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Vom Märchenleser zum Serienjunkie (7)

Angstlust, also das Vergnügen daran sich freiwillig in Situationen zu begeben, in denen Angst empfunden wird, wird von Filmen durch verschiedene Erzählstrategien besonders gefördert. In Psycho wird beispielsweise schon durch die schwarz-weiß Bilder ein Entfremdungseffekt erzielt. Bestimmte Kameraperspektiven steuern die Perzeption des Zusehers. Die Inszenierung und besonders die Filmmusik machen die Erzählung eigentlich erst Angsteinflößend. Dabei wird geschickt mit erzählerischen Steigerungen gespielt, die üblicherweise zu Horrormomenten führen, ohne dass diese Erwartung dann eingelöst wird.

Humor und Aggression

Nach Propp und Jolles haben einfache Formen bestimmte Emotionen zugeordnet. Die Oberflächenstruktur der Erzählung bestimmt die hervorgerufenen Emotionen.
Das Kategorisieren von Erzählgattungen und die dadurch hervorgerufenen Erwartungen hat also eine gewisse Tradition

Bambi war 1942 der erste abendfüllende Tierfilm. Bambi meets Godzilla von 1963 wird bist heute auf der Liste der 50 besten je gemachten Cartoons geführt. Was auch die Menge der davon inspirierten Kurzfilme beweist.

Lachen gehört zu den Emotionen, die Menschen zu Menschen macht. Es ist eine „physische Reaktion auf eine kognitive Erfahrung“. Menschen lachen über Dinge, die ihnen Spass machen, um Konflikte abzuwenden, aus Erleichterung nach Angstsituationen. Lachen kann jedoch auch eine Drohgebärde sein oder Überlegenheit demonstrieren.

Verschiedene Wissenschaftler haben sich theoretisch mit dem Lachen auseinandergesetzt. Henri Bergson versuchte um 1900 eine Theorie des Komischen aufzustellen. Michail Bachtin hat mit seinen Forschungen zum Karneval Mitte des 20. Jahrhunderts das anarchische Potential von Lachen und Humor untersucht. Er stellt den Karneval als Zeit der sozialen Umkehr und der möglichen Tabuverletzungen heraus. Freud dagegen hat sich mit dem Witz als spezifischer Erzählgattung beschäftigt.

Humor wird seit dem 18. Jahrhundert ausgehend von England zur grundsätzlichen Einstellung gegenüber der Welt. Er bildet dabei einen psychischen Ausgleich. Die Fähigkeit Dinge mit Humor zu nehmen ist im Gegensatz zum Lachen allerdings nicht angeboren.

Komik wirkt in Erzählungen vor allem über den Intellekt. So wird zum Beispiel eine Einheit aus Gegensinnigem oder Inkongruentem gebildet oder starke Kontraste zwischen Inhalt und Stil verwendet, die dann verstanden und entschlüsselt werden müssen. Komik wird von Lust und einem positiven Lebensgefühl getragen, kann aber auch Aspekte von Aggression enthalten.

Humorvolle Erzählgattungen wie Witz, Schwank, Seemansgarn oder Lügenmärchen, arbeiten häufig mit Elementen der Statusgefährdung und Untergrabung. So beispielsweise bei der Erzählung von Majestix aus Asterix oder dem verkehrten Herrschaftsverhältnis in Jeeves and Wooster. (Der Trailer ist leider nur auf deutsch verfügbar, aber man sollte Jeeves and Wooster DRINGEND und am besten auf englisch angucken.)

Die Markierung als Witz im performativen Erzählrahmen macht es häufig möglich Dinge zu sagen, die anders nicht sagbar sind und schützt somit vor negativen Konsequenzen. Auch der Verweis darauf, dass mit dem Witz nicht primär eigene Gedanken wiedergegeben werden, hat diese Schutzfunktion.
Witze sind eine recht gut untersuchte Gattung, wie zahlreiche Witzsammlungen, Aufsätze und Publikationen belegen. Im Gegensatz dazu sind allerdings die Erzählkontexte und die Rezeption eher schlecht erforscht.

Psychologie und Psychoanalyse haben sich mit fantasievollen Erzählungen auseinandergesetzt. Freud sieht phantastische Erzählungen als Zeichen von Realitätsverlust und Produkt von Neurosen und Störungen. Das Lachen als Lustgewinn gegenüber unterdrückten (sexuellen) Bedürfnissen. Jung dagegen bewertet Fantasie positiv. Er sieht ihn fantasievollen Geschichten einen kollektiven Fundus angeborener Bilder (Archetypen).
Darüber hinaus wird auch immer wieder der hohe Nutzen von Erzählungen bei der individuellen Reifung betont. Bettelheim weist besonders auf den Nutzen von Märchen hin. Dass Märchen aktuell als besonders brutale Erzählungen angesehen werden können, ist ihm zufolge nicht so relevant, da Kinder diese Brutalität erkennen und verarbeiten könnten.

Rezensiert: Week-End Wodehouse

I have often felt a little sorry for writers like Cicero or Diogenes Laertius, or, for the matter oft that Pliny the Elder, who operated in the days before the post office came into existence. They could never tell for certain when they had pushed their stuff across and made a solid hit with the great public. For, as everybody knows, an author’s success can be estimated by the number of letters he recieves form readers. It is the acid test.

Leider fällt es mir ja eher schwer P.G. Wodehouse zu lesen. So wie ich Harry Potter nicht mehr lesen kann, seit ich die von Stephen Fry gelesenen Hörbücher kenne und Stolz und Vorurteil dann doch immer nur in der sechsteiligen englischsprachigen BBC Version gucke: P.G. Wodehouse steht für mich vor allem für Jeeves and Wooster. Und Jeeves and Wooster muss ich leider ebenfalls nicht lesen sondern ansehen. Die als Serie verfilmten Bücher sind für mich so sehr von der Darstellung Stephen Frys und Hugh Lauries geprägt, dass es völlig sinnlos ist, die Bücher zu lesen. Ich sehe ja doch nur Fry und Laurie und höre deren Stimmen.

Und dann denke ich doch wieder: Hmm alle schwärmen von Wodehouse, die Serie ist so genial, das bisschen, das ich doch gelesen habe ist so nahe an der Serie (natürlich in Wirklichkeit umgekehrt), ich sollte es doch noch einmal versuchen. Jetzt bin ich über Week-End Wodehouse gestolpert (ebenfalls beim Stöbern in der Uni-Bibliothek) und allein für das obige Zitat hat sich die Sache schon gelohnt. Vermutlich hilft es, dass das Buch aus einzelnen Kapiteln besteht, die schnell gelesen sind und nicht miteinander im Zusammenhang stehen. Vermutlich hilft es auch, dass Jeeves and Wooster bisher noch nicht vorgekommen sind. Andererseits: Nur nicht namentlich. Denn die Charaktere, die bisher aufgetaucht sind, erinnerten durchaus an Charaktere, die ich schon kannte. Aber es ist ja andererseits auch nicht so recht möglich zu viele lustige Geschichten von leicht vertrottelten, ziemlich schrägen und sehr spleenigen Upperclass Gentlemen zu lesen.