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Leseliste (4): 22.09.2013

Gelesen:

Florian Illies 1913. Der Sommer des Jahrhunderts. Ein Roman der sich läse wie der ellenlange Angebermonolog eines Germanisten, der zeigen möchte, was er so an Klatschwissen über die deutschen Intellektuellen des frühen 20. Jahrhunderts drauf hat; wenn er nicht so pointiert geschrieben wäre. Gerade jetzt nach dieser Bundestagswahl, die meine gesamte Filterbubble für missglückt hält und nicht so recht verstehen kann und will, drängen sich dann auch noch jede Menge Parallelen auf. Wenn sowieso in jeder politischen Diskussion Andeutungen fallen, die die jetzige Situation mit dem Ende der Weimarer Republik vergleichen, alle in Weltuntergangsstimmung sind, dann ist der Schritt noch weiter zurück zu einem Haufen Intellektueller, die alle zwischen Größenwahn und Versagensangst schwanken und in deren Werk sich vielleicht doch schon der Diskurs um das Ende der gewohnten politischen Ordnung wiederspiegelt, nicht so weit. Und dann stellt sich mir aber doch auch die Frage, wie es sein kann, dass meine eigene Lebenswelt, meine Filterbubble und all mein Denken offensichtlich so weit von dem der Mehrheit der Bevölkerung entfernt ist? Und was bedeutet dieser Bruch für eine Gesellschaft? Und worin besteht dieser Bruch? In einer Mehrheit, die möglichst keine Veränderungen haben möchte und einfach nur möglichst lange den bequemen Status quo behalten möchte auf der einen Seite. Und auf der anderen Seite einer intellektuellen Minderheit, die daran glaubt, dass es Veränderungen auf allen Gebieten geben muss, damit das, was wirklich wichtig ist bleiben kann? Haben wir dabei nicht schon längst eigentlich den Überblick darüber, was verändert werden muss verloren? An der ständigen Komplexität von allem, der immer vorhandenen anderen Seite des ABER, scheitern wir doch schon im alltäglichen Versuch ein besseres und ethisch richtiges Leben zu führen. Glauben wir überhaupt daran, dass sich irgendetwas geändert hätte, wäre die Wahl anders ausgegangen? Denn zumindest in meinem Umfeld wurde nicht von Alternativen, sondern nur von kleineren Übeln gesprochen. Ist die jetzige Enttäuschung über den Ausgang der Wahl einfach nur die Reaktion, die daraus folgt, dass unsere nur noch uns selbst vorgespielte Illusion, dass sich vielleicht doch etwas ändern könnte, geplatzt ist, die eigentlich eher ein vergeblicher Wunsch und ein müßiger Traum ist, den wir verzweifelt der Realität entgegensetzen? Steht dem gegenüber, dass es eine Mehrheit gibt, die sich noch nicht mal solchen Illusionen hingeben möchte?

Worüber jemand mal was schreiben müsste:

Eine kluge Analyse dieser Bundestagswahl

Einen Text darüber, wie man trotz allem für mehr Gleichheit, mehr Freiheit und mehr Sozialsinn werben kann. Wie wir unsere Hoffnungen und Illusionen nicht an knapp 5% für eine rechte Partei zerplatzen lassen.