglich ist, in der Gesellschaft zu bestehen. Es zeigt sich aber auch, dass die entgegengesetzte Haltung der völligen Moderne und des öffentlichen Verspottens aller ebenso unhaltbar ist.

Besonderes Highlight für alle jüngeren Theaterbesucher, war eine Tanzszene zum Ende des Stückes, in der Célimène (Louisa von Spieß) und Eliante (Nicola Lembach) im Gangnam Style tanzen. Zu sehen ist sie zumindest teilweise in diesem youtube-Trailer des Staatstheaters:

Der Menschenfeind kann man am Staatstheater Nürnberg in dieser Spielzeit noch zu folgenden Terminen sehen:

  • Dienstag, 30.04.2013 19:30 Uhr
  • Freitag, 10.05.2013 19:30 Uhr
  • Sonntag, 12.05.2013 19:00 Uhr
  • Samstag, 25.05.2013 19:30 Uhr

 

Der Geizige

Zum Glück habe ich in Wien dann doch nicht nur im Kaffeehaus gesessen. Auch wenn es dort sehr entspannend war, auf die Dauer wäre es wohl doch etwas langweilig geworden. Doch besonders für die Gestaltung des Abendprogramms, gibt es in Wien beinahe unendlich viele Möglichkeiten. Selbst wenn man auf Diskotheken und Clubs verzichten kann: In Wien gibt es fast zu viel kulturelles Angebot. Staatsoper und Volksoper, Burgtheater, Schauspielhaus und hunderte andere Bühnen. Um in Wien einen Abend ohne Programm zu erleben, muss man sich schon Mühe geben (oder die Stadt in den Theaterferien besuchen). Trotz der Qual der Wahl fand sich schließlich ein geeignetes Abendprogramm: Im Schauspielhaus wurde die letzte Vorstellung einer Adaption von Molières Der Geizige gegeben.

Das Wiener Schauspielhaus wirkt von außen unscheinbar-modern und fällt inmitten der Wohnhäuser und Ladengschäfte eigentlich gar nicht so besonders auf. Im Inneren zeichnet es sich durch einen charmanten alten Zuschauer- und Bühnenraum aus.

Der Kontrast von alt und neu, modern und historisch fand sich auch in der Inszenierung des Stückes wieder. Denn während der Text eine sehr moderne Neuübersetzung voller Anglizismen und flapsiger Halbsätze war und die Kostüme den flippigen Aspekt der 50er Jahre zitierten, wurde durch barocke Musik ein interessanter Kontrast gesetzt. Auch die Masken der Schauspieler erinnerten eher an historische Inszenierungen: Statt die Gesichtszüge zu betonen waren die Schauspieler so geschminkt, als trügen sie antike Typen-Masken. Dass diese durch das hohe Tempo des Stücks – und den offensichtlichen Spass der Schauspieler – im Laufe der Vorstellung zunehmend verschmierten und unsichtbar wurden, passte durchaus zum (gewollten) Chaos.

© Alexi Pelekanos / Schauspielhaus / Max Mayer, Veronika Glatzner, Vincent Glander, Johannes Zeiler, Katja Jung

© Alexi Pelekanos / Schauspielhaus / Max Mayer, Veronika Glatzner, Vincent Glander, Johannes Zeiler, Katja Jung

 

Ziemlich cool war auch das Bühnenbild: Ein komplett weiß gestrichener und weiß ausgestatteter drehbarer Aufbau wurde durch Projektionen zum bunten Wohnzimmerausschnitt.

Und obwohl die Adaption von Der Geizige von Peter Licht und die Inszenierung im Schauspielhaus ganz besonders unterhaltsam waren: Es wurde dennoch eine Botschaft erfolgreich vermittelt. Die Frage, wem das Geld gehört und was die Sucht nach Geld aus Menschen macht, wurde mit dem modernen Ökologie-Diskurs verbunden. So erhielt das Stück eine weitere Ebene von Aktualität.

Von Zysten und Ärzten

Heute ist es genau vier Wochen und drei Tag her, seit ich im Krankenhaus war. Am Nachmittag, des 8. März 2013 lag ich mit Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Übelkeit zu Haus auf dem Sofa und fand alles wortwörtlich zum kotzen. Abends fiel ich total erschöpft ins Bett, nur um am nächsten Tag mit Fieber und immer noch anhaltenden Bauchschmerzen aufzuwachen. Dank der Fürsorge meiner Tante, bei der ich wohne, Schüsslersalz-Cocktails und Belladonna-Globuli war am späten Nachmittag wenigstens das Fieber so gut wie weg, die Unterleibsschmerzen waren jedoch schlimmer geworden. Gegen 20:00 Uhr rief meine Tante dann beim ärztlichen Bereitschaftsdienst an und gute zwei Stunden später war die Ärztin dann auch da. Sie meinte, nach den Befundungstests sei es nichts Akutes, aber wenn es schlimmer werden würde, solle ich ins Krankenhaus, ansonsten aber auf jeden Fall am Montag zum Hausarzt.

Montag Morgen ca. 8:30 Uhr Termin bei der Hausärztin.

Nachdem ich ewig mit hustenden Erwachsenen und Kleinkindern im Wartezimmer gewartet hatte, durfte ich zur Ärztin. Wieder die gleichen Tests wie Samstagabend. Nachdem die Ärztin auch noch etwas auf der Schmerzstelle herumgedrückt hatte, sagte sie dann, ihrer Meinung nach sähe das nicht aus wie eine Blinddarmreizung, sondern eher wie etwas Gynäkologisches. Toll. Also Überweisung zum Frauenarzt. Glücklicher Weise hatte ich für den nächsten Tag gleich noch einen Termin in meiner Heimatstadt bekommen. Also 1,5 Stunden mit dem Zug nach Hause fahren.

Dienstag Morgen ab ca. 9 Uhr Termin bei der Frauenärztin.

Zu nächst musste ich als neue Patientin den üblichen Fragebogen ausfüllen und wurde dann zum Glück relativ schnell aufgerufen. Erst unterhielt sich die Gynäkologin mit mir über meine Schmerzen und fragte mich einwenig aus. Dann durfte ich zum Ultraschall ins Nebenzimmer. Die Ärztin fuhr mit dem Ultraschallkopf von links nach rechts über meinen Bauch, zeigte mir meinen linken Eierstock, meine Gebärmutter und meinte dann, beim rechten Eierstock angekommen, es sähe so aus als wäre an meinem rechten Eierstock eine 8 cm große Zyste. Ich solle doch für den Rest des Tages nüchtern bleiben, weil ich gleich ins Krankenhaus müsse, damit die Zyste entfernt werden könne. Also wurde ich mit Überweisung (8 cm große Raumforderung am rechten Ovar) ins Krankenhaus  geschickt. Es war ca. 11 Uhr. Dank Krankenschwester-Mama, die in der Notaufnahme arbeitet, war ich schnell aufgenommen und das erste Blut auch schon zur Untersuchung abgenommen worden.  Lange Wartezeiten und unterschriebene Erklärungen (OP-Information und Narkose-Aufklärung) später, wurde ich um 16 Uhr in den OP gefahren. Ich unterhielt mich noch kurz mit den OP-Schwestern und dem OP-Pfleger. Wurde an den EKG angeschlossen. Dann bekam ich eine Spritze durch meinen Zugang an der rechten Hand und eine Atemmaske aufgesetzt, schlief ein und bekam auch schon nichts mehr mit.

Eine Intubation, Kateterisierung und Bauchspiegelung später, so irgendwann zwischen 20 und 21 Uhr kam ich im Aufwachraum wieder zu mir. Die Mama saß sogar am Bettrand. Noch total neben der Spur redete ich kurz, ohne es richtig zu realisieren mit ihr, schlief noch mal ein, doch dann wurde ich wacher. Wieder auf dem Zimmer schliefen zwei der Zimmernachbarinnen schon schnarchend, die vierte im Bunde war eben so wie ich erst an diesem Tag operiert worden. Die erste Nacht war mit wenig Schlaf, der Unfähigkeit von Bewegungen und großen Schmerzen verbunden. Im Laufe der nächsten Tage ging es mir dank der Pflege von Schwestern, Mutter, Familie und Freunden Stück für Stück wieder besser.

Inzwischen warte ich nur noch darauf das die Narben, es sind vier an der Zahl, von meinem Körper verschwinden und bin sehr froh das alles wieder da ist wo es hin gehört beziehungsweise von dort weg ist wo es nicht hin gehört.

Tausend dank an meine Familie, dafür das sie sich so toll um mich gekümmert haben.

Bücher zum Verschlingen

November war’s und ähnlich kalt wie jetzt, daher bin ich auch nicht zu spät mit meinem Bericht, sondern das Wetter hat einfach gewartet, bis ich endlich damit rausrücke.

Von Lisseuse hab ich den Tipp damals über Twitter bekommen, ich möge doch bitte stellvertretend eine Buchpräsentation besuchen. Anfangs skeptisch, haben mich dann aber sowohl Ort als auch Buch und Autorin motiviert, mir das auch tatsächlich vorzunehmen. Nicht zuletzt die Verkostung von Rezepten aus dem Buch war dann ausschlaggebend, das Büro etwas früher als normal zu verlassen. Ach, ich hab noch gar nicht erwähnt, dass es sich um ein Kochbuch handelt? Naja, jetzt ist es raus!

öveg-Buchpräsantation

öveg-Buchpräsantation

die Autoren: Katharina Seiser / Meinrad Neunkirchner, Österreich vegetarisch

Schon alleine beim Eintreten der Buchhandlung weiss man, worauf man sich einlässt: eine Duftmischung von Gewürzen gibt einem das Gefühl, als ob schon was Leckeres zu Essen am Herd stehen würde, aber nein: diese Buchhandlung ist auch gleichzeitig Bezugsquelle für die nötigen Gewürze, was besser nicht passen könnte.

Nach ein paar einleitenden Worten zur Motivation des Buches, was denn außer Mehlspeisen an österreichischem Essen vegetarisch wäre, gab es noch einige Erklärungen zur Aufmachung des Buches selbst mit einer fast schon entschuldigenden Feststellung, dass der Verlag nur 3 statt der gewünschten 5 Lesezeichen-Bändchen zuließ. Danach ging es direkt in eine offene Fragerunde in der kleinen fast schon familiären Runde.

öveg-Lauschen

öveg-Lauschen

Das beste an einer Vorstellung eines Kochbuches ist aber – so auch in diesem Fall – wenn der Inhalt auch noch  in Form einer Verkostung vorstellig wird. So kamen wir also zusätzlich in die vergnügliche Situation drei der Rezepte frisch zubereitet zu geniessen und uns dabei gelichzeitig um das eigene Abendessen weniger Sorgen machen zu müssen.

Die Kostproben waren so schmackhaft, dass ich erst beim letzten Gang (es gab schliesslich Vorspeise, Suppe, Haupt- und Nachspeise) daran gedacht habe, auch Bilder davon zu machen. Man hat mir dann erklärt, dass ich wohl kein eingefleischter Food-Blogger bin, was ich nicht widerlegen kann: Erst das Essen, dann… naja, ihr erkennt das Problem. 😉

öveg-Mehlspeis

öveg-Mehlspeis

So zwischen den Gängen hat sich auch eine Menschenschlange in den Backstage-Bereich der Buchhandlung (da wo das Essen herkam) gebildet, was mich erst vermuten lies, dass es da Nachschub gab. Das man sich den holen wollte, konnte ich durchaus verstehen. Aber anders als angenommen waren die Besucher darauf aus, die eben erworbenen Bücher auch gleich noch bei einem kurzen und sehr netten Gespräch mit Katha signieren zu lassen.

Zum Nachstöbern und Durchbummeln: der Blog esskultur ist ebenso empfehlenswert wie auch die kulinarischste Buchhendlung, die ich je erlebt habe: Babette’s.

Mehr von mir zu lesen gibt es übrigens unter: http://myvoid.net

Im Kaffeehaus

Wenn ich als Touristin unterwegs bin, besuche ich in Städten üblicherweise vor allem Sehenswürdigkeiten und Museen. Wie gut, dass ich diesmal vor allem zum Arbeiten in Wien war! Denn nach fünf Stunden Lesen in der Bibliothek hatte ich keine Lust mehr auf Museum und durch die Stadt laufen. Schon gar nicht allein und ohne Unterhaltung.

Cafe Ritter

Cafe Ritter

Das mag jetzt viel schlimmer klingen als es eigentlich war. Denn statt meines üblichen Tourismusprogramms habe ich etwas ganz anderes Wunderbares gemacht, das so wohl nur in Wien möglich ist: Ich saß stundenlang bei einer Kleinigkeit zu essen und einer (!) Tasse Kaffe im Kaffeehaus. Ich befand mich in der Öffentlichkeit, wurde dort in Ruhe gelassen und konnte tun und lassen, was ich wollte. Statt der ausgelegten internationalen Presse habe ich lieber das freie W-Lan genutzt und mein Internet gelesen. Oder einfach nur aus dem Fenster geguckt und von und zur U-Bahn eilende Menschen beobachtet. Oder meinen Blick durchs Kaffeehaus schweifen lassen und gezählt wie viele Menschen schon länger dasaßen als ich – und wie viele diese tolle Gelegenheit Wiener Flair zu erleben nicht nutzten, sondern gleich nachdem sie ihre Bestellung konsumiert hatten wieder auf die kalte Straße zurück gingen.

Für einen Wienbesuch empfiehlt es sich also ganz eindeutig ein dickes Buch (oder ein Smart-Gerät) einzustecken, sich den halben Tag frei zu nehmen und einfach nur dazusitzen.

Ostern – ein Vergleich

In Deutschland gehört Ostern wie Weihnachten zu einem der Highlights für die Süßigkeitenindustrie. Wochen vorher gibt es Schokoladenosterhasen, Fondanteier und weiter Süßigkeiten für Ostern in den Geschäften.

Nicht so in Frankreich. Die Supermärkte sind fast die einzige Zone, in der ich merke, dass Ostern vor der Tür steht, denn es gibt Lindthasen und Lindtglocken und dazu noch ein großes Osterei von Kinderschokolade. Die ganze Auswahl an Schokoladeneiern, die es in Deutschland mit Eierlikör, Nougat, Milchcremeschokolade oder Nusskrokantfüllung gibt, Fondanteier, Knusperblätter, Schoko-Osterhasen in verschiedenen Schokoladenarten – weit gefehlt.

Ein Grund dafür könnte sein, das Ostern anscheinend keinen so hohen Stellenwert einnimmt in Frankreich, wie ich das bisher aus Deutschland kannte. Traditionen wie Eierfärben oder Osterbrot sind hierzulande gänzlich unbekannt. Dementsprechend häufig wurde ich schon missverstanden, wenn ich davon erzählt habe, Eier für Ostern färben zu wollen. Interessanterweise ist auch Karfreitag kein Feiertag, mit Ausnahmen in drei Departements im Elsass, wohingegen der Ostermontag frei ist. Auch die Speiseweihe in den katholischen Kirchen scheint es nicht zu geben. Zumindest konnte ich in den Pfarrbriefen bisher keinen Hinweis darauf finden.

Wie ich allerdings in Erfahrung bringen konnte, kaufen die Franzosen die Schokolade für Ostern beim Chocolatier ihres Vertrauens – was natürlich die Margen für Lindt & Co. erheblich verringert.

Ü-18 Abend im Tucherland

Seit Isabel Bogdan in ihrer Kolumne Sachen machen im CulturMag über einen Besuch im Indoorspielplatz geschrieben hat, wollte ich unbedingt auch auf einen. Bällebad! Hüpfburgen! Rutschen! Schaukeln! Und dann ergab sich die Gelegenheit: Am letzten Donnerstag im Monat ist im Tucherland in Nürnberg Ü-18 Abend. Kurz vor Einlass ist die Schlange an der Tür noch gar nicht so schlimm. 30 Minuten später quellen sämtliche Fächer von Taschen, Rucksäcken und Schuhen über. Die gesamte Halle ist zu diesem Zeitpunkt voller vornehmlich unter 30 Jähriger, die mit irrem Grinsen von einer Attraktion zur nächsten rennen.

Alle klettern und schlängeln sich durch Klettergerüste, die für echte Kinder ausgelegt sind, um sich anschließend mit Softbällen zu beschießen oder im Bällebad zu bewerfen.

Tucherland – Softballburg

Tucherland – Softballburg

Tucherland – Bällebad

Tucherland – Bällebad

Auf der Hüpfburg kommt es sofort zum organisierten Wahnsinn – wer seine Knochen lieber vollständig schätzt, wird schnell in die Flucht getrieben.

Tucherland – Hüpfburg

Tucherland – Hüpfburg

Zum Glück waren wir die ersten an der Kletterwand – zwei Stunden später haben sich dort lange Schlangen gebildet.

Tucherland – Kletterwand

Tucherland – Kletterwand

Lange Schlangen gibt es auch vor dem Hochseilgarten. Den meistern die Meisten nur, indem sie sich an der Sicherung festhalten und ordentlich schummeln. Spätestens hier zeigt sich, wie sportlich oder unsportlich man so ist…

Tucherland – Hochseilgarten

Tucherland – Hochseilgarten

Beim Rutschen dagegen geht es dafür einfach nur um den Spass: Besonders beliebt ist die 3er-Rutsche mit den Wellen drin. Hochrennen, runterrutschen und wieder und wieder!

Tucherland – Rutschen

Tucherland – Rutschen

Als Kindsköpfe hatten wir genau den Spass, den wir erwartet hatten. Endlich wird man für Rennen, Klettern, Kriechen, Werfen und Rutschen mal nicht schief angeschaut, sondern kann unter lauter Gleichgesinnten so durchgedreht sein, wie man gerne möchte.