Geisteswissenschaftliche Sachliteratur

Percanta hat auf Twitter gefragt, welche geisteswissenschaftlichen Sachbücher man mögen würde und welche noch fehlen würden. Die Antwort ist mir für Twitter zu lang, aber wozu hab ich denn ein Blog. Also hier erst mal die Liste mit den wissenschaftlichen Büchern, die ich spontan so empfehlen würde.

  • Linda L. Layne, Sharra L. Vostral, Kate Boyer (Hg.): Feminist Technology. Das Buch haben wir im Seminar “Technik und Geschlecht” gelesen. Die Autorinnen schreiben witzig, gut lesbar und spannend. Darum gehts: Können Technik und Technologien feministisch sein? Welche Rolle spielen Tampons, Milchpumpen und Kondome für den Feminismus? Welche verschiedenen Blickwinkel kann man als feministische Frau darauf haben.
  • Gudrun Silberzahn-Jandt: Wasch-Maschine. Zum Wandel von Frauenarbeit im Haushalt. Das Buch ist quasi Kulturanthropologie in Reinform: Feldforschung, etwas historischer Hintergrund, ein Alltagsthema, der Genderforschungs-Blickwinkel. Darum gehts: Die Entwicklung der Waschmaschine und die damit verbundenen Veränderungen der Hausarbeit.
  • Julia Frindte, Siegrid Westphal (Hg.): Handlungsspielräume von Frauen um 1800. Darum gehts: Lebensbereiche in denen Frauen um 1800 agierten. Immer vor dem Hintergrund, welche Möglichkeiten und Freiheiten es gab, außerhalb konventioneller Rollenmuster zu leben.
  • Angela Borchert, Ralf Dressel (Hg.): Das Journal des Luxus und der Moden. Kultur um 1800. Schade dass das Buch zu teuer ist – aber das Bibliotheksexemplar steht jetzt seit über ‘nem Jahr in meinem Regal 😉 Darum gehts: Das Journal des Luxus und der Moden eine historische (Frauen-)Zeitschrift. Eine super spannende Quelle, die richtig viel Spass macht.

Die letzten beiden Bücher sind im Verlag Winter erschienen. Sie sind wunderschön blau. Außerdem kommen beide Publikationen aus dem gleichen DFG-Sonderforschungsbereich “Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800”. Alle Publikationen aus diesem, die ich bisher gelesen habe waren spannend.

  • Astrid Ackermann: London, Paris und die europäische Provinz. Die frühen Modejournale 1770-1830. Ein weiteres Buch aus der Reihe zu meiner Masterarbeit. Darum gehts: Der Titel sagt es quasi. Ackermann analysiert vergleichend verschiedene europäische Modejournale. Speziellen Fokus legt sie dabei auf: Geschmack, Kleidermode, Wohnen, Luxus, die Frage nach Geschlecht und Nation.
  • Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Das Buch muss einfach in einer Liste von mir auftauchen. Fantum seit dem ersten Semester. Wenn man sich mal an Bourdieus Stil gewöhnt hat, dann ist das Buch sogar ziemlich gut lesbar. Außerdem bringt Bourdieu einfach großartige Beispiele. Darum gehts: Bourdieu analysiert wie sich gesellschaftliche Zugehörigkeit ausdrückt, wie sich verschiedene Gruppen abgrenzen. Das Ganze für das Frankreich der 60er.
  • Salman Rushdie: Joseph Anton. Nur teilweise Sachbuch. Rushdie schreibt seine Autobiographie aber das ganze ist so literarisch, dass es auch einen guten Roman abgibt. Macht jedenfalls jede Menge Spass auf weitere Literatur.
  • Virginia Woolf: Ein Zimmer für sich allein. Schon wieder was Feministisches. Aber Woolfs Überlegungen bringen einen heute noch weiter. Darum gehts: Die Frage warum Frauen im Großen und Ganzen eigentlich keine Literatur produziert haben, wie Shakespeare oder andere.
  • Bücher über Fantum. Doctor Who, Sherlock… egal. Da schreiben vor allem Wissenschaftler, die selbst Fans sind, entsprechend sind sie passioniert, aber kritisch und das merkt man den Texten einfach an. Wenn man selbst nicht grade Fan des betreffenden Gegenstandes ist, unter Umständen vielleicht anstrengend zu lesen, aber meistens steckt die Begeisterung an.
  • Ralph Bollmann: Walküre in Detmold. Eine Entdeckungsreise durch die deutsche Provinz. Und plötzlich möchte man wieder mal in die Oper oder wenigstens ins nächste Theater. Darum gehts: Bollmann besucht alle deutschen Opernhäuser. Das sind mehr als es sonst auf der gesamten Welt zusammen gibt. (Ein Hoch auf die deutsche Kleinstaaterei!)

Und dann ist da noch die Frage, was ich gerne lesen würde:

  • Mehr über Serienkonsum und -rezeption. Was machen Leute eigentlich wenn sie fernsehen? Warum machen sie das? In welchen Settings? Wie gehen sie mit Fernsehen um?
  • Was machen eigentlich die ganzen DIY-Leute so? Warum? Wie? Wie wird das finanziert? Was wird genäht, gestrickt, gehäkelt, geschreinert?
  • Mehr Literatur über Literatur, die Lust darauf macht, Literatur besser zu verstehen, Literatur analysiert ohne trocken zu sein…
  • Mehr Literatur über Musik, die mir Musik erklärt. Es gab da mal vom Bayerischen Rundfunk ‘ne CD zur Johannespassion. Die war großartig. Am besten ist so was multimedial. Text fürs Schnelllesen und Hörbeispiele zum Verstehen. Können nicht irgendwelche Musikwissenschaftler mal anfangen dazu zu bloggen? Jemand mit Klavier, der es dann noch vorspielt?

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