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“The Lobster” – absurdes Lieben in Perfektion

Yorgos Lanthimos neuer Film “The Lobster” ist verstörend wie faszinierend zugleich. Wer einen Film über Liebe sehen möchte, der nicht den klassischen Hollywooderzählstrang folgt, ist hier genau richtig.

Der Film “The Lobster” (Der Hummer) startet unvermittelt damit, dass eine Frau aus einem Auto steigt und einen von zwei grasenden Eseln erschießt und anschließend weiterfährt. Es gibt hierfür keine weitere Erklärung später im Film, gibt dem Zuschauer jedoch bereits einen Vorgeschmack auf die Grundstimmung des Films. (Wer den Film sehen möchte, sollte hier zu lesen aufhören.)

David (Colin Farrell) kommt in einem Hotel an, in dem Singles untereinander vermittelt werden. Jeder neuankommender Single hat 45 Tage Zeit einen Partner zu finden unter den anderen Hotelgästen. Damit jeder die gleichen Chancen hat, gibt es für jedes Geschlecht auch die gleiche Kleidung, vier Alltagsroben und eine Galaversion. Die Spielregeln sind klar: Schafft man es nicht innerhalb dieser 45 Tage einen Partner zu finden, wird man in ein Tier seiner Wahl verwandelt. Indem man jedoch “Loners” auf der Jagd erlegt, kann man diesen Tag hinausschieben. Die “Loners”, oder Alleingänger, sind diejenigen, die aus dem System ausgebrochen sind und bewusst allein leben wollen. Dafür müssen sie in Kauf nehmen, nur in den Wäldern eine Heimat zu haben und von den “normalen” Menschen im Hotel gejagt und verachtet zu werden.

Im Hotel werden Verstöße gegen die Spielregeln bzw. Moral geahndet: wer im Singlebereich wohnt, hat kein Recht auf Selbstbefriedigung oder Sex mit einem weiteren Single. Erst wenn man sich offiziell einen Partner ausgesucht hat und in den Paarbereich umziehen darf, hat man ein Recht darauf. Bis dahin erhalten die Singles Schießunterricht, um besser auf den Jagden zu sein und werden instruiert, wieso ein Single – Dasein nur negativ sein kein. Schafft man es und findet einen Partner der zu einem passt, was auf einer simplen Ähnlichkeit wie häufigen Nasenbluten beruhen kann, hat man weitere zwei Wochen Probezeit im Paarbereich. Dann kann man endlich in die Stadt zurück, wo jedoch auch peinlich genau öffentlich geprüft wird, ob man einen Partner hat mittels eines Zertifikats.

Als Zuschauer braucht man erst eine Weile bis man versteht, in welcher Welt man sich bewegt. Irritierend sind zum einen die kalten, blassen Farben, in denen der Film gefilmt ist und zum zweiten die Musik, die durch die Dissonanzen harmlose Szenen unangenehm machen. David fügt sich seinem Schicksal und versucht jemanden ähnlichen zu finden. Nachdem es relativ erfolglos ist, verlegt er sich auf das Taktieren, wie ein Freund von ihm. Dieser gibt vor auch häufig Nasenbluten zu haben, wie eine der jungen Frauen, um als Mensch zu überleben. David gibt vor keine Gefühle zu haben, genauso wie eine der Singlefrauen. Als diese jedoch im Paarbereich merkt, dass es sich um eine Lüge seitens David handelt, will sie ihn direkt zur Hotelmanagerin bringen. Mithilfe eines Zimmermädchens schafft er es sie jedoch in den Transformationsraum zu bringen, in dem sie in ein Tier verwandelt wird. David flieht in die Wälder und wird ein “Loner”.

Dort verliebt er sich in die Kurzsichtige (Rachel Weisz). Doch auch hier ist es strikt verboten jemanden anderen zu zu küssen oder zu lieben und wird vom Anführer der Gruppe (Lea Seydoux) mit Strafen geahndet. Dennoch beginnen David und die Kurzsichtige einen Code zu entwickeln, mit dem sie sich durch Gesten verabreden können zum Sex. Sporadisch machen die Anführerin mit einem Mann, sowie David und die Kurzsichtige einen Ausflug in die Stadt, wo sie die Eltern der Anführerin besuchen. Hier wird der Anführerin auch klar, dass sich David und die Kurzsichtige lieben. Daher macht sie dem ganzen auch Ende, in dem sie die Kurzsichtige unter dem Vorwand die Augen für besseres Sehen lasern zu lassen, blenden lässt. Dies geschieht kurz bevor die beiden aus den Wäldern in die Stadt fliehen wollen.

Doch das bringt die beiden nicht von ihrem Plan ab. Nach einigen Wochen fliehen sie in die Stadt. Da zuvor ihre Gemeinsamkeit in der Kurzsichtigkeit bestand, scheint David entschlossen, sich nun auch zu blenden, sodass sie beide blind sind. Da alle in dem Film sehr unterkühlt und ohne Emotion, fast puppenartig wirken, gibt diese Annäherung zwischen David und der Kurzsichtigen Hoffnung. Dennoch bleibt David mit seiner eigenen Blendung in der gleichen Logik der Hotelgäste: eine simple Gemeinsamkeit bildet die Basis für eine Beziehung.  Der scheinbare Ausbruch aus dem System, da sie obwohl sie Loner sind Gefühle für einen anderen Menschen hegen, bleibt unvollendet.

Am Ende bleibt man ratlos zurück: die einzelnen Versatzstücke ergeben kein kohärentes Gesamtbild. Einziger roter Faden:Das Verständnis von Beziehung ist absolut pervertiert und absurd. Man könnte den Film als Kritik an unserer Gesellschaft sehen, die nach wie vor das Leben in einer Partnerschaft als das erstrebenswerte hochhält. Auch wenn vielleicht an der Modernität des Konzepts der “Ehe” zweifeln mag, so ist doch die Mehrheit der Menschen auf der Suche nach einem Partner. Hotelzimmer werden günstiger als Doppelzimmer und in Restaurants sitzt man auch selten gerne allein. Nur Exzentriker und Mönche sind heute noch tatsächlich anerkannte Singles für immer. Dabei braucht es ja nach Lanthimos gar nicht viel für eine scheinbar funktionierende Partnerschaft: eine oberflächliche Gemeinsamkeit wie häufiges Nasenbluten reicht schon vollkommen aus, dass man in die Familienidylle eintreten kann. Klappt es nicht mehr so gut, erhält man ein Kind (im Film wie in der Realität), dass dann die Probleme verlagert und die Partnerschaft andauern lässt. Tiefergehende Liebe als Akzeptanz des Partners als Ganzes oder der bewussten Entscheidung scheint es nicht mehr zu geben. Man muss, nachdem eine Partnerschaft endet,  schnellst möglich wieder einen neuen Partner finden.

Wer also bereit ist, sich auf zwei Stunden Absurdität einzulassen, wird nicht enttäuscht mit diesem Film.

Filmtipp: Symmetry

io9 ist ja immer gut für Serien, nerdiges Wissen und Popkultur. Heute bin ich dort auf den großartigen Film Symmetry gestoßen. Ein Film, der ab der Mitte “einfach” wieder rückwärts läuft. Und während ich die erste Hälfte noch mit dem Gedanken, “naja, manchmal wirkt das ganz schön angestrengt”, angesehen habe, hat es ab dann plötzlich “klick” gemacht. Vermutlich lag es daran, dass nicht nur die Videospur rückwärts abgespielt wird, sondern auch der Soundtrack. Und dieser ist in der letzten Szene der ersten Hälfte rückwärts und wird dann in der ersten gespiegelten Szene vorwärts. Interessant ist auch, dass die einzelnen Sequenzen nicht einheitlich im ersten Teil “vorwärts” laufen und im zweiten “rückwärts”, sondern dass sich die Spiegelungen über den ganzen Film verteilen.

Despicable Me 2

Alle reden  von Minions. Und ich dachte, ich wäre mal wieder die letze, die den Hype mitbekommt. Kleine gelbe Zyklopen mit Jeanslatzhosen hatte ich durchaus schon an allen Ecken des Internets gesehen. Aber Bilder googlen sich nun mal so schlecht. Irgendwann hab ich es aber dann doch geschafft mal zu googlen. Ich landete bei youtube:

Und dann war ich auch schon selbst angefixt. Klein, gelb, knuffig. Hervorragend albern. Und viel zu gewaltbereit:

Viel zu schnell hatte ich alle Varianten von Youtube-Clips gesehen. Der Film musste her.
Also schnell Despicable Me angesehen und dann ins Kino für Despicable Me 2. Wir gucken Filme ja lieber in der Original-Fassung, ich weiß also auch gar nicht ob die Synchronisation gut ist oder nicht.

Und obwohl ich in der letzten Zeit wirklich viele sehr lustige Momente hatte: Macht Spass. So viel habe ich in zwei Stunden selten gelacht. Die 3D-Fassung ist zwar eher überflüssig, denn es gibt nur sehr wenige Szenen, in denen die 3D-Effekte wirklich ausgenutzt werden. Der Film nutzt den Raum vor der Leinwand nur selten aus, die meiste Zeit wirkt er eher wie plastisches 2D. Aber die Story ist den Kinobesuch dennoch wert. Egal ob es jetzt in Teil eins darum geht den Mond zu klauen und gleichzeitig mit drei frechen, selbstbewussten Mädchen fertig zu werden, die Super-Bösewicht Gru aus versehen adoptiert hat.

Oder ob er in Teil zwei aus seiner glücklichen Familienwelt mit Margo, Edith und Agnes zurück ins Berufsleben kehren muss. Diesmal um auf der Seite der Guten zu arbeiten und großes Übel zu verhindern. Dass er von den Kindern auch noch auf die Suche nach seiner Traumfrau geschickt wird, die sich in Form der ziemlich coolen Lucy für alle außer Gru ziemlich offensichtlich präsentiert. Leider Minuspunkte für kitschiges Hollywood-Rettungs-Ende.

Ach ja und die Minions? Sind irgendwie selbst dann noch süß und niedlich, wenn sie böse und gefährlich sein sollen.

I’m not a Series Junkie: The Palace

Immer wenn ich besonders frustriert bin (die Uni allgemein, der Vortrag nächste Woche im besonderen, das unfertige Kleid, an dem ich heute phänomenal gescheitert bin, das schwüle Wetter, verschlafen, und überhaupt!), stöbere ich gerne durch youtube, um hinterher wieder eine nette britische Miniserie gefunden zu haben, die mich ablenkt und auf bessere Gedanken bringt. Die übliche Vorgehensweise ist dabei, einfach nach was zu suchen, das ich schon kenne und mich von dort aus auf vielversprechende Videos weiter zu klicken.

Auf diese Weise bin ich gestern auf The Palace gestoßen. Die Serie ist ein bisschen wie Downton Abbey oder Upstairs, Downstairs, nur dass sie gleich von der fiktiven britischen Königsfamilie handelt. Rupert Evans spielt den nach dem überraschenden Tod seines Vaters zum König aufgestiegenen Richard IV. Und die Serie begleitet ihn durch die Intriegen und Probleme, die den Beginn seiner Regierungszeit markieren.

Die Serie zählt definitiv zu denen, die ich vor allem wegen der schönen Bilder gucke: Der coole Palast mit seinen elegant ausgestatteten, prunkvollen, bequemen Räumen, die schönen Kleider. Männer in gut geschnittenen, gut sitzenden Anzügen. Und Rupert Evans mit lässiger Haltung und schiefem Grinsen. Hach.

Den Ausgleich hat die Handlung auch durchaus nötig: Denn für meinen Geschmack ist sie zu schnell, enthält zu viele Twists und zu viele seltsame Frauenfiguren. Da wären: Eine durchtriebene ältere Schwester, die selbst gerne Königin wäre, eine Mutter, die mit dem Statusverlust nicht umgehen kann, eine Geliebte, die zum feindlichen Lager gehört, eine Assistentin, die sich natürlich in Richard verliebt, eine jüngere Schwester, die quasi nicht vorkommt. Dass all diese Frauen mal miteinander reden ist sowieso nicht vorgesehen. Ansonsten ist die Handlung aber nicht unspannend, die meisten der vielen Figuren (ob Dienstbote, Persönliche Assistenz oder Königsfamilie) entwickeln sich im Laufe der acht Folgen durchaus im Positiven. Gute Unterhaltung durchaus für frustrierte Freitagabende.

I’m not a Series Junkie: Stolz und Vorurteil

Ich liebe Britische TV-Serien. Angefixt wurde ich definitiv durch die BBC-Miniseries Verfilmungen der  Jane Austen Romane.

Besonders die im Original sechsstündige Verfilmung von Stolz und Vorurteil aus dem Jahr 1995 kann ich nur jedem empfehlen, der den Roman liebt: Es ist eine der besten und originalgetreusten Literaturverfilmungen, die ich überhaupt kenne.

Ich liebe Britische TV-Serien. Angefixt wurde ich definitiv durch die BBC Miniseries Verfilmungen der  Jane Austen Romane. Die im Original sechsstündige Stolz und Vorurteil kann ich nur jedem empfehlen, der den Roman liebt: Dies ist eine der besten und originalgetreusten Verfilmungen, die ich kenne. Denn die Dialoge werden größtenteils wortgetreu aus dem Roman übernommen. Die vielen Briefe werden nicht einfach aus dem Film geschnitten, sondern mit geschickten Überblendungen zwischen Empfänger, Schreiber und Verfilmung geschilderter Ereignisse miterzählt. Und dann die Landschaft, das Licht, die schönen Kostüme!

http://www.youtube.com/watch?v=DaEOj3ub4cw

Überhaupt sind Verfilmungen englischer Romane besonders durch die BBC im Allgemeinen sehr zu empfehlen. Dies gilt nicht nur für Jane Austen, sondern auch für die Brontë-Schwestern oder Agatha Christie.

 

Gelesen und für gut befunden: 19.09.2012

Hausarbeiten bis spät in die Nacht zu schreiben, ist vielleicht nicht die beste Idee, wenn man in den nächsten Tagen zu irgendwas kommen möchte. Da ich das allerdings regelmäßig vergesse, hier die gesammelten Links seit 15.09.:

Was es heißt, ein Mann zu sein (FAZ)

Christian Wulff erlebt gerade, wovor wir alle uns fürchten; dass auf einmal all die Sicherheiten wegbrechen, auf denen unser Leben ruht. Womöglich zeigt ausgerechnet er uns nun, wie wir so etwas überstehen.

Christian Wulff schreibt Buch über harte Zeit nach Bettina Wulffs Buchveröffentlichung (der Postillion)

Sex und behinderte Körper – ein existentielles Limit (F.A.Z. Blog)

Auch behinderte Menschen finden sexuelle Erfüllung, doch so manches Mal zahlen sie einen hohen Preis dafür – und finden kurzes, momenthaftes Glück in bezahlten Armen, Augenblicke sexueller Präsenz, körperlichen Seins ‘trotz’ körperlicher Behinderung.

Frauenberger: EU soll sexismusfreie Zone werden (dieStandard.at)

In einem ersten Resümee der Wiener Watchgroup zeigt sich, dass seither mehr als zehn Beschwerden pro Monat (insgesamt waren es 75) eingereicht wurden.

Gibt es so etwas für Deutschland eigentlich auch?

http://fuckyeahstephenfry.tumblr.com/post/31610824066

YEAH! QI läuft wieder. Und es geht auch gleich darum, warum Dr. Watson doppelt so häufig “ejaculates” wie Sherlock Holmes.

Die kohleske Kanzlerin (spon)

Dabei ist die Wahrheit eine andere: Jenseits der Euro-Krise hat die Merkel-Regierung die Arbeit weitestgehend eingestellt. Etliche ihrer Minister beschränken ihre Amtstätigkeit weitestgehend auf das Verlesen von Grußworten. Die Energiewende wird viel zu langsam in Angriff genommen, Wirtschaftsministerium und Umweltministerium leisten sich haarsträubende Kompetenzgerangel. Es gibt keinerlei Idee, was zu tun ist, wenn auch hierzulande die Wirtschaft in den Sog der Euro-Krise gerät.

 

LOST MEMORIES (French, English Subtitles) from Francois Ferracci on Vimeo.

Obama’s Way (Vanity Fair)

To understand how air-force navigator Tyler Stark ended up in a thornbush in the Libyan desert in March 2011, one must understand what it’s like to be president of the United States—and this president in particular. Hanging around Barack Obama for six months, in the White House, aboard Air Force One, and on the basketball court, Michael Lewis learns the reality of the Nobel Peace Prize winner who sent Stark into combat.

Sehr langer, aber auch ziemlich spannender Artikel über Barack Obama.

NEIN

Und immer noch die Frage, warum überall ein Nein Bedeutung hab, aber in Vergewaltigungsprozessen plötzlich nicht mehr.

Sprachbrocken 37/2012

Nichts gegen die Paläoanthropologie, aber es sei mir verziehen, wenn ich manchmal den Eindruck bekomme, sie sei nur erfunden worden, damit die Literaturwissenschaft keine methodologischen Minderwertigkeitskomplexe entwickelt.

Bösartiges Kichern meinerseits über diesen Satz.

Pornography is entertainment. Pornography is a business. Pornography is not a substitute for sexual education.

Leider ist der Gedanke, dass wir doch schließlich alle Erwachsene sind und Realität und Fiktion unterscheiden können, falsch.

Judith Butler hat den Adorno-Preis bekommen, aber richtig zuzuhören hat dennoch keiner nötig.

Ich mein ja nur

Auf besonderen Wunsch einer einzelnen Dame hier der erste Ratschlag von Anke Gröner:

Du musst nicht auf diese blöden Unipartys gehen. Oder auf die blöden Arbeitspartys. Oder überhaupt auf blöde Partys. Es ist völlig in Ordnung, zuhause auf dem Sofa zu sitzen und ein Buch zu lesen. Und du musst dich auch nicht dafür rechtfertigen, nicht auf Partys gehen zu wollen. Dir entgehen allerdings eventuell ein paar One-Night-Stands.

Wobei ich allerdings nicht so genau weiß, weshalb sie den noch mal extra braucht. Ich möchte ihr (und mir selbst) ja eher diesen empfehlen:

WIRF DEINE UNI-UNTERLAGEN NICHT WEG!

 Und hinzufügen: sondern leg dir ein anständiges und übersichtliches Ablagesystem zu. Auch am Computer!

Lying to be perfect

Beim stöbern in youtube – das kommt in meinem fernsehfreien Haushalt häufiger mal vor, wenn mir langweilig ist – stieß ich durch Zufall auf Lying to be perfect. Und was soll ich sagen:
Ein Film mit dicken! Frauen! Gutaussehenden dicken Frauen.

Nola und ihre beiden Freundinnen sind toughe dicke Frauen, die leider, leider ihr Dicksein als etwas empfinden, hinter dem ihr wahres Selbst nicht zum Vorschein kommen kann. Also beschließen sie abzunehmen. Das ist etwas schade, schließlich sind sie eigentlich sehr erfolgreich und es wäre irgendwie schöner, würden sie ihr Selbstbewusstsein auf andere Art und Weise steigern. Aber Film und Fernsehen sind nunmal leider nicht für Bodyacceptance bekannt.

Immerhin wird das Abnehmen auch durch eine innere Entwicklung begleitet, in der die drei Frauen andere Probleme aufarbeiten, die selbstbewusstes Auftreten verhindern. Denn – und für den Zuschauer wird das recht schnell klar, für Nola leider erst ganz am Ende des Films – egal wie sie aussieht: Nola ist intelligent und kann das, was sie tut richtig gut, ganz egal, wie ihr Körper aussieht.

http://www.youtube.com/watch?v=-Cw-K3fsr-E&feature=youtube_gdata_player

Bachdel-Test: Auf jeden Fall bestanden.

The House of Eliott

Auf der Suche nach einer neuen britischen Serie, die ich mal eben so zwischen durch ansehen kann, stolperte ich neulich auf youtube über The House of Eliott.

http://www.youtube.com/watch?v=n3jbRwCj9fo

Die frisch verwaisten – und plötzlich mittellosen – Schwestern Evangeline (genannt Eve; Louise Lombard) und und Beatrice (Bea; Stella Gonet) müssen sich auf die Suche nach Arbeit machen. Für zwei junge, unausgebildete Frauen zu Beginn der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts keine einfache Sache. Nach einigem Hin und Her besinnen sie sich jedoch auf ihre Fähigkeiten: schon immer haben sie ihre Kleidung selbst entworfen und genäht. Warum also nicht eine Schneiderei aufmachen? So beginnt der Aufstieg zur Haute Couture, der jedoch von unentwegten Problemen begleitet ist: Ein Cousin, der missgünstig ist und den Schwestern weder Selbstständigkeit noch Erfolg gönnt. Die Gesellschaft, die nicht mit jungen erfolgreichen Frauen umgehen kann. Ein Bankier, der das Vermögen der Schwestern in den Sand setzt. Doch immerhin gibt es eine Reihe von guten Freunden, die unbedingte Unterstützung geben und grenzenloses Vertrauen in die Fähigkeiten von Eve und Bea haben: Der Fotograph und Regisseur Jack Maddox (Aden Gillett) und die Freundin und Angestellte Tilly (Cathy Murphy) sind dabei nur die längsten Begleiter.

Die Serie ist bewusst auf Cliffhanger geschnitten: manche Folgen brechen mitten in Szenen ab, so dass man unbedingt sofort weiterschauen muss. In der dritten Staffel wurden mir die Schnitte zwischen Szenen zu schnell. Manche Szenenwechsel dauern nur wenige Minuten, so dass ständig zwischen einzelnen Szenen gesprungen wird. Eine Technik die weder zur dargestellten Zeit, noch zur eher langsamen Entwicklung der Story passt.

Den Bechdel Test besteht diese Serie auf jeden Fall: Die Besetzung der Hauptrollen hat ein  Frauen–Männer–Verhältnis von 2:1. Eve und Bea unterhalten und streiten und diskutieren ständig miteinander über die Fortschritte und nötigen Veränderungen für ihr Geschäft. Auch mit den Angestellten, Kunden und  Freunden sprechen sie über Mode und Arbeit.

Ziemlich beste Freunde

Nach langer Zeit war ich mal wieder im Kino – und während ich die meiste Zeit des Jahres beim Blick ins Kinoprogramm denke “Ja nett, aber dafür 5 bis 10 € ausgeben?” habe ich momentan bei einer Reihe von Filmen das Gefühl: “Cool, muss ich sehen!”

Und nach den begeisterten Berichten im Bekanntenkreis habe ich es nun in “Ziemlich beste Freunde” geschafft.

Das wunderbare am Film ist, dass der locker Umgang Driss’ mit dem vom Hals abwärts querschnittsgelähmten Philippe auch die Zuschauer immer wieder vergessen lässt, dass dieser behindert ist. Obwohl er nichts selbständig unternehmen kann, ist er eben doch ein Mensch mit Gefühlen, Bedürfnissen und Gedanken. Und folglich ist es am Besten, wenn man ihn respektvoll und vor allem normal behandelt. Dass Philippe, der unglaublich viel Geld hat, allerdings in einer sehr privilegierten Lage ist, die all das viel einfacher macht thematisiert der Film nicht. Allerdings hat eine behinderte Person, die sich vom Gärtner bis zur persönlichen Assistentin jeden Bediensteten leisten kann, auch keine Probleme, wenn es um die medizinische Versorgung geht. Ärztin, Bewegungstherapeutin und persönlicher Pfleger erleichtern das Leben ungemein.

Und so tragen eben nicht nur Driss’ Umgang mit Philippe und die schlagfertigen Dialoge sondern auch die gesamte Ausstattung des Filmes dazu bei, dass man sehr gerne vergessen möchte, dass Philippe behindert ist.

Den Bechdeltest besteht der Film nicht. Ganz im Gegenteil. Die toughe, selbstbewusste und gut aussehende persönliche Assistentin Magalie, muss sobald sie in Driss’ Blickfeld gerät, dessen anzügliche Blicke und Bemerkungen über sich ergehen lassen.