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Tag 3: J. K. Rowling: Harry Potter and the Philosopher’s Stone. Read by Stephen Fry.
Das wird schwierig.
Harry Potter symbolisiert für mich – vermutlich wie für die meisten Menschen meines Alters – eine sehr komplexe Beziehung. Ich bin mit Harry Potter erwachsen geworden, habe mit den Hörbüchern Englisch gelernt, auf Veröffentlichungstermine hingefiebert, an Hexennächten teilgenommen, Geburtstagsparties mit Motto gefeiert, bin dazu jahrelang eingeschlafen und vielleicht wurde Harry Potter einfach Teil meiner Persönlichkeit. In kein anderes Franchise habe ich mehr Geld gesteckt. Keine andere Erzählung ist mir ihren Symbolen so sehr Teil meines Lebens (gewesen). Nichts wollte ich so sehr sein, wie Hexe auf einer Zauberschule. Und ja, ein Teil von mir wartet bis heute darauf, dass mein Hogwarts-Brief kommt.
Aber dann lernte ich auf Twitter, dass Frau Rowling, deren Werk zwar schon lange vorher durch mangelnde Diversität und Inklusivität aufgefallen war – nicht umsonst gibt es Trillionen Fanfictions, die damit spielen – obwohl es doch scheinbar für Toleanz und Offenheit warb, sich immer weiter in transfeindliche Äußerungen versteigerte, sich selbst in Diskussionen zum Opfer des Diskurses stilisierte. [Ja sorry, das ist jetzt nur ein Satz, auch wenn alles in mir schreit, dass es mindestens zwei sein sollten!] Und mit einem Mal war alles mit einem schalen Beigeschmack versehen.
Denn, ich hatte doch gelernt und verinnerlicht (ok, nicht NUR bei Potter, aber eben AUCH), dass ich in einer freien, gleichberechtigten, sozialen Gesellschaft leben möchte. In einer Gesellschaft, in der niemand ausgeschlossen wird, nur weil die Person anders ist. Ich will, dass das für alle gilt unabhängig von Geschlechtsidentität, Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung, sozialem Status, … Und ausgerechnet die fiktionale Welt, die so offensichtliche Parallelen zu Nazideutschland hat, sollte jetzt nicht Rechte für alle Gruppen einfordern, die damals verfolgt wurden?
Der Zwiespalt zwischen all den positiven Kindheits- und Jugenderlebnissen mit Harry Potter und aller daraus resultierender Haltungen und Einstellungen und der Abneigung gegen die Haltungen und Einstellungen der Erschafferin dieser Welt ist immer wieder schmerzhaft. Aus einer Welt, von der ich dachte, dass sie mein Leben für immer bestimmen wird, ist etwas geworden, das ich nicht mehr finanziell unterstützen möchte, das ich nicht mehr guten Gewissens rezipieren kann, das bis heute immer wieder zu Diskussionen führt. Auf der Pro-Seite könnte man natürlich verbuchen, dass ironischer Weise vermutlich niemand so deutlich wie Rowling meine Haltung als Transally verschärft hat.
Hier könnte man jetzt vermutlich lange über die Frage vom Tod des Autors philosophieren. Und bisher habe ich es auch weder geschafft noch vor, alles was mit Harry Potter zu tun hat, aus meinem Leben zu verbannen. Dolby is a free elf! Aber J. K.