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делать покупки: Einkaufen in Russland

Wer als Durchschnittsdeutscher ans Einkaufen in  Russland denkt, wird vermutlich zunächst einmal an sowjetzeitenähnliche trist graue Supermärkte denken. Doch 25 Jahre Marktwirtschaft zeigen Wirkung, wenn auch das Produktangebot durch die aktuellen Sanktionen durch die EU wieder eingeschränkt wird.

Zunächst einmal ist es erstaunlich wie viele Supermärkte bzw. kleine Lebensmittelläden es in einer Großstadt wie St. Petersburg gibt. Vornehmlich im Zentrum gibt es kleine Lebensmittelläden, die meist ein begrenztes Sortiment an alltäglichen Lebensmitteln wie Wurst, Käse und Konserven haben, aber vor allem eine größere Auswahl an Getränken alkoholischer wie nicht-alkoholischer Natur bereithalten. Als Ladenschild dient meist nur eine kleine Leuchtreklame mit der Aufschrift “продукты” [produkty]. Die Preise liegen meist über dem Durchschnitt der größeren russischen Supermarktketten. Daneben gibt es Supermärkte wie “Перекрёсток” [Perekrjostok] oder “Дикси” [Diksi], die sich wohl am ehesten preislich und vom Sortimentsangebot mit den deutschen Edeka oder Rewe vergleichen lassen. Konzeptuell ähnlich zu Aldi scheint mir persönlich “Копейка” [Kopejka].
Daneben gibt es  Hypermärkten, die sich alle außerhalb des Zentrums befinden und nicht selten neben einem großen Einkaufszentrum liegen bzw. darin integriert sind. Beispielsweise “Лента” [Lenta], “О’кей” [Okey] oder auch “Ашан” [Auchan]. Um die Kunden dorthin zu bringen, gibt es teilweise kostenlose Shuttlebusse von den naheliegenden Metrostationen aus.
Die großen Unterschiede zwischen deutschen und russischen Supermärkten liegen zum einem bei den Öffnungszeiten, dem Sortiment und den Verpackungsgrößen.
Während man in Deutschland als Berufstätiger froh sein darf über die Öffnungszeiten bis 20 Uhr der meisten größeren Supermärkte unter der Woche, gibt es hier in St. Petersburg viele Supermärkte, die bis 22 oder 23 Uhr geöffnet haben. Das gilt nicht nur für Werktage, sondern auch am Wochenende. Einige größere Supermärkte sind sogar 24 Stunden, 7 Tage die Woche geöffnet. Dafür öffnen manche erst ab 9 Uhr morgens.
Das Sortiment unterscheidet sich selbstverständlich durch die anderen Essgewohnheiten. Zwar sind russische Supermärkte ähnlich den deutschen aufgebaut, dass heißt das man zunächst einmal die Obst- und Gemüseabteilung kurz nach dem Eingang hat und erst dann wahlweise zu den Frühstücksartikeln und Milchprodukten kommt und erst ganz zuletzt Hygieneartikel und Getränke vorfindet.
Dennoch gibt es große Unterschiede hinsichtlich der Preise und der angebotenen Qualität. In Deutschland ist es in Supermärkten Standard, dass das Gemüse bereits gewaschen angeboten wird. Hier gibt es häufig Gemüse auch ungewaschen angeboten, zum Beispiel Karotten, Rote Bete oder Kartoffeln. Die ungewaschenen Feldfrüchte sind natürlich günstiger als die Gewaschenen. Zudem gibt es einen größeren Umfang an angebotener Qualität. In den Auslagen liegen zum Teil angestoßene Früchte, Obst und Gemüse verschiedenster Größen oder sehr reife Früchte, wie braune Bananen oder sehr kleine Auberginen. Preislich sind vor allem relativ regional vorhandene Gemüse – und Obstsorten günstig, wie z.B. Weißkohl, Kartoffeln, Karotten, Rote Bete oder Äpfel. Paprika, Tomaten oder Gurken hingegen sind im Vergleich dazu jedoch teuer. Zum Beispiel, kann man 1 Kilo Kartoffeln für 15 Rubel bekommen, während Paprika 114 Rubel kosten. Selbstverständlich spiegelt der Preis auch saisonale Verfügbarkeit von Gemüse – und Obstsorten wider.
Insgesamt scheinen mir die Preise jedoch im Vergleich mit Deutschland im Schnitt höher. Sobald man mehr als die Standardprodukte (wie z.B. Eier, Milch, Mehl…) kauft, wird die Rechnung deutlich höher. Vor allem wenn man sich Preise für Fleisch, Wurst und Käse anschaut. Dies hängt einerseits sicherlich mit den Sanktionen der EU gegenüber Russland zusammen. Andererseits sprechen folgende Zahlen aber auch für sich: während in Deutschland Haushalte im Schnitt rund 13 % für Lebensmittel ausgeben, gehen in Russland rund 28% vom Budget für Lebensmittel weg. Das würde auch mein Gefühl erklären, ständig sehr viel für Lebensmittel auszugeben.
Ein weiterer Stolperstein für einen Deutschen ist das aufgedruckte Datum. Während in Deutschland meist nur das Mindesthaltbarkeitsdatum abgedruckt ist, findet man in Russland häufig auch (nur) das Produktions – bzw. Abfüllungsdatum abgedruckt. So muss man tatsächlich immer prüfen, welches Datum nun gemeint ist.
Außerdem haben Verbraucherverbände hinsichtlich der Preistransparenz in Deutschland schon ganze Arbeit geleistet. Oft stehe ich vor dem Preisschild und suche zunächst nach einer Angabe, ob der Preis z.B. bei Obst je 100g oder pro Stück ist. Während in Deutschland anschließend noch der Kilopreis angegeben ist des Produkts, fällt das in Russland komplett weg. Daher muss man manchmal ganz genau hinschauen, ob das Produkt denn nun günstig ist oder im Rahmen liegt. Denn die angebotenen Verpackungsgrößen sind häufig ungerade Größen, z.B. statt 1 kg nur 900g Zucker, statt 200g löslicher Kaffee nur 180g. So fällt der Preisvergleich im Geschäft sehr schwierig aus und findet bei Zeitnot meist gar nicht statt.
“3 zum Preis von 2” – Aktionen sind beliebt, genauso bei Diksi beispielsweise ausgewählte Aktionsartikel noch einmal extra an der Kasse jedem Kunden angeboten werden.
Wer eine größere Gemüse – und Obstauswahl möchte, kann auch noch auf einen der Märkten gehen. Allerdings muss man hier zumindest Grundkenntnisse in Russisch haben, um entsprechend bestellen und reagieren zu können.

 

Liebeskummer für einen Ort

Als ich zum Studium nach Göttingen gezogen bin, hatte ich das große Glück die für mich perfekte Wohnung zu finden. Eineinhalb Zimmer im Dachgeschoss einer Ostviertel-Villa. Tauben und Student*inn*en wohnen unter dem Dach. Sie war wie aus einem Studentenroman. Mit Dachschrägen und Kompromisslösungen, die sie überhaupt erst finanzierbar machten. Mein Badezimmer ging direkt in mein Schlafzimmer über und mein Waschbecken war auf dem Flur, der direkt ins Treppenhaus führte und wo auch die anderen Bewohner durch mussten um zum Wäscheboden zu kommen, aber das war egal. Ich hatte keine echte Küche, aber eine perfekte Lösung mit Minikitchen inklusive Backofen und Ceranplatten und Spülschüsseln, um im Waschbecken auf dem Flur mein Geschirr zu spülen. Mein Papa hatte mir das perfekt angepasste Küchenregal mit eingebautem Tisch geschreinert.

Durch die drei Fenster des großen Zimmers – Küche, Wohn- und Arbeitszimmer in einem – konnte ich direkt auf einen wunderschönen großen Garten und den Park blicken. Ich hatte die perfekte 30-Minuten-Spazierroute durch Park und Stadtwald, die nicht zu lange dauerte, um völlig aus meinen Gedankengängen zu fallen, aber meinen Kopf frei machte.

Im Sommer war es unter dem Dach fast zu heiß und im Winter konnte ich nicht ohne extra Pulli über den Flur von der Wohnarbeitsküche ins Schlafbad gehen ohne zu frieren. Dafür war der Weg in den Park mit eiskaltem Flusslauf nur ein Katzensprung und kuschelige Decken und warmer Kakao sind im Winter sowieso eine gute Lösung.

Ich hatte die liebste Nachbarin der Welt, bei der ich schon mal ein Ei leihen konnte und mit der zusammen ich ein Milchabo hatte. Und die immer für fünf Minuten oder auch eine Stunde Gespräch zwischen Tür und Angel bereit war. Und auch wenn mein Zimmer nicht groß war – acht Leute zur Teestunde passten doch gerade so rein und machten es erst so richtig gemütlich.

Mein Schlafzimmer war der perfekte Rückzugsort. Die Dachschrägen machten es zur kuschligen Höhle, die rote Wand tat ihr Übriges. Nur die Sterne konnte ich nicht durchs Dachfenster zu beobachten, dazu war es zu klein. Aber der prasselnde Regen darauf war oft genug meine beruhigende Einschlafmusik.

Aber am wichtigsten war doch: Es war mein Zuhause. Ich konnte allein sein, wenn ich wollte oder Freundinnen einladen, wenn ich Lust auf Gesellschaft hatte. Ich hatte mein Bett, meinen Schreibtisch und meine Küche an einem Ort. Meine Bücher waren da, wo ich war. Das Bad und die Küche waren MEINS. Auch wenn sie nicht perfekt und eher provisorisch waren. Nicht alle Möbel gehörten mir, aber die, die da standen, hätten genauso gut von mir ausgesucht sein können. Sie erinnerten mich an die Möbel zuhause bei meinen Eltern. Ich hatte einen gelben Teppich, eine blaue Decke über dem Sofa und Holzmöbel, die dass Zimmer warm machten. Vielleicht schien es so kleiner als mit weißen und schwarzen Möbeln und glänzendem Stahl, aber dafür war es nicht kalt und steril. Die Wohnung passte genau so, wie sie war, zu mir. Sie war praktisch und gemütlich, warm und kuschelig, klein aber fein. Sie konnte Kompromisse eingehen, die sich als hervorragende Lösungen herausstellten.

Anders als in der WG, in der ich jetzt arbeite, waren Dreck und Unordnung wenigstens mein Chaos. Anders als beim Wohnen bei meinem Freund, hatte ich selbst mir den Ort ausgesucht und eingerichtet. Ich hatte meine Plätze. Und die Dinge, die ich besaß, waren an einem Ort. Nichts hasse ich momentan so sehr, wie das Gefühl zwischen zwei Orten zerrissen zu sein, an keinem wirklich zu leben, nirgends zu 100 Prozent zuhause zu sein. Nichts vermisse ich immer und immer wieder so sehr wie diese erste eigene Wohnung, die meine war und das beste erwachsene zuhause, das ich mir vorstellen kann. Noch immer – weit über ein Jahr, nachdem ich ausziehen musste – ist diese Wohnung der Ort an den ich mich zurückwünsche, wenn es mir nicht gut geht.

Ich habe über ein Jahr gebraucht, um an dem Haus, in dem diese Wohnung war, wieder vorbei gehen zu können. Wenn ich länger an sie denke, fällt es mir immer noch schwer, nicht in Tränen auszubrechen. Ich glaube ich habe immer noch Liebeskummer nach dieser Wohnung.

Eine Nähmaschine!!!

Das beste Geburtstagsgeschenk seit langem! (Es ist jetzt fast zwei Wochen her, aber sobald ich dran denke, dass ich jetzt eine eigene Nähmaschine habe, möchte ich noch immer Luftsprünge machen.)

Nähmaschine – verpackt. Ein super Geburtstagsgeschenk!

DANKE an Mama, Papa, Oma M., Opa M., Oma W., Opa W., Schwester, Bruder 1, Bruder 2, Freund. Ich hoffe euch ist klar, dass ihr zu Weihnachten alle selbstgenähte Textilien bekommt:)

Die schon erwähnte freie Zeit seit der Abgabe meiner Masterarbeit habe ich jedenfalls genutzt um fleißig zu nähen. Um die Nähmaschine erst mal kennen zu lernen habe ich mir zunächst was einfaches ausgesucht und eine Nackenrolle genäht.

Nackenrolle im Affendesing

Ich liebe ja bunte Stoffe! Und Farben. Und Muster. Solange ich mir selbst aussuchen kann, was drauf ist. Die Affen wären jetzt nicht meine erste Wahl gewesen, aber das Kissen ist ja auch nicht für mich <3.

Für mich ist dagegen eine Stiftrolle. Seit langem ärgere ich mich ständig darüber, dass ich meinen einen teuren Füller immer in einem Extrakästchen mit mir rumschleppe, weil ich nicht möchte, dass er in meinem Schlampermäppchen voller Kram zerkratzt. Aber irgendwie ist mir keine gute Lösung eingefallen. Dann stolperte ich bei der Suche nach Geburtstagsgeschenken auf Dawanda über hübsche Stiftrollen. Die Idee war zwar prinzipiell klasse, aber leider nutze ich normalerweise viel zu viele Stifte, um sie alle in einzelne Fächer zu packen. Und eine Rolle mit integriertem Mäppchen gab es nicht. (Inzwischen weiß ich auch warum.) Also dachte ich, naja, das muss doch ganz einfach gehen und habe ein Schnittmuster entworfen. Hübscher Stoff war auch schnell gefunden und das Produkt sieht so aus:

Stiftrolle, mit Schlampermäppchen und Extrafächern für Füller und Kleinkram

Stiftrolle geschlossen

Inzwischen weiß ich auch, warum es so was nicht zu kaufen gibt: Der Schlampermäppchenteil der Stiftrolle ist kaum zu nähen, weil man an alle Stellen nicht ordentlich hin kommt, nicht auf links (also von innen) arbeiten kann, da man dazu das Mäppchen umstülpen müsste, was wegen des langen Stoffteils aber nicht geht. Praktisch ist es trotzdem. Und ich liebe die Stoffkombinationen. Es passt perfekt zu mir!

Arbeitsmoral an Sommersonntagen

So als Geisteswissenschaftlerin ist das Arbeitsleben ja auch nicht so einfach. Deadlines liegen aus fiesen Gründen immer so, dass man das Wochenende mit arbeiten beschäftigt ist. Es sei denn man gehört zu den seltenen Menschen, die erst einen Plan machen und sich dann dran halten. Aber wer tut das schon.

Beim aktuellen Sommerwetter ist es gleich doppelt schwierig am Sonntag drinnen zu sitzen, sich zu konzentrieren und anspruchsvollen, wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Text zu produzieren. Die aktuelle Seitenzahl ist mangels Konzentrationsvermögen jedenfalls viel zu niedrig.

Da half es auch nicht den Arbeitsplatz zwischenzeitig nach draußen an den ums Eck vorbeifließenden Bach zu verlegen.

sommerlicher Arbeitsplatz

sommerlicher Arbeitsplatz

Da war es zwar idyllisch und gar nicht so laut. Aber andere Menschen, die man beobachten konnte waren trotzdem da.

Am Wasser arbeiten

Am Wasser arbeiten

Haiku

Aus Geburtstagsfeiervorbereitungsgründen beschäftigen wir uns hier gerade unter anderem intensiv mit Lyrik. Dabei kommt dann so was raus:

ich denke auch oft

haikus wären auch ganz nett

doch dann geb ich auf

das problem damit

ist doch, dass ich gar nicht weiß

wies eigentlich geht

doch, tust du ja schon

denn offensichtlich hast du

ganz richtig gezählt

frag google sagt sie

und landete bei wiki-

pedia. Ach was.

 

Über das Musizieren

Selbst gemachte Musik spielt in meinem Leben ja schon so lange ich denken kann eine Rolle. Als ich ganz klein war, gab es bei uns eine Heimorgel, die nach einem Umzug aus Platzgründen durch ein Klavier ersetzt wurde. Mit sechs Jahren habe ich angefangen Blockflöte zu spielen – nachdem mein Bruder und ich vorher schon jahrelang mit Stricknadeln die Zauberflöte dirigierten und mit besonderer Vorliebe im Auto die Arie der Königin der Nacht schmetterten.

In der ersten Klasse wollte ich schließlich Geige lernen – ein Instrument bei dem ich mit unterschiedlichem Übe-Eifer bis heute geblieben bin. Sehr viel später, die Geige klang für sich so alleine, alle anderen in meiner Klasse am musischen Gymnasium spielten es eh, kam dann noch das Klavier hinzu. Ebenfalls mit stark schwankendem Engagement, was das Üben betraf. Denn leider ist es ja so: Ich möchte weder Geige noch Klavier üben. Ich möchte Geige und Klavier spielen. Nicht hervorragend, schon gar nicht professionell, aber mit akzeptablem Mittelmaß so, dass es Spass macht. Gerne auch zusammen – bloß nicht so, dass ich alleine damit auftreten muss.

Ich liebe Musik. Aber ich höre kein Radio, kaum die Lieder in meiner iTunes-Bibiliothek, außer ein bisschen Bach, wenn ich mich konzentrieren muss, aber eigentlich ganz unkonzentriert bin. Zu viele Geräusche um mich rum machen mich hibbelig und ich konnte mich eigentlich noch nie gut konzentrieren, wenn irgendwas nebenher läuft. Ich werde allerdings – und das habe ich gerade mal wieder ganz besonders stark gemerkt – auch hibbelig und nervös, unausgeglichen und gestresst, wenn ich keine Musik mache.

Manchmal bedauere ich ja sehr, dass das, was früher Hausmusik war, mit dem Aufkommen von Schallplatten, Radio und allen anderen Methoden professionelle Musik aufzuzeichnen und distribuieren, irgendwie ausgestorben ist. Dass es nicht mehr nötig ist, sich zusammenzusetzen und gemeinsam zu singen und zu musizieren, damit Musik ins Leben der Menschen kommt. Dass die wenigsten Leute, die ich kenne, sich spontan hinsetzen und mehrstimmig stundenlang singen können. Aus dem Kopf. Natürlich ist das eine wunderbare Bereicherung für alle, denen es nicht möglich wäre selbst zu lernen, wie man musiziert. Natürlich gibt es immer noch genug Menschen, die sich hinsetzten und gemeinsam Musik machen. Und natürlich ist es mein besonderes Spezialproblem, dass ich mich nur selten mit Pop und Rock erwärmen kann und schon allein bedingt durch die Wahl meiner Instrumente, eher am klassischen Repertoire interessiert bin. Dass ich kein Bandmitglied bin und auch nie eines sein wollte. Aber manchmal bedauere ich doch, dass ich so wenig Menschen kenne, die nur für das persönliche Vergnügen, ohne den Ehrgeiz perfekt und schnell aufführungsreif zu sein Musik machen möchten.

Natürlich spiele ich trotzdem im Orchester (und singe im Chor), aber dabei geht es doch immer um die nächste Aufführung als Antrieb und Motivation. Und wenn etwas nicht klappt, nicht perfekt genug ist, dann sinkt schnell die Frustrationstoleranz und die Stimmung. Dann wird vergessen, dass das gemeinsame Zusammenspiel in jeder viel wichtiger ist, als die eine Aufführung am Ende des Semesters (und auch viel effektiver, wenn es darum geht, dass das Endprodukt schön und gefällig wird).

Ich möchte Stücke spielen und gemeinsam oder abwechselnd immer wieder an der selben Stelle scheitern. Drüber hinweg spielen. So lange von vorn anfangen, bis es doch ganz gut klingt. Gemeinsam spielend üben, statt stur alleine in meiner Kammer zu sitzen. Lieblingsstellen haben, die nur im Zusammenspiel herzzerreißend schön klingen. Ich möchte, dass egal sein darf, wenn sich eine auch nach dem 100. Mal noch immer verspielt. Ich möchte gemeinsam drüber lachen, dass wenn eine die Stelle endlich kann, sich promt die andere verspielt. Ich möchte keine Konzerte geben, nicht stundenlang üben müssen, bevor ich mich überhaupt mit jemandem treffen kann, um zusammenzuspielen. Ich möchte Musik machen und nicht üben. Gemeinsam. Denn das mit der Geige kann ich leider besser, aber alleine klingt sie mir nicht harmonisch genug. Gemeinsam. Denn auch wenn ich kein Publikum brauche: Es ist viel schöner, wenn nicht nur man selbst sich hört, wenn man sich nicht nur selbst hört. Ich möchte Stücke spielen, die leicht genug sind, dass sie irgendwie vom Blatt spielbar sind, so dass man zusammen dran arbeiten kann, dass sie auch schön werden. Die nicht die Technik herausfordern, sondern das Gefühl für Zusammenspiel und Klang.

Ich möchte gemeinsam Musik machen. Weil gemeinsam glücklich macht. Weil Musik machen glücklich macht.

Mein selbstgenähtes Kleid

Jetzt mit Update:

Mein Kleid ist fertig!

Trotz Frust mit dem Reißverschluss und großem Gejammer hab ich es geschafft mein Kleid viel schneller fertig zu nähen, als ich gedacht hätte. Dank Spezial-Reißverschlussfuß ging es am Ende dann doch ganz einfach und schnell.

 

Mein erstes selbstgenähtes Kleid

Mein erstes selbstgenähtes Kleid

Die Schnitte für die nächsten Projekte sind schon besorgt. Damit ich konstant überfordert bleibe, wage ich mich gleich mal historische Schnittmuster. Immerhin träume ich schon ewig von dem perfekten Empirekleid.

 

Update: Jetzt auch mit Foto. Eigentlich hatte ich ja auf etwas Sonne und ein echtes Sommerfoto gehofft. Eigentlich wollte dachte ich aber auch, dass ich nicht zu doof wäre den Blogeintrag im Voraus zu schreiben, automatisch zu veröffentlichen und das Foto zu vergessen.

Filmtipp: Parade’s End – Der letzte Gentleman

Beim Blättern durch das Arte+7 Programm bin ich über die BBC Mini-Serie “Parade’s End – Der letzte Gentleman” gestolpert.

Für alle, die englische Serien, Benedict Cumberbatch und historische Dramen mögen ein ganz wunderbarer Filmtipp (läuft noch bis Freitag den 14.06.)

Und jetzt muss ich leider weiter fernsehen.

Ach so: Bechdel Test bislang knapp bestanden.

Nähkurs

Ein Schnittmuster finden

Ich finde den aktuellen Handarbeits- und diy-Trend ja großartig. Dinge selbst zu machen, ist für mich viel befriedigender als sie einfach nur zu kaufen. Außerdem habe ich unruhige Hände, die eigentlich immer Beschäftigung brauchen, damit ich mich konzentrieren kann. Ob das jetzt sinnloses Gekritzel in Seminaren ist oder ein ein Nadelspiel beim Fernsehen: Sind meine Hände leer werde ich zappelig. Und auch wenn Nähen dann doch noch mal eine andere Liga ist, zumindest ein paar Grundkenntnisse wollte ich haben. Gerade auch, weil ich Selbernähen für eine gute Alternative zum Kauf unter dubiosen Bedingungen hergestellter Kleidung halte. (Wer zum Thema etisch korrektere Kleidung und allgemein verantwortungsbewussterem Leben weiter lesen möchte, sei hier auf Isabel Bogdans Überlegungen verwiesen) Natürlich ist auch hier die Lage nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick scheint, schließlich werden auch Stoffe irgendwo unter Bedingungen hergestellt, die alles andere als optimal sind.

Zuschneiden

Nach lagem hin und her (und jeder Menge selbst erzeugten
Chaos) habe ich es in diesem Semester dann geschafft, mich für einen
Nähkurs anzumelden. Zum Glück beherrsche ich, dank nähfertiger Mutter, einige Grundkenntnisse: einen Schnitt lesen, das Schnittmuster auf den Stoff stecken, zuschneiden – das alles hatte ich immerhin schon in Ansätzen gemacht.

Nähen

Aber nähen? Der letzte Versuch scheiterte an meiner Unfähigkeit mit einer Nähmaschine auch nur eine gerade (oder zumindest auf die richtige Weise gebogene) Naht zu nähen und wurde frustriert abgebrochen. Doch für diesen Versuch hatte ich mir nicht mehr oder weniger egale Dekogegenstände, sondern einen tollen Kleiderschnitt und sehr hübschen Stoff besorgt. Mein Ehrgeiz war also mehrfach angestachelt. Und tatsächlich! Nachdem ich meinen Schnitt aus- und den Stoff zugeschnitten hatte, machte es diesmal richtig Spass mit dem Nähen zu beginnen. Mit etwas Konzentration und großer Bereitschaft jede falsche Naht aufzutrennen, habe ich an zwei Tagen ein halbfertiges Kleid genäht. Das dafür vermutlich zwei Mal;)

Kleid fertigstellen

Jetzt fehlen an meinem Kleid allerdings noch der Reißverschluß und der Saum – und mir die eigene Nähmaschine. Das halbfertige Kleid im Schrank hängennzu haben ist leider etwas demotivierend. Vor allem, weil ich genau weiß, dass je länger das Kleid dort hängt, desto größer die Wahrscheinlichkeit wird, dass ich es nie selbst beenden werde.

Zitate aus der Wissenschaft 3

Ein Aufsatz über Mythen in technischen Museen. Zuletzt wurde der “Otto-Hahn-Tisch” beschrieben, der für die Präsentation der Entdeckung der Kernenergie die verschiedenen Instrumente und Apparaturen zusammenstellt, die für die Entdeckung der Urankernspaltung nötig waren.

Mit solch primitiver Technik und deshalb wahrscheinlich phantastischer geistiger Leistung wurde das 20. Jahrhundert erschüttert. Man könnte fragen, warum dieses Objekt nicht – der Historie gemäß – aufgelöst und kommentiert wird. Vielleicht sollte man das tun. Doch ist es von Fritz Straßmann und Otto Hahn selbst nach dem Krieg aus den Resten zusammengestellt worden, die die totale Zerbombung in Berlin übriggelassen hatten. Die Wissenschaftler selbst haben ihren Mythos komprimiert.

Es gab zum 50jährigen Jubiläum der Urankernspaltung 1988 eine Ausstellung in Berlin, die – auch im Deutschen Museum übernommen – die Geschichte wesentlich sorgfältiger aufrollte. Sie kostete einiges Geld und viel mehr Platz, und sie verhinderte (wahrscheinlich) die mythische Wirkung nicht: In Berlin wurde sie von Chaoten teilweise zerstört, die sie als Symbol der verhaßten Kerntechnik verstanden – in München stand sie unter ständigem Polizeischutz und war unerwartet stark frequentiert. (Jürgen Teichmann: Wissenschaftlich-technische Museen)

Außerdem mal wieder Foucault. Diesmal ein wundervoller Satz in der Version, die ich lese, wenn ich versuche zu verstehen, was der gute Herr mir sagen möchte:

1. Wir haben es gesehen, und es ist wahrscheinlich nicht nötig, darauf zurückzukommen: wenn man von einem Formationssystem spricht, denkt man nur an das Nebeneinanderstellen, die Koexistenz oder die Interaktion von heterogenen Elementen (Institutionen, Techniken, gesellschaftlichen Gruppen, perzeptiven Organisationen, Beziehungen zwischen verschiedenen Diskursen), sondern an die Herstellung einer Beziehung zwischen ihnen – und zwar in einer sehr bestimmten Form – durch die diskursive Praxis. (Foucault. Archäologie des Wissens)