Rezensiert: Lichter setzen über grellem Grund

Wie die Posts der letzen Wochen vielleicht gezeigt haben, beschäftige ich mich sehr gerne mit historischen Frauen. Denn wenn man genau hinsieht, bestätigen sich Vorurteile von eingeschränkten Frauenrollen doch gar nicht. Stattdessen kann man selbstbewusste Frauen entdecken, die wissen was sie wollen und von denen man durchaus noch lernen kann.

Eine solche Frau ist auch die in Renate Feyls Roman Lichter setzen über grellem Grund portraitierte Elisabeth Vigée-Lebrun. Früh von ihrem eigenen Talent überzeugt und darin bestätigt, ist sie im Roman selbstbewusst bis an die Grenze der Arroganz.

Selbstportrait 1800 (von wikimedia)

Elisabeth Vigée-Lebrun war die bedeutendste Portraitistin in Europa um 1800. Sie malte die bekanntesten Personen ihrer Zeit, darunter auch Marie Antoinette. Diese Verbindung zum französischen Königshaus jedoch bedeutete für sie große Gefahr, die ein langes Exil zur Folge hatte.

Renate Feyl beschreibt nun den schwierigen Aufstieg Elisabeths als Künstler. Vom Kampf das Malen wirklich lernen zu dürfen, der Sehnsucht nach der Anerkennung ihrer Kunst durch die Akademie, bis hin zur Reise durch ganz Europa, als sie nicht mehr nach Frankreich zurückkehren kann und stattdessen Europas Fürsten portraitert.

Ihre Kunst verschafft ihr dabei nicht nur Zugang zu allen möglichen Personen, sondern auch großen Reichtum, mit dem sie ihre Familie lebenslang unterstützt.

Der Roman ist gut und spannend geschrieben und liest sich ganz wunderbar. Doch ein kleines Manko bleibt haften: Als tatsächlich existierende Person verschwimmen im biographischen Roman natürlich die Grenzen zwischen echter Lebensgeschichte und Fiktion. Denn natürlich kann man Vigées Gedanken und Empfindungen nicht mehr nachvollziehen braucht sie aber doch, um einen Roman schreiben zu können. In historischen Romanen wird dieses Dilemma üblicher Weise gelöst, indem ein Kapitel zur Recherche und zur tatsächlichen Biographie angehängt wird. Dieses fehlt bei Renate Feyhl leider, was ich sehr schade fand. Denn gerade bei schlechter Quellenlage können fiktionale Elemente Lücken in einer Biographie schließen, die eine schillernde Person, wie Elisabeth Vigée-Lebrun zugänglicher machen. Dennoch wäre die Möglichkeit, solche Elemente richtig einordnen zu können, wünschenswert.

 

Renate Feyhl Lichter setzen über grellem Grund. Kiepenheuer und Witsch 2011. Gebunden 19,99€.

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