“Einige kleine freistehende Gebäude mit künstlerischen Projekten, die Märchen der Gebrüder Grimm, Ästhetik und Politik und wie man getrennt zusammen sein kann. Ein Aufenthaltsort für Schriftsteller im Restaurant Dschingis Kahn am Ende der Karlsaue. Ein Verweis auf den Monte Verità, eine kurzlebige experimentelle Künstlerkolonie, die 1900 in der Nähe von Ascona gegründet wurde.”
So wird im Begleitbuch der “Ausstellungsort” Karlsaue beschrieben.
Tatsächlich ist es nicht so einfach die Karlsaue als eine Ort zu sehen. Eigentlich finden sich hier viele verschiedene Projekte, die jedes für sich einen eigenen abgeschlossenen Ort bilden. Häufig wird dies noch betont, indem extra für die Projekte Holzhäuser gebaut wurden, so dass sie vom Park abgegrenzt sind. Und doch sind sie durch den strukturierten Park auf besondere Weise zusammengehalten und bilden so einen einheitlichen Ort
Unser Spaziergang durch den Park diente nach Documenta-Halle und Neuer Galerie auch der Erholung. Deshalb haben wir nur einen sehr kleinen Teil der dort ausgestellten Kunstwerke gesehen.
Unsere Erkundung des Parks begann in der Nähe der Neuen Galerie. Das erste Projekt auf das wir aufmerksam wurden, war Chiara Fumais Moralisches Ausstellungshaus. Hier zeigt die feministische Künstlerin aufgetürmte Werke großer Philosophen, die festgenagelt und von Spiegelscherben umgeben sind.
Die nächste Station war Christian Philipp Müllers Mangoldfähre. Queer über einen der Kanäle in der Karlsaue sind drei Boote des THW befestigt, auf denen in großen Kisten Mangold angepflanzt ist. Sie bilden so eine zusätzliche Brücke, die zwar ein wenig schwankt, dafür aber wunderschön begrünt ist.
Weiter ging es durch den Park, bis schließlich auf einer großen Lichtung das Sanatorium von Pedro Reyes sichtbar wird. Hier kann man sich – nach Anmeldung, Voruntersuchung und Diagnose – therapieren lassen. Dazu stehen verschiedene Räume zur Verfügung. Dabei wird gerade auf künstlerische Methoden Wert gelegt: Kunst als Therapie.
Groß angekündigt und mit jedem Schritt unheimlicher war diese Statue:
Apichatpong Weerasethakul hat sie für seine Installation The Importance of Telepathy mit dem Hubschrauber anfliegen lassen. Zur Installation gehören aber auch – weit weniger unheimlich – eine Reihe von Hängematten. In diese dunkelgrünen und sehr unauffälligen Hängematten, können sich die Besucher legen und werden fast von ihnen verschluckt. In einem solchen Kokon lässt es sich mit Blätterrauschen gut entspannen. Unter Umständen träumt man dann auch von Geistern.
Auch bedrücken war die nächste Installation. Sam Durant beschäftigt sich mit amerikanischen Hinrichtungen und hat für die documenta 13 verschiedene Galgen im Originalmaßstab zusammengebaut. Dieses Gerüst kann man nun, beinahe wie ein Klettergerüst, besteigen und die Galgen prominenter zu Tode verurteilter Amerikaner betrachten.
Zur Erholung lädt in der Karlsaue schließlich ein Café, das in einem der Gewächshäuser eingerichtet wurde. Drinnen oder draußen lässt sich dort sehr leckeres Essen, das allerdings auch sehr teuer ist, verspeisen.
Nach einem langen Tag auf der documenta 13 war diese Station auch schon beinahe unsere letzte. Satt und entsprechend müde, liefen wir in Richtung Orangerie und Innenstadt zurück. Das letzte Kunstwerk, das uns dabei begegnete war Song Dongs Doing Nothing Garden. Ein Mitten auf dem Rasen vor der Orangerie aufgeschütteter Erdhügel, der einfach sich selbst überlassen bleiben durfte. Und gerade deswegen voller Leben ist.