Museum: Luthergeburtshaus in Eisenach

In diesem Semester besuche ich die Verantaltung Was ist eine Gedenkstätte? Was ist ein Museum?. Bevor es hier im Blog hauptsächlich um die drei Exkursionen gehen wird, die wir in verschiedene Einrichtungen des Personengedenkens gemacht haben, werde ich zum besseren Verständnis kurz die Unterschiede zwischen den beide. Typen erläutern:
Eine Gedenkstätte ist immer an einen historischen Ort gebunden; dabei wird davon ausgegangen, dass auch Orte ein “Gedächtnis” an Ereignisse haben, die an ihnen bewahrt bleiben. Solche Orte werden “Gedenkort” genannt. Eine Gedenkstätte entsteht nun, wenn an einem solchen Ort eine Institution entsteht, die an diese Ereignisse besonders erinnern möchte. Ein Museum dagegen ist an keinen Ort gebunden und zeichnet sich besonders durch eine Sammlung zu einem bestimmten Thema aus. Zum Umgang mit dieser Sammlung gibt es bestimmte internationale Museumsregeln. Unter anderem beinhalten diese, dass die Sammlung sachgemäß bewahrt, erforscht und damit erschlossen werden muss. Der Hauptpunkt ist jedoch das Zeigen der Exponate in einer Ausstellung, bei der es vor allem darum gehen soll, wissen über die Gegenstände zu vermitteln.

Das erste Museum, das wir besucht haben, war das Luthergeburtshaus in Eisleben.

Luthers Geburtshaus in Eisleben (via Wikipedia)

Luthers Geburtshaus in Eisleben (via Wikipedia)

In den ersten Räumen des Museums, das sich vor allem in einem seit 2007 existiernden Neubau befindet, wird besonders auf die Verbindung Luthers zur Stadt Eisleben und die Geschichte der Stadt in der Lutherzeit eingegangen. Dabei wechseln sich Räume zur Sozialgeschichte Eislebens mit solchen zur Familie Luther ab. In kurzen Tafeln wird jeweils erläutert, was das Thema des jeweiligen Raumes ist. Die Ausstellungsstücke bleiben ansonsten unkommentiert. Zum besseren Verständis der Funktion vieler Einzelstücke sind jedoch immer wieder Modelle aufgebaut, in denen die Gegenstände “benutzt” werden. Gerade bei den Räumen zum Eislebener Bergbau (Luthers Vater war dort Arbeiter) sind diese sehr hilfreich. Hinzu kommen in allen Räumen kleine Tafeln, auf denen Originalzitate von Martin Luther zum Thema des jeweiligen Raumes stehen. Diese verbinden als “roter Faden” nicht nur die einzelnen Räume untereinander, sondern auch alle Räume mit dem Überthema “Luther”.

Da die Familie Luther nur wenige Jahre in Eisleben verbracht hat, gibt es dort besonders wenige Exponate, die in einer Ausstellung gezeigt werden könnten. Zudem steht das Museum in Konkurrenz zum Luthersterbehaus, dem Luthermuseum in Eisenach und der Wartburg. Aus diesen Gründen wird in Eisleben, neben der bereits geschilderten Einbindung in die Stadtgeschichte, besonders der historische Ort als Geburtshaus dargestellt. Da sich das Museum dabei jedoch vor das Problem gestellt sieht, dass zwar einerseits Luther tatsächlich in einem Haus an dieser Stelle geboren wurde, andererseits aber das Originalhaus im Stadtbrand von 1689 abbrannte, muss auch mit dieser Inszenierung vorsichtig umgegangen werden. Dies wurde gelöst, indem in dem historischen Gebäude, das aus dem Jahr 1693 stammt, Räume zum anfassen und ausprobieren gestaltet wurden. Originalgetreu nachgebaute Stücke zeigen einen Schlafraum, eine Stube und eine Küche, wie sie in der Lutherzeit typisch waren. Während so zwar der historische Bruch reflektiert wird, verliert der Ort gleichzeitig die Aura des “Nachempfindens”. Das “Gedenken” an die historische Persönlichkeit Martin Luther geht zusammen mit jeder religiös-andächtigen Stimmung verloren. Seitens des Museums, das sich ausdrücklich als solches und nicht als Gedenkstätte versteht, ist dieser Effekt jedoch durchaus gewünscht. Höhepunkt der Ausstellung sind jedoch die Bildergalerie mit den Reformatoren und Fürsten, die sich um die Reformation verdient gemacht haben. Diese exisiert im “schönen Saal” seit dem Wiederaufbau des Lutherhauses. Hinzu kommt eine Luther-Gedenktafel, die seit dem späten 16. Jahrhundert auf das Luthergeburtshaus aufmerksam macht.

Die Organistatoren im Luthergeburtshaus haben ein tolles Konzept für ihre Ausstellung entwickelt, das leider an zwei Punkten scheitert: Durch das Bemühen, die Gemachtheit des Ortes zu zeigen, geht das Gefühl für den Ort zu einem großen Teil verloren. An wenigstens einem Punkt der Ausstellung wäre ich gerne betrogen worden, um weigstens ein Mal das Gefühl haben zu können: Hier stand Luther. Zum Dritten befindet sich das Museum an einem Ort, in dem ein Drittel der Häuser leer stehen. Dies schlägt sich deutlich auf die Stimmung im Ort nieder. Dennoch bietet Eisleben, gerade wenn auch das Luthersterbehaus 2012 mit neuem Konzept wiedereröffnet werden wird, eine gute Ergänzung zum größeren Lutherrummel in Eisenach.

kurze Linksammlung:
Das Geburtshaus auf martinluther.de 

Das Geburtshaus auf der Homepage der Stadt Eisleben